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Alt 24.03.2020, 05:32   #1  
Crackajack Jackson
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"Verrat" hört sich auf dem Cover doch ziemlich reißerisch an.
Clickbaiting in den frühen 60er Jahren.

Eigentlich verstärkt der Helm die schlechten Gefühle und die guten dämmt er ein.
Irgendwo findet sich bei Ben ja dann doch ein kleiner, schlechter Gedanke, der durch die Gehirnwäsche dann verstärkt wird.
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Alt 24.03.2020, 08:25   #2  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 39




Dies ist wieder mal eine Ausgabe, die ich schon früh in einem Superband gelesen habe. FV # 38 und 40 besitze ich dagegen erst seit kürzerem (was aber auch um die 20 Jahre bedeutet). Wahrscheinlich hat man zu Lektüre aus der Jugendzeit einfach ein anderes Verhältnis, denn diese Episode mit dem Titel „Warum muß ich dich töten?“ (Original: „To save you why must I kill you?“, was inhaltlich nicht ganz stimmt) gefällt mir ziemlich gut. Den Zusammenhang zur vorherigen Ausgabe erfaßt man nicht so leicht, aber es ist klar, daß Ding von den Furchtbaren Vier auf seine Freunde gehetzt wird, die sich bereits in ihrer Gewalt befinden.

Diese Auseinandersetzung ist originell in Szene gesetzt. Vor allem wie Mr. Fantastic Reed Richards sich wehrt, obwohl er auf ein Brett gekleistert ist und sich kaum bewegen kann, liest sich sehr unterhaltsam. Zunächst dehnt er seinen Körper immer mehr aus, so daß ihn seine Gegner einfach nicht zu fassen kriegen. Selbst Ding wird von ihm ganz schön herumgeschleudert, bekommt Stretcho dann aber doch in den Griff und kann ihn in ein Einmachglas (!) stopfen, das er mit seinen Riesenkräften verkorkt. Man muß bedenken, daß Richards nicht wirklich etwas passieren darf; hätte Ding ihn zerquetscht, hätte das allen damaligen Comicregeln widersprochen. Aber Einmachen ist eigentlich viel witziger als Vernichten. Immerhin droht Reed der Tod durch Ersticken, aber das wird sich hoffentlich verhindern lassen (denkt der Leser).

Die Unsichtbare und die Fackel befreien sich, stehen aber schließlich ohne Mr. Fantastic auf verlorenem Posten. Ding schlägt Johnny mit einem einzelnen Finger k.o. Sue flieht – mit ihrem Verlobten im Einmachglas. Von den Furchtbaren Vier wird sie nicht vermißt; stattdessen kommt der Zauberer auf die Idee, die Fackel ebenso gehirnzuwaschen wie Ding, was auch gelingt. Sue schafft es mit äußerster Anstrengung, mit ihrem Kraftfeld den Pfropfen vom Glasbehälter zu lösen. Reed kommt eben noch rechtzeitig an Frischluft. Schön ist, daß gezeigt wird, daß beide darauf erstmal ein paar Minuten platt sind. Sie sind Superhelden, aber die Anstrengung, sich zu befreien, hat sie völlig erschöpft.

Reed will nun den Zauberer mit seinen eigenen Waffen schlagen und greift die Furchtbaren Vier mit dessen Antigrav-Scheiben an, die unvorsichtigerweise in einem unverschlossenen Schuppen gelagert wurden (aber wollen wir mal nicht allzu pingelig sein). Reed beschießt sie, indem er seine Finger als Zwille benutzt. Die Scheiben haften mittels Kleister des Fängers, der sich auch noch in dem Schuppen findet. Reed klemmt sich Ding unter dem Arm und will ihn wieder zur Vernunft bringen. Aber da greifen der Zauberer und die Fackel, die beide fliegen und daher mit den Antigrav-Scheiben nicht außer Gefecht gesetzt werden können, die drei FV-Mitglieder an! Schöner Cliffhanger.

Selbst ohne richtigen Anfang und ohne Schluß ist das eine flüssig erzählte, actionbetonte, dramatische, aber auch ein wenig komische Geschichte. Und sie ist auch gut gezeichnet. Jack Kirby hat Platz für etliche größere Panels, die meist auch gut genutzt werden. Das Cover mit den ineinander verschlungenen Kämpfern Reed und Ding ist ausdrucksvoll. Vince Colletta ist nun auch in den Credits genannt, und nicht zu Unrecht.
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Alt 24.03.2020, 15:50   #3  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 40




Hier inkt Vince Colletta nun so, wie ich es nicht mag. Da er es in den vorhergehenden beiden Ausgaben konnte, scheint Zeitdruck der Grund dafür zu sein. Gesichter sehen in diesem Heft teilweise unförmig aus, ähneln nur wenig den Figuren, für die sie stehen. Der Strich ist alles in allem mitunter unelegant und zittrig. In welchem Maß Jack Kirby an der unbefriedigenden Grafik mitschuldig ist, läßt sich schwer sagen. Aber der Inker spielt für die Wirkung der Zeichnungen eine größere Rolle, als man gemeinhin meint. Schaut man sich FV # 41 mit Inker Joe Sinnott an, so liegt der Unterschied offen zutage.

Auch storymäßig kann der Abschluß des ersten echten FV-Dreiteilers nicht überzeugen und den Standard insbesondere der vorherigen Ausgabe nicht halten. Wir sind schon zu nahe an der absehbaren Auflösung des Konflikts: Ding muß wieder „umgepolt“ werden, und dann wird er schon gründlich aufräumen (so etwa kommt es am Ende auch). Die Furchtbaren Vier meinen, auch die menschliche Fackel durch Gehirnwäsche auf ihre Seite gebracht zu haben; das hat aber nicht geklappt. Die Fackel spielt ihnen eine Weile etwas vor, läßt seine Teamkameraden mit Ding im Schlepptau entwischen und wird schließlich enttarnt. Mit einer riesigen Antigrav-Scheibe will der Zauberer Johnny darauf so hoch in die Atmosphäre bringen, daß er erstickt – es sei denn, Reed und Sue ergeben sich.

Die beiden Teams, das heißt, die kompletten Furchtbaren Vier auf der einen, Reed und Sue auf der anderen Seite, stehen sich für einige Momente gegenüber, drohen sich gegenseitig, verhandeln. Dann ist der Prozeß, der Ding wieder normal macht, abgeschlossen, und von dem Bett aus, in dem er liegt, greift er in das Kräftemessen ein und schrottet die zentrale Antigrav-Einheit des Zauberers. Jetzt wendet sich das Blatt sehr schnell; die Fackel entflammt und verbrennt dabei die Scheibe, auf der sie hilflos festgehalten wurde. Darauf ist das böse Quartett im Nu besiegt. Nur Medusa kann fliehen – die Fackel kann das nicht verhindern, was noch zu einem kleinen Wortwechsel mit Reed führt. Man kann darüber spekulieren, ob Stan Lee hier schon das folgende Epos mit den Nichtmenschen (Inhumans) vorbereitet, zu denen Medusa ja in Wirklichkeit gehört.

Kurios wirkt, daß die FV nun die Polizei anrufen, die die Furchtbaren Vier einbuchten soll. Der Revierleiter glaubt – verständlicherweise – eher an einen Scherzanruf. Zum Schluss stehen Reed und Sue am Krankenbett von Ding und lassen die Episode mit etwas Smalltalk ausklingen. Dieses Ende ist symptomatisch für die Ausgabe; der Story fehlt es an einem ordentlichen Knalleffekt. Der Höhepunkt, also der Moment, in dem Ding zugunsten der FV eingreift, ist nahezu verschenkt, da hätte ich mir etwas mehr Action gewünscht – übrigens war die erste Gehirnwäsche durch den Zauberer für Ding nicht mit längerer Bettlägerigkeit verbunden. Das Cover mit den am Boden liegenden FV inmitten von Maschinentrümmern drückt die Schwäche der Story ebenfalls aus. Diese Szene kommt so im Heft gar nicht vor, und sie besagt auch nicht allzu viel (Schlagzeile: „Siehe… das Ende naht!“, englisch „Lo. There shall be an Ending“).

Naja, schön, es war der erste Dreiteiler. Vielleicht war er gar nicht von Anfang an so geplant. Aber nun wird Stan Lee seinen Erfolgstitel quasi zu einer Endlosserie machen – mit Abenteuern, die zunehmend ineinandergreifen und sich gegenseitig überlagern, mit neuen Nebenfiguren, die immer wieder auftauchen und sich fortwährend weiterentwickeln. Die Serie macht nun einen deutlichen Schritt vorwärts.
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Alt 24.03.2020, 15:51   #4  
Peter L. Opmann
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Zusammenfassung # 31 bis 40:

Zum wiederholten Mal geraten die FV in Konflikte, ohne daß dafür ein Superschurke nötig ist. Sie bekommen es mit dem Finanzmogul Gideon zu tun. Bei seinem zweiten Auftritt bringt der Magier Diablo den Drachenmann mit, der bald eine größere Rolle in der Serie spielen wird. Dann formieren sich die Furchtbaren Vier, beinahe Stammgäste in den frühen FV-Ausgaben. Dr. Doom kommt nun in einem echten Zweiteiler zur Geltung (erstmals wird mit einem Cliffhanger gearbeitet – die Fans brauchen also die nächste Ausgabe, um zu wissen, wie die Geschichte ausgeht). Die Auseinandersetzung mit den Furchtbaren Vier erstreckt sich darauf sogar auf drei Hefte. In dieser Zeit finden Reed und Sue endgültig als Paar zusammen und heiraten bald darauf. Wohl nie zuvor hat Privates in einem Superheldencomic eine so wichtige Rolle gespielt. Inker Stone wird nun von Vince Colletta abgelöst.
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Alt 24.03.2020, 18:14   #5  
Crackajack Jackson
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Beim letzten Panel von Heft 40 musste ich kurz rechnen.
Ben sagt da, dass Sue und Reed vielleicht eines Tages bei seiner Hochzeit dabei sein würden.
55 Jahre später war es dann endlich soweit.
2019 haben Ben und Alicia geheiratet.
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Alt 24.03.2020, 18:41   #6  
Crackajack Jackson
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Alicia war zwischendurch mal ein Skrull und mit Johnny zusammen.
Aber sonst ist das so, ja.

Alicis wurde von Skrulls entführt und ausgetauscht.
Davon wussten aber weder die Leser noch die Fantastischen Vier lange Zeit etwas. In dieser Zeit trennte sie sich von Ben und kam mit Johnny zusammen.
Irgendwann fand Johnny dann heraus, dass seine Freundin ein Skrull Mädchen ist und sie retteten Alicia.

Ich hoffe, ich habe das so ungefähr richtig zusammenbekommen. Ist schon einen Weile her (Condor Zeit).
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Alt 24.03.2020, 19:10   #7  
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Sehr interessant...
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Alt 24.03.2020, 19:33   #8  
Crackajack Jackson
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Ja, immer mal was neues. Wie bei der Lindenstraße.
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Alt 24.03.2020, 23:56   #9  
FrankDrake
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Lindenstrasse? Die FF werden auch eingestellt?

Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden!
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Alt 25.03.2020, 05:23   #10  
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Die waren ein paar Jahre lang weg vom Fenster, aber 2018 sind sie neu erschienen, geschrieben von Dan Slott, der mindestens genauso gut ist, wie H.W.Geißendörfer.
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Alt 25.03.2020, 06:17   #11  
Marvel Boy
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Warum gefällt mir der Vergleich irgendwie?

Die Zeit mit Johnny und Skrull-Alice war keine Schlechte und die Geschichte ab dem Zeitpunkt wo der Leser es dann wußte auch wirklich gut geschrieben, auch wenn sich das in der Zusammenfassung nicht unbedingt so anhört.
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Alt 25.03.2020, 07:51   #12  
Crackajack Jackson
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Ja hat mir auch Spaß gemacht.
Besonders, als Alicia zu Ben gelaufen ist, und der gar nicht wusste wie er mit der Situation umgehen sollte.
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Alt 25.03.2020, 09:13   #13  
Peter L. Opmann
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Wie damals auch Michi Diers habe ich auch zwei von Williams ausgelassene Ausgaben besprochen, nämlich das Fantastic-Four-Annual # 3 und Fantastic Four # 44, den ersten Teil des Inhumans-Mehrteilers. Das war schon ein starkes Stück, daß Williams ausgerechnet diese Ausgabe nicht brachte, aber man kann annehmen, daß einfach keine Druckvorlagen aufzutreiben waren.

FF Annual # 3

Klar, diese Ausgabe ist grottenschlecht. Darüber braucht man nicht zu diskutieren. Vielleicht hat Williams seinerzeit absichtlich darauf verzichtet, so etwas in seiner FV-Serie zu bringen. Aber warum ist das Annual so schlecht geworden? Stan Lee hat sich offensichtlich zu sehr auf seine Idee verlassen, so viele Helden und Schurken wie möglich im Heft zu versammeln. Es ergibt sich ein Effekt, der sich später – etwa bei FF # 100 oder auch Spider-Man # 100 – immer wieder beobachten lässt: Die einzelne Figur wird abgewertet. Durch die atemlose Abfolge von Gaststar-Auftritten wird sogar die Hochzeit von Reed und Sue, der Anlaß oder Vorwand dieser All-Star-Story, an den Rand gedrückt.

Es sind ganz hübsche Ideen dabei, die aber alle daran kranken, daß sie nicht weiterverfolgt werden: das Eingreifen von Dr. Strange, der X-Men oder der Rächer, die aber gleich wieder im Chaos untergehen. Am Ende bedarf es einer vom Beobachter zur Verfügung gestellten Maschine, mit der Reed sämtliche Bösewichte verschwinden läßt – auch von Dr. Doom, der alles wohl ausgelöst hat, ist da längst nichts mehr zu sehen oder zu hören. Nett ist auch der Cameo-Auftritt von Lee und Zeichner Jack Kirby (wie in den heutigen Marvel-Filmen), aber der ist letztlich auch mit drei Panels verschenkt.

Ärgerlicher als die zusammengeschustert wirkende Handlung sind noch die Zeichnungen. Es hat den Anschein, als sei die Druckvorlage von sehr bescheidener Qualität gewesen. Aber darüber hinaus habe ich den Verdacht, daß Kirby, obwohl es sich nur um 23 Seiten handelt – also kaum mehr als in einer regulären Ausgabe, hier aus Zeitmangel im Originalformat gezeichnet hat. Schon auf dem Cover wirken die Figuren des Wimmelbildes recht krakelig, und auf den Innenseiten setzt sich das fort. Inker Vince Colletta kann da nichts rausreißen, sondern verschlimmert das Erscheinungsbild vielmehr noch. Das Annual war also gar nichts Besonderes, sondern mußte mehr schlecht als recht und unter großem Zeitdruck nebenbei produziert werden.

Hätte Marvel nicht eine Lösung finden können, andere Leute mit diesem Band zu betrauen? Für solche Fälle gab es doch Don Heck; um diese Zeit waren auch John Buscema, John Romita, Gene Colan schon eingestiegen, und es gab noch Leute wie Bill Everett, Werner Roth, Marie Severin… Müßig, darüber zu spekulieren, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, daß das Annual uns dann mehr Freude gemacht hätte.

FF # 44

Bei diesem Heft kam mir der Gedanke, daß Stan Lee vielleicht an erster Stelle ein Meister der Exposition, der Einleitung einer Geschichte ist. Wobei er eigentlich an den Dreiteiler mit den Furchtbaren Vier anknüpft: Wir sehen, wohin Medusa geflüchtet ist, und auch der Drachenmann taucht nach längerer Zeit wieder auf. Zuerst wird uns aber auf der Splashpage ein bizarrer neuer Supertyp namens Gorgon vorgestellt, und dann beginnt Lee mit einer „Alltagsszene“: Reed konstruiert eine Geschirrspülmaschine. Johnny hält’s zuhause nicht aus und will mit seinem Sportwagen davonbrausen – da versteckt sich Medusa auf der Rückbank. Ab diesem Moment überschlagen sich die Ereignisse.

Gorgon beginnt, stampfend Beben zu erzeugen und stiehlt den Heikopter der FV; Medusa überwältigt die Fackel; der Drachenmann platzt dazwischen, irritiert den eintreffenden Gorgon, der nicht die FV angreifen, sondern Medusa abholen will. Bevor er sie erreicht hat, hat sie schon der Drachenmann mitsamt Johnnys Flitzer gekidnappt. Die FV mischen sich jetzt ein. Das ist sehr spannend erzählt, viele Handlungen sind zunächst rätselhaft (und bleiben es teilweise bis zum Ende des Hefts). Es mangelt nicht an Action, aber nicht motivationsfrei erzeugt, sondern als sinnvoller Bestandteil der Story. Auf den letzten acht Seiten braucht Lee allerdings nur noch die verschiedenen Akteure in immer neuer Kombination aufeinandertreffen zu lassen, um die Handlung voranzutreiben. Die Auseinandersetzung steigert sich sozusagen zum Crescendo, und dann folgt der Cliffhanger, als Gorgon ein ganzes Gebäude, in dem sich die FV befinden, zum Einsturz bringt.

Dies ist das Inking-Debüt von Joe Sinnott. Vielleicht hat er sich an Chic Stone orientiert, der auch einen überwiegend sehr guten Job abgeliefert hat (FV # 26 bis 35). Aber er zeigt keinerlei Startschwierigkeiten, hat alle Figuren sofort im Griff. Nach dem Reinfall mit der Annual-Ausgabe kann auch Meister Kirby hier wieder Panel für Panel überzeugend und dramatisch aufbauen und zeichnet detailreich und originell. Das Cover allerdings zählt nicht zu den allerstärksten; auch das Experiment, den Hintergrund schwarzweiß zu lassen, überzeugt nicht so richtig.
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Alt 25.03.2020, 09:14   #14  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 41




Mit dieser Ausgabe ändert sich einiges. Sie hat ein größeres Format (allerdings nun auch wieder etwas schlechteres Papier); dadurch wird allerdings vorerst nur der Rand um die Comicseiten größer. Auf der Rückseite wird die große Williams-Expansion angekündigt: Im kommenden Monat gibt es erstmals die neuen Serien „Der Eiserne“, „Doktor Strange“ und „Planet der Affen“ – es kommen dann noch die DC-Titel „Grüne Laterne“ und „Horror“ dazu. Und bei den FV tut sich auch etwas: Joe Sinnott hat das Inking übernommen, wodurch der Comic relativ schnell sein klassisches Aussehen annimmt. Und es startet eine neuen Storyline, wobei leider, leider die erste Folge bei Williams fehlt: „The Gentleman’s Name is Gorgon“ (US-Fantastic Four # 44, die es vor ewigen Zeiten mal bei HIT-Comics gab und die auch im Hachette-Klassik-Band IV enthalten ist).

Wir springen also notgedrungen mitten in die Story hinein, haben schon einiges verpaßt. Williams löst das Problem aber ganz elegant mit einer Zusammenfassung, die die beiden wichtigen Informationen enthält: Sue, die Unsichtbare, ist vom Drachenmann entführt worden, und eben jener Gorgon ist aufgetaucht und will ebenfalls jemanden gefangen nehmen: Medusa. Gut an der vorigen Ausgabe ist, wenn ich das kurz einflechten darf, dass die Figuren ihre Kräfte oder Eigenheiten richtig ausspielen. Wenn Gorgon erscheint, findet ein Erdbeben statt. Der Drachenmann wirkt ebenso kindlich wie gefährlich und verunsichert Freund und Feind. Medusa überrumpelt Johnny, die Fackel, flieht aber dann doch mit ihm zu den FV, weil Gorgon, der hier – anders als später – ziemlich böse und abgefeimt wirkt, sie holen will. Sue schützt Medusa vorläufig mit ihrem Kraftfeld. Insgesamt ein ziemlich verwirrendes Geschehen, bei dem die Frontlinien kreuz und quer verlaufen.

Im zweiten Teil, den wir uns hier ansehen („Among us hide the Inhumans“), geht es rätselhaft weiter. Wir wissen nicht, was der mysteriöse Gorgon von Medusa will. In der ausgelassenen Ausgabe hat er zumindest erklärt: „Sie gehört zu uns.“ Der Leser hat erstmals den Eindruck, Stan Lee habe sich hier eine größere Geschichte planvoll zurechtgelegt und könne somit die Rätsel spannungsfördernd nach und nach lösen. Diese Rätsel ranken sich in erster Linie um die damals so genannten Nichtmenschen, die Inhumans. Es tauchen noch auf: Karnak, ein Kung Fu-Meister, der beim ersten Erscheinen dieses Hefts, Ende 1965, ziemlich fremdartig gewirkt haben muß, Triton, der offensichtlich noch nicht richtig ausgearbeitet ist, weil er nicht auf sein Lebenselement Wasser angewiesen ist und unter seinem Mantel wohl wie ein Frosch aussieht, dem teleportierenden Schoßhund und Black Bolt, der entsprechend seiner Bedeutung erst ganz zum Schluß auftaucht.

Die Motive des Drachenmanns sind klar: Er erinnert sich an Sue vom letzten Zusammentreffen her und hegt kindliche Zuneigung zu ihr (ein wenig auch zu Medusa). Kurz wird außerdem übergeblendet zu Sandmann und Fänger, die vergebliche Anstrengungen unternehmen, aus dem Gefängnis zu fliehen. Trotz der vielen Handlungsfäden wird ein wenig deutlicher, worauf Lee hinauswill: Er löst Medusa aus den Furchtbaren Vier heraus, ändert ihr Image von „böse“ zu „seltsam“ und baut eine neue Superheldentruppe um sie auf, die allerdings – für mich etwas überraschend – erst 1975 ihr eigenes Heft bekommt.

Das Besondere an dieser Ausgabe ist allerdings für mich, wie der Kontakt zwischen FV und Nichtmenschen hergestellt wird. Die Parallele zu den X-Men wird gezogen, aber im Gegensatz zu ihnen verbergen sich die Nichtmenschen konsequent vor den Menschen in ihrer Großen Zuflucht (von der hier jedoch noch keine Rede ist). Wir haben es also in gewissem Sinn mit einer Parallelwelt-Geschichte zu tun. Die wird hier auf eine mich heute noch bezaubernde Weise eingeführt: Johnny, von seiner Freundin Doris Evans versetzt, begegnet beim trübsinnigen Herumschweifen durch New York der schönen Crystal, die sich später als jüngere Schwester von Medusa herausstellen wird, und verliebt sich auf der Stelle in sie. Daraus wird eine Art Romeo-und-Julia-Geschichte, denn Crystal darf nicht heraus aus der Großen Zuflucht, Johnny eigentlich auch nicht hinein, und so können sie sich anscheinend nie wiedersehen.

Durch diesen Handlungsstrang wird die Rolle der Fackel in der Serie zugleich deutlich aufgewertet. Was Crystal in New York wollte, wird übrigens, wenn man genau liest, überhaupt nicht deutlich. Sie ist offenbar die einzige der Nichtmenschen, die nicht weiß, daß sie immer unter sich, abgeschirmt von der übrigen Welt bleiben. (Womöglich wollte sie sich einen Freund angeln.) Aber das tut der Wirkung der Szene keinen Abbruch. Die FV machen der Splendid Isolation-Strategie der Nichtmenschen im übrigen einen dicken Strich durch die Rechnung.

Was ich auch bemerkenswert finde: Die FV bleiben in gewissem Sinn beim Konzept der DC-Serie „Challengers oft he Unknown“, also: Eine Gruppe wird immer wieder mit unerklärlichen Phänomenen konfrontiert und versucht, sie aufzuklären. Aber es ist nun eine richtige Superheldenserie daraus geworden. Die Superkräfte werden mehr und mehr zum wichtigen Handlungsbestandteil, und die Beziehungen innerhalb des Teams, die sich im Verlauf ihrer Missionen immer wieder bewähren müssen, treten ebenfalls in den Vordergrund.

Wie oben erwähnt: Durch das Inking von Joe Sinnott sehen die FV hier aus, wie man sie kennt. Er hat keine Anlaufschwierigkeiten, es gibt keine schwächeren Panels. Jack Kirby ist schon richtig gut darin, die Figuren möglichst groß ins Bild zu setzen (allerdings bleibt er noch meist bei den drei Panelreihen), und dadurch wird ihre Dynamik unterstrichen. Fazit: Es ist eine Freude, dieses Heft zu lesen – mal sehen, ob im weiteren Verlauf doch noch schwächere Ausgaben kommen.
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Alt 25.03.2020, 16:33   #15  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 42




Zuviel versprochen. Nachdem der Auftakt der Nichtmenschen-Saga – wenn auch eine Folge zu spät – wie ein Quantensprung in der Serie gewirkt hatte und ich annahm, daß Stan Lee die Fortsetzungsstory im Gegensatz zu den vorhergehenden Versuchen vorab ordentlich geplant hat, wirkt nun dieser Teil wieder ziemlich unüberlegt. Die Fantastischen Vier haben die Nichtmenschen entdeckt, und Stan Lee fällt nichts anderes ein, als sie sofort aufeinander eindreschen zu lassen – 14 Seiten lang. Wieder mal ein Mißverständnis wie meist, wenn Helden oder Heldenteams bei Marvel aufeinandertreffen. Man fühlt sich gegenseitig voneinander bedroht (Titel: „Sie könnten uns vernichten“) und merkt erst nach einiger Zeit, daß man auf derselben Seite kämpft. Kann sein, daß Lee dachte: Action, das ist das, was die Leser wollen. Aber er hatte das Garn zuvor ja schon recht raffiniert ausgesponnen.

Erst mit dem mysteriösen „Sucher“ wird wieder ein richtiger Handlungsfaden aufgenommen. Der ist nun wirklich eine Bedrohung, denn er will die Nichtmenschen einfangen. Nach und nach wird das im letzten Drittel der Story sogar erklärt, und uns wird eine Originstory geboten. Die Nichtmenschen sind demzufolge Ergebnis genetischer Experimente einer zweiten menschenähnlichen Rasse, die einst auf der Erde lebte. Diese hochentwickelten Humanoiden zogen sich, nachdem sie von den sich rasch vermehrenden Menschen der Art Homo sapiens sapiens immer härter bedrängt wurden, in die Große Zuflucht zurück. Die Nichtmenschen sind offenbar von dort geflohen, wie das Verhalten von Triton nahelegt. Sie wollen frei sein. Die erste, die bei den Menschen auftauchte, war Medusa, die zweite ihre Schwester Crystal. Aber ich denke, diese Storyline ändert Lee in den folgenden Ausgaben noch – dann wollen sie lieber in ihrer Isolation bleiben.

Zunächst nimmt der Sucher den Drachenmann gefangen, der bewußtlos im Hauptquartier der FV liegt. Er hielt ihn zunächst für ein genetisch verändertes Wesen wie die Nichtmenschen, stellte dann aber fest, daß es sich tatsächlich um einen Androiden handelt. Am Ende erwacht der Drachenmann und reißt sich los. In späteren Ausgaben kann er sicher noch wiederverwendet werden. Da ich schon mal ein paar Seiten vorgeblättert habe, weiß ich, daß die Jagd auf den Drachenmann in der kommenden Ausgabe allerdings nicht das wichtigste Thema sein wird. Stattdessen wird es eine größere Korrektur in der Geschichte der Nichtmenschen geben. Die humanoide Rasse, von der der Sammler sprach, wird dagegen in nächster Zeit keine größere Rolle mehr spielen. Auch der Sucher tritt bald wieder in den Hintergrund.

Offenbar legt sich Lee hier mehrere Handlungsoptionen zurecht – und nutzt dann keine so richtig. Für einen Leser, der wirklich die Geschichte verfolgt, ist das ärgerlich. Bietet Lee die Handlungsfäden den Lesern an und macht von deren Meinungsbild abhängig, welchen davon er primär weiterführt? Diese Möglichkeit scheidet sicherlich aus, denn die Produktionsbedingungen erlaubten damals wohl keine so schnelle Reaktion auf Leserwünsche. Also bleibt nur die Erklärung, daß er selbst nicht so genau weiß, wie die Story weiterlaufen soll. Es sind sogar Kehrtwenden möglich.

Ähnliches ist auch bei den Zeichnungen zu beobachten: Triton wirkte anfangs wie eine verwachsene Kreatur, vielleicht ein Monster. Nachdem diese Figur aus ihrem Umhang befreit ist, wird sie zunehmend zu einem normalen, muskulösen Superhelden. Gorgon wird sein gegenwärtig wildes Aussehen später noch verändern. (Man muß den Nichtmenschen dann ansehen, daß sie zu den Guten gehören.) Diese Änderungen kann man Zeichnern eher nachsehen, denn die Ikonografie der Figuren zu verfeinern, ist ein normaler Prozeß. Insgesamt liefern Kirby und Inker Joe Sinnott hier wieder eine mehr als solide Arbeit ab.

Kirby zeichnet hier zum ersten Mal (jedenfalls bei den FV) ein Cover, bei dem die Gesichter der Hauptakteure hineincollagiert sind. In FV # 7 gab es mal die Gesichter der FV auf einem Fahndungsplakat, und bei FV # 10 wurden ihre Gesichter auf einer Manschette verwendet. Hier sind sie nun zum ersten Mal integraler Bestandteil der Coverzeichnung. Außerdem: Auf vier Seiten (abgesehen von der Splashpage) benutzt Kirby größere Panels, allerdings nicht, um Seiten zu schinden, sondern um dort die Dramatik der Handlung und die Action zu unterstreichen. – Gegen Action habe ich nichts, insbesondere wenn sie von Kirby inszeniert ist, aber wenn sie nur dazu dient, mangelnde Ideen der Comicmacher zu kaschieren, ist das doch etwas enttäuschend.
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Alt 25.03.2020, 18:19   #16  
Crackajack Jackson
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Mir hat die Action ganz gut gefallen.
Besonders, der Kampf Ding gegen Black Bolt war wirklich spannend.
Welche Kräfte hat der Führer der Inhumans?
Warum spricht er nicht?

Eine Vielzahl interessanter neuer Figuren, ja ein ganzes Volk mir verschiedenen Superkräften und Fähigkeiten.
Und zum ersten Mal sehen sich Christal und Johnny und sind sofort ineinander verliebt.

Lockjaw ist wirklich toll erdacht. Ein „Schoßhund“ in Übergröße, der teleportieren kann.
Crackajack Jackson ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 26.03.2020, 10:20   #17  
jakubkurtzberg
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Haha, auf einem dieser schwäbischen Weinberge haben wir (vor 15-20 Jahren) mal eine Hüttenparty (passt nur Werkzeug rein) gefeiert. Mit Grill, Wein und Gesang... Das schwerste war der Abstieg im angeheiterten Zustand.
jakubkurtzberg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.03.2020, 14:25   #18  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 44




Marvel schließt hier abrupt den Vorhang der Nichtmenschen-Saga – genau in dem Moment, als sich der Kampf um den Thron zwischen Black Bolt und Maximus richtig entfaltet hat – und öffnet ihn für ein neues, vielleicht das ultimative Drama um Galak(c)tus, der die Erde verspeisen möchte. Schlechter Stil irgendwie. Jetzt hätte Stan Lee doch richtig loslegen können. Aber er wendet hier ein Stilmittel an, das er später, weiter perfektioniert, zur Fortsetzung von Endlosserien immer wieder einsetzt: Während die eine Geschichte noch läuft, bahnt sich, durch gelegentliches Hin- und Herblenden gezeigt, schon die nächste an. Und so weiter, und so weiter.

Durch die Aktivierung der Atmo-Kanone (zumindest im zweiten Versuch) erzeugt Maximus eine Negativ-Zone, die die Große Zuflucht für immer völlig von der Außenwelt abschirmt. Keiner kann mehr hinein, keiner raus. Den ersten, fehlgeschlagenen Versuch nutzt Lee für eine kleine humanistische Lektion: Durch die Kanone wurden Menschen ebensowenig verletzt wie Nichtmenschen – es gibt also keine Rassenunterschiede. Aber dann fällt wirklich der Vorhang: Über den Nichtmenschen schließt sich eine undurchdringliche Kuppel, und damit ist dieses Kapitel erstmal abgeschlossen. Schon etwas enttäuschend.

Die FV kehren mit ihrem Flugzeug nach New York zurück und sehen seltsame Phänomene: zwei Sonnen, von denen eine stetig näher kommt; dann eine Feuerwand, die den ganzen Himmel bedeckt. Die Menschen laufen Amok – sie wollen die FV lynchen, die sie als Urheber dieser Katastrophen-Zeichen ansehen. Aber das Quartett kann sich in Sicherheit bringen. Reed verzieht sich in seine Forschungskammer.

Als Sue als Ehefrau von ihm etwas mehr Aufmerksamkeit einfordert (wieder mal), entdeckt sie, daß auch der Beobachter in dem Labor steht. Erneut beschränkt er sich nicht aufs Beobachten, sondern arbeitet mit Reed an Wegen, die Erde vor Galactus zu verbergen. Zwischendurch sehen wir den Silver Surfer (hier Silberstürmer genannt) im All umherflitzen auf der Suche nach einem genießbaren Planeten. In gewissem Sinn ist er eine neue Variante des Suchers. Die FV kämpfen gegen den Silberstürmer, der just auf dem Dach des Baxter Building gelandet ist. Der beachtet sie aber kaum. Und es ist auch schon zu spät: Galactus erscheint auf der Erde, und er hat Riesenappetit.

Man darf hier nicht so sehr auf physikalische Fakten sehen. Galactus und Silver Surfer kommen von der Andromeda-Galaxie her, die 2,5 Millionen Lichtjahre von unserer Galaxie entfernt ist; offenkundig brauchen sie für diese Entfernung aber nur ein paar Stunden. Die Andromeda-Galaxie ist mindestens ebenso reich an Sternen wie die Milchstraße – warum hat Galactus nicht erstmal dort einen Imbiß eingenommen? Daß es so etwas wie die Erde nur einmal im Universum gibt, kann Lee nicht angenommen haben, denn offensichtlich braucht Galactus immer wieder mal so einen Planeten-Happen. Über die Atmo-Kanone und die Negativ-Zone vom Anfang der Geschichte wollen wir gar nicht erst reden. Lee stellt die Maschine hin, und die macht ohne Erklärungen einfach die tollsten Sachen.

Es lohnt sich dagegen, die Williams-Ausgabe mit der von Panini zu vergleichen, um die vorzügliche Übersetzung von Hartmut Huff richtig würdigen zu können. Schauen wir uns die kleine Szene an, in der es Ding mit einem Straßenschläger zu tun bekommt. Williams: „Es wird Zeit, daß mal jemand beweist, was für’n Betrüger du bist – und das tue ich!“ Panini: „Wird Zeit, daß dir mal einer zeigt, wo der Burton den Most trinkt… oder so ähnlich!“ Williams: „Schlaf dich aus, Mann! Du kannst einige Stunden ruhen! Und wenn du so viel Spaß daran hast, erzähl jedem, der’s hören will, was für ein Betrüger ich bin!“ Panini: „Bist ein echt harter Kerl, Süßer! Wenn du in ein paar Stunden aufwachst, kannst du ja erzählen, daß du beim Mostholen ein Rotbäckchen gekriegt hast!“ Die kleine sexuelle Anspielung („Süßer“) war zu Williams-Zeiten noch nicht drin, aber sie ist ebenso unnötig wie das alkoholische Wortspiel („Burton“, „Most“). Wenn Huff sich einen Extra-Scherz erlaubt, überdreht er nicht gleich.

Das plötzliche Ende der Nichtmenschen-Geschichte wird der Leser wohl verschmerzen. Sie wird ja in einer späteren Ausgabe fortgesetzt. Johnny leidet so sehr an der Trennung von Crystal, daß man das annehmen muß. Die Galactus-Saga wird, wie wir das nun von Stan Lee schon kennen, mit einem angemessen dramatischen Vorspiel eingeleitet. Und die wird diesmal, so viel kann vorweg verraten werden, nicht plötzlich abgebrochen.

Zur grafischen Seite: Williams hatte diesmal keine guten Druckvorlagen. So mancher Tuschestrich ist hier verwischt oder ganz verschwunden. Da ist die Panini-Ausgabe deutlich im Vorteil. Hier sieht man, wie sorgfältig Jack Kirby und Joe Sinnott gearbeitet haben. Nur selten ist mal etwas weniger gelungen. Sowohl der Beobachter als auch Galactus erhalten angemessen dramatische Auftritte – man wundert sich bloß, daß Kirby dafür nicht ganzseitige Panels verwendet. Aber er hat zu dieser Zeit noch mit relativ vielen Panels erzählt. Eine ganzseitige Darstellung – abgesehen vom Splash-Panel – gibt es doch: eine Fotocollage, die Galactus‘ Raumschiff im Anflug auf die Erde zeigt.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.03.2020, 17:41   #19  
Crackajack Jackson
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Ja, die Williams Übersetzung ist hier klar besser.
Und schon sind wir angelangt, bei der Kerngeschichte der Fantastischen Vier.

Es gibt wohl keinen bessere Story als diese.
Die Ankunft des silbernen Surfers, der später noch auf Alicia trifft und ihr Essen in reine Energie umwandelt.
Und dann der übermächtige Galaktus mit seinem Raumschiff für den die FV nur Ungeziefer sind.

Hier wird wirklich alles bisher dagewesene noch mal überboten. Die auftretenden Charaktere sind schon alle fast fertig ausformuliert.

So sollen Comics.
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Alt 26.03.2020, 18:10   #20  
Peter L. Opmann
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Vielleicht hat Stan Lee auch erkannt, daß das Galaktus-Ding die Knüller-Story ist und hat deshalb die Nichtmenschen-Saga so rüde abgewürgt. Aber schade ist das trotzdem...
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.03.2020, 18:47   #21  
Crackajack Jackson
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Sie kommen ja wieder. Es gab von denen auch mal eine eigene Miniserie (1998-1999)
Da schnitt Maximus Medusa die Haare ab.
Das Bild verfolgt mich noch heute.
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Alt 28.03.2020, 05:29   #22  
Crackajack Jackson
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Ist schwierig, diese Geschichte an Epic zu toppen.
Trotzdem gefallen mir die Einzelgeschichten aus der Serie "The Thing classic" fast noch besser, weil sie persönlicher sind.
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Alt 28.03.2020, 06:14   #23  
Marvel Boy
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Also die Geschichten aus The Thing Vol.1 von 1983.
Ja, die mag ich auch.
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Alt 28.03.2020, 07:59   #24  
Peter L. Opmann
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Kenne ich leider nicht.

Ich versuch's, im Hinterkopf zu behalten, falls mir mal ein Band in die Hände kommt.
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Alt 28.03.2020, 08:08   #25  
Marvel Boy
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Du hast einfach zu früh mit Marvel aufgehört.
Und ich halte schon zu lange durch.
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