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Alt 18.03.2023, 11:25   #1026  
Fauntleroy
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Moin,
zählt der auch als "Klassiker" ?
Wie angelt man sich einen Millionär ?

habe den bestimmt schon 2 - 3 x gesehen und ist für mich auch einer der Filme die mir recht gut gefallen. Ist auch einer mit Marilyn Monroe

Filminhalt Kurzfassung:
3 Modells sind auf der Suche nach einem Reichen Mann zum Heiraten. Mieten sich dafür ein Appartment beim Central Park und machen sich auf die Suche. Sind natürlich 3 sehr Unterschiedliche Frauen die eben der Job und die Suche miteinander verbindet.
Das ganze findet natürlich ein "gutes" Ende und für mich ist die Szene am Ende im Imbiss die Beste

Filminhalt Langfassung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wie_an...lion%C3%A4r%3F


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Alt 18.03.2023, 11:25   #1027  
Peter L. Opmann
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@ Marvel Boy: Mich wundert, daß "nach einer Geschichte von Philip K. Dick" so ein Markenzeichen in Hollywood geworden ist - aber erst knapp zehn Jahre nach "Blade Runner".

Okay, bei Dick sind eine Menge unverbrauchte SF- und Thriller-Ideen zu finden. Aber man muß seine Stoffe immer fürs Kino dramatisieren. An Spannung war er nicht so interessiert.

@ Fauntleroy: Hier darf jeder selbst bestimmen, was für ihn ein Klassiker ist.

Ich würde mich folgender Kritik anschließen, die ich in wikipedia gefunden habe:

Zitat:
Vielleicht ist der Film inzwischen ein wenig betagt, aber er zählt zu jenen, die dabei nicht an Charme verlieren.

Geändert von Peter L. Opmann (18.03.2023 um 11:31 Uhr)
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Alt 18.03.2023, 11:40   #1028  
Fauntleroy
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Moin,
mit Easy Rider konnte/kann ich auch nicht soviel Anfangen. War mir teilweise zu Überdreht und den Szenen im LSD Rausch waren auch nichts für mich.

Zitat:
Phantom: Dieser grundlose Hass der „einfachen“ Leute auf Menschen, die einfach nur ihren Traum verwirklichen und in Ruhe gelassen werden wollen und andere Leute in Ruhe lassen, ist verstörend, aber keineswegs auf die Gesellschaft in den USA beschränkt und heute in anderen Zusammenhängen (Stichwort LGBTQ) immer noch präsent.
Also den Vergleich sehe ich jetzt nicht so. Wenn jemand in Ruhe Leben will und andere auch in Ruhe lässt, dann passt das .
Lebe selber nach dem Motto: wenn du selber Ruhe willst, dann laß die anderen auch in Ruhe.
Wenn man mir aber (wie in letzter Zeit SEHR vermehrt aufkommend) weissmachen will (besonnders in der Werbung) das es scheinbar nur noch Gemischte Paare/Ehen, Homopaare, Gemischte Homopaare usw gibt, dann geht es mit der Zeit (mir) doch auf die außenliegenden Geschlechtsteile.
Es soll jeder mit seinem Verständniss für ein zufriedenes Leben glücklich werden, aber mach nicht so ein Trara darum.
Um mich herum sind auch nicht irgendwelche Tänzerinen und Fanfarenbläser (damit meine ich im übertriebenen Sinne die Medien) die mich Lobpreisen weil ich Hetero bin.

Zitat:
Phantom: Die Szenen auf dem Friedhof in New Orleans verstehe ich dabei immer noch nicht so ganz




Geändert von Fauntleroy (18.03.2023 um 11:48 Uhr)
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Alt 19.03.2023, 16:43   #1029  
Nante
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Ein Film, den ich mir trotz seiner monumentalen Länge von 4h (!) immer wieder mal gern anschaue ist „Gettysburg“ (1993) von Ronald F. Maxwell. Für mich ist er neben „Waterloo“ v. S. Bondartschuk und „Die Brücke von Arnheim“ von R. Attenborough der gelungenste Kriegsfilm der Vor-CGI-Ära.

Der Film schildert die dreitägige Schlacht (manche sagen Entscheidungsschlacht) am gleichnamigen Ort im Sezessionskrieg Anfang Juli 1863 und obwohl auf einem Roman (The Killer Angels von Michael Shaara) beruhend, entfaltet er eine manchmal fast dokumentarisch anmutende Optik. Das liegt natürlich auch daran, daß man einesteils am Originalschauplatz drehen konnte, andererseits auch auf Tausende Reenactment- Darsteller zugreifen konnte.

Die Handlung zu schildern, wäre ein vergeblicher Versuch. Kurz gesagt, behauptetet sich die nördliche Potomac-Armee unter General Meade drei Tage lang gegen die Angriffe der südlichen Nordvirginia-Armee unter General Lee, deren Angriffskraft danach für immer gebrochen war.

Obwohl Maxwell unzähligen historischen Personen ihren Auftritt zugesteht, konzentriert er sich doch auf wenige antagonistische Hauptfiguren.
Auf der Südseite ist es der bis dahin unbesiegte Kommandeur Lee (Martin Sheen), der im Laufe der drei Tage immer ersichtlicher seinem eigenen Mythos erliegt und am Ende seine letzten Truppen in der berühmten „Picketts Charge“ gnadenlos „verheizt“.
Ihm zur Seite seine rechte Hand Longstreet (Tom Berenger), der vergeblich versucht, ihn davon abzuhalten. Außerdem noch der Brigadekommandeur Armistead (Richard Jordan), der bei diesem Angriff fällt, vorher aber lange darüber sinniert, wie es kommen konnte, daß er nun so vielen alten Freunden gegenübersteht.

Auf der Gegenseite ist es der frisch ernannte Regimentskommandeur Chamberlain (Jeff Daniels), der am zweiten Tag fast im Alleingang mit seinem dezimierten Regiment den Durchbruch der Südstaatler verhindert. Chamberlein ist von starken Zweifeln an seinen eigenen Fähigkeiten geprägt (Kein Wunder, war er doch noch vor kaum einem Jahr Professor an einer Universität) aber gleichzeitig nie Zweifel an der Gerechtigkeit der (freilich recht abstrakten) nördlichen Sache hegt. Wenn es in diesem Film eine Hauptrolle gibt, ist es die von Daniels.

Da man sich Anfang der 90er noch nicht vorstellen konnte, Statuen von Südstaatlern umzuschmeißen, bekommen beide Seiten ausreichend Gelegenheit ihre Meinung zum Konflikt darzustellen, wobei allerdings auch damals schon die Argumente der Südstaatler recht hohl klingen.

Daß man so einen Stoff auch vermurxen kann, zeigt meiner Meinung nach ausgerechnet auch Maxwell im Prequel „Gods und Generals“ 10 Jahre später, wo man ihm sicher nicht zu Unrecht eine südstaatenfreundliche Geschichtsklitterung vorgeworfen hat. Daß einige Hauptdarsteller inzwischen 10 Jahre älter waren, hat dem Film sicher auch nicht geholfen.

In Deutschland war der Film nicht im Kino zu sehen, was in mir noch heute eine Mischung aus Ärger (Viele Bilder wirken auf der großen Leinwand sicher besser.) und Erleichterung (Vier Stunden nur der Film! Ob ich das Durchgehalten hätte?) auslöst.
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Alt 19.03.2023, 17:08   #1030  
Peter L. Opmann
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Oh, das ist ja auch ein ungewöhnlicher Filmtip (ich denke, Ihr seht das bei manchen meiner Besprechungen wohl ähnlich).

Das scheint eher ein Fernsehfilm zu sein, jedenfalls wurde er ursprünglich von der ABC produziert. Wenn ich an die alten ZDF-Weihnachtsvierteiler denke, ist "Gettysburg" gar nicht übermäßig lang.

Ich kenne den Film nicht, aber sowohl Martin Sheen als auch Jeff Daniels sehe ich gern. Sieht so aus, als ob da überhaupt keine Frauen mitspielen - klar, damals gab's noch keine Soldatinnen. In Deutschland gibt's, wie ich lese, den Director's Cut auf DVD (271 Minuten).
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Alt 20.03.2023, 06:23   #1031  
Peter L. Opmann
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„Paycheck“ (2003) von John Woo hat für mich eine etwas lustige Vorgeschichte: „Minority Report“ habe ich im Kino gesehen, aber dieser Film ist meiner Aufmerksamkeit entgangen. Als ich dann mitbekam, daß es noch eine Dick-Verfilmung gibt, hoffte ich, daß ich die DVD finde (ich kaufe nicht im Internet ein, und Streaming war da noch nicht aktuell). Einige Zeit später stieß ich tatsächlich auf den Film, aber zuhause mußte ich feststellen, daß ich mich vertan hatte. Ich hatte „Payback“ gekauft, einen ziemlich brutalen, ansonsten aber belanglosen Gangsterfilm. Ich mache das sonst nicht, aber diese DVD habe ich in einem Gratis-Buchregal entsorgt. Dann habe ich „Paycheck“ auch noch gefunden – diesmal habe ich genauer hingesehen.

Der Vergleich der beiden Filme ist ganz interessant. Auch in diesem Fall habe ich die Dick-Story (diesmal eine sehr frühe von 1952) nicht und kann sie mit dem Film nicht vergleichen. Man muß sagen, daß „Paycheck“ (der Film) voller logischer Unebenheiten und auch einiger Fehler ist, was bei dem Spielberg-Film jedenfalls nicht auffällt. Aber ich finde ihn unterhaltender. Er ist geradliniger inszeniert und mehr auf Action zugeschnitten. Man darf über die Handlung nicht allzu viel nachdenken, aber Hitchcock hat auf die Logik auch nicht viel gegeben, wenn er Suspense erzeugte.

Ben Affleck ist ein IT-Spezialist, dessen Aufgabe darin besteht, erfolgreiche Software anderer Firmen zu kopieren. Da das natürlich ungesetzlich ist, wird immer, wenn er ein vielversprechendes Programm geklaut hat, von seiner Firma seine Erinnerung an die Zeit, in der er daran gearbeitet hat, durch Erhitzen des Gehirns (?) gelöscht, normalerweise sind das wenige Wochen oder Monate. Dann aber bietet ihm sein Chef (Aaron Eckhart) ein großes Projekt an, mit dem er mehrere Jahre beschäftigt sein wird. Dafür soll er aber ein außerordentliches Salär von 90 Millionen Dollar erhalten. Im nächsten Moment ist der Job erledigt, und Affleck fehlen drei Jahre Erinnerung. Er geht zur Bank, um das Geld zu holen, aber man erklärt ihm, daß er darauf freiwillig verzichtet hat. Stattdessen werden ihm nur ein paar wertlose persönliche Gegenstände ausgehändigt, was er angeblich zuvor so bestimmt hat. Ihm ist das ein absolutes Rätsel.

Kurz zuvor hatte er mit einer Biologin (Uma Thurman) angebandelt, woran er sich auch nicht mehr erinnern kann (sie aber sehr wohl). Zusammen mit ihr versucht er nun, der Sache auf den Grund zu gehen. Offenbar hat er ein Programm von äußerster Wichtigkeit bearbeitet. Das FBI ist hinter ihm her, und auch seine eigene Firma versucht, ihn zu fassen zu bekommen. Affleck merkt, daß die persönlichen Gegenstände, die er in der Bank bekommen hat, ihm immer wieder helfen zu entkommen. Er erkennt, daß er wohl in die Zukunft sehen konnte – er hat also auch seine Flucht vorhergesehen und dafür Vorkehrungen getroffen. Am Ende wird klar, was das Problem war: Mit dem Programm konnte man sehen, daß es zum Dritten Weltkrieg kommen wird, was dazu führte, daß das Weltfinanzsystem zusammenbrach und allgemeines Chaos ausbrach. Also brach er die Arbeit ab – deshalb verzichtete er auch auf das Geld.

Das FBI glaubt, er habe dieses Vorhersage-Programm und müsse daher gestoppt werden, und seine Firma möchte ihn dazu bringen, seine Arbeit abzuschließen, weil sich mit dem Programm schließlich gutes Geld verdienen ließe. Affleck hat aber vorgesorgt. In seinem Laboratorium (hat ein IT-Fachmann sowas?) kommt es zum Showdown, bei dem er die Überbleibsel seiner Arbeit endgültig vernichten kann und die meisten seiner Verfolger sterben. Affleck wird Gärtner – Uma Thurman zuliebe…

Thurmans Figur ist bemerkenswert: Entsprechend der gesellschaftlichen Aufwertung der Frau ist sie ziemlich aktiv, aber letztlich ist sie doch das traditionelle love interest, das aus den Fängen des großen Bösewichts gerettet werden muß. Dadurch wurde mir auch klar, daß der Film trotz eines ordentlichen Science Fiction-Looks eine ziemlich traditionelle Dramaturgie aufweist. Man könnte ihn sich auch als 50er-Jahre-Film vorstellen. Wie gesagt, etliche Fragen bleiben offen oder wurden vom Drehbuchautor womöglich gar nicht gestellt. Was wird eigentlich aus dem Original-Programm, das Affleck kopiert? Wozu wird seine Erinnerung gelöscht? Damit er vor Gericht nichts zugeben kann? Damit seine Firma allein über seine Arbeit verfügt? Oder damit andere Konkurrenzfirmen seine Entwicklungen nicht aus seinem Gehirn stehlen? Eine Schwäche ist, daß die Liebesbeziehung zu Thurman in der Zeit aufgebaut wurde, in der die Erinnerung fehlt und die beiden immer ein bißchen wie Fremde wirken. Außerdem wird im Film die Prädestination sehr strapaziert. Affleck hat zwar stets Dinge dabei, die ihm weiterhelfen, aber daß er sie immer in genau dem richtigen Moment einsetzt und sie auch nie versagen, ist schon sehr unwahrscheinlich. Sowas hätte es bei Spielberg wohl nicht gegeben!

Ben Affleck bekam für seine Leistung übrigens die Goldene Himbeere, was er in meinen Augen nicht verdient hat, auch wenn er nicht der größte Actiondarsteller seiner Generation ist. Wie gesagt: Ich finde den Film nicht schlecht. Aber von der wundersam deprimierenden Atmosphäre, die in „Blade Runner“ erzeugt wurde, ist hier nur sehr wenig übrig geblieben.
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Alt 20.03.2023, 06:32   #1032  
Marvel Boy
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Jetzt erinnere ich mich den Film gesehen zu haben, keiner der lange im Gedächtnis bleibt, auch ohne Löschung.

KEEP CALM AND DON'T SMASH!
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Alt 20.03.2023, 07:02   #1033  
Peter L. Opmann
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Ich glaube schon auch, daß ich den Film kaum stärker beachtet hätte, wenn nicht der Name Philip K. Dick im Spiel wäre. Es ist kein besonders bemerkenswertes Werk, aber mich hat jetzt auch der Vergleich mit "Minority Report" gereizt - ein Film, der auch Schwächen aufweist. Doch - wie gesagt - trotz allem ist "Paycheck" in meinen Augen nicht so schlecht.
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Alt 23.03.2023, 06:17   #1034  
Peter L. Opmann
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Die 50er Jahre waren zweifellos eine schreckliche Zeit. Das ist mir wieder klargeworden, als ich mir jetzt Otto Premingers „Wolken sind überall“ (1953) nochmal angesehen habe. Ich habe ihn vor fast 40 Jahren mit damals knapp 20 im Fernsehen gesehen und fand ihn irgendwie seltsam. Es wäre sicher gut gewesen, wenn es damals eine kleine kulturhistorische Einführung gegeben hätte. Heute habe ich diesen Hintergrund und finde diesen Film interessant, aber nach wie vor sehr verdruckst.

William Holden ist ein Architekt, der einem Mädchen (Maggie McNamara) bis auf die Aussichtsplattform des Empire State Buildings folgt, um sie anzubaggern. Sie ist gleichzeitig unbedarft und unternehmungslustig (angehende Fernsehschauspielerin) und geht mit ihm zuerst in sein Büro und dann auch in seine Wohnung mit. Während sich unaufhaltsam eine Liebesgeschichte anbahnt, erfährt sie, daß er gerade am Vortag mit seiner Freundin (Dawn Addams) Schluß gemacht hat. Dummerweise wohnt sie im selben Hochhaus wie er und bekommt mit, daß er offenbar schon eine neue Flamme hat. Sie macht ihm eine heftige Szene. Da geht jedoch ihr Vater (David Niven) dazwischen, der allerdings moralisch nicht sehr überzeugend wirkt, da er selbst eine Art Playboy ist (allerdings mit tadellosen Manieren).

Zu dritt essen sie zu Abend, während Addams beständig um die Wohnung herumschleicht. Während Holden mit ihr nochmal ein ernstes Wort redet, kommt es zur – freilich völlig harmlosen – Annäherung zwischen Niven und McNamara. Das bekommt Holden bei seiner Rückkehr mit und ist nun seinerseits verstimmt. Zu allem Überfluß taucht der sittenstrenge Vater von McNamara auf und verpaßt Holden ein schmerzhaftes Veilchen, weil er annimmt, er habe seiner Tochter die Unschuld geraubt. McNamara gibt nun zunächst Niven deutlich einen Korb und trifft sich mit Holden noch einmal auf dem Empire State Building, wo sie sich versöhnen und entschieden Kurs auf den Hafen der Ehe nehmen.

In diesem Film geht es also pausenlos um Dinge, die in dieser Zeit nur mit äußerster Vorsicht behandelt werden durften. Beinahe alles spielt sich in geistreichen, aber nicht allzu tiefschürfenden Dialogen ab. Etwa: „Stört es Sie, wenn ich die Schuhe ausziehe?“ – „Sie dürfen ausziehen, was Sie wollen.“ McNamara läßt sich, wie sie wiederholt versichert, gern, auch von verschiedenen Männern, küssen, ist aber ansonsten äußerst sittsam und natürlich auch ein Muster des traditionellen Frauenbilds. So näht sie abgerissene Knöpfe an und kocht für die beiden Männer ein fantastisches Essen (was sie erst zur ernsthaften Heiratskandidatin macht).

Der Stoff war ursprünglich eine erfolgreiche Komödie am Broadway, wo ebenfalls Preminger Regie führte. Der Haken an der Sache ist, daß die ohnehin nur ansatzweise vorhandene Handlung völlig unglaubwürdig ist und die Figuren – trotz guter darstellerischer Leistungen – sehr blutleer erscheinen. Daß das Hauptdarsteller-Trio hier nichts anbrennen läßt, war zu dieser Zeit nur darstellbar, wenn zugleich sämtliche Anstandsregeln peinlichst eingehalten und die Grenzen der Schicklichkeit niemals überschritten werden. Dabei kommt ein hochgradig schizophrener Film heraus. Unverkrampft wirkte so etwas erst rund 20 Jahre später etwa in den frühen Komödien von Woody Allen, wo es dann auch nicht mehr ums Heiraten ging, sondern nur noch um schnelle Triebbefriedigung.

Bemerkenswert finde ich, daß Preminger parallel eine deutsche Fassung seines Films gedreht hat („Die Jungfrau auf dem Dach“ mit Hardy Krüger, Johanna Matz und Johannes Heesters). Die kam damals zuerst ins Kino und wurde von der katholischen Filmkritik sehr ungnädig besprochen: „Nicht der Freimut, mit dem über geschlechtliche Dinge gesprochen wird, sondern die Voraussetzungen, unter denen es geschieht, stehen im Gegensatz zur christlichen Moral.“ Der US-Film dürfte bis auf die Darsteller quasi identisch sein; da ließ sich der Kritiker aber wohl vom Charme von David Niven einwickeln: „Das heikle Dialogspiel (…) wirkt entschieden unbefangener als der deutsche Film, ja sogar in gutem Sinne komödiantisch.“ Ja, die verkrampften Fünfziger…
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.03.2023, 06:16   #1035  
Peter L. Opmann
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Daß der nächste Film auf meiner Liste im selben Jahr ins Kino kam wie „Wolken sind überall“, ist Zufall. „Mein großer Freund Shane“ (1953) von George Stevens habe ich nicht schon vor langer Zeit im Fernsehen gesehen. Vielmehr hatte ich, als ich auf die DVD stieß, das Gefühl, diesen Klassiker müßte ich auch mal sehen. Außerdem habe ich bekanntlich eine Schwäche für Western, wenn auch nur für solche, die aus dem starren Schema der Genreklischees ausbrechen oder sie gegen den Strich bürsten. Von „Shane“ kann man das ganz sicher sagen.

Stevens war kein typischer Western-Regisseur, was die Sache sicher erleichterte. Gestern abend, als ich die DVD nochmal durchlaufen ließ, kam mir in den Sinn, daß es ein paar Parallelen zu „Fluß ohne Wiederkehr“, dem Western von Otto Preminger, gibt, der allerdings etwas später entstand. In beiden Filmen wirkt die Landschaft fast romantisch, nicht archaisch wie sonst im Western, und beide Male spielt ein kleiner Junge eine wichtige Rolle. Stevens schafft es freilich, das Geschehen häufig aus dem Blickwinkel des damals etwa zehnjährigen Brandon De Wilde zu schildern, was noch einmal einen starken Effekt ergibt. Insgesamt hat der Film noch heute eine starke emotionale Wirkung, was aus dem Kontrast von beinahe idyllischen Szenen (viele Tieraufnahmen) und den für damalige Verhältnisse unerhört brutalen Schlägereien und Schießereien folgt (der Filmdienst urteilte: „Leider übertrieben hart“).

Alan Ladd spielt den Titelhelden, der buchstäblich aus dem Nichts kommt, in einen Konflikt zwischen Viehzüchtern und Farmern eingreift und dann wie Lucky Luke in den Sonnenuntergang reitet (vielleicht hat Morris tatsächlich auf „Shane“ angespielt). Man erfährt praktisch nichts von ihm – nur wird am Ende offensichtlich, daß er ein Gunman ist. Zu Beginn taucht Ladd auf der Farm von Van Heflin auf. Er will nur einen Schluck Wasser trinken und weiterreiten, aber der Farmer kann Hilfe gebrauchen, und Ladd freundet sich zudem schnell mit dessen Sohn De Wilde an. Also bleibt er vorerst und bekommt die Auseinandersetzung mit dem Viehbaron Emile Meyer mit. Das ist ein historisch hinterfüttertes Motiv: Anfangs hatten die Viehzüchter überall in den USA das weite Land mehr oder weniger für sich. Später kamen immer mehr Siedler, legten Äcker an und schränkten die Bewegungsfreiheit der großen Rinderherden ein. Die Konflikte spielten sich oft ab, bevor die Zivilisation Einzug hielt. Auch in diesem Fall gibt es keinen Sheriff, der dem Recht Geltung verschaffen könnte. Heflin gilt als Wortführer einer Gruppe kleiner Farmer. Meyer will ihn entweder korrumpieren oder vertreiben, aber er erweist sich als äußerst dickköpfig.

Lange bleibt es bei Drohungen. Aber dann wird Ladd, der sich Arbeitskleidung besorgt hat, im benachbarten Saloon in eine Streitigkeit hineingezogen, behält jedoch im Kampf gegen Ben Johnson, einen von Meyers Leuten, die Oberhand. Wenig später erscheint Jack Palance auf der Bildfläche, ein Revolverheld, der offensichtlich von Meyer engagiert worden ist. Palance provoziert einen der Farmer und erschießt ihn dann kaltblütig. Die anderen verlieren nun den Mut und wollen wegziehen, doch Heflin kann sie noch einmal überzeugen zu bleiben. Auch als eine der Farmen angezündet wird, bringt er die Gemeinschaft dazu, das Anwesen wieder aufzubauen. Meyer bittet Heflin zu Verhandlungen in den Saloon, aber Ladd wird (entgegen dem Klischee) von Johnson gewarnt, daß das eine Falle ist. Stattdessen geht er hin und erschießt Palance, Meyer und dessen Bruder, der hinter einer Balustrade lauerte (dieses Motiv kehrt in Howard Hawks' „Rio Bravo“ wieder auf). Ladd zieht weiter, was für den Jungen nur schwer verkraftbar ist.

Stevens macht sehr deutlich, daß seine Geschichte mythologisch angelegt ist. Alan Ladd verkörpert mehr eine Idee als eine konkrete Person. Bestenfalls könnte er ein nach dem Bürgerkrieg entwurzelter Soldat sein, aber warum er sich für die Sache der Farmer einsetzt, bleibt offen. Daneben weist der Film eine eindeutige Gut- und Böse-Verteilung auf: Die Viehzüchter setzen ihre Interessen skrupellos durch, während die Farmer nur in Frieden leben wollen. Auch das ist eher Mythos als historische Wahrheit. Aber wie ich schon andeutete, kommt die Wirkung des Films zu einem Gutteil daher, daß Stevens nicht pausenlos auf Action setzt, sondern wie bei einem harmlosen Familienfilm beginnt. Es wird auch keineswegs als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt, daß Konflikte am besten durch Gewalt gelöst werden. Van Heflins Frau (Jean Arthur) sagt Ladd vielmehr, als er De Wilde das Schießen beibringen will: „Wir wären ohne Pistolen glücklicher – auch ohne Ihre.“ Das hört die NRA gewiß nicht gern…

Einiges habe ich über eine angebliche Romanze zwischen Ladd und Arthur gelesen. Dafür spricht aber, so wie ich das sehe, nur eine einzige Szene. Als er zum finalen Shootout in den Saloon aufbricht, fragt sie ihn: „Tun Sie das nur mir zuliebe?““ Doch er antwortet: „Nein, ich tue das auch für Ihren Mann und Ihren Sohn.“ Ladd ist kein Outlaw, der sich heimlich danach sehnt, seßhaft zu werden und eine Familie zu gründen – er bleibt nach eigener Aussage immer, was er ist. Und schließlich sind wir hier in den 50er Jahren, und da war es einfach nicht drin, daß der Held in dieser Konstellation einem braven Ehemann seine Frau ausspannt.

Geändert von Peter L. Opmann (24.03.2023 um 07:39 Uhr)
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Alt 24.03.2023, 06:42   #1036  
Nante
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Auch ein Film, den ich auch nur vom Hören kenne. Von den "klassischen" Hollywood-Western habe ich aber(glaube ich zumindest) sowieso nur "High Noon" und "Weites Land" vollständig gesehen, die meisten anderen oft nur teilweise.

Was mir aber auffiel, war der Umstand, daß bei den oft thematisierten Auseinandersetzungen Viehzüchter/Farmer letztere IMMER "die Guten" waren, während die Viehzüchter bestenfalls Relikte einer vergangenen Zeit oft aber einfach nur die Schurken waren.
Sie waren praktisch nur Vertreter einer "Zwischenphase". die Indianer waren schon vertrieben oder getötet und die "richtigen" Besitzer, also die Farmer, trafen gerade erst ein.
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Alt 24.03.2023, 07:38   #1037  
Peter L. Opmann
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An einer Stelle erzählt Meyer, daß in seiner Schulter noch ein Indianerpfeil steckt, eine Erinnerung an die Zeit, als die Weißen erstmals in diese Gegend kamen. Ihm wird allerdings dann entgegengehalten, er sei nicht der erste gewesen, der hier auftauchte. Historisch waren das Trapper, die selbst ähnlich wie die Indianer lebten (siehe James Fenimore Cooper).

Die Cartwrights von "Bonanza" sind Viehbarone, die positiv rüberkommen. Ansonsten ist das aber immer ein David-gegen-Goliath-Motiv. Die Viehzüchter sind immer reich und damit beständig in Versuchung, das Problem zu lösen, indem sie ihre Macht ausspielen.
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Alt 24.03.2023, 07:51   #1038  
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Genauso dargestellt in dem Comic: Stacheldraht auf der Prärie

Lucky Luke hilft dem Farmer George Kraut im Kampf gegen den Viehbaron Cass Casey, für den die Prärie ausschließlich Weideland ist, auf dem er keinen Farmer dulden will.
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Alt 24.03.2023, 07:54   #1039  
Nante
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Ja, die Viehzüchter in "Comanche" sind ja auch die Guten. Wobei das Land dort ja schon nicht mehr Prärie und darum auch weniger für Ackerbau geeignet ist.
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Alt 24.03.2023, 08:04   #1040  
Peter L. Opmann
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Beim Stichwort "Stacheldraht" fällt mir ein Western ein, der das Thema auch etwas anders anpackt. Da setzen sich zwar ebenfalls die kleinen Farmer durch, aber man spürt auch Wehmut, daß die Zeit des offenen Landes vorbei ist. Ich rede von "Mit stahlharter Faust" mit Kirk Douglas (habe ich allerdings nur einmal vor längerer Zeit gesehen).

Zitat aus dem Lexikon des Internationalen Films:

Zitat:
Obwohl er seine Unabhängigkeit über alles liebt, entscheidet sich ein Cowboy schließlich doch, auf einer kleinen Ranch, deren Weideplätze durch eine Großgrundbesitzerin bedroht werden, als Verwalter zu arbeiten. Sein Kampf ist erfolgreich, fordert als Preis aber die Einsicht, daß Einzäunungen und Grenzen das „weite Land“ immer mehr zurückdrängen.
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Alt 24.03.2023, 18:30   #1041  
Nante
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Zum Wochenenende nach „Some like ist hot“ noch mal ein Film zum Thema Travestie, wenn auch diesmal eher umgekehrt. Eigentlich müßte ich bei „Victor/Victoria“ (1982) von Blake Edwards über zwei Filme schreiben, denn es ist ja ein Remake der UFA-Komödie „Victor und Victoria“ aus dem Jahr 1933.

Paris während der großen Weltwirtschaftskrise:
Die arbeitslose Sängerin Victoria (Edwards Ehefrau Julie Andrews) läßt sich von dem ebenfalls arbeitslosen Chansonnier Toddy (Robert Preston) überreden, als „Female Impersonator“ Victor aufzutreten. Der Erfolg übersteigt alle Erwartungen, zumal Toddy auch noch eine geschickte Marketing-Legende um „Graf Victor Grazinski“ gestrickt hat.

Bei einem Auftritt verliebt sich der Chicagoer Nachtclubkönig (und Womanizer!) King Marchand (James Garner) in die Bühnenfigur und fällt aus allen Wolken, als am Ende der Show „Victor“ aus dem Fummel steigt.

Es folgen Annäherungsversuche und schließlich das Erkennen der wahren Identität von Victoria seitens Kings, womit die Probleme aber eigentlich erst so richtig losgehen. Beide fühlen sich durch das Versteckspiel immer unwohler. Zumal King droht durch die sich ausbreitenden Gerüchte ein Verlust seiner (auch geschäftlichen) Reputation.

Gelöst wird es am Ende dadurch, daß Toddy bei einer durch Kings Konkurrenten veranlaßten „Identitätskontrolle“ für Victoria einspringt und ab nun auch ihre Rolle mit einem deutlich komödiantischeren Touch übernimmt, während sie nun wieder als Frau glücklich neben King im Publikum sitzt.


Obwohl das Remake inzwischen auch schon wieder 40 Jahre alt ist und manches bereits wieder angestaubt wirkt, ist es interessant , welche Entwicklung es zwischen beiden Versionen gibt. Das betrifft natürlich vor allem EINEN Bereich!

Während in dem UFA-Film sorgsam auch nur die leiseste Anspielung auf Homosexualität vermieden wird (Er ensteht immerhin schon unter Goebbels Aufsicht!), ist Toddy nun ein bekennender Schwuler, der entsprechende Verbindungen hat und mit seinen Einstellungen nicht hinterm Berg hält. Gleichzeitig stellt der Film aber auch ganz klar, daß Homosexuelle sich (wenn überhaupt) nur in streng abgegrenzen Bereichen treffen und amüsieren konnten.

In dieser Hinsicht liegen also Welten zwischen beiden Versionen. – Fast genausoviel liegt aber auch zwischen Edwards Komödie und dem nur ein Dutzend Jahre später gedrehten „Priscilla- Königin der Wüste“ bzw., dessen etwas zahmeren Hollywood- Adaption „To Wong Foo, Thanks for Everything, Julie Newmar“. Hier merkt man doch deutlich, daß Edwards schon in den den 50ern und 60ern ein Starregisseur war und an einem bestimmten Punkt für ihn Schluss war.
Vor allem aber ist der Film natürlich eine Komödie, die alle Möglichkeiten des „Mann verliebt sich in eine Frau, die einen Mann spielt, der eine Frau spielt“- Plots ausschöpft. Wobei man hier die besten Witze auf Kosten der „Normalen“ macht. Denn im Gegensatz zum UFA-Stück, wo vor allem das King-Vorbild Robert seine Scherze mit Victoria treibt (Sie z.B. ganz bewußt zum gemeinsamen Besuch eines Barbier-Salons zwingt) ist bei Edwards vor allem King der Leidtragende bzw. der Depp.

Das geht schon beim ersten Treffen los, als ihm bei der Demaskierung von „Victor“ herrlich die Gesichtszüge entgleisen. Dann muss der Vorzeigemacho Schwulen-Clubs besuchen, sein bulliger Leibwächter hat durch ihn ermutigt („Chef, wenn ich gewußt hätte, daß SIE AUCH…“) sein „Coming Out“ und er muss sich auch noch in einem Box-Kampf verprügeln lassen. (Wobei ihm sein Leibwächter vorher als „Trost“ verrät, daß sein Gegner „auch“ ist.)

Unterm Strich würde ich den Film nicht in einer Liga mit Edwards Klassikern „Breakfast at Tiffany’s“ oder „The Pink Panther“ sehen, aber er bietet auf jeden Fall noch gute und intelligente Unterhaltung, - ähnlich wie zwei weitere „Spätwerke“ von ihm: „Sunset“ und „Switch“, gerade letzterer ja noch mal eine neue Variante des Geschlechtertausches.
Nante ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.03.2023, 07:04   #1042  
Peter L. Opmann
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Danke für Deinen Beitrag. Ich glaube, ich habe irgendwann mal das Original gesehen. Aber für mich war dann "Tootsie" aussagekräftiger.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.03.2023, 16:45   #1043  
Servalan
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Reinhold Schünzels UFA-Film „Viktor und Viktoria“ (1933) halte ich für die beste Variante der Geschichte, weil sie auch ein Abbild ihrer Zeitgeschichte ist. Die große Depression von 1929 hängt noch über der Geschichte und die Künstler damals mußten gewußt haben, wie sich Hunger anfühlt. Rollenbilder von Männern und Frauen waren damals derbe gezeichnet; zwar gab es in einer Metropole wie Berlin schon lesbische und schwule Szenen mit ihren fast privaten Clubs, der Alltag war jedoch von Härten geprägt. Für meinen Geschmack ähnelt die Komödie den Pre-Code-Filmen von Hollywood, in denen zwar vieles möglich war, das allerdings oft implizit angedeutet wurde. Eben weil er nicht so eindeutig ist, erlaubt er dem Publikum den größeren Spaß.

Blake Edwards' Variante „Victor/Victoria“ (1982) hat mit Julie Andrews, James Garner und Robert Preston zwar eine Starbesetzung, meiner Meinung nach bleibt sie aber ziemlich zahm. Ich empfand den Film als ein wenig aus der Zeit gefallen; handwerklich ist das eine klassische große Studioproduktion eines Musicals, und die verbinde ich eher mit den 50er oder 60er Jahren.
Edwards nutzt die Freiheiten, die sich ihm bieten, weil er Homosexualität endlich offen behandeln darf ... aber das war es dann schon. Mir fehlt da der lockere, souveräne Umgang mit den Stoff. Jede Pointe in dem Bereich ist fast so etwas wie ein politisches Statement, und das schwächt den Film.

Ich halte es für wenig verwunderlich, daß schon wenige Jahre nach Edwards „Priscilla- Königin der Wüste“ (1994) neue Maßstäbe gesetzt und einen neuen Standard vorgelegt hat. Dagegen sieht Edwards altbacken und bieder aus. Das australische Roadmovie über Drag Queens im Outback ist Risiken eingegangen und war ein erstaunlicher Arthouse-Hit mit einer Kultgemeinde, der neue Türen geöffnet hat. Camp hat hier eine Street Credibility, die Edwards' Retortenprojekt abging.
Das ist jedenfalls meine bescheidene Meinung ...
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Alt 26.03.2023, 18:24   #1044  
Peter L. Opmann
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Ich denke, das Normale in den 30er Jahren war so etwas wie die Ehe von Gustaf Gründgens und Marianne Hoppe. Sie tarnten sich gegenseitig. Soulmates.
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Alt 28.03.2023, 06:34   #1045  
Peter L. Opmann
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Schade, daß man „Gefahr aus dem Weltall“ (1953) von Jack Arnold heute nicht mehr so unbefangen sehen kann wie zur Zeit der Entstehung des Films. Er hinterläßt bei mir einen zwiespältigen Eindruck, wird aber von der Kritik durchaus als Science Fiction-Klassiker anerkannt. Ein Film mit einer menschenfreundlichen Botschaft, der aber ansonsten in den Genregrenzen bleibt. Und natürlich hat er heute große Probleme mit der Glaubwürdigkeit.

Richard Carlson lebt in einem Häuschen in Arizona, etwas entfernt von der nächsten Stadt, und betätigt sich als Hobbyastronom. Bei ihm ist oft seine Quasi-Verlobte, die Lehrerin Barbara Rush. Was er beruflich macht, bleibt unerwähnt, aber er gilt in der Stadt als etwas verschroben. Eines Nachts beobachten die beiden ein Ding, das in der Nähe aus dem Himmel fällt und in der Wüste aufprallt, offenbar ein Meteor. Sie fahren hin, um die Sache zu untersuchen. Carlson steigt in den Aufschlagkrater und erblickt ein künstliches, von innen beleuchtetes Objekt. Eine sechseckige Tür ist geöffnet, wird aber, als er sich nähert, abrupt geschlossen. Er ist überzeugt: Er hat ein Ufo und sogar Außerirdische gesehen, aber niemand glaubt ihm. Nur die Presse erfindet eine wüste Story mit Marsianern (mal ein Film, in dem Journalisten nicht als Helden erscheinen). Kurz darauf wird das Ufo vom nachgebenden Kraterrand begraben; damit ist der Fall für die Stadtbewohner endgültig erledigt. Carlson, der den Krater untersuchen will, wird nur belächelt.

Zwei Arbeiter, die eine durch die Wüste führende Telefonleitung warten, begegnen kurz darauf einem Alien. Der Zuschauer sieht das Wesen zunächst nicht, sondern blickt gewissermaßen durch sein Gallertauge. Die Arbeiter werden bei der Begegnung in Zombies verwandelt und fallen Carlson und Rush auf, als sie unnatürlich durch die Stadt staksen. Immer mehr Bürger geraten unter die Kontrolle der Aliens – zuletzt auch Rush. Endlich kann der Sheriff (Charles Drake) überzeugt werden, daß etwas nicht stimmt. Bei Drake kommt es zu einem blitzartigen Gesinnungswandel: Hat er zunächst alles als Hirngespinste abgetan, ruft er nun eine bewaffnete Bürgerwehr zusammen, um die Aliens zu erledigen. Eines der Wesen kommt bei einem Unfall an einer Straßensperre ums Leben. Carlson spürt indessen die Aliens in einem verlassenen Bergwerk auf. Hier sieht er eines von ihnen erstmals in seiner natürlichen Gestalt: ein Gummiklumpen, der ein Glubschauge in der Mitte aufweist und bei der Fortbewegung eine glitzernde Schleimspur hinterläßt.

In der Mine stößt er auf Rush, sie ist aber auch zum Zombie geworden. Die Kopie stirbt (mutmaßlich), als sie in eine mit Wasser gefüllte Felsspalte stürzt. Carlson trifft nun seinen eigenen Doppelgänger (wie der entstanden ist, bleibt offen). Er verhandelt mit den Außerirdischen (die in diesem Moment alle menschliche Gestalt haben) und merkt, daß sie nur in Ruhe ihr beschädigtes Raumschiff reparieren wollen. Sie haben sich nach Kräften bemüht, unauffällig zu bleiben, weil sie mit einer feindseligen Reaktion der Menschen gerechnet haben. Carlson macht ihnen klar, daß er auf ihrer Seite ist, und bringt sie dazu, alle Gefangenen freizulassen. Während sich die Bürgerwehr der Mine nähert, kann das Raumschiff starten und im All verschwinden. Carlson stellt konsterniert fest, daß die Menschheit noch nicht reif ist, um sich auf eine so fremdartige Lebensform einzulassen.

Die Filmidee lieferte Ray Bradbury, ein profilierter Autor fantastischer Romane und Kurzgeschichten, der auch sehr brauchbare Filmdrehbücher geschrieben hat. Hier stammt das Drehbuch aber nicht von ihm. An der Handlung kann man nur die große Linie loben, die um Verständnis für Fremdes werben will. Regisseur Arnold konnte aus den Genreregeln nur ein bißchen ausbrechen; er bemüht sich um einen ruhigen Regiestil, die meiste Zeit wird dem Zuschauer aber suggeriert, die Aliens seien gefährlich und böse. Die Inszenierungsweise erinnert mich an die alte TV-Serie „Twilight Zone“, die allerdings erst nach „Gefahr aus dem Weltall“ startete. Und es gibt Anklänge an Filme wie „The Thing“ oder „Invasion of the Body Snatchers“. Die Figuren zeigen die typische 50er-Jahre-Paranoia, aber ihr Verhalten ist doch ziemlich holzschnittartig und psychologisch unglaubwürdig. Insgesamt muß man dem Film bescheinigen, daß er mit seinem Thema redlich und nicht spekulativ umgeht. Nachdem uns ein ordentlicher Schreck eingejagt wurde, folgt die Entwarnung. Nachdem wir uns inzwischen an alle möglichen Kino-Schocks gewöhnt haben, wirkt das allerdings recht enttäuschend.

Kuriosum am Rande: Einmal klingelt es bei Carlson, und als er öffnet, steht ein Raumfahrer vor seiner Tür, der sich als verkleideter Junge erweist. Sein Name ist Perry.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2023, 07:40   #1046  
Marvel Boy
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Große Probleme mit der Glaibwürdigkeit.
Lass mich überlegen welchen SF Film ich gesehen habe der glaubwürdig ist.
Okay, einige kommen dicht dran an das was seien könnte, Alienfilme sind das dann aber eher weniger.
Also, Jack Arnold ist mein "Liebling" vergangener Tage, ich liebe seine Filme, so auch diesen.

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Alt 28.03.2023, 07:57   #1047  
Peter L. Opmann
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Ich muß gestehen, ich ziehe andere Arnold-Filme vor. Aber, was vielleicht in meiner Kritik nicht so deutlich rausgekommen ist, er hebt sich auch mit "Gefahr aus dem Weltall" noch wohltuend von der großen Masse der SF-Filme dieser Zeit ab. Feindselige Aliens sind jedoch filmisch einfach lohnender...
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2023, 08:04   #1048  
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Jack Arnold hat immer noch einen Schuss Tragik und Melancholie dabei, sei es bei dem Schrecken vom Amazonas, oder hier bei den Aliens.
Das macht die Filme für mich auch heute noch sehenswert.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2023, 08:05   #1049  
Marvel Boy
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Doch, ist rausgekommen und ja, er hat besseres gemacht, aber allgemein fällt Arnold bei mir in die Schublade schlechtere Werke von ihm sind immer noch besser als "gute" von anderen.

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Alt 29.03.2023, 19:12   #1050  
Peter L. Opmann
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Ich überlege mir schon seit längerem, hier mal auf Martin Scorseses Doku "A Personal Journey through American Movies" einzugehen. Hätte den Vorteil, daß ich über viele Klassiker schreiben könnte, die ich zum Teil gar nicht auf DVD oder Video habe. Es sind aber auch etliche unbekanntere Filme dabei, denn Scorsese hat sich noch mehr auf seinen persönlichen Geschmack berufen, als ich das hier tue.

Nachteil ist, daß ich von den behandelten Filmen immer nur einen kleinen Ausschnitt sehen würde. Sofern ich sie nicht kenne oder schon lange nicht mehr gesehen habe, würde mir also nichts übrigbleiben, als Scorseses Sicht auf diese Filme wiederzugeben. Überhaupt könnte ich mir diese Betrachtung natürlich sparen, wenn Ihr die "Personal Journey" selbst zur Genüge kennt oder kein Interesse an einem solchen Referat habt.

Grundsätzlich fände ich das schon reizvoll. Scorsese vergleicht seine Doku mit einem Gang durch ein Museum - wobei er in manche Räume nur einen ganz kurzen Blick wirft oder sogar an ihnen vorbeigeht. Er gliedert den Film zunächst in Genres und dann in Strategien von Regisseuren (zum Beispiel solchen, die die Zensur austricksten, oder solche, die sie frontal angriffen).

Geändert von Peter L. Opmann (30.03.2023 um 08:42 Uhr)
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