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Alt 31.10.2014, 10:21   #51  
Detlef Lorenz
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Auf einigen Bildern ist das handschriftliche Kürzel RAF. zu sehen (gab´s einige Jahre davor schon einmal, hatte aber eine andere Bedeutung ...).
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Alt 31.10.2014, 12:16   #52  
felix da cat
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Das ist das Pseudonym von Juan Rafart Roldan.
Und hier, aus der Reihe "Infantile Klassiker".
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Alt 31.10.2014, 14:07   #53  
Detlef Lorenz
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Zitat:
Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
Und hier, aus der Reihe"Infantile Klassiker".



.

Geändert von underduck (31.10.2014 um 22:12 Uhr) Grund: Bild eingefügt
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Alt 31.10.2014, 17:09   #54  
eck@rt
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Der Mann war gut und gar nicht "infantil".

eckrt
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Alt 31.10.2014, 17:26   #55  
Servalan
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Um den Zeichner Raf geht es ja auch nicht.

Irgend jemand aus dem Verlag Plan S.L. hat die gesamte Reihe dummerweise "Clasicos infantiles" getauft. felix da cat und Detlef Lorenz goutieren das sarkastisch mit einer gehörigen Portion Ironie.
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Alt 31.10.2014, 22:45   #56  
eck@rt
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Was anderes war es bei mir auch nicht.

eckrt
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Alt 05.11.2014, 21:08   #57  
Detlef Lorenz
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Micky Maus präsentiert: Der Prinz und der Bettelknabe

Walt Disney hat sich natürlich auch bei Mark Twain bedient und eine Adaption seines „The Prince and the Pauper“ fabriziert. Allerdings ohne ihn als Ideenlieferant, weder auf dem Umschlag, noch irgendwo im Heftinnern zu nennen (jedenfalls habe ich auch hier nichts diesbezügliches gefunden). Der Mythos von „Walt Disney Präsentiert“ ist nicht tot zu kriegen. Erschienen 1991 als die Nummer 1 der Reihe. 2X Micky in der Rolle des Prinzen und des Bettelknaben, Pluto und Goofy als Freunde des bürgerlichen Mickys, Donald eher in einer Nebenrolle als Kammerdiener. Kater Karlo als Mickeys ewiger Widersacher, spielt den Hauptmann der Palastwache, der den Schwindel recht bald durchschaut.




Der hier gezeigte Comic ist aus dem knapp halbstündigen Zeichentrickfilm von 1990 entstanden.




Die Zeichnungen sind recht gelungen (in ihren extremen Bewegungslinien und -abläufen nicht unbedingt mein Fall), die Farben sind sehr knallig, es passt aber alles zusammen. Ein fröhliches, typisch märchenhaftes Happy end beschließt den Comic.
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Alt 11.11.2014, 23:47   #58  
Detlef Lorenz
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Zurück zu Tom Sawyer:

Weiter oben hatte ich geschrieben, möglicherweise alle (die meisten) Comics um Sawyer erfasst zu haben: weit gefehlt! Während der Kölner Börse am vergangenen Wochenende habe ich nicht nur Zuspruch zum Thema erhalten, Nils „Aslak“ – danke! - brachte mir ein Lustiges Taschenbuch, die Nummer 153, in der die Tom Sawyer-Story enthalten ist. An mir ist das völlig vorbei gegangen, da diese Bücher nicht in meiner Sammlung enthalten sind (von einem Dutzend abgesehen).




Die Adaption heißt „Die Abenteuer des Mick Sawyer“. Das Micky den Part des Tom übernahm, dürfte klar sein, als Huck Finn sehen wir Goofy, der hier Huckleberry Goof genannt wird. Minni spielt die Becky Thatcher mit dem selben Nachnamen wie Toms Freundin, eine ziemlich große Mäusedame mit Brille heißt Tante Molly, bei Twain Polly und die Rolle des Bösen Indianer Joe wird von … klar, Kater Karlo (hier Joe Kater) übernommen. Die ganze Geschichte spielt lt. Text im LtB in „St. Petersburg am Ufer des Flusses Illinois.“! Auch Mark Twain wird im Einleitungstext als Autor genannt und der vorliegende Comic als freie Umsetzung in Anlehnung an seine Vorlage bezeichnet.

Das machte schon mal neugierig und ich muss sagen, sie hat mir sogar gefallen. Es ist mehr als eine „Anlehnung“, die bekannten Szenen aus dem Buch, z.B. das Streichen des Zaunes, Toms Werben um Becky, die Gerichtsverhandlung mit der Freisprechung Potters durch die Aussage Toms vor Gericht. Der Schulausflug in die Höhle, das Verlaufen in der Selben von Tom und Becky, das Wiedereindringen von Tom und Huck und das Auffinden des Schatzes, …




alles recht ordentlich, für meinen Geschmack sogar besser als einige der hier schon vorgestellten Comic-Adaptionen – wenn man von den leichten Namensveränderungen mal absieht. Nur die Rolle des Huck, von Goofy in seiner typischen Art „interpretiert“, hat mir so nicht zugesagt.
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Alt 12.11.2014, 08:23   #59  
Armin Kranz
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Eine weitere Tom Sawyer Adaption ist bei Tokyo Pop innerhalb der Reihe "Manga-Bibliothek als Band 2 erschienen:

http://www.comicguide.de/index.php/c...long&id=110703

_______________________
Grüße aus der Bibliothek
Armin Kranz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.11.2014, 10:13   #60  
Aslak
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Moin Detlef,

schön das ich auch etwas hierzu beitragen konnte.
Auch wenn ich diese Umsetzung als solche nicht mehr wirklich "auf dem Schirm" hatte,
freut es mich das sie Dir wohl gefallen hat.

Gruß,
Nils
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Alt 18.11.2014, 14:50   #61  
Detlef Lorenz
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Tom Sawyer und kein Ende:

"Tom Sawyers abenteuerliche Ballonfahrt, erzählt von Huck Finn"

Ein weiterer (Comic-) Tom Sawyer ist mir zusätzlich in den Sinn gekommen. Der Roman ist weiter oben schon einmal erwähnt worden, hier >>unten<< habe ich ihn aber als Comicfassung beinahe übersehen. Dabei gibt es einiges über die Bastei-Ausgabe innerhalb der „Berühmte Geschichten“ – Serie zu berichten (Nummer 25, ca. 1971). Aber der Reihe nach:

Zum Zwecke der Unterschiede der Romanfassung und des Comics zeige ich das Titelbild der – deutschen - Buchausgabe hier noch einmal …




und als Vergleich dazu das Bastei Heft:





Interessanter Weise zeigen die beiden Titelbilder >>zufällig<< die Selbe Szene: die 3 unfreiwilligen Ballonfahrer über den Pyramiden. Das Gefährt des Bastei-Heftes zeigt einen normalen mit Gas gefüllten Ballon, der den Launen des Windes ausgesetzt ist. Wie sie damit ihren Standort nach ihren Wünschen dirigieren konnten, ist und bleibt unklar. Gezeigt und erwähnt wird jeweils der Einstieg in die Gondel, die Aeronautiker sprechen über ihr nächstes Ziel, z. B. Kairo und schwupps flog der Ballon dorthin. Zum Schluss auch noch in die Gegenrichtung über den Atlantik zurück nach Amerika!?





Im Gegensatz dazu hier die Abbildung aus einer Buchillustration, die ein völlig anders konstruiertes Gefährt zeigt. Es gleicht eher einem fliegenden Schiff, mit Kabinen, zusätzlichen Segeln und einem dampfgetriebenen Propeller als Anrieb. So hat es Twain beschrieben, als er den Roman 1892 in Bad Nauheim schrieb, wo er sich mit seiner Familie auf einer Deutschlandreise grade aufhielt. Mit diesem Gefährt wären beliebige Richtungsänderungen durchaus vorstellbar, wenn auch die Schiffskonstruktion viel zu schwer und Windanfällig sein dürfte.




Im Comic fiel der Professor, der den Ballon konstruierte, ins Meer (wie im Buch). Er wird von einem zufällig vorbeidampfenden Schiff gerettet, der Romantext lässt ihn auf nimmer Wiedersehen in den stürmischen Wellen verschwinden. Zum Schluss des Comics gibt es ein großes Wiedersehensfest, Tante Polly hat einen Apfelkuchen gebacken und die Dorfbewohner glauben den Jungs ihre Geschichte. Twain hat das pessimistischer geschrieben, Jim: „Master Tom, sie (Tante Polly) ist auf der Veranda und hält oben im Himmel Ausschau nach dir, und sie geht da nich mehr weg, bis sie dich zu fassen kriegt. Das gibt noch Ärger, Master Tom, und das is mal klar.“ Noch drastischer steht es in der Buch-Ausgabe von 1921: „Massa Tom, Tante Polly stehen vor die Haustür un haben ihr Aug oben an die Himmel, un sie sag´, sie rühren sich nix vom Fleck, bis Massa Tom wieder da sein. Das geben eine nasse Jahr, Massa Tom, warrhaftig!“

Die Comicfassung an sich ist weichgespült. Wahrscheinlich glaubte man in der Redaktion, den jugendlichen Lesern einen verharmlosenden Inhalt mit einem echten Happy end vorsetzen zu müssen, ihr Gemüt könnte ja sonst Schaden nehmen – das des Lesers, nehme ich mal an. Ansonsten ist die Bastei-Ausgabe ordentlich gezeichnet, etwas zu glatt, aber annehmbar.
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Alt 21.11.2014, 18:23   #62  
Detlef Lorenz
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Querkopf Wilson, Wilson der Spinner, Knallkopf Wilson, Wilson - der Wirrkopf

Das sind alles deutsche Titel des 1894 entstandenen Romans Pudd´nhead Wilson. Twain schrieb diesen Roman kurz nach seinem finanziellen Desaster mit der innovativen und erhofften erfolgreichen Beteiligung an einer neuartigen Setz- und Druckmaschine. Er steckte immer neues Geld in die Konstruktion, die sich am Ende aber als Fass ohne Boden erwies. War er naiv genug, sich ausnehmen zu lassen? Nein, Samuel Clemens war ein Technik-Narr, er war mit Nicola Tesla*, dem genialen aber finanziell erfolglosen (sic!) Erfinder befreundet, schrieb als erster Autor ein Buch-Manuskript mit der Schreibmaschine, benutzte, ebenfalls als einer der ersten, das Diktaphone und beschrieb 1900 in dem Roman „Aus der London Times von 1904“ ein Fernseh-Telefon!




Die Comicveröffentlichung innerhalb der deutschen IK-Reihe (Nr. 87, US-IK Nr. 93) erhielt den Titel „Wilson – der Wirrkopf“. Inhaltlich ist es ein von einer Protagonistin absichtlich herbeigeführtes Verwechslungsdrama. Zwei Babys, eines einer farbigen Sklavin und das andere ihres >>Herren<<, das sie als Amme betreute, wurden von ihr absichtlich vertauscht. Beide entwickeln sich sehr unterschiedlich, das bisherige Sklavenkind drangsaliert seinen Milchbruder, wird später exzessiver Trinker und Spieler und begeht schließlich an seinem vermeintlichen (Erb-)Onkel einen Mord. Er wäre beinahe damit durchgekommen (weil er sich während der Tat als Frau verkleidete), wenn nicht David Wilson (zuvor genannt Pudd´nhead Wilson) die Tat mittels des einige Jahre zuvor (1888) von Francis Galton** erfundenen Fingerabdruckvergleichsverfahrens gelöst hätte.




Der Schlusstext der hier abgebildeten letzten Seite lobte die Befreiung des unfreiwilligen Sklaven und er „trat sein Erbe mit ruhiger Sicherheit an, so dass man den echten Driscoll in ihm erkannte.“ Wesentlich realistischer schildert es Mark Twain (in der Robert-Lutz-Verlag- Ausgabe von 1923) im „Querkopf Wilson“: „Der echte Erbe war jetzt reich und frei, befand sich aber in einer äußerst unbehaglichen Lage. Er konnte weder lesen, noch schreiben und sprach nichts als den unverfälschtesten Negerdialekt aus dem Sklavenquartier. Sein Gang, seine Haltung, alle seine Bewegungen und Stellungen waren ungeschlacht und gewöhnlich, sein Wesen – das eines Sklaven…“ usw.

Auch der Schlusssatz im Comic, dass der Verurteilte als nunmehriger Sklave auf eine Plantage verkauft wird, ist zwar im Grundsatz richtig, aber es fehlt ihm ein wichtiger Hinweis. Twain stellt die Strafe nämlich, sicherlich der damaligen Rechtsprechung folgend, so dar – kurz zusammenfasst - dass Chambers zwar für den überführten Mord zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt wurde, aber: „(…) Alle waren der Meinung, dass, wenn ´Tom` ein freier Weißer gewesen wäre, es ohne Zweifel gerecht sein würde, die Strafe über ihn zu verhängen – kein Mensch hätte einen Verlust dadurch gehabt. Aber einen wertvollen Sklaven auf Lebenszeit einzusperren – das war etwas ganz anderes. Als der Gouverneur die Sachlage begriffen hatte, begnadigte er `Tom´ auf der Stelle, und die Gläubiger (des Ermordeten, den `Tom´ beerbt hatte) verkauften ihn nach dem Süden `flussabwärts´.“ (um wenigstens etwas ihrem Geld wieder zurück zu bekommen).

Auch diese Redaktion war wohl um das Seelenheil der jugendlichen Leser besorgt und wollte ihnen anscheinend nicht die ganze Perfidität des Sklavenhaltersystems zumuten.

Die Zeichnungen von Kiefer, die Farben, der Druck sind für den IK-Standard durchaus gelungen.

*Tesla gilt als Erfinder des Wechselstroms, der sich gegenüber dem von Edison bevorzugten Gleichstrom durchsetzte.

** Francis Galton war ein Cousin von Charles Darwin und gilt auch als Begründer der – unseligen – Eugenik, die die unumstößliche Unterschiedlichkeit der menschlichen Rassen propagiert. In den 1850er Jahren bereiste er zusammen mit dem Schweden Anderson das damalige noch weitgehend unbekannte Südwestafrika. Nach Anderson ist heutzutage der Haupteingang des Etoscha National Parks benannt – war letztes Jahr im Urlaub unvergleichlich schön da.
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Alt 26.11.2014, 10:55   #63  
felix da cat
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz:
... und beschrieb 1900 in dem Roman „Aus der London Times von 1904“ ein Fernseh-Telefon!
Das erinnert mich an eine meiner Jugend-Lektüren, eine Kurzgeschichte von Jules Verne über einen Journalisten der Zukunft.
Es ist gar nicht mal unwahrscheinlich, dass Twain die Idee von seinem französischen Kollegen abgeschaut hat (die Kurzgeschichte erschien 1889 erstmals in den USA, illustriert; siehe die Abbildung links oben).
Der eigentlich sehr fortschrittsgläubige Verne war mit seiner Zukunftsvision allerdings vorsichtig. Seine Story spielt im Jahr 2889! Nun, so lange mussten wir ja nicht warten ...
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Alt 26.11.2014, 11:18   #64  
felix da cat
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Mal eine Verständnisfrage:
Müsste der auf der abgebildeten IK-Seite überführte Chambers nicht schwarz statt rosa sein? Aus der Zusammenfassung entnehme ich, dass er eine farbige Mutter hatte.
Weiße Sklaven in den Staaten? Verstehe ich nicht.
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Alt 26.11.2014, 11:46   #65  
G.Nem.
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Zitat:
Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
(...)
Weiße Sklaven in den Staaten? Verstehe ich nicht.
Das System der Sklaverei hat nichts mit Hautfarbe zu tun.
Es gab auch weiße Sklaven. Oder z.B. auch Indianer-Stämme haben feindliche Stämme besiegt und versklavt.
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Alt 26.11.2014, 11:54   #66  
Schlimme
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Er muss ja weiße Haut haben, sonst hätte er nicht vertauscht werden können.

Der amerikanische Sklavenhalter-Rassismus funktionierte nach grundlegend anderen Regeln als der deutsche Nazi-Rassismus. "One-drop rule"
Schlimme ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.11.2014, 12:01   #67  
Servalan
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Soweit ich unterrichtet bin, galt in den Südstaaten die One-Drop-Rule: Ein Tropfen nicht-weißen Blutes reichte aus, um jemanden als "Schwarzen" zu kategorisieren. Die eigentliche Hautfarbe wird de facto irrelevant. Außerdem gibt es zahlreiche Personen, die African-Americans in ihrer Familie haben, aber eine so helle Pigmentierung haben, daß sie als (vielleicht sonnengebräunte) Weiße durchgehen können.
Das wird als Incognegro bezeichnet, eine Mischform aus Incognito und dem N-Wort. Wie sich das anfühlt, läßt sich in einem Comic nachlesen:

Mat Johnson / Warren Pleece: Incognegro (DC Vertigo 2008)

Was die Sklaverei als Weißer in den USA betrifft, davon können vor allem die zwangsdeportierten Iren ein Lied singen (siehe Martin Scorseses Gangs of New York). Das spielt zu der Zeit, als die Iren anfingen, freiwillig einzuwandern, im Gegenzug schlug ihnen der blanke Haß entgegen.

Geändert von Servalan (26.11.2014 um 12:44 Uhr)
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Alt 26.11.2014, 14:25   #68  
felix da cat
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Zitat:
Zitat von G.Nem:
Es gab auch weiße Sklaven.
Das ist mir natürlich bekannt, aber meines (bisherigen) Wissens nicht in den Staaten.
Zitat:
Zitat von G.Nem:
Oder z.B. auch Indianer-Stämme haben feindliche Stämme besiegt und versklavt.
Und nicht nur die.

Zitat:
Zitat von Schlimme:
Der amerikanische Sklavenhalter-Rassismus funktionierte nach grundlegend anderen Regeln als der deutsche Nazi-Rassismus. "One-drop rule"
Die "One-drop-rule" hat sicher ihren rechtlichen Status beeinflusst, aber versklavt wurden Weiße, die nicht erkennbar von Schwarzen abstammten, nach meiner (bisherigen) Kenntnis nicht.
Dafür spricht auch folgender Satz aus dem von Dir verlinkten Wiki-Eintrag:
"Many mixed-race people were absorbed into the majority culture based simply on appearance, associations and carrying out community responsibilities. These and community acceptance were the more important factors if a person's racial status were questioned, not his or her documented ancestry."

Zitat:
Zitat von Servalan:
Was die Sklaverei als Weißer in den USA betrifft, davon können vor allem die zwangsdeportierten Iren ein Lied singen
Von Zwangsdeportationen weiß ich nichts. Spätestens mit der Unabhängigkeit von GB hätten sich die Amerikaner sicher nicht gefallen lassen, eine zweite Strafkolonie der Briten zu werden (nach Australien).

Die erste Einwanderungswelle von Iren ist nach meiner Kenntnis auf die Missernten (Kartoffelfäule, die zur "Großen Hungersnot" führte) auf der damals wohl nicht ganz so grünen Insel zurückzuführen. Sicher waren die Immigranten größtenteils Hungerleider und mussten ihre Arbeitskraft für einen Appel und ein Ei verkaufen, aber Sklaven waren sie nicht.

Zitat:
Zitat von Schlimme:
Er muss ja weiße Haut haben, sonst hätte er nicht vertauscht werden können.
Ja, das hat mich auch stutzig werden lassen. Sonst würde das Grundmotiv des Romans nicht funktionieren. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ein dem Augenschein nach weißes Kind einer schwarzen Mutter bei dieser Mutter belassen wird (und somit in der Sklaverei). Dass es auch noch Sklave ist, wenn es als Erwachsener aussieht wie ein europäisch-stämmiger Amerikaner, deckte sich nicht mit dem, was ich bisher über dieses Thema wusste (aber man lernt ja bekanntlich nie aus und bei Twain wird Chambers ja auch als Erwachsener noch verkauft ).

Geändert von felix da cat (26.11.2014 um 14:35 Uhr)
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Alt 26.11.2014, 14:57   #69  
underduck
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Was hat das jetzt im Kern noch mit Comics zu tun?

Man achte bitte etwas auf den ersten Punkt in der verlinkten Hilfe, da im öffentlichen CGN-Bereich durch solche Stichworte die Suchmaschinen auch unerwünschte Besuchergruppen auf diese Themen aufmerksam gemacht weren könnten.

Ich schreibe diesen Beitrag, da Meister Lorenz aktuell im Internet nicht schreiben kann und auch nur mobil zu sprechen ist.
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Alt 26.11.2014, 15:44   #70  
felix da cat
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Naja, Ausgangspunkt war ja meine Verständnisfrage in Post 64 und die bezog sich auf die abgebildete Comicseite.
Wenn wir hier darüber diskutieren, ob die Darstellung/Handlung einer Literatur-Adaption in Comicform und auch deren Vorlage realistisch sind, gehört das doch noch zum Thema. Es geht einfach nur um geschichtliche Fragen.
Über welche Politik sollte gestritten werden? Glaube kaum, dass sich hier jemand findet, der für die Sklaverei eintritt.

(Aber eigentlich ist für mich auch schon alles geklärt, da ich nicht glaube, dass Twain sich das alles aus den Fingern gesaugt hat)
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Alt 26.11.2014, 15:55   #71  
underduck
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Danke.

Im internen CGN-Forum könnt ihr gerne alle Themen "rauf & runter" besprechen.
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Alt 26.11.2014, 21:27   #72  
Detlef Lorenz
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Einmal etwas zur Sachlage und zur Frage von Felix: Twain schildert die Sklavin Roxy, die Mutter vom eigentlichen Chambers, als: "Nach Roxys Redeweise zu urteilen, hätte man sie für eine Schwarze halten sollen, aber da irrte man sich gewaltig. Wenn etwas farbig an ihr war - höchstens der sechszehnte Teil - das sah man nicht. (...) Sie war sehr weiß und zart, die Wangen rosig. Dem Ansehen nach war Roxy wirklich so weiß, wie man nur irgend sein konnte, aber ihr eines farbiges sechzehntel schlug alle anderen fünfzehn Sechzehntel aus dem Felde. (...) An ihrem Kind war sogar nur ein Zweiunddreißigstel farbig, aber er galt dennoch nach Gesetz und Sitte für einen Neger und Sklaven. Er hatte blaue Augen und blonde Locken, (...)"

Ich denke das reicht für eine Erklärung des weißen "Aussehens" im IK. Es dürfte somit auch klar sein, dass ihr Kind einen weissen Vater hatte, sicherlich ihr Besitzer. War mir auch beim Lesen aufgefallen und wollte es erwähnen, ging mir aber später durch die Lappen. Dann wären all die Diskussionen hier vielleicht unnötig gewesen. Nebenbei: Twain war gegen die Sklaverei, gegen jegliche Art von Religionen, gegen den Adel, gegen den amerikanischen Imperialismus!

Das Lothar vorhin hier eingegriffen hat, ist insoweit in Ordnung, dass hier tatsächlich einige Begriffe und Stichworte gefallen sind, die einen Comicthraed ganz schnell in nicht unbedingt erwünschte Bahnen lenken kann -nicht mal unbedingt unter uns. Falls es politischen Klärungsbedarf geben sollte, bitte im nichtöffentlichen Bereich.
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Alt 26.11.2014, 21:44   #73  
felix da cat
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Ah, Danke für das Buchzitat. Wie geschrieben: Man lernt nie aus.
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Alt 02.12.2014, 16:26   #74  
Servalan
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Standard Mark Twain hat recht

Das gibt es sogar als Comic:
Zitat:
Mark Twain Was Right: The 2001 Cincinnati Riots
by Dan P. Moore
Microcosm Publishing [2012]
$8.95

The publisher says:
In the format of a graphic novel and using journalism as a narrative, the story of the 2001 Cincinnati riots—the largest urban unrest since the 1992 Los Angeles riots—is charted in this visual history. The book traces the riot’s genesis from the police killing of a 19-year-old African American man to his funeral six days later. What resulted from the killing was a tumultuous cocktail of nonviolent civil disobedience, frustration-fueled looting, and police violence. Told from a series of varying perspectives—activists, community leaders, and bystanders—this is a tale of an inner-city community coming together. An overlooked yet crucial piece of American history is retold in a contemporary format with an engaging narrative.
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Alt 04.12.2014, 11:16   #75  
Detlef Lorenz
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Der Yankee aus Connecticut an König Arthurs Hof – Ein Yankee am Hofe König Arthurs – Hank Morgan am Hofe von König Arthur

Eine Persiflage auf das Adelssystem des Mittelalters (was aber ziemlich problemlos bis in die Neuzeit übertragen werden könnte) wird 1889 veröffentlicht: A Connecticut Yankee in King Arthur´s Court (dt. 1923, Ein Yankee am Hofe des König Artus). Der Roman beginnt in der Gegenwart (des Verfassers) in der Hank Morgan von seinen seltsamen Erlebnissen am Hofe des frühmittelalterlichen Königs Arthur berichtet. Er gelangte auf mysteriöse Weise von Connecticut nach England und genauso seltsam wieder zurück, wobei Merlin der Zauberer seine Hände im Spiel hat. In der Vergangenheit hat Hank Morgan verständlicherweise zuerst Verständigungsprobleme, nicht so sehr sprachlicher Art, sie liegen eher im sozialen Milieu. Bald erlangt er am Hofe König Arthurs eine gewisse privilegierte Stellung, führt technische Errungenschaften seiner Gegenwart ein. Die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern sich, was dem Adel überhaupt nicht passt, da deren Macht schwindet. Es gibt einen Aufstand, der Adel gegen das Volk, bzw. gegen Hank Morgan und seine Getreuen. Sie unterliegen und Merlin, der hier nicht unbedingt einen positiven Part hat, versetzt Hank Morgan in einen dreizehn Jahrhunderte dauernden Tiefschlaf.

Twain schildert zuerst regelrecht euphorisch die von Morgan eingeführten technischen und sozialen Innovationen, versinkt zu guter Letzt aber fast in Depressionen, als er das mittelalterliche Gemetzel mit modernen Waffen schildert. Wohl nicht zufällig gehörte dieses zu den in Deutschland der Kaiserzeit ignorierten Werken.

Comics: zwei der vor mir liegenden Fassungen zeigen ein von Hal Fosters Eisenherz geprägtem Ritterbild, inklusive der Zeichnungen. Foster zeigte ein kulturelles Umfeld des Hoch- oder Spätmittelalters (ca. 1250 – 1500), im Gegensatz zur Zeitepoche des fünften und sechsten Jahrhunderts, in der er sein Epos angesiedelt hat (Römer, Hunnen), also rund 800 (!) Jahre früher. Hank Morgan spielt ebenfalls zur Zeit des König Arturs, zeichnerisch sehen sie alle wie Kopien der Foster´schen Darstellungen aus. Die IK machen insofern eine Ausnahme, als sie nur das höfische Gepränge, nicht aber Kleidung, Accessoires übernehmen.




Das Titelbild der deutschen Ausgabe (Nr. 188, US-IK Nr. 24, gezeichnet von Sparling) zeigt einen Zweikampf, eher ein seltsames Turnier, in dem der Yankee als Cowboy seinen Gegner bezwingt. Mark Twain wird außen nicht genannt, im Heftinnerin gibt es die übliche Biografie wie schon mehrmals in der Heftreihe gelesen.




Diese Szene wird uns mehrmals begegnen, ich habe sie als durchgehendes Beispiel ausgewählt. Der Text ist selbsterklärend.




Die Zeichnungen sind insgesamt ganz nett, hinterlassen durch ihre Flächigkeit wenig bleibenden Eindruck. Zwar einige Perspektivwechsel, aber Großaufnahmen, dafür wenig Hintergründe. Diese Seite veranschaulicht den Stil Sparlings recht ordentlich.

Wird die nächste Adaption einen „echten“ Mark Twain bringen … lasst euch überraschen – Fortsetzung folgt!
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