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17.02.2018, 20:49 | #1 |
Moderator Preisfindung
Ort: Reutlingen
Beiträge: 7.629
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Meine Frage ging dahin, ob es speziell um Comic-Druckereien geht oder Druckindustrie allgemein.
Aber an schnippische Antworten von dir ist man ja schon gewöhnt... Wenn man weiß, wo man ist, kann man sein, wo man will... (alter Fliegerspruch) Geändert von Ringmeister (17.02.2018 um 23:02 Uhr) |
17.02.2018, 20:58 | #2 |
Moderatorin Internationale Comics
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'tschuldigung, dazu fand ich deine Frage zu unspezifisch.
Nö, die drucken auch Bücher ohne Bilder. Die beiden oben genannten Druckereien haben ihre Schwerpunkte aber in den Bereichen Kunstbuch und Comics. |
17.02.2018, 23:00 | #3 |
Moderator Preisfindung
Ort: Reutlingen
Beiträge: 7.629
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Deswegen auch meine Nachfrage.
Bertelsmann Printing Group (und damit sind nicht Verlage und Imprints gemeint, sondern nur der Bereich Drucken) hat ungefähr 25x mehr Mitarbeiter und auch einen dementsprechenden Umsatz; da wundert mich die Aussage "Marktführer in Europa". Wenn man weiß, wo man ist, kann man sein, wo man will... (alter Fliegerspruch) |
18.02.2018, 00:14 | #4 |
Moderatorin Internationale Comics
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Ich hab mich ja auch über die mickrige Summe gewundert. Jeder stinknormale Blockbuster hat heute Produktionskosten von 200 Millionen und mehr US-Dollar. Dagegen wirkt der Umsatz der Druckerei von 78 Millionen Euro lächerlich. Ein Filmtycoon würde das wohl als bessere Portokasse bezeichnen. Marktführer in anderen Branchen weisen Milliardensummen in ihren Bilanzen aus.
Weil die Nachricht auf ToutenBD gemeldet wurde, gehe ich von einem bedeutenden Anteil an Comics aus - also Alben. Mangas und Graphic Novels. Ein Großteil der x Millionen Exemplare im französischen, belgischen und schweizerischen Comichandel stammt wohl von dort. In seligen Zack-Zeiten kamen die meisten Comics in Westeuropa von Proost in Turnhout. PPO Graphic muß wohl der aktuelle Nachfolger gewesen sein, bevor er von Graphica geschluckt wurde. |
18.02.2018, 01:27 | #5 |
Moderatorin Internationale Comics
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Mein Maßstab war die legendäre Druckerei Clausen & Bosse im nordfriesischen Leck, die mir vor allem wegen der Rowohlt-Bücher ein Begriff geworden ist. Verglichen mit denen ist die größte Comicdruckerei Graphica Peanuts.
Graphica brüstet sich in einem Zitat bei stripspeciaalzaak.be damit, daß sie in Lage seien, größere Auflagen von 10.000 bis 300.000 Exemplaren zu drucken. Schon 1968 hatte Claussen & Bosse eine Kapazität von 45.000 Taschenbüchern und 6.000 Hardcovern pro Tag. Die letzte Angabe bei Wikipedia stammt von 2004 und liegt bei 600.000 Taschenbüchern plus 100.000 Hardcovern pro Tag. Die Besitzverhältnisse sind verzwickt, aber Claussen & Bosse ist Teil des französischen Medienkonzerns CPI/Impala-Gruppe und ist in ein Netz aus Druckereien eingebunden, die für 2.000 Verlage drucken. Aus der Perspektive ist die Comicbranche ein Nischenprodukt wie die Lyrikverlage. Geändert von Servalan (18.02.2018 um 01:35 Uhr) |
18.02.2018, 08:21 | #6 |
Operator 50er Jahre
Ort: Ahrensburg
Beiträge: 3.485
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Nur mal so am Rande: Clausen & Bosse dürfte auch, vor allem hier im Comicbereich, mehr für seine Zusammenarbeit mit dem Lehning Verlag in den 50ger Jahren bekannt geworden sein.
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18.02.2018, 12:17 | #7 |
Moderatorin Internationale Comics
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@Detlef Lorenz
Lehning war vor meiner Zeit. Soweit ich das mitbekommen habe, hat mein Vater die Zeitschrift Rasselbande und Hefte von Tom Mix gelesen. Von einem Lehning-Verlag habe ich erst erfahren, als ich erwachsen war und Comics in größerem Umfang sammeln konnte. @Mick Baxter Die beiden Druckereien Graphica und PPO Graphic haben sich ja auf Werke spezialisiert, die besondere Sorgfalt erfordern: Vierfarbdruck, schwereres Papier, Fadenheftung ... jeder Sonderwunsch senkt das Tempo. Am schnellsten drucken wohl Zeitungsdruckereien: leichtes Papier und das Heften fällt generell weg - und einen Tag später werden auf dem Wochenmarkt Fische damit verpackt. Mittlerweile haben digitale Verfahren die Druckfilme abgelöst, so daß Graphica heute mit den billigen Druckereien in Osteuropa konkurrieren muß. Die ZDF-Serie Morgen hör ich auf (das deutsche Breaking Bad-Remake) mit Bastian Pastewka und Susanne Wolff scheint in der Hinsicht den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Und die erste Staffel ist inzwischen fast drei Jahre alt ... Wenn ich mich nicht irre, galten die Drucker in der Gewerkschaft fast als Adelige der besonderen Art. Dieses Gewerk wurde überdurchschnittlich bezahlt, die Handwerker hatten häufig Kontakt mit Akademikern. Obwohl die schwarze Kunst laut und dreckig war, stellte sie hohe Anforderungen und wurde im Vergleich zu anderen Handwerken gut bezahlt - siehe die stehende Figur des Säzzers. Geändert von Servalan (05.03.2020 um 16:15 Uhr) |
18.02.2018, 06:08 | #8 |
Moderator ICOM
Beiträge: 3.002
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Da Comics in Frankreich überwiegend Hardcover sind, bedeuten 6.000 davon am Tag schon eine längere Produktionszeit ("Asterix" erreichte 1968 schon eine Auflage von 1,2 Mio, das wären dann 200 Tage). Okay, 12 Tage klingen dann schon akzeptabel. Hängt aber natürlich vom Auftragsvolumen ab. Wird ja meist mehr als ein Titel gedruckt (wie war das: 4.000 Neuerscheinungen im Jahr? Mit ein paar Überstunden wäre das ja fast zu schaffen).
Geändert von Mick Baxter (18.02.2018 um 06:17 Uhr) |
27.01.2023, 11:23 | #9 |
Comiczeichner
Ort: Düsseldorf
Beiträge: 380
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Sehr aufschlußreich.
Gibt es das auch für den deutschsprachigen Markt? Besonders interessieren würden mich Verkaufszahlen zu originär deutschsprachigen Titeln. Das sich Lucky Luke, das Micky Maus- Magazin oder Dragon Ball weiterhin irgendwie ganz gut verkaufen kann ich mir denken ... Geändert von Peter Schaaff (27.01.2023 um 11:39 Uhr) |
11.03.2023, 18:50 | #10 |
Moderatorin Internationale Comics
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Mattel plant ein eigenes Verlagsimprint
Für 2024 plant der Spielzeuggigant Mattel in den USA und Kanada ein eigenes Verlagsimprint, das über den direct-to-consumer Kanal Caribu direkt an die Konsumenten vertrieben werden soll.
An Marken hat Mattel unter anderem als Franchises Barbie, Barney, Dino-Riders, Dinky Toys, Fisher-Price, Hot Wheels, Major Matt Mason, Matchbox, Monster High, Polly Pocket, Thomas & Friends, um nur die wichtigsten zu nennen. Print spielt eine große Rolle, wie das Beispiel American Girl zeigt. Verschiedene Titel wurden unter anderem von Bestsellerautoren wie Varsha Bajaj und Brit Bennett geschrieben. Bislang wurden 160 Millionen American-Girl-Bücher (bei American Girl Publishing) verkauft. In der Pressemitteilung werden keine Comics erwähnt, aber weitere Distributionspartner werden später bekanntgegeben. Quelle: downthetubes.net |
14.03.2023, 16:31 | #11 |
Moderatorin Internationale Comics
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Die Zahlen von Egmont 2022
Was Zahlen betrifft, halten sich ja Verlage eher bedeckt. Umso mehr war ich erstaunt, einen Artikel vom 8. März zu finden, in dem der Medienkonzern Egmont über sein Geschäftsjahr 2022 Aufschluß gibt.
Egmont ist ein multinationaler Medienkonzern, zu dessen Portfolio zwar überall Comics dazugehören, aber insgesamt ist es eher ein Gemischtwarenladen. Zum Beispiel gehören der Verlag Lindhardt og Ringhof in Dänemark und der Verlag Cappelen Damm in Norwegen ebenso dazu wie die Filmproduktionsgesellschaft Nordisk Film und der Streamingdienst TV 2 in Norwegen. Nicht nur im Vereinigten Königreich veröffentlicht Egmont die Kindermagazine PAW Patrol, Disney Princess und TOXIC unter ihrem Imprint Story House Egmont. 2022 stieg der Umsatz um 11%. Die Einnahmen stiegen um 230 Millionen Euro oder 4,2 % auf insgesamt 2,3 Milliarden Euro. Dennoch bedeutete das Geschäftsjahr eine Herausforderung, weil die Kosten für Energie, Papier und Druck deutlich gestiegen sind. Es gilt aber als erfolgreiches Jahr. Egmont setzt weiterhin auf Nachhaltigkeit und grüne Technologien. So wurde die Energie zu 100% aus grünen Quellen genutzt. 2023 wird Egmont als Co-Investor in Dänemark in eine neue Solaranlage einsteigen. Außerdem reduziert Egmont systematisch die CO₂-Emissionen im Produktionsablauf. Egmont versteht sich als Unternehmen mit einem dualen Ansatz: Zum einen entwickelt es moderne Medien, zum anderen hilft es gefährdeten Kindern. Im letzten Jahr unterstützte es gemeinnützige Aktivitäten in Dänemark, Norwegen und Schweden mit 13 Millionen Euro, zum Beispiel für Kinder, Jugendliche und Familien vor dem Ukrainekrieg die nach Skandinavien geflohen sind. Quelle: downthetubes.net |
04.06.2023, 13:53 | #12 |
Moderatorin Internationale Comics
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Die Lage von niederländischen Comicautoren
Auf dem Stripcollectiedag Het Vrije Beeld am 3. Juni wurden die Ergebnisse einer Umfrage unter niederländischen Comicautoren über ihre finanzielle Lage vorgestellt. Der Bericht heißt De Grote Stripmakers Enquête und umfaßt 44 Seiten (auf der Seite liegt der als pdf bereit). Insgesamt haben 244 Comicautoren daran teilgenommen, davon waren 164 Männer (67,2 %), 66 Frauen (27 %), 10 Nichtbinär (4 %) und 4 haben die Antwort verweigert (2 %).
Zunächst ging es um die Rechtsform: 198 (71,7 %) sind Freelancer, also Unternehmer, 67 machen Comics als Hobby in ihrer Freizeit, und 4 machen Comics als Angestellte. Letztlich sind die Ergebnisse niederschmetternd: Nur knapp ein Fünftel, nämlich 46 (18,9 %), kann von der Arbeit leben, 133 (54,5 %) hingegen können von ihren Comics nicht leben. 72,2 % geben an, weniger als den Mindeslohn zu verdienen, der bei 25.000 € brutto im Jahr liegt; mehr als ein Drittel (36,9 %) verdienen mit Comic weniger als 2.000 € brutto im Jahr. Die wichtigsten Publikationsformen für Comics werden am schlechtesten bezahlt, leisten also einen geringeren Beitrag zum Einkommen. Strips, Cartoons und Graphic Novels sind das Fundament einer professionellen Karriere, dennoch arbeiten ungefähr 25 % weniger als 8 Stunden pro Woche daran, 30% arbeiten 36 Stunden und mehr pro Woche an Comics. Ich nehme an, in anderen Ländern kommen ähnliche Ergebnisse zustande. Quelle: Stripspeciaalzaak |
04.10.2023, 11:13 | #13 |
Moderatorin Internationale Comics
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Die höchsten Auflagen in Frankreich 2023
Dieses Jahr wird ein außergewöhnlich gutes Jahr für den französischen Comicmarkt, denn nach einer Durststrecke gibt es unter den Top 10 wieder mehrere Millionenauflagen - und einige mit einer Auflage über 100.000 Exemplare.
*Die eigentliche Quelle ist das französische Branchenmagazin LivresHebdo, aber dort befindet sich der Artikel hinter der Paywall. Deshalb greife ich auf die italienische Übersetzung zurück. |
04.10.2023, 15:38 | #14 | |
Um-die-Ecke-Denker
Beiträge: 1.731
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Zitat:
Ich habe daraufhin mal im Internet in meiner Mittagspause rumgeguckt. Die Umsatzerlöse der "Egmont Ehapa Comic Collection GmbH" der letzten Jahre: 2021: TEUR 5.588,7 2020: TEUR 1.753,9 2019: TEUR 5.570,6 2018: TEUR 1.325,0 2017: TEUR 5.901,0 2016: TEUR 1.914,3 2015: TEUR 6.305,1 Die Gesellschaft hat keine Personalkosten und ist ein Konzerngesellschaft. Vermutlich sind hier die Comic-Umsätze in Deutschland zu erkennen. Einen Grund für die wechselhaften Umsätze (hoch - runter - hoch -runter) kann man vermutlich auch schnell entdecken: Veröffentlichungen der letzten Asterix-Alben: 21.10.2021 39 Asterix und der Greif 24.10.2019 38 Tochter des Vercingetorix 19.10.2017 37 Asterix in Italien 22.10.2015 36 Der Papyrus des Cäsar |
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04.10.2023, 13:32 | #15 |
Moderator Sekundärliteratur
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„Mehrere Millionenauflagen“ sind „zwei“.
"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799 |
04.10.2023, 15:00 | #16 |
Moderatorin Internationale Comics
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Bei einer Millionenauflage sind die schon froh. Zwei sind eine große Ausnahme.
Das war mal anders, aber die goldenen Zeiten sind längst Geschichte. Außerdem fehlt das Mittelfeld zwischen einer halben Millionen und einer Million komplett. |
04.10.2023, 17:55 | #17 |
Moderator Sekundärliteratur
Ort: Höxter
Beiträge: 10.064
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Also über 4.000.000 Euro pro Asterix…
"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799 |
04.10.2023, 21:51 | #18 |
Um-die-Ecke-Denker
Beiträge: 1.731
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Ich war da vorsichtiger, denn ich habe geschrieben „ein“ Grund könne dies sein. Vielleicht gibt es auch mehrere Gründe?
Zudem sind das die Umsatzerlöse und nicht die Jahresergebnisse. |
08.11.2023, 11:53 | #19 |
Moderatorin Internationale Comics
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Jetzt sind die Verkaufszahlen des neuesten Asterix-Albums in Frankreich und Belgien bekannt geworden. Das Marktforschungsinstitut GfK hat im Auftrag der Fachzeitschrift Livre Hebdo das Geschehen vom 26. Oktober bis zum 3. November 2023 ausgewertet, also die erste Woche.
Zum Vergleich werden die Zahlen des Vorgängers angegeben:
Quelle: toutenbd.com |
13.05.2024, 12:25 | #20 |
Moderatorin Internationale Comics
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Eine Graphic Novel als Bestseller
Im Oktober 2021 erschien ein Comic, dessen Auflage jetzt eine Höhe von einer Million Exemplare in Frankreich erreicht hat. Dabei handelt sich um den Dargaud-Titel Le Monde sans fin – miracle énergétique et dérive climatique von Jean-Marc Jancovici (Szenario) und Christophe Blain (Zeichnungen); die deutsche Ausgabe Welt ohne Ende – Vom Energiewunder zum Klimawandel erschien 2022 bei Reprodukt.
Die Startauflage betrug 60.000 Exemplare, die zwar auch schon eine Hausnummer sind, aber mittlerweile recht bescheiden wirken. Mit 514.000 verkauften Exemplaren war es 2022 der meistverkaufte Titel laut GfK-Livres Hebdo. Inzwischen ist die Graphic Novel in der 24. Auflage, außerdem gibt es 20 fremdsprachige Fassungen des Ökocomics. Quelle: toutenbd |
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