02.12.2021, 21:58 | #1126 | |
Optimist-innen
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Zitat:
Nimm mal das Buch "The Bell Curve" von 1994: https://de.m.wikipedia.org/wiki/The_Bell_Curve In genau dieser Tradition argumentiert ja auch Sarrazin "wissenschaftlich". Das Thema ist noch immer nicht auserzählt. |
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02.12.2021, 22:38 | #1127 | |
Mitglied
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Davon habe ich schon mal gehört. Allgemein wird dem IQ-Wert zu viel Beachtung beigemessen. Das liegt schon daran, dass es in der Psychologie eigentlich keine klar formulierte allgemeingültige Definition von Intelligenz gibt. Eine schöne Version ist, dass Intelligenz die Fähigkeit ist, Problemstellungen zu lösen.
Man stelle sich z. B. einen Vertreter eines sog. "Naturvolks" vor. Nennen wir ihn der literarischen Anspielung wegen mal Freitag. Aus unserer Sicht primitiv und unzivilisiert. Hinzu nehme man … Gottwald. Beide nehmen an einem hier üblichen Intelligenztest teil. Gottwald wird haushoch gewinnen, kann die Probleme besser lösen, erzieht einen größeren IQ-Wert. Danach gehen die beiden zusammen in die Heimat. Beide erhalten einen Lendenschurz aus Tierfell, einen Spieß aus Holz gebastelt mit steinerner Spitze und mit dieser Ausrüstung müssen beide möglichst unbeschadet den Dschungel durchqueren. Freitag ist bis zum Mittagessen in seiner Hütte. Er wartet drei Tage auf Gottwald, der nicht weiß, wie man die Spuren von Raubtieren liest, woran man erkennt, dass eine Schlange in der Nähe sein könnte oder wie man mit dem örtlichen Kannibalen umgeht. Freitag weiß all das, er kann all diese Probleme lösen, ist also intelligenter. Von Gottwald haben wir nie wieder was gesehen. Schade fürs Forum, da es keine ausführlichen Rezensionen mehr gibt. Bei einer solchen Studie mit Afroamerikanern muss man fragen, aus welchem Milieu diese stammen. Hohe Arbeitslosigkeit, wenig Geld, wenig Bildungsmöglichkeiten, wenig sinnvolle Beschäftigung wenn sie jung sind … das wird sich bei den meisten negativ auf einen IQ-Test auswirken. Eine solche Studie lässt sich also durchaus bewusst manipulieren. Ob die Autoren das getan haben weiß ich natürlich nicht. Aber der Widerstand der psychologischen Gemeinschaft lässt Schlimmes vermuten. Und ob es heute um die Bildungschancen für Schwarze in Amerika besser bestellt ist, dürfte diskutabel sein. Wir lernen also zwei Sachen: Intelligenz lässt sich nicht allein anhand akademischer Leistungen bemessen. Und Gottwald sollte sich nicht auf Dschungelabenteuer einlassen. Zitat:
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02.12.2021, 22:53 | #1128 |
Optimist-innen
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Ich stimme vielem zu. Nur einem nicht: dem IQ wird in Wirklichkeit relativ wenig Beachtung geschenkt. Er wird z. B. weder in der Schule noch im Studium routinemäßig gemessen. Der geringere Bildungserfolg von Migranten lässt sich nicht durch IQ Testungen erklären!
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03.12.2021, 05:13 | #1129 | |
Eckensteher & Mosaik-FF Mod
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Zitat:
Aber wie willst Du Satz 2 umsetzen? Wir wissen doch meist gar nicht, was "die Maßstäbe ihrer Zeit" eigentlich waren. (In der Regel sind das ja auch nur Konstruktionen, die WIR uns ausgedacht haben.) Und selbst wenn wir versuchen, es zu vermeiden, betrachten wir die Personen ja doch immer aus dem Blickwinkel unserer Zeit. Edit: Und ich halte das auch für kein Problem. Es ermöglicht uns beispielsweise, Julius Cäsar als selbstgerechten Massenmörder bei der Eroberung Galliens, ebenso aber als militärisch-politisches Genie und "Womanizer", wie in dem Romanzyklus von Colleen McCullough (Sehr zu empfehlen übrigens, um mal wieder zum Thema des Threads zurück zu kehren.) oder als witzige und leicht vertrottelte Nebenfigur bei Asterix zu betrachten. Geändert von Nante (03.12.2021 um 05:51 Uhr) |
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03.12.2021, 07:51 | #1130 |
Dr. Znegilletnirepus
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Die Frage ist an der Stelle dann aber doch eher ob es über alle Zeiten hinweg allgemeingültige "Regeln" gibt. Die würden dann ja einen einheitlichen Bewertungsmassstab hergeben.
Hinzugehen und zu behaupten heute Moralvorstellungen seien dieser Massstab finde ich ... schwierig. |
03.12.2021, 07:58 | #1131 | |
Eckensteher & Mosaik-FF Mod
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Zitat:
Und eine Beurteilung einer historischen Person mache ich ja nicht nur nach moralischen Maßstäben sondern auch danach, welche Auswirkungen ihr Handeln hatte. Und spätestens dabei legst Du zumindest unbewußt die Sicht von heute und nicht von damals an. |
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03.12.2021, 08:24 | #1132 |
Dr. Znegilletnirepus
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Ich denke, die gibt es. Aber da bewegen wir uns dann in Bereichen, die hier nicht diskutiert werden sollen.
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03.12.2021, 09:02 | #1133 |
Optimist-innen
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In hundert Jahren schaut man auf die Menschen heute und vielleicht, ja nur vielleicht, wundert man sich dann, wie barbarisch die Menschen von heute Tiere behandelt haben, wie sie den Planeten behandelt haben und dass sie Kinder haben verhungern lassen, während sie es sich selbst haben gut gehen lassen... wie wenig gegen pädosexuelle Bänden vorgegangen wurde... und dass die Menschen von heute trotzdem manchmal ganz tolle Sachen gemacht oder gedacht haben....
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03.12.2021, 09:09 | #1134 |
Dr. Znegilletnirepus
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Und wenn sie ticken wie wir, wird darüber besser nicht geredet und Straßen und Gebäude umbenannt, damit nicht irgendwer Anstoß an unserem Fehlverhalten nehmen kann.
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06.12.2021, 09:58 | #1135 |
Mitglied (unverifiziert)
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Danke euch für die interessanten Beiträge. Ich werde mir DUNE, wie auch weiterhin Lovecraft zu Gemüte führen.
Wenn wir hier schon Leute haben, welche Lovecraft auch sehr lieben, frage ich mal nach, ob jemand von euch auch von anderen Autoren gelesen hat, die sich mit dem Lovecraft-Universum beschäftigen. Der FESTA-VERLAG hat da ja Einiges rausgebracht. Was davon lohnt sich??? Zu KRABAT KRABAT Zur Weihnachtszeit gesehen habe ich vor langer, langer Zeit den "alten" Trickfilm von Krabat. Nun gibt es in wieder auf DVD und ich freue mich riesig den wieder einmal zu sehen. Hier die Wikipedia Info eingefügt Krabat (im tschechischen Original Čarodějův učeň) ist ein Flachfiguren-Animationsfilm aus dem Jahr 1977. Der Film basiert auf dem Roman Krabat von Otfried Preußler und der alten sorbischen Volkssage vom guten Zauberer Krabat. Regie führte Karel Zeman. Es handelte sich um die erste Verfilmung des Krabat nach Preußler, nachdem zwei Jahre zuvor bereits Die schwarze Mühle nach Jurij Brězan vom DDR-Fernsehen verfilmt worden war. 2008 erfolgte eine Realverfilmung, die ebenfalls den Titel Krabat trägt. Noch einige Infos Die Musikgruppe ASP hat eine CD zu der Geschichte rund um die alte Mühle rausgebracht. Tolle Musik!!!! Auch in der Hörbuchreihe "GRUSELKABINETT" ist die Geschichte vertreten. Es lohnt sich das Buch von Preussler zu lesen, auch das Buch DIE SCHWARZE MÜHLE lohnt. |
06.12.2021, 17:24 | #1136 |
Captain Rezi
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Vorab sei kurz erwähnt, dass in dieser Besprechung vielleicht einige heute (zum Glück!) nicht mehr gebräuchliche Worte vorkommen, die beleidigend und diskriminierend, vor allem Afro-Amerikanern gegenüber, zu verstehen sind. Sie waren damals diskriminierend und beleidigend, und sind es auch heute noch, aber zu der Zeit, in der das Buch spielt (amerikanischer Bürgerkrieg) war deren Gebrauch leider gang und gäbe. Es liegt mir fern irgendjemanden zu beleidigen oder zu diskriminieren!
Vom Wind verweht (Margaret Mitchell) Weltliteratur und Pulitzer-Preisträger, aber auch Meisterwerk? Aber sowas von! Aber mal ganz von vorne. Wie kommt man überhaupt dazu, sich so einen 80 Jahre alten Schinken aus dem Regal zu greifen? Da gibt es der Gründe verschiedenerlei. Grundsätzlich lese ich immer mal wieder gerne klassische und/oder historische Stoffe, als Kind habe ich „Fackeln im Sturm“ geliebt, Andreas Nohl ist mir schon häufiger positiv als Übersetzer aufgefallen (Dracula fand ich sehr gelungen, in seine Dschungelbuch-Adaption habe ich mal kurz reingelesen, schaut auch sehr gut aus), die wunderhübsch gelungene Hardcover-Ausgabe von Kunstmann in blauem Leinen mit Lesebändchen hat mich direkt angesprochen, den Trailer zur vermeintlichen Schmachtschmonzette mit Clark Gable habe ich schon oft gesehen, aber trotz meiner Cineasten-Gene und einigen Oscars für den Streifen, habe ich mich ob der befürchteten Schnulzigkeit bislang noch nicht rangetraut. Das wollte ich endlich mal ändern, einfach um die Bildungslücke zu schließen. Zuvor lese ich allerdings gerne die Werke, die solchen Klassikern zugrunde liegen, wodurch ich mich schon länger mit dem Gedanken umtrieb den 1.322-Seiten-Wälzer in Angriff zu nehmen. Last but not least wartet in der „Entenhausener Weltbibliothek“ eine Adaption des Stoffes auf Sichtung, natürlich mit Donald und Daisy in der Hauptrolle, die sicherlich lustiger daherkommt, wenn man das Original kennt. Damit hätten wir also wieder den Bogen zu den Comics geschlagen. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich selten dermaßen von einem Werk überrascht wurde wie von „Vom Wind verweht“. Selbstredend ist das eher meiner unqualifizierten, vorab gefassten, von Vorurteilen geprägten Einstellung zu der Geschichte geschuldet, als dem wunderbaren Stück Literatur, das es nun mal ist. Da schreibt eine junge Frau in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen umfassenden Roman über die Jahre vor, während und nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, und setzt in den Mittelpunkt der Geschichte eine „Heldin?“ – hmmm… falsches Wort. Sagen wir – weibliche Hauptfigur wie sie narzisstischer, selbstsüchtiger und eigennütziger kaum sein kann. Gegen Scarlet O’Hara ist John Constantine ein geradezu generöser, aufopferungsvoller, liebenswerter Gutmensch! Knallhart, berechnend und immer ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedacht intrigiert sich das verzogene Gör durch die Wirren dieser für die Nation so einschneidenden Zeit. Das macht sie dermaßen kühl und berechnend, dass man sich geradezu diebisch freut, wenn ihre hinterlistigen Pläne mal wieder krachend scheitern, sie zum Beispiel nach einer Trotz- und Neid-Heirat plötzlich mit einem Kind dasteht, welches sie selbst kein bisschen leiden kann und nur als störendes Anhängsel empfindet. Spätestens an dem Punkt müsste jede Mutter (und auch die meisten Väter) jegliche Sympathie für die Protagonistin erloschen sein. Überraschenderweise ist es dennoch faszinierend und ungemein fesselnd ihren weiteren Werdegang mitzuerleben. Die Irrungen und Wirrungen, die sie teils besteht und beiseite räumt, ihre Erfolge und ihr Scheitern, sowohl im privaten als auch im finanziellen Bereich, all das ist ungemein packend geschrieben. Am herausragendsten ist es jedoch, wie die Autorin ein ganzes Zeitalter, seine Gesellschaft, deren Umbruch und die schrecklichen Kriegs- und Nachkriegsjahre aufzeichnet, ohne uns auch nur an einer Schlacht teilhaben zu lassen. Hier liegt der Fokus auf den Menschen. Ob auf dem Land oder in der Stadt, ob reich oder arm, ob Herren oder Sklaven. Bis ins letzte Detail wird aufgezeigt mit welchen Widrigkeiten die Menschen, die nicht an der Front zugange sind, tagtäglich gegen Hunger und Verzweiflung zu kämpfen haben. Politische Verflechtungen, Sklaverei und deren offizielle Abschaffung, Gründung und Hintergründe des Ku Klux Klan, wirtschaftliche Herausforderungen, Aufstieg und Niedergang großer und kleiner Anwesen und Familien. Ein durchweg faszinierendes Gemälde einer vergangenen Zeit. Ich habe oft nicht so viel Zeit zum Lesen, wie ich gerne hätte, weshalb ich mir bei Werken von solchem Umfang ab und an auch mit einem Hörbuch behelfe, sofern verfügbar. Wenn ich in der Leseecke sitze, oder im Bett liege, oder Arbeitspause habe wird gelesen, wenn ich im Auto unterwegs bin, oder mit dem Hund eine Runde mache wird weiter gehört. Bei vom Wind(e) verweht war das ganz spannend, denn das Hörbuch welches ich aufgetan habe wird von Ulrich Noethen wunderbar vorgetragen, selten etwas Besseres gehört, basiert aber auf der alten Übersetzung von Martin Beheim-Schwarzbach. Ich muss sagen, dass mir beide Varianten wirklich sehr gut gefallen, insgesamt aber die Neuübersetzung von Andreas Nohl und Liat Himmelheber deutlich die Nase vorne hat. Warum? Erstmal ist die neue Übersetzung ungekürzt. Die alte war jetzt zwar auch nicht um signifikante Stellen erleichtert worden, aber hier und da wurde mal ein halber Satz oder eine Phrase ignoriert, jedoch nichts Wildes. Allerdings ist die Neuübersetzung wohl auch deutlich dichter an der Vorlage, was den Stil von Margaret Mitchell angeht, der war nämlich offenbar sehr „journalistisch“, also direkt, einfach und stringent gehalten, nicht so blumig wie es vor ihrer Zeit eigentlich üblich war. Die damalige Übersetzung ist da schon etwas lyrischer geraten, was schon direkt am Titel auffällt. Das gefällt mir zwar immer recht gut, ich möchte aber lieber die Arbeit der Autorin möglichst unverändert genießen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich die Frage des Umgangs mit der „Rassenfrage“ sag ich mal. Selbstverständlich wurde das in den 30er Jahren bei Übersetzungen gänzlich anders gehandhabt als heute, und gerade die angebliche „Romantisierung der Sklaverei“ wurde dem Buch ja des Öfteren vorgeworfen. Das kann ich so nicht bestätigen, denn ich denke da muss man deutlich unterscheiden, ob das Gesagte jetzt von einer Figur der Geschichte ausgeht, oder erzählerisch von der Autorin so vermittelt wird. Das ist ein gewaltiger Unterschied! Wenn ein Aufseher oder ein Ku Klux Klan-Mitglied abfällig und bösartig über „Nigger“ herzieht, dann passt das zu der jeweiligen Rolle. Das wurde damals so gesagt und alles andere wäre Verklärung und Verharmlosung einer schrecklichen Vergangenheit, deshalb sind solche Worte in beiden Versionen weiterhin vorhanden. Wenn sich ein Plantagenbesitzer die „gute alte Zeit“ in der die Sklaven fleißig für ihn gearbeitet haben zurückwünscht, dann passt das auch. Hauptanstoßpunkt waren aber sicherlich die Situationen, wenn sich ein Schwarzer die Zeit vor dem Krieg zurückwünscht. Wenn sich ein „privilegierter Hausnigger“ von den in der Hierarchie unter ihm stehenden „Feldniggern“ abgrenzt, dann kam das mit Sicherheit nicht selten vor, und auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt, so kommt mir da direkt die Rolle von Samuel L. Jackson in Tarantinos „Django Unchained“ in den Sinn. Wenn sich schließlich manche dieser bevorzugt behandelten Haussklaven nach dem Sieg der Nordstaaten wünschen es würde alles beim Alten bleiben, weil sie immer gut versorgt wurden und man sich auch um sie gekümmert hat, wenn sie krank wurden oder Ähnliches, und gleichzeitig gegen die „freigelassenen Nigger“ schimpfen, dann mag das vielleicht schwer zu ertragen sein, aber es gab sicher den ein oder anderen Haushalt, in dem es diesen Menschen damals recht gut ging. Sich im Vergleich dazu in der Nachkriegszeit eine eigene Existenz aufbauen zu müssen, wenn Hunger, Kleidungsmangel usw. überall an der Tagesordnung waren, ist dann doch schon wieder nachvollziehbar. Selbstverständlich war das mit Sicherheit nicht der Regelfall, und wer einen Eindruck davon bekommen möchte, in welche absolut unzumutbare Verzweiflung die Sklavenhaltung Menschen schwarzer Hautfarbe gestürzt hat, dem sei neben den popkulturell sehr bekannten Werken wie „Roots“ und „Onkel Toms Hütte“ auf jeden Fall „Menschenkind“ von Pulitzer-Preisträgerin Toni Morrison ans Herz gelegt. Ich bekomme noch heute Gänsehaut und einen Knoten im Bauch wenn ich nur daran denke, und die Lektüre liegt schon ein paar schöne Jahre zurück. Um die Kurve zurück wieder zu kriegen: Das böse N-Wort findet in der Neuübersetzung quasi ausschließlich in persönlicher Rede von Personen, die nun mal so gesprochen haben Verwendung, oder wenn ein Absatz eindeutig von der Erzählung dieser Charaktere ausgeht, ansonsten ist zumeist von „Schwarzen“ die Rede. Viel wichtiger und lobenswerter ist aber der Umstand, dass auch die Sklaven im Gegensatz zur alten Übersetzung, jetzt nicht mehr wie dümmliche Legastheniker reden, die ständig den Satzbau durcheinanderhauen. Man kennt das ja aus vielen alten Filmen, egal ob da Schwarze oder irgendwelche Ureinwohner vertont wurden. „Ich mir haben getan weh, Missis“ und solche Satzbauwunder. Die Schwarzen konnten in dieser Zeit genauso normal reden wie jeder Andere, hatten aber einen besonderen Dialekt, der am Ende eines Wortes manchmal einen Buchstaben oder eine Silbe verschluckt. So wurde es im Original geschrieben, und so wurde es jetzt auch wiedergegeben, was viele dümmlich oder kleinkindlich klingende Passagen klar leserlicher gemacht, und vor allem den sprechenden Personen auch wieder eine gewisse Würde verschafft hat. So, jetzt habe ich mich mit den Zeilen zu dem Buch wieder viel zu lange aufgehalten, sodass wieder keine Zeit bleibt etwas vom Stapel mit den gelesenen Comics zu rezensieren, aber das Werk von Frau Mitchell hat mich einfach dermaßen begeistert, da konnte ich nicht anders. Den Film Vom Winde verweht habe ich mir im Nachgang natürlich auch angeschaut und ich kann durchaus verstehen, weshalb diese optisch prächtige und wahnsinnig üppig ausgestattete Großproduktion derart in die Geschichte eingegangen ist, aber die Hauptdarstellerin kommt leider viel zu sympathisch rüber und insgesamt fehlen viel zu viele unabdingbare Passagen und auch wichtige Personen aus dem Buch, als dass ich mehr als 8/10 Punkten geben könnte. Dennoch will ich natürlich wissen, Ob Scarlett ihren Rhett schlussendlich doch noch bekam, also werde ich mir im Weihnachtsurlaub zusammen mit meiner Gattin auch noch den 50(!) Jahre später entstandenen TV-Vierteiler „Scarlett“ einverleiben. Hey, immerhin hat 007 da eine Hauptrolle! Ach ja, für das Meisterwerk von Buch gibt es natürlich die vollen 10/10 VG, God_W. Geändert von God_W. (06.12.2021 um 17:29 Uhr) |
06.12.2021, 17:43 | #1137 |
Master of Desaster
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Ich stimme dir in allen Punkten zu. Das Buch ist auch beim dritten lesen nie langweilig.
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06.12.2021, 17:53 | #1138 |
Captain Rezi
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Das stimmt und ist bei dem Umfang schon eine erstaunliche Leistung für eine Debütantin!
Ach Mist, so viel geschrieben und doch was vergessen. Also noch ein kleiner Nachtrag: Vor lauter Lobhudelei über die hervorragende Neuübersetzung habe ich doch tatsächlich einige Kleinigkeiten vergessen, die mir in der alten besser gefielen. Das betrifft zumeist heute weniger geläufige Worte, die meines Erachtens aber prima in die Zeit und die Sprache passen, in der die Geschichte spielt. So wurde aus dem, mir bis dato gar nicht geläufigen Wort, „Albdruck“ in der Neuübersetzung der normale „Alptraum“, wo Kinder heute „Angst“ vor der Dunkelheit haben war ihnen damals noch „bange“ und dergleichen mehr. Da hätte ich mir etwas Mut gewünscht die alte Sprache ein Stück weit beizubehalten, aber was soll’s das ist schon Jammern auf sehr hohem Niveau. |
09.12.2021, 09:48 | #1139 |
Mitglied (unverifiziert)
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Ich habe den Film damals sehr gemocht!!!
...und die Bücher stehen sicher auch irgendwo bereit. Puuuuh! So viel zu lesen und sooooooo wenig Zeit... Irgendwie kommt mir jetzt gerade auch DORNENVÖGEL in den Sinn. Fand die Serie und das Buch sehr gut. Ob das heute noch funktioniert??? |
09.12.2021, 11:17 | #1140 |
Master of Desaster
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Bei uns schon.
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09.12.2021, 11:21 | #1141 |
Eckensteher & Mosaik-FF Mod
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An den Roman habe ich mich nie ran gewagt. Da war die Verfilmung zu abschreckend.
Dafür habe ich so ziemlich alles andere der Autorin gelesen und kann nur sagen |
09.12.2021, 11:25 | #1142 |
The Good
Ort: An der Ostseeküste
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Lese gerade Rote Ernte von Dashiell Hammett. Einfach herausragend. Wenn ich damit fertig bin, muss ich unbedingt mal wieder Yojimbo, Für eine Handvoll Dollar und Last Man Standing schauen.
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09.12.2021, 11:49 | #1143 |
Master of Desaster
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09.12.2021, 11:52 | #1144 |
Moderator sammlerforen
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Hat der Pfaffe damals bei Dornenvögel auch gemacht.
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09.12.2021, 11:53 | #1145 | |
Eckensteher & Mosaik-FF Mod
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Zitat:
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09.12.2021, 12:02 | #1146 |
Geisterjäger
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"Dornenvögel" war ein Lieblingsfilm meiner Mutter; sicherlich ein Grund, warum ich den nie gesehen habe.
Als sie gestorben ist, habe ich die DVD davon mitgenommen, aber irgendwie nie angeschaut. Jetzt ist sie im Filmpaket gelandet. |
09.12.2021, 14:27 | #1147 |
Master of Desaster
Ort: NRW
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09.12.2021, 15:06 | #1148 |
Moderator sammlerforen
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Beiträge: 124.495
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Kann ich mir nicht vorstellen. Ich hab Berührungsängste bei Männern, seit ich mal mit einem schwulen Chef ein halbes Jahr zusammen arbeiten musste und von ihm gegen meinen Willen laufend angemacht wurde. Ich hab dann mit der Zerstörung eines Kundenauftrags im Wert von 5000 DM gekündigt, indem ich die Eichenhaustür einfach diagonal durchsägte und die Werkstatt für immer verliess.
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16.12.2021, 11:49 | #1149 |
Geisterjäger
Beiträge: 7.424
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Vergebung
Das Finale der Millenium-Trilogie schließt nahtlos an den Vorgänger an. Während Band 1 - Verblendung - ein straighter "Who-dunnit"-Thriller war, sind Band 2 und 3 wahnsinnig ausufernd, mit (zu) vielen Erzählsträngen. Die meisten davon sehr stark: Allein die Geschichte um Erika Berger, die in ihrer neuen Firma gemobbt wird, fand ich wahnsinnig gut. Wenn so ein Handlungsstrang dann aber unterbrochen wurde, um neue Figuren einzuführen und deren Biografie ausgiebig zu erzählen, fand ich das nicht so toll. Von daher gabs im Mittelteil schon einige Längen. Und die Auflösung um Erika Berger fand ich dann eigentlich zu schnell und zu billig. Aber: Der Prozess um Lisbeth Salander riss dann noch mal alles raus. Wie ihre Geschichte zu Ende gebracht wurde, war absolut sensationell. Auch die Szenen im Krankenhaus fand ich stark, aber die Gerichtssaal-Sequenzen toppte wirklich alles. Sehr schön, fand ich auch den letzten Absatz mit Lisbeth und Mikael Blomkvist. Zwischen Gericht und dieser finalen Szene war mir aber auch noch mal zu viel Leerlauf. Wie bereits zu Beginn des zweiten Buchs, fand ich die Beschreibung ihres Urlaubs und ihrer sexuellen Eskapaden arg unnötig. Von daher: Teil 1 bleibt für mich unübertroffen, Teil 2 und 3 sehr stark, aber mit einigen vielen Seiten zu viel. |
19.12.2021, 17:10 | #1150 |
The Good
Ort: An der Ostseeküste
Beiträge: 1.537
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Wir sind verdammt lausige Akrobaten
Die Briefwechsel zwischen Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald in den Jahren 1925 bis 1940. Sehr Amüsant zu lesen und nebenbei lernt man noch einiges. |
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