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Alt 03.02.2023, 12:37   #1  
Servalan
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Also ich habe mehr als ein ganzes Regal voll (zwei Meter hoch, 80 Zentimenter breit) Filmliteratur - viele Filmlexika, filmtheoretische Bücher (Kracauer, Eisner, Toeplitz, Gregor/Patalas, Seeßlen etc.), Biografien, Bücher zu Filmen ("So entstand..."). Novelizationen habe ich nur ein paar, darin sehe ich keinen Sinn.
Mit Novelizations konnte ich auch selten etwas anfangen, die meisten empfinde ich als überflüssig. In einem kostenlosen Büchertauschfach habe ich mal eine Lost Episode des Classic Dr Who entdeckt, was ich für einen Glücksgriff gehalten habe.

Büchern veralten irgendwann; einige Ausnahmen bestätigen die Regel: François Truffauts Interview mit Alfred Hitchcock dürfte solch ein seltener Fall sein. Ansonsten verändert sich der Stand der Forschung. Was damals als beste Reproduktion gefeiert wurde, wirkt heute bloß noch erbärmlich.
Insgesamt dürfte nur ein Bruchteil von alterslosen Standardwerken übrig bleiben: Biographien, filmtheoretische Klassiker und Fachbücher, die wirklich etwas Neues bringen. Welche das konkret sind, mußt du entscheiden.

Selbst für diese Bücher dürfte der Markt ständig schrumpfen, schließlich ist Gaming mittlerweile das Leitmedium. Filme und Comics haben bald den Orchideenstatus von Lyrik (jenseits von Songtexten).
Weil den meisten die Zeit und Lust dazu fehlt, diese wenigen Gleichgesinnten zu suchen, wandert etliches ins Altpapier ...
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Alt 06.02.2023, 06:25   #2  
Crackajack Jackson
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Toller Film. Den habe ich auch gesehen. Ich glaube, das Alter der Menschen wurde auf einem Kreis in der Handfläche bestimmt. Rot war da für abgängig. Alle über 30 wurden dann getötet (bzw. ihnen wurde ein Übergang vorgetäuscht). In Erinnerung ist mir noch der Liebestunnel geblieben und der ältere Mann, der vor der Stadt lebte. Alles sehr futuristisch.

Kommt wohl aus der Zeit in der es hieß: Trau keinem über 30.
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Alt 06.02.2023, 06:41   #3  
Peter L. Opmann
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Wieder ein Film, den ich mir mal wieder ansehen müßte. Ich habe gehört, die Kulissen seien zwar 70er-Jahre-mäßig, aber in gewissem Sinn noch heute futuristisch. Man hat wohl nicht alles im Studio gebaut, sondern teils reale Schauplätze verfremdet. Da nehme ich allerdings an, Ridley Scott und seine Leute haben das später in "Blade Runner" besser hingekriegt.
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Alt 06.02.2023, 06:49   #4  
Marvel Boy
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Einer der Filme die mich nicht nur damals beeindruckt haben. Hab die original VHS immer noch in der Sammlung.
Es ist immer wieder interessant wie dicht die alten SF Filme, und Romane, an den Problemen unserer Zeit sind. Nur das wir immer noch nicht in futuristischen Settings leben.

KEEP CALM AND DON'T SMASH!
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Alt 06.02.2023, 07:07   #5  
Peter L. Opmann
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Ich denke, das war speziell ein Kennzeichen der 70er Jahre, wohl auch eine Folge von 1968. Wobei ich jetzt vom Kino rede. In der SF-Literatur gab's da zwar auch eine New Wave, aber man findet sicher auch schon in den 60er Jahren, vielleicht noch früher, gesellschaftskritische Werke.

Im Kino ging's dann mit "Star Wars" eher wieder in eine andere Richtung. Aber maß muß sich natürlich vor Verallgemeinerungen hüten. Sicher kann man schnell Filme oder Romane finden, die dem widersprechen, was ich eben gesagt habe.
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Alt 06.02.2023, 08:14   #6  
Nante
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Als ich den Film das erste mal gesehen habe (natürlich wieder mal zufällig, ohne Anfang und in s/w), war „dreißig“ für mich auch noch „steinalt“. Trotzdem hat es mich auch sofort gepackt.

Zitat:
Michael York ist ein „Sandmann“, ein Zukunftspolizist, der beauftragt wird, gegen die vorzugehen, die versuchen, in eine Zuflucht außerhalb der Kuppelstadt zu entkommen (vielleicht gibt es da eine Parallele zu „Blade Runner“). Er lernt Jenny Agutter kennen, die ihn in eine Gruppe solcher Rebellen einschleust, verliebt sich in sie und wechselt die Seiten. Allerdings wird er nun selbst von der Polizei gejagt.
Der Catch bei der Sache ist ja, er wird, um glaubwürdig zu sein, selbst auf „Stufe Rot“ gesetzt und bekommt selbst auf Nachfrage nicht zugesichert, daß er nach Beendigung seiner Mission wieder auf „Grün“ gesetzt wird. Das erst bringt ihn (natürlich neben der Liebe) ja erst dazu, das ganze System anzuzweifeln.

Obwohl das damals sicher nicht so beabsichtigt war, war das für mich beim zweiten vollständigen Anschauen Anfang der 90er auch ein Synonym für das gerade untergegangene System: Am Ende zweifeln selbst die „bewaffneten Organe“ an der „leuchtenden Zukunft“ und alle stehen schließlich vor realen und metaphorischen Trümmern.

Beim zweiten Sehen, nun schon in Farbe ist mir auch erst klar geworden, daß "die Zukunft" in diesem Film, doch recht zeitgenössisch war. Zumindest was Kleidung und Frisuren angeht, hätten die Darsteller auch gut, wenn schon nicht im Alltag auf jeden Fall auf einem Musikkonzert auf der Bühne stehen können. Manche Kostüme der ABBA-Ladys hatten genau den gleichen Stil.

PS: Vor allem das Filmende hat in mir die Erinnerung an einen polnischen SF-Film aus den 80ern wach gerufen, über den ich die Woche mal was schreiben werde.
Keine Angst, "Sex-Mission" ist trotz dem Titel kein Weltraumporno.
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Alt 06.02.2023, 08:37   #7  
Peter L. Opmann
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Ich freue mich, wenn Du was schreibst - selbst wenn's ein Weltraumporno wäre...

Nante, ich muß gestehen, beim Schreiben ging mir auch mal durch den Kopf: Die Kuppelstadt, das ist ja wie die DDR! Aber ich hätte mich nicht getraut, das anzusprechen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2023, 19:38   #8  
Horatio
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Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Und seinen Zweiteiler "Das indische Grabmal | Der Tiger von Eschnapur" hat er ja gleich zweimal verfilmt, einmal als Stummfilm, später als farbigen Tonfilm.
Moment, soweit ich ( u. A.) aus der Wikipedia weiß, ist die Regie der Stummfilmversion von Joe May, angeblich weil man Lang 1921 noch für zu jung hielt, um ein solches Großprojekt zu leiten.

Ich habe vor vielen Jahren auch die zweite, schwarzweiße Verfilmung von 1938 im TV gesehen. Regie von Richard Eichberg. Ich erinnere mich allerdings nur noch an La Jana, und an Theo Lingen und Gisela Schlüter in Nebenrollen. Diese zweite Version würde ich zu gerne mal wieder sehen, aber es wird heutzutage leider immer wieder nur die Farbversion gebracht.

Metropolis habe ich neulich erstmals in der nahezu vollständigen Fassung gesehen, der ist Klasse.
Deswegen habe ich mich erst kürzlich auch selbst mit Fritz Lang beschäftigt.
Da habe ich mir übrigens auch die großartige Filmmusik von Hüppertz zugelegt.
(Max Steiners Filmmusik zu King Kong und die weiße Frau habe ich natürlich auch, ebenfalls ein Meilenstein.)

Und zum Thema Synchronisation möchte ich dann noch anmerken, dass es mit Die Fabel von King Kong ja schon 1933 eine deutsche Synchronisation von King Kong gab.
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Alt 14.02.2023, 18:54   #9  
Crackajack Jackson
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Deutsche Leinwandhelden.
Da fallen mir sogleich, aus dem Stehgreif, Heinz Rühmann und Hans Albers ein.
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Alt 14.02.2023, 19:06   #10  
Peter L. Opmann
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Rühmann war aber eher ein Antiheld.

Albers muß man wohl gelten lassen - obwohl ich persönlich das schlecht nachvollziehen kann.
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Alt 14.02.2023, 20:31   #11  
Nante
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An Hans Albers mußte ich auch denken. Ich kenne nun wirklich die wenigsten seiner Filme, aber allein schon das Trio "F.P.-1 antwortet nicht", "Wasser für Canitoga" und natürlich "Münchhausen" sollten eigentlich klar stellen, daß er allemal ein größerere "Filmheld" war als zumindest Junke und Kinski.
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Alt 14.02.2023, 22:33   #12  
Peter L. Opmann
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Als Albers den Münchhausen spielte, war er schon weit über 50, also schon lange kein draufgängerischer Held mehr. Aber sein Image war offenbar so überstrahlend, daß das Publikum das nicht merkte.

Dabei fällt mir noch einer ein: Curd Jürgens.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.02.2023, 22:42   #13  
Servalan
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Diese Doku wirkte auf mich sehr lieblos zusammengestellt; als ob jemand auf die Schnelle eine Zweitauswertung von bekanntem Material aus dem Ärmel schütteln mußte. Die Auswahl hatte etwas Zufälliges ...
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Alt 17.02.2023, 09:19   #14  
Crackajack Jackson
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Dirty Dancing habe ich einmal gesehen und fand ihn jetzt nicht so überragend, obwohl ich eigentlich nichts gegen das Tanzen an sich habe und mir gerne mal einen Tanzfilm ansehe.

Der Hype um den Film ist wohl der Zeit und Patrick Swayze geschuldet.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2023, 09:24   #15  
FrankDrake
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Dirty Dancing war ja nicht unbedingt für den Männlichen Teil der Weltbevölkerung gedacht.

Als ich den mit meiner Guten im Kino gesehen habe, sind zumindest die Mädels / Frauen mit einem verträumten Lächeln aus der Vorstellung gekommen.

Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden!
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Alt 17.02.2023, 09:28   #16  
Crackajack Jackson
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Das wollte ich noch dazuschreiben. Ein typischer Mädchenfilm wie Titanic.
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Alt 17.02.2023, 14:56   #17  
Nante
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Zum Wochenende noch mal ein Stummfilm.

Letztes Wochenende habe ich mir wieder mal „Panzerkreuzer Potjemkin“ von S. Eisenstein aus dem Jahr 1925 angeschaut. Ich muss allerdings voraus schicken, daß ich nur die alte DEFA-Fassung habe und nicht die neue restaurierte Fassung, die fast um ein Zehntel länger ist und auch die originale (dt) Fimmusik von Edmund Meisel beinhalten soll.

Der Film ist eine sehr freie (und eindeutig propagandistische) Schilderung der realen Ereignisse auf dem gleichnamigen Kriegsschiff (Panzerkreuzer ist eigentlich ein Übersetzungsfehler) im Jahr 1905. Die Handlung besteht aus 5 eher locker miteinander verbundenen Episoden, von denen eigentlich nur die ersten beiden nahtlos ineinander übergehen.

Zuerst wird der harte Alltag der Matrosen und die Schikanen durch die Vorgesetzten geschildert, die im Zwang zum Essen einer Suppe aus verdorbenem und vor Maden wimmelnden Fleisch gipfelt. Protest dagegen soll mit der Erschießung einer willkürlich ausgewählter Gruppe „Rädelsführer“ niedergeschlagen werden.

Im sich darauf entwickelnden Aufruhr werden die Offiziere über Bord geworfen (praktisch getötet) aber auch der Anführer der Meuterer, der „klassenbewußte“ Matrose Wakulintschuk wird getötet. Die etwas ratlosen (weil nun ohne die richtige Führung) Matrosen steuern das nahe Odessa an und bringen den Leichnahm von Wakulintschuk in der Nacht an Land, wo sie ihn aufbahren.

Am nächsten Morgen kommen immer mehr Leute zum Hafen, die Stimmung heizt sich besonders bei den einfachen Leute auf, es kommt zu (fast) friedlichen Demonstrationen, die dann von Kosaken zu Fuß und zu Pferd blutig auseinander getrieben werden. Es gibt viele Tote. Die Beschießung der Einsatzzentrale der Truppen durch das Kriegsschiff ist eine eher hilflose Reaktion.

Inzwischen hat die Regierung die restlichen Schiffe der Schwarzmeerflotte zusammen gezogen und sie gegen die Meuterer geschickt. Diese entschließen sich, der Übermacht kampfbereit entgegen zu fahren aber nicht zuerst zu schießen.
Die beiden Parteien nähern sich immer mehr, alle sind kampfbereit. In einer imposanten Szene fahren sie schließlich zwischen den Schiffen hindurch, deren Besatzungen (natürlich nur die Matrosen) ihnen zujubeln. Schnitt -Ende!

Passend zum 20. Jahrestag des Aufstandes (der real eher unrühmlich mit der Übergabe des Schiffes an die Rum. Behörden endete) konnte Eisenstein hier seinen ersten international bekannten Film drehen, der wie auch der Nachfolger „Oktober“ klare propagandistische Ziele verfolgt und dabei so erfolgreich war, daß viele Szenen aus beiden Filmen noch heute zur Illustration von Dokumentationen über die Ereignisse verwendet werden.

Sicher ebenso bewußt gibt es im Film eigentlich keinen Haupthelden, sondern diese Rolle ist den "Massen" vorbehalten. Dabei ist das Volk durchweg gut und die obere Klasse ist arrogant und blutrünstig. Zwischenstufen sind nicht vorhanden.

Bei der letzten Schau waren für mich vor allem vier Szenen beeindruckend, mit denen Eisenstein bewußt stark auf Emotionen setzt:

- Der Blick auf das Madengewimmel in Großaufnahme, durch den Kneifer des Schiffsarztes, der das Fleisch für unbedenklich erklärt (und von dem man, nachdem er später über Bord geworfen wird, am Ende genau diesen Kneifer noch an einem Tau hängen sieht)

- Die Aufbahrung des Matrosen und die Reaktion der Leute, die an eine Mischung aus Volksfrömmigkeit/Heiligenverehrung und der im Vorjahr erfolgten Aufbahrung Lenins denken läßt

- Die berühmte und mehrfach kopierte/parodierte Treppenszene, wobei es für mich nicht der Kinderwagen ist, sondern der Auftritt der Mutter mit dem erschossenen Kind wenige Augenblicke vorher ist.
Die Szenenfolge Anklagendes Gesicht der Mutter-Schnitt Salve der Soldaten Schnitt- Sie marschieren weiter über nun ZWEI Leichen

- Die vorletzte Szene, in der die Schiffe aufeinander zufahren und die angespannten Gesichter der Matrosen mit den arbeitenden Maschinen wechseln > hier spielt die Musik eine besonders entscheidende Rolle und da ich hier alternativ einen Ausschnitt der Musik von Meisel hören konnte, muß ich sagen, sie paßt wesentlich besser zur Dramatik als die Musik von Schostakowitsch der DEFA-Fassung.

Das einzige, was mir bei der Neusichtung irgendwie unpassend und fast wie angeklebt vorkam, waren die Szenen, in denen ein Offizier (während seine „Kollegen“ bereits über Bord wandern oder das verzweifelt zu verhindern suchen) minutenlang Zeit und Motivation hat, Wakulintschuk praktisch ungestört über das ganze Schiff zu jagen und schließlich zu erschießen. Aber wahrscheinlich war es nötig, um die nachfolgende Ikonisierung zu rechtfertigen.

Der Film hatte bekanntlich nicht nur in der Sowjetunion sondern auch im Ausland großen Erfolg und war ein Meilenstein in Eisensteins Karriere. Die für mich gelungenste Schilderung des Eindrucks, den er hervorgerufen haben muß, ist allerdings fiktiv:

Lion Feuchtwanger beschreibt gegen Ende seines Romans „Erfolg“, wie der stramm konservative bayerische Politiker Otto Klenk sich bei einem Besuch in Berlin den Film „Panzerkreuzer Orlow“ anschaut und (ihn anfangs noch klug und kühl als Propaganda analysierend) durch die Macht der Bilder und der Musik dazu hingerissen wird, den Meuterern am Ende Erfolg zu wünschen; - was ihm nach dem Film dann natürlich total peinlich ist.
(Das Klenk den ganzen Roman über der nüchternste und intelligenteste Konservative war, verstärkt den Eindruck noch zusätzlich)

Geändert von Nante (17.02.2023 um 15:03 Uhr)
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Alt 17.02.2023, 15:21   #18  
Peter L. Opmann
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Stimmt, man kennt bestimmte Szenen auch aus anderen Zusammenhängen. Ich kann mich besonders an das Madenfleisch erinnern und das Urteil des Offiziers, daß es einwandfrei genießbar sei.

Das ist für mich ein vergleichbarer Fall wie Riefenstahls "Triumph des Willens". Die Aussage von "Panzerkreuzer Potemkin" ist sehr tendenziös und für mich auch abzulehnen (ebenso wie die Verherrlichung der Nazis durch Riefenstahl), aber filmisch ist das sehr gut gemacht, und man sollte sich beides zumindest mal ansehen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2023, 18:19   #19  
Servalan
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Eine Impfung, um gegen Propaganda immun zu sein, gibt es leider (oder zum Glück) nicht. Mit dem Thema muß sich jeder selbst auseinandersetzen, und das ist nach meiner Erfahrung ein längerer Prozeß, den jeder mit sich selbst ausmacht.
Ein rotes Warnlicht sollte angehen, wenn jemand das Publikum über die Gefühle vereinnahmen und auf seine Seite bringen will. Das Märchen von den Guten und den Bösen sollte ein weiteres Signal zur Vorsicht sein.

Einfach nur die richtigen Filme zu glotzen, reicht da nicht. Die müssen auch optimal präsentiert werden, sodaß das Publikum nachfühlen kann, was vergangene Generationen mitgerissen hat.
"Panzerkreuzer Potemkin" und "Intolerance", um zwei wichtige Werke mit kritischem Inhalt zu nennen, dürften bei den Youngsters von TikTok und Twitch durchfallen, einfach das schwarzweiße Stummfilme sind. Die verhallen im Nichts. Ohne ein umfassendes Begleitprogramm langweilen die die Jüngsten nur. Interesse bleibt gleich null.

Eine gute Schulung sind eigene Filme, wie sie zum Beispiel bei Offenen Kanälen möglich waren. Da konnten sich die Schüler hinter der Kamera beweisen, indem sie ihre eigenen Ideen konkret umsetzen mußten. Dabei konnten sie dann selbst erfahren, wie sich unterschiedliche Kameraperspektiven oder Optionen für einen Schnitt direkt auf die Wahrnehmung auswirken.
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Alt 17.02.2023, 19:26   #20  
Horatio
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Zu Dirty Dancing:

Im Buch The Rough Guide to Musicals von David Parkinson gibt es eine Mini-Rezension, acht schmale Zeilen, die Schlagworte darin sind „crowd-pleasing wallow in faux nostalgia“ und „remains a baffling feel-good favourite“.

(Ist freilich kein Musical, sondern ein Musik- und Tanzfilm, sicher auch deshalb nur eine Kurzerwähnung im besagten Buch.)
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2023, 19:43   #21  
Peter L. Opmann
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Vielleicht hat sich deshalb kein Hörer gemeldet, weil es kaum gescheite Rezensionen von "Dirty Dancing" gibt.

Kann natürlich auch sein, daß die Moderatorin die Sachen einfach nicht mehr in die Sendung genommen hat.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2023, 20:34   #22  
Horatio
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Sollten die Hörer eigene Rezensionen einsenden?

Ich habe mich auch schon mal gefragt, weshalb der Film so gut ankam. Ich denke, das ist so, weil es ein Coming-of-Age-Drama ist, weil die Protagonisten die sich ihnen in den Weg stellenden Widrigkeiten schließlich sieg- und glorreich überwinden, und weil er starke Tanzszenen und einen starken Soundtrack hat. Das war scheint‘s eine gewinnende Kombination. Der Film ist wohl in der Tat ein „crowd pleaser“.

Geändert von Horatio (17.02.2023 um 20:40 Uhr)
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Alt 17.02.2023, 20:47   #23  
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Die Geschichte vom Aschenputtel, in diesem Fall, das reiche Stadtmädchen, das zum Schluss integriert wird.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2023, 21:01   #24  
Peter L. Opmann
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@ Horatio: Nein, ich denke, eigene Texte waren da nicht gemeint. Welcher Radiohörer schreibt schon Rezensionen?
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Alt 18.02.2023, 01:20   #25  
Horatio
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Naja, ich denke, dass die Hörer eher ihre eigenen Eindrücke eines Films (spontan?) niederschreiben (wie amateurhaft auch immer) und einsenden würden, als dass sie im Internet* nach fremden Rezensionen (von Profis oder anderen Amateuren) suchen und die dann einsenden.

*Ich nehme mal an, dass eher Wenige eine Sammlung mit Filmbüchern und -magazinen zuhause haben.

Aber wer weiß …?


Dass der Film gefiel, dürfte übrigens vielleicht auch an der Schlussszene liegen, wo ja nach den glücklich überwundenen Schwierigkeiten (symbolisiert durch die Hebefigur) ausgelassene Partystimmung herrschte, die die Zuschauer dann aus dem Kino mitnahmen.
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
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