Der Filmthread

[Heatwave19]

Black Panther (2018)

Hm, leider springt auch bei erneutem Ansehen der Funke nicht so richtig über.
Ich mag das World Building um Wakanda, die sorgfältigen Designs und Kostüme, bei denen man sich gefühlt von sämtlichen afrikanischen Traditionen und Staaten hat inspirieren lassen. Leider hat man beim Drehbuch dann diese Sorgfalt missen lassen.
Obwohl die Story sehr simpel ist, nimmt man an vielen Stellen zu leichte Abkürzungen und auch die Logik bleibt immer mal wieder auf der Strecke. Am schlimmsten fand ich das bei dem Ritual mit dem Kampf um den Thron, in der ersten Filmhälfte wird das als groß und wichtig inszeniert, nur um dann in der zweiten Hälfte ein überhastestes zweites durchzuführen, das den Regeln, die zuvor aufgestellt wurden, widerspricht. Auch fand ich es sehr konstruiert, dass Killmonger, der als Militärveteran erfahrener und schlauer sein sollte, den Black Panther noch lebendig den Wasserfall hinunterwirft, anstatt ihn vorher zu töten. Und warum gilt beim ersten Ritual T'Challa als Sieger, obwohl der M'Baku nicht tötet, beim zweiten Ritual ist dieses dann aber nicht abgeschlossen weil T'Challa überlebt hat?
Die Hauptfigur (und der Darsteller) und seine Familie sind sympathisch, Ross ist wie schon in Civil War eher überflüssig. Da hätte ich es besser gefunden, wenn seine Rolle im Finale z.B. von Bucky übernommen worden wäre. Killmonger überzeugt mich als Gegenspieler ebenfalls nicht. Ich verstehe seine Motivation, aber irgendwie ist der in seiner Kindheit hängen geblieben und wirkt stellenweise unheimlich naiv, soadass ich ihn und seine Pläne nicht ganz ernstnehmen kann. Selbst wenn Wakanda in jedem Land Spione hat und durch das Vibranium einen technologischen Vorteil, fehlt ihnen als kleines Land schlicht das Personal für eine Eroberung der Welt.
Die Gesellschaftskritik war mir zu schwerfällig und unterkomplex. Die Benachteiligung der Afro-Amerikaner in den USA ist eigentlich ein wichtiges und spannendes Thema, aber das ist vordergründig immer noch ein Action/Unterhaltungsfilm der naturgemäß nicht genug Platz für eine ernsthafte Auseinandersetzung bietet. Da gibt es ja auch andere Filme die das deutlich besser und ausführlicher behandeln, ich hätte mich hier auf subtilere Andeutungen beschränkt (Ich bin natürlich aber auch nicht betroffen, wenn man den Impact sieht, den der Film in den USA hatte, sehen das Betroffene vielleicht anders).
Das Ende des Films sowie die Action (mein Highlight ist die Auto-Verfolgungsjagd) gefielen mir ganz gut. Sehr schön, wie T'Challa nach seinem Vater (Isolation) und Killmonger (agressive Expansion) einen anderen Weg findet, indem er Wakanda nach Außen auf diplomatischem Wege öffnet. Das mag zwar zu naiv und optimistisch sein, aber es ist schön auf so einer positiven Note zu enden.


Mein derzeitiges Ranking:
01. Captain America 2
02. Avengers
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18. Iron Man 2

[LordKain1977]

Was das In Memoriam Segment bei den Oscars angeht da wurden ja einige Leute übersehen. Hab eben ein Video darüber gesehen:
Tom Sizemore, Anne Heche, Gilbert Gottfried, Paul Sorvino, Fred Ward und Charibi Dean die sogar in einem der nominierten Filme mitgespielt hat (Triangle of Sadness).
Das ist schon krass.

[Damian]

Bei Sizemore und Heche waren das klar politische Gründe. Beide sind ja wohl in Folge ihrer Drogensucht gestorben, da hüllt man sich in Hollywood lieber in Schweigen, das thematisiert man nicht gerne. Bei den anderen kann ich da nichts zu sagen.

[mile]

Zitat von LordKain1977

Was das In Memoriam Segment bei den Oscars angeht da wurden ja einige Leute übersehen. Hab eben ein Video darüber gesehen:
Tom Sizemore, Anne Heche, Gilbert Gottfried, Paul Sorvino, Fred Ward und Charibi Dean die sogar in einem der nominierten Filme mitgespielt hat (Triangle of Sadness).
Das ist schon krass.

Ja, schon echt übel. Aber das war leider schon immer so, das nicht alle in das Segment aufgenommen worden sind. Ob es allerdings schon mal so viel wie in diesem Jahr waren? Auf jeden Fall traurig.

[Damian]

Wen es interessiert: M - Eine Stadt sucht den Mörder ist wieder verfügbar.

[LordKain1977]

Ein Meisterwek.

[Damian]

Absolut. Bei Prime störte mich damals die Bildqualität, die war wirklich nicht gut. Und die Blu war absolut vergriffen und kursierte auf Ebay zu Mondpreisen, aber offenbar gibts wohl ne Neuauflage (leider nur als single disc, aber egal) , da hab ich zugegriffen. Die Quali ist auch gleich um ein vielfaches besser. Werde ich dann im Laufe des Abends geniessen.

[LordKain1977]

Viel vergnügen damit.

[Damian]

ein bisschen Wehmut ist dabei, zeigt der Film doch perfekt, wir gut und innovativ deutsches Kino mal gewesen ist.

[God_W.]

Ich bleib bei meiner DVD. Das Bild passt zu so einem alten Schinken enorm gut.

[Damian]

wenn die gut ist, dürfte da groß kein Gualitätsunterschied sein. Bei Ama war das Bild voller Rauschen, Kratzern etc.

[LordKain1977]

Zitat von Damian

ein bisschen Wehmut ist dabei, zeigt der Film doch perfekt, wir gut und innovativ deutsches Kino mal gewesen ist.

Und was alles hätte sein können ohne den österreichischen Zwerg mit dem lustigen Bärtchen.

[Damian]

Ja, nach WW2 haben sich die Filmschulen dramatisch verändert und die jungen Studenten und Filmschaffenden wollten sich davon distanzieren, und verloren aus den Augen, was gute Filme ausmacht. Bis in die 60er hinein waren noch die "alten" am Ruder und dann gings bergab. Es gibt natürlich noch gute, deutsche Filme und Serien, aber die sind selten geworden. Allerdings gehts Handwerklich seit einiger Zeit wieder bergauf. Im Westen ist da ein gutes Beispiel.

[mile]

The Menu (Disney+)

Spätestens bei der brotlosen Brotplatte mochte ich den Film. Einfach ein tolles Kammer … Restaurantspiel. Und schon echt eine Sünde, dass dafür nicht einmal eine Oscarnominierung gab. Ob nun für Chefkoch Voldemort oder Anya Taylor Joy.
Von mir dafür 8 von 10 Cheeseburgern

Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd (AppleTV+)

Wirklich wunderschön gemacht. Sehr positiv gestimmt und mit schöner Botschaft. Immer dicht am Kitsch, aber auch sehr berührend. Überzeugende Buchverfilmung.

10 von 10 Kuchen

[LordKain1977]

Ja The Menu mochte ich aus sehr.

[God_W.]

Ich den Jungen, den Maulwurf...

[Damian]

The Banshees of Inisherin

Die beiden Freunde Pádraic (Farrell) und Colm (Gleeson) könnten unterschiedlicher nicht sein, der eine eher einfältig und ungebildet, der andere feingeistig und kreativ entzweien sich, wobei der Impuls von Colm ausgeht. Der naive Pádraic versteht dies zunächst nicht und will es nicht wahrhaben, worauf die Situation mehr und mehr eskaliert. Irgendwie sind auch die anderen Einwohner der (fiktiven) Insel Inisherin verbunden und mehr oder weniger involviert.
Wer ein zweites Brügge sehen.... erwartet, wird wohl enttäuscht. Hier hat man eine unaufgeregte, melancholische (aber nie deprimierende) und sehr faszinierende Charakterstudie zwei sehr unterschiedlicher Menschen und deren Umfeld. Farrell liefert hier die wohl beste Performance seines Lebens ab. Wunderschöne Bilder und ein dezenter Score runden das positive Gesamtbild ab.

8-9/10

[Manutereyaq Mares]

Danke dir für die wunderschöne Rezension.
Ich würde sogar bis auf die zehn hochgehen.

[Damian]

Gerne doch. Brügge ist mehr so meins, der bekommt ne 10

[God_W.]

Brügge ist natürlich witziger, die Banshees haben mich auf der emotionalen Ebene mehr gepackt und Farrell spielt da nochmal besser. Beides grandiose Filme. Und ja, der (zum Teil deutschsprachige) Soundtrack ist auch klasse.

[Heatwave19]

Avengers: Infinity War (2018)

Immer noch richtig, richtig gut, ein filmgewordenes Comic Crossover Event.
Thanos wurde in meinen Augen stark umgesetzt. Er wirkt absolut bedrohlich, aber nicht tumb, man versteht seine Motivation, ohne, dass er allzu sympathisch wird und nicht mehr als Schurke funktioniert.
Was mir diesmal auch sehr positiv aufgefallen ist: Obwohl hier Handlungsstränge und Figuren aus fast allen der vorangegangenen Filme aufgegriffen und weitergesponnen werden, fühle sich die Figuren wie in ihren Ursprungsfilmen an. Niemand wird für die Story verbogen.
Die Action ist episch, die Effekte überzeugen, insbesondere bei Thanos und das Ende ist richtig schön düster. Kann mich noch an die Stimmung damals im Kinosaal erinnern, glaube, damit hatte kaum jemand gerechnet.
Was man dem Film vorwerfen kann: Er funktioniert eigentlich nicht als eigenständiger Film und entfaltet nur im Kontext der Gesamterzählung seine richtige Wirkung. Genau das wertet ihn am Ende aber auch wieder auf. Etwas mehr Zeit hätte ich mir vielleicht für die ruhigeren Zwischentöne gewünscht, gerade nach dem Konflikt in Civil War wäre die ein oder andere Aussprache sinnvoll, im Kontext der imminenten Bedrohung ist es aber logisch nachvollziehbar, dass das hinten runterfällt.

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[LordKain1977]

Zitat von Damian

The Banshees of Inisherin

Bin ich ganz bei Dir. Ein toller Film. Schauspielerisch top von allen Beteiligten.
9/10

[Damian]

Total. Aber man ahnt, warum hier keine Oscars vergeben wurden.

[God_W.]

Weil es die Gewinner mehr verdient hatten. Meiner Ansicht nach auf alle Fälle.

[Damian]

Da halt ich mich raus