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Alt 14.02.2023, 19:06   #826  
Peter L. Opmann
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Rühmann war aber eher ein Antiheld.

Albers muß man wohl gelten lassen - obwohl ich persönlich das schlecht nachvollziehen kann.
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Alt 14.02.2023, 20:31   #827  
Nante
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An Hans Albers mußte ich auch denken. Ich kenne nun wirklich die wenigsten seiner Filme, aber allein schon das Trio "F.P.-1 antwortet nicht", "Wasser für Canitoga" und natürlich "Münchhausen" sollten eigentlich klar stellen, daß er allemal ein größerere "Filmheld" war als zumindest Junke und Kinski.
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Alt 14.02.2023, 22:33   #828  
Peter L. Opmann
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Als Albers den Münchhausen spielte, war er schon weit über 50, also schon lange kein draufgängerischer Held mehr. Aber sein Image war offenbar so überstrahlend, daß das Publikum das nicht merkte.

Dabei fällt mir noch einer ein: Curd Jürgens.
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Alt 14.02.2023, 22:42   #829  
Servalan
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Diese Doku wirkte auf mich sehr lieblos zusammengestellt; als ob jemand auf die Schnelle eine Zweitauswertung von bekanntem Material aus dem Ärmel schütteln mußte. Die Auswahl hatte etwas Zufälliges ...
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Alt 15.02.2023, 07:18   #830  
Peter L. Opmann
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Nach dem stummen Nick Cravat und der Erwähnung von Spencer/Hill sowie Klaus Kinski drängt sich mir ein Film auf: „Leichen pflastern seinen Weg“ (1968) von Sergio Corbucci. Die Welle der Italowestern war vorbei, als ich anfing, ins Kino zu gehen; ich bin nicht sicher, ob ich jemals einen im Kino gesehen habe. Aber natürlich habe ich mir einige im Fernsehen angesehen. Und dieser Film hat mich besonders getroffen – er nimmt innerhalb dieser Reihe eine Sonderstellung ein. Ich kenne natürlich nicht das gesamte Genre, aber ich glaube, „Leichen pflastern seinen Weg“ ist der extremste.

Kennzeichen der Italowestern war, daß es in ihnen kein Ethos mehr gibt. Das Augenmerk liegt allein auf Konfliktlösung durch Gewalt. Und jeder verfolgt nur seine Interessen, das heißt, will reich werden, will sich rächen, und keineswegs erreicht der Held des Films immer erfolgreich seine Ziele. Trotzdem steht dieser Film wohl allein damit da, daß sich der Rücksichtsloseste durchsetzt (Loco, „der Verrückte“, natürlich gespielt von Klaus Kinski) und nicht der, mit dem wir uns am ehesten identifizieren (Silence, „der Stumme“, dargestellt von Jean-Louis Trintignant, der kein typischer Italowestern-Schauspieler war). Es hatte übrigens einen einfachen Grund, daß Trintignant nicht nur wortkarg, sondern stumm war. Er sprach nicht Englisch; der Film sollte aber auf Englisch gedreht werden, damit er sich besser weltweit vermarkten ließ. Und es gab noch einen weiteren ungewöhnlichen Umstand: „Leichen pflastern seinen Weg“ spielte im Winter. Es ist der einzige Western, den ich kenne, mit einer solchen tief verschneiten Kulisse.

Die Einzelheiten der Handlung habe ich vergessen. Laut wikipedia ist die Grundidee des Films, daß ein Dorf in Utah sich auf Überfälle verlegt, um den harten Winter zu überstehen. Damit werden die Bewohner zu Zielscheiben für Kopfgeldjäger. Eine Frau aus dem Dorf heuert Trintignant an, um sie und ihre Leute zu verteidigen. Seine Eltern wurden von Kopfgeldjägern getötet, und er selbst erlitt eine Verletzung am Hals, wegen der er nicht mehr sprechen kann. Daher ist er prädestiniert für diesen Job. Trintignant, ein exzellenter Revolvermann, legt es immer darauf an, einen Kopfgeldjäger so lange zu reizen, bis der ausrastet und er ihn in Notwehr erschießen kann. Eine für Kinski bekannte Situation, in der er in anderen Western immer mit einem Gewaltausbruch reagiert (und dann den Kürzeren zieht) . Aber hier bleibt er ruhig, bis sich ihm die Gelegenheit bietet, Trintignant kampfunfähig zu machen (er zertrümmert ihm die Schußhand, ein Motiv, das Marlon Brando schon in „Der Besessene“ verwendet hat). Dann erschießt er ihn – eine grobe Regelverletzung im Kino.

Den skrupellosen Kopfgeldjäger gab es im klassischen Western schon einmal in Anthony Manns „Nackte Gewalt“, 15 Jahre früher entstanden. Da verzichtet James Stewart aber am Ende wegen der Liebe zu einer Frau auf seine Kopfprämie. Corbucci treibt das Thema dagegen konsequent auf die Spitze; ihm geht es nicht um die Charakterentwicklung einer Figur, sondern um eine politische Anklage: Den hungernden Dorfbewohnern hilft niemand, aber wenn sie mit illegalen Mitteln sich selbst helfen, greift der Staat ein, um Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten. Insofern paßt der Film auch genau in die 68er Zeit.

Mir ist vor allem die Konfrontation von Trintignant und Kinski in Erinnerung geblieben. Diese Inszenierung entspricht eigentlich den Genreregeln, aber daß der Showdown immer wieder hinausgezögert wird, ist wiederum im Western unüblich, steigert aber die Spannung enorm. Wie wikipedia zu entnehmen ist, existiert ein von den Produzenten gewünschtes Filmende (allerdings ohne Tonspur), bei dem sich Trintignant gegen Kinski durchsetzt und die Frau, die ihn zu Hilfe geholt hat, in die Arme schließt. Dort heißt es, dieses Ende wirke bei diesem Film wie eine Parodie. Freilich ist klar, daß der Italowestern mit diesem Werk seine Möglichkeiten ausgereizt hatte und eine Weiterentwicklung nicht mehr denkbar war. Was hingegen geht, ist, die Inszenierung von Gewalt immer weiter zu steigern.
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Alt 15.02.2023, 10:20   #831  
pecush
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Ich habe es gestern im Panini-Forum geschrieben: Kinski sehe ich immer gerne im Film (und in Talkshows.)
Ein Held ist das sicherlich nicht (vor allem nicht privat!), aber der hat eine diabolische Ausstrahlung gehabt, die jeden schwachen Film aufgewertet hat.

Western haben mich irgendwie nie gelockt; ein paar habe ich gesehen, mein Genre war das aber nie.
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Alt 15.02.2023, 11:06   #832  
Peter L. Opmann
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Hab' gestern etwas über den ersten Western der Filmgeschichte gelesen: "Bucking Broncho" von 1894.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bucking_Broncho

In der englischen wikipedia kann man sich den Film ansehen - er ist etwa 30 Sekunden lang. Also für mich vermittelt sich da schon etwas von der Faszination des Genres.
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Alt 15.02.2023, 11:23   #833  
Nante
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Ich habe mir die ganzen Italowestern alle erst so mit Ende Zwanzig/Anfang Dreissig angeschaut.
Wenn es das gibt, gehöre ich seitdem zur Fraktion Leone und nicht zur Fraktion Corbucci.
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Alt 15.02.2023, 11:28   #834  
Peter L. Opmann
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Ich glaube, ich weiß, was Du meinst. Leone steht für Commedia dell'Arte. Corbucci versucht, wie erwähnt, eine Art politisches Kino.
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Alt 15.02.2023, 19:42   #835  
Horatio
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Jack-Sparrow-Filmen
Captain Jack Sparrow, bitte
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Alt 15.02.2023, 19:44   #836  
Marvel Boy
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Beide überzeugen auf ihre Art.

Übrigens kann ich zu dem obrigen Film noch den ersten Band der Django Comicreihe empfehlen. Da gab es gewisse ähnlichkeiten wenn ich mich recht erinnere.

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Alt 15.02.2023, 20:55   #837  
Peter L. Opmann
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Ich glaube, Du meinst "Durango" von Yves Swolfs. Der erste Band war SEHR stark inspiriert von "Leichen pflastern seinen Weg".
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Alt 15.02.2023, 21:03   #838  
Marvel Boy
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Natürlich!
Man sollte halt nicht gleichzeitig Forenbeiträge schreiben und Elektroplanung betreiben.

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Alt 15.02.2023, 23:45   #839  
underduck
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Wie jetzt? ... hast du 'nen Kurzen verursacht?
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Alt 16.02.2023, 06:11   #840  
Marvel Boy
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Bin immer noch am Kirche bauen, mitsamt der Planung für alles was irgendwie mit Strömen und Spannungen zu tun hat dazu und seit gestern jetzt auch noch samt Tontechnik und das ist in einer modernen Gemeinde eine Menge.

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Alt 16.02.2023, 06:16   #841  
Peter L. Opmann
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Jetzt mal wieder zu einem Film, den ich vor langer Zeit im Fernsehen gesehen habe. Es müßte 1983 gewesen sein. „Der gekaufte Tod“ (1979) von Bertrand Tavernier hat mich vermutlich interessiert, weil er als Science Fiction etikettiert war, und vermutlich auch wegen Romy Schneider, von der ich aber nicht viel mehr wußte, als daß sie eine sehr bekannte Schauspielerin war. Der Regisseur sagte mir dagegen gar nichts und auch nicht Harvey Keitel, der zweite Hauptdarsteller. Zugrunde liegt der Roman „Schlaflose Augen“ von D. G. Compton, den ich mir etwas später auch angeschafft habe. Obwohl der Film ganz anders war, als ich erwartet hatte, habe ich doch ein paar Dinge bis heute im Gedächtnis behalten.

Ich hatte damals schon begonnen, als Journalist zu arbeiten. Zwar war ich von dem, was im Film gezeigt wird, weit entfernt, aber eine kritische Betrachtung der Medienwelt interessierte mich auf jeden Fall. Dieser Film zeigt keine märchenhafte oder dystopische Zukunftswelt, macht aber ein paar Annahmen über die Zukunft: Die Medizin kann fast alle Krankheiten heilen, und Menschen sterben nur noch in hohem Alter in spezialisierten Kliniken. Romy Schneider spielt eine jüngere Frau, bei der nun doch eine zum Tod führende Krankheit festgestellt wird. Dafür interessiert sich ein Fernsehsender, der im gnadenlosen Kampf um Einschaltquoten eine Show mit dem Titel „Death Watch“ produziert. Diese Show lebt von der Zurschaustellung solcher Menschen. Schneider hat aber verständlicherweise keine Lust, sich zur Schau stellen zu lassen, lehnt jede Zusammenarbeit ab und flieht vor den Fernsehleuten.

Keitel ist ein Kameramann, der sie bis zu ihrem Tod filmen soll. Mit ihm freundet sie sich nach einer mutmaßlich zufälligen Begegnung an; er scheint ihr helfen zu wollen. Sie ahnt nicht, daß ihm eine Minikamera in seine Augen operiert wurde, so daß sie nun doch ständig gefilmt wird. Das Besondere an seiner Augen-Kamera ist, daß sie immerzu Licht braucht, sonst geht sie kaputt und läßt Keitel erblinden. Er ist also gezwungen, Tag und Nacht wach zu bleiben, was er zunächst mit Amphetaminen ganz gut hinbekommt. Aber er gewinnt die Frau lieb und beginnt, seinen Job in Frage zu stellen. Dabei paßt er nicht mehr richtig auf seine Augen auf und erblindet tatsächlich. Aber Schneider nimmt ihn auf ihrer Flucht weiter mit. Schließlich werden die beiden von einer Fernsehcrew aufgespürt. Es stellt sich heraus, daß Schneider gar keine tödliche Krankheit hat, sondern ihr eine absichtlich falsche Diagnose gestellt wurde; in der Show sollte das aufgeklärt werden – man rechnete sich damit eine umso höhere Einschaltquote aus. Aber sie entzieht sich ihren Verfolgern endgültig durch Selbstmord.

Michael Jürgs zitiert Romy Schneider mit den Worten: „Drei Viertel des Films haben mit mir zu tun.“ Man kann sich vorstellen, daß sie – ähnlich wie Marlene Dietrich – zu Tode fotografiert worden ist. Und mit Sicherheit sind Klatschreporter ihr ebenso beständig auf den Fersen gewesen wie ihrer Filmfigur. Die Problematik ihres Lebens, auch ihre Festlegung in Deutschland auf die süße „Sissi“, war mir damals aber vermutlich noch nicht so bekannt. Das heißt, sie mußte Rollen spielen, die sie nicht wollte. Den Film, der manchmal auch „Death Watch“ heißt, habe ich als recht spröde in Erinnerung. Es gibt keinerlei futuristische Kulissen, und auch die Zukunftstechnologien, das nahezu perfekte Gesundheitswesen und die Kamera im Auge Keitels, lassen sich ohne Special Effects darstellen. Tavernier zielt aber natürlich auch auf die Gegenwart ab. Der Cast ist immerhin bemerkenswert: Es wirken mit Max von Sydow, Harry Dean Stanton, Vadim Glowna, Bernhard Wicki und – in einer allerdings sehr kleinen Nebenrolle – Robbie Coltrane. Laut dem „Filmbeobachter“ hat „Der gekaufte Tod“ sein Publikum nicht gefunden, weil die Erwartungen an eine Science-Fiction-Story enttäuscht wurden. Dennoch ging mir die Opferrolle der Frau gegenüber dem Voyeurismus eines sensationsgierigen Mediensystems ans Herz.

Geändert von Peter L. Opmann (16.02.2023 um 07:28 Uhr)
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Alt 17.02.2023, 06:28   #842  
Peter L. Opmann
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Ich muß mal wieder einen Zeichentrickfilm besprechen. Und ich wähle dafür einen Kurzfilm von der Videocassette meines Freundes, die ich oben schon mal erwähnt habe. „Foghorn Leghorn“ ist eine Serie, die zu Warners Bugs-Bunny-Kosmos gehört, also zu den „Looney Tunes“. Daß das eine Serie ist (was eigentlich für mich ein Ausschlußkriterium wäre), scheint ja außer mir niemanden zu stören. Allerdings weiß ich gar nicht genau, welchen „Foghorn Leghorn“-Film ich ausgewählt habe, weil er ohne Vorspann gesendet worden ist. Aber abgesehen davon scheint er nicht verstümmelt worden zu sein. Ich mag die „Looney Tunes“ allgemein, aber die Geschichten um diesen Südstaaten-Hahn, die zwischen 1946 und 1964 entstanden sind, haben etwas Besonderes.

Es ist eine der Folgen mit dem winzigen Hühnerhabicht („Henery Hawk“). Er versucht, mit einem überdimensionalen Hammer ein Huhn zu erlegen. Foghorn ("Nebelhorn") hat gerade den Wachhund („Barnyard Dawg“) eine Feuerleiter hochgejagt, da bekommt er mit dem Hammer eins übergezogen. Aber Foghorn schickt den Habicht los, um sich ein frisch geschlüpftes Entchen zu holen. Das klappt jedoch nicht, weil der Habicht nicht schwimmen kann. Als Foghorn dem Basset erneut einen Streich gespielt hat, tut sich Barnyard Dawg mit dem Hühnerhabicht zusammen. Sie bauen eine Falle für Foghorn, allerdings eine ziemlich auffällige. Der Hahn kommt neugierig herbei und mokiert sich über die dilettantische Falle. Über die ausgelegte Schlinge springt er drüber, um zu demonstrieren, daß er sich so niemals fangen lassen würde. Dabei fällt er jedoch in die echte Falle, und der Habicht kann ihn am Ende doch als Beute wegschleppen.

Der Film ist nur knapp fünf Minuten lang, aber die drei Protagonisten haben nicht eindeutig verteilte Rollen. Jeder von ihnen ist mal der Angeschmierte und mal der Sieger, ohne daß es unübersichtlich wird. Und auch wenn der Film länger wäre, würde es nie langweilig werden. Zudem sind alle drei völlig unterschiedlich charakterisiert. Foghorn ist, wie schon angedeutet, der typische Südstaatler (also Typ reicher Plantagenbesitzer), ziemlich großspurig und mit breitem Akzent, aber gleichzeitig stilvoll und gebildet (allerdings hält er sich, wie Oliver Hardy, für klüger, als er ist). Dawg hat Hundeeigenschaften: Er ist eigentlich gutmütig, aber auf seine Wachaufgaben konzentriert, und er läßt sich nichts gefallen. Der Hühnerhabicht ist unerfahren und für das, was er sich vorgenommen hat, einfach viel zu klein, aber auch ehrgeizig und hartnäckig. Das gibt es sonst in auf Slapstick konzentrierten Zeichentrickfilmen nicht. Da gibt es meist nur zwei Gegenspieler, und ihre Rollen verändern sich nicht. Bei „Foghorn Leghorn“ wird die Aneinanderreihung von Gags nicht bis ins Letzte ausgereizt. Die Filme haben nicht so ein wahnwitziges Tempo wie andere „Looney Tunes“, sondern erzeugen auch eine Atmosphäre. Was sie aber in meinen Augen kein bißchen weniger witzig macht.

Ich glaube, daß etliche „Foghorn Leghorn“-Filme nie auf Deutsch zu sehen waren. Schade! Gäbe es eine DVD-Gesamtausgabe, würde ich sie mir sofort zulegen.
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Alt 17.02.2023, 08:54   #843  
Peter L. Opmann
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Übrigens: Gestern habe ich mal wieder den "Zündfunk" gehört, eine Jugendsendung im Bayerischen Rundfunk, für die ich allerdings inzwischen mindestens 30 Jahre zu alt bin.

Die Moderatorin stellte zunächst fest, daß Filmstudenten heute keine Filme mehr sehen - sondern nur noch Serien (was ich mir vorstellen könnte). Dann ging sie auf "Dirty Dancing" ein, offenbar ihr Lieblingsfilm. Sie forderte die Zuhörer auf, ihr Rezensionen dieses Films zu senden (weil der natürlich bei Cineasten nicht sehr hoch angesehen ist). Ich komme allerdings erst jetzt dazu, mal nachzusehen. Und sonst gab es auch keine Hörerreaktionen.

Die Kritik im Lexikon des Internationalen Films ist ganz aufschlußreich:

Zitat:
In einem amerikanischen Urlaubshotel verliebt sich während der 60er Jahre ein naives Arzttöchterchen in einen Tänzer aus einem vor allem aus der Sicht des Vaters fragwürdigen sozialen Milieu. Sie springt für dessen Partnerin ein und bekehrt den Vater von seinen Vorurteilen. Der Überraschungserfolg der Kinosaison 1987/88 entpuppt sich als inhaltlich und formal gleichermaßen biederer Unterhaltungsfilm, der leichte Anrüchigkeit mit sentimentaler Moral zu kombinieren versucht, in der Präsentation von Tanzszenen und Liebesromanze mit Happy-End aber ganz offensichtlich einen "zeitgeistigen Nerv" getroffen hat.
Ich habe noch in dem Buch "Leben wie im Kino. Jugendkulturen und Film" nachgesehen, das ich hier schon mehrmals benutzt habe. Da wird "Dirty Dancing" dreimal erwähnt, allerdings immer nur in Form eines Querverweises. Also keine Kritik.
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Alt 17.02.2023, 09:19   #844  
Crackajack Jackson
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Dirty Dancing habe ich einmal gesehen und fand ihn jetzt nicht so überragend, obwohl ich eigentlich nichts gegen das Tanzen an sich habe und mir gerne mal einen Tanzfilm ansehe.

Der Hype um den Film ist wohl der Zeit und Patrick Swayze geschuldet.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2023, 09:24   #845  
FrankDrake
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Dirty Dancing war ja nicht unbedingt für den Männlichen Teil der Weltbevölkerung gedacht.

Als ich den mit meiner Guten im Kino gesehen habe, sind zumindest die Mädels / Frauen mit einem verträumten Lächeln aus der Vorstellung gekommen.

Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden!
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Alt 17.02.2023, 09:28   #846  
Crackajack Jackson
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Das wollte ich noch dazuschreiben. Ein typischer Mädchenfilm wie Titanic.
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Alt 17.02.2023, 14:56   #847  
Nante
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Zum Wochenende noch mal ein Stummfilm.

Letztes Wochenende habe ich mir wieder mal „Panzerkreuzer Potjemkin“ von S. Eisenstein aus dem Jahr 1925 angeschaut. Ich muss allerdings voraus schicken, daß ich nur die alte DEFA-Fassung habe und nicht die neue restaurierte Fassung, die fast um ein Zehntel länger ist und auch die originale (dt) Fimmusik von Edmund Meisel beinhalten soll.

Der Film ist eine sehr freie (und eindeutig propagandistische) Schilderung der realen Ereignisse auf dem gleichnamigen Kriegsschiff (Panzerkreuzer ist eigentlich ein Übersetzungsfehler) im Jahr 1905. Die Handlung besteht aus 5 eher locker miteinander verbundenen Episoden, von denen eigentlich nur die ersten beiden nahtlos ineinander übergehen.

Zuerst wird der harte Alltag der Matrosen und die Schikanen durch die Vorgesetzten geschildert, die im Zwang zum Essen einer Suppe aus verdorbenem und vor Maden wimmelnden Fleisch gipfelt. Protest dagegen soll mit der Erschießung einer willkürlich ausgewählter Gruppe „Rädelsführer“ niedergeschlagen werden.

Im sich darauf entwickelnden Aufruhr werden die Offiziere über Bord geworfen (praktisch getötet) aber auch der Anführer der Meuterer, der „klassenbewußte“ Matrose Wakulintschuk wird getötet. Die etwas ratlosen (weil nun ohne die richtige Führung) Matrosen steuern das nahe Odessa an und bringen den Leichnahm von Wakulintschuk in der Nacht an Land, wo sie ihn aufbahren.

Am nächsten Morgen kommen immer mehr Leute zum Hafen, die Stimmung heizt sich besonders bei den einfachen Leute auf, es kommt zu (fast) friedlichen Demonstrationen, die dann von Kosaken zu Fuß und zu Pferd blutig auseinander getrieben werden. Es gibt viele Tote. Die Beschießung der Einsatzzentrale der Truppen durch das Kriegsschiff ist eine eher hilflose Reaktion.

Inzwischen hat die Regierung die restlichen Schiffe der Schwarzmeerflotte zusammen gezogen und sie gegen die Meuterer geschickt. Diese entschließen sich, der Übermacht kampfbereit entgegen zu fahren aber nicht zuerst zu schießen.
Die beiden Parteien nähern sich immer mehr, alle sind kampfbereit. In einer imposanten Szene fahren sie schließlich zwischen den Schiffen hindurch, deren Besatzungen (natürlich nur die Matrosen) ihnen zujubeln. Schnitt -Ende!

Passend zum 20. Jahrestag des Aufstandes (der real eher unrühmlich mit der Übergabe des Schiffes an die Rum. Behörden endete) konnte Eisenstein hier seinen ersten international bekannten Film drehen, der wie auch der Nachfolger „Oktober“ klare propagandistische Ziele verfolgt und dabei so erfolgreich war, daß viele Szenen aus beiden Filmen noch heute zur Illustration von Dokumentationen über die Ereignisse verwendet werden.

Sicher ebenso bewußt gibt es im Film eigentlich keinen Haupthelden, sondern diese Rolle ist den "Massen" vorbehalten. Dabei ist das Volk durchweg gut und die obere Klasse ist arrogant und blutrünstig. Zwischenstufen sind nicht vorhanden.

Bei der letzten Schau waren für mich vor allem vier Szenen beeindruckend, mit denen Eisenstein bewußt stark auf Emotionen setzt:

- Der Blick auf das Madengewimmel in Großaufnahme, durch den Kneifer des Schiffsarztes, der das Fleisch für unbedenklich erklärt (und von dem man, nachdem er später über Bord geworfen wird, am Ende genau diesen Kneifer noch an einem Tau hängen sieht)

- Die Aufbahrung des Matrosen und die Reaktion der Leute, die an eine Mischung aus Volksfrömmigkeit/Heiligenverehrung und der im Vorjahr erfolgten Aufbahrung Lenins denken läßt

- Die berühmte und mehrfach kopierte/parodierte Treppenszene, wobei es für mich nicht der Kinderwagen ist, sondern der Auftritt der Mutter mit dem erschossenen Kind wenige Augenblicke vorher ist.
Die Szenenfolge Anklagendes Gesicht der Mutter-Schnitt Salve der Soldaten Schnitt- Sie marschieren weiter über nun ZWEI Leichen

- Die vorletzte Szene, in der die Schiffe aufeinander zufahren und die angespannten Gesichter der Matrosen mit den arbeitenden Maschinen wechseln > hier spielt die Musik eine besonders entscheidende Rolle und da ich hier alternativ einen Ausschnitt der Musik von Meisel hören konnte, muß ich sagen, sie paßt wesentlich besser zur Dramatik als die Musik von Schostakowitsch der DEFA-Fassung.

Das einzige, was mir bei der Neusichtung irgendwie unpassend und fast wie angeklebt vorkam, waren die Szenen, in denen ein Offizier (während seine „Kollegen“ bereits über Bord wandern oder das verzweifelt zu verhindern suchen) minutenlang Zeit und Motivation hat, Wakulintschuk praktisch ungestört über das ganze Schiff zu jagen und schließlich zu erschießen. Aber wahrscheinlich war es nötig, um die nachfolgende Ikonisierung zu rechtfertigen.

Der Film hatte bekanntlich nicht nur in der Sowjetunion sondern auch im Ausland großen Erfolg und war ein Meilenstein in Eisensteins Karriere. Die für mich gelungenste Schilderung des Eindrucks, den er hervorgerufen haben muß, ist allerdings fiktiv:

Lion Feuchtwanger beschreibt gegen Ende seines Romans „Erfolg“, wie der stramm konservative bayerische Politiker Otto Klenk sich bei einem Besuch in Berlin den Film „Panzerkreuzer Orlow“ anschaut und (ihn anfangs noch klug und kühl als Propaganda analysierend) durch die Macht der Bilder und der Musik dazu hingerissen wird, den Meuterern am Ende Erfolg zu wünschen; - was ihm nach dem Film dann natürlich total peinlich ist.
(Das Klenk den ganzen Roman über der nüchternste und intelligenteste Konservative war, verstärkt den Eindruck noch zusätzlich)

Geändert von Nante (17.02.2023 um 15:03 Uhr)
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Alt 17.02.2023, 15:21   #848  
Peter L. Opmann
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Stimmt, man kennt bestimmte Szenen auch aus anderen Zusammenhängen. Ich kann mich besonders an das Madenfleisch erinnern und das Urteil des Offiziers, daß es einwandfrei genießbar sei.

Das ist für mich ein vergleichbarer Fall wie Riefenstahls "Triumph des Willens". Die Aussage von "Panzerkreuzer Potemkin" ist sehr tendenziös und für mich auch abzulehnen (ebenso wie die Verherrlichung der Nazis durch Riefenstahl), aber filmisch ist das sehr gut gemacht, und man sollte sich beides zumindest mal ansehen.
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Alt 17.02.2023, 18:19   #849  
Servalan
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Eine Impfung, um gegen Propaganda immun zu sein, gibt es leider (oder zum Glück) nicht. Mit dem Thema muß sich jeder selbst auseinandersetzen, und das ist nach meiner Erfahrung ein längerer Prozeß, den jeder mit sich selbst ausmacht.
Ein rotes Warnlicht sollte angehen, wenn jemand das Publikum über die Gefühle vereinnahmen und auf seine Seite bringen will. Das Märchen von den Guten und den Bösen sollte ein weiteres Signal zur Vorsicht sein.

Einfach nur die richtigen Filme zu glotzen, reicht da nicht. Die müssen auch optimal präsentiert werden, sodaß das Publikum nachfühlen kann, was vergangene Generationen mitgerissen hat.
"Panzerkreuzer Potemkin" und "Intolerance", um zwei wichtige Werke mit kritischem Inhalt zu nennen, dürften bei den Youngsters von TikTok und Twitch durchfallen, einfach das schwarzweiße Stummfilme sind. Die verhallen im Nichts. Ohne ein umfassendes Begleitprogramm langweilen die die Jüngsten nur. Interesse bleibt gleich null.

Eine gute Schulung sind eigene Filme, wie sie zum Beispiel bei Offenen Kanälen möglich waren. Da konnten sich die Schüler hinter der Kamera beweisen, indem sie ihre eigenen Ideen konkret umsetzen mußten. Dabei konnten sie dann selbst erfahren, wie sich unterschiedliche Kameraperspektiven oder Optionen für einen Schnitt direkt auf die Wahrnehmung auswirken.
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Alt 17.02.2023, 19:26   #850  
Horatio
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Zu Dirty Dancing:

Im Buch The Rough Guide to Musicals von David Parkinson gibt es eine Mini-Rezension, acht schmale Zeilen, die Schlagworte darin sind „crowd-pleasing wallow in faux nostalgia“ und „remains a baffling feel-good favourite“.

(Ist freilich kein Musical, sondern ein Musik- und Tanzfilm, sicher auch deshalb nur eine Kurzerwähnung im besagten Buch.)
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