Moin,
bisl "spät", aber ich finde ein Comic nicht welches ich in das Päckchen getan habe. Konnte Lesen das alle ein gutes zu Hause gefunden haben bis auf"Wer ist Richard Corben ?"
oder Überlesen ? Frage jetzt einfach nur so aus Neugier.
Reingetan habe ich:
EXIT JOKE (Termi)
Das Schwarze Schwert (Jean-Luc)
FOL (Jean-Luc)
Hammet (pecush)
Das Haus in der Pollack Street (pecush)
Highgate (Killhone)
Silbersporn (Manutereyaq Mares)
Ich habe es endlich geschafft, unsere Geschichte ein wenig in Form zu bringen und ihr ein Ende zu verpassen. Für das hatte ich einiges an Ideen, denke aber, dass es so ganz gut passt. Oder hätte hier irgendwer was von einem Erwachen unter der Dusche oder über den Besuch der San Diego Comic Con 2022 lesen wollen, wo einem gewissen Schock Schneider gegenüber deutlich zum Ausdruck gebracht wird, was man von seinem Schaffen hält?
Ich habe denkbar wenig in eure Texte eingegriffen und lediglich versucht an der ein oder anderen Stelle leicht zu glätten.
Ich hoffe es gefällt.
Ups, den kannte ich noch gar nicht:
Zitat:
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Mia Maglama fragte sich, was das für ein seltsamer Traum war, in dem sie sich gerade befand und wie sie dorthin geraten war. Ihr schossen Worte in den Kopf, die sie nicht zuordnen konnte und die auch keinen rechten Sinn ergeben wollten.
„Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich immer auch ein Fenster.“
Was zum Henker sollte das bedeuten? Und was hatte das mit der Umgebung zu tun, in der sie sich wiederfand? Hier gab es keine Tür und auch kein Fenster. Hier gab es gar nichts außer … dem Nichts. Um sie herum war es dunkel und diese Dunkelheit war auf seltsame Art und Weise noch weniger als die Abwesenheit von Licht.
Mia konnte auch nichts spüren. Zu sehen war ja eh nichts, aber weder stand oder lag sie noch wollte sich ein Gefühl des Schwebens oder Fallens einstellen. Wohin hätte sie auch fallen sollen? Sie hätte nicht einmal sagen können, ob ihr warm oder kalt war. Es war, als wären sämtliche Sinne ausgeschaltet. Als hätte sie keinen Körper und wäre reines Bewusstsein.
Bevor sie sich ob dieser Erkenntnis erschrecken konnte, änderte sich dies. Es begann mit einem merkwürdigen Geschmack, der ihr Bewusstsein erreichte. Eine seltsame Mischung, die sie kaum beschreiben konnte. Am ehesten vielleicht metallisch mit einer Spur fledermausartigen Lederlappen. Nicht, dass sie wüsste wie Fledermaus schmeckt, aber sie hatte sich schon immer gefragt was Ozzy durch den Kopf bzw. Mund ging, als er sich eine Fledermaus zuführte und wie das schmeckte. Das, was sie nun wahrnahm, kam dem, was sie sich seinerzeit vorgestellt hatte, schon recht nah. Und es war denkbar eklig.
Es wurde auch nicht besser, als sich eine Note Tod einstellte. Mia war kurz davor, eine dunkle Krise durchzumachen.
Dann nahm sie plötzlich Lichter wahr, die langsam aber sicher größer wurden. Oder kamen sie ihr nur näher? Kam sie selbst ihnen näher? Einerseits war Mia dankbar, dass ihre Sinne offensichtlich wiederkehrten. Das, was sie ihr vermittelten, war aber noch immer arg befremdlich. Und kneifen konnte sie sich noch immer nicht.
Wie auch immer, sie und die Lichter näherten sich einander und unvermittelt sah sich Mia im Zentrum eines Reigens von Lichterkugeln, die sie als Schwerkraftzentrum ausgemacht zu haben schienen. Sie hatte versucht, die Lichter zu zählen, bevor diese ihren Tanz um sie herum begonnen hatten, musste bei der Zahl 52 aber abbrechen, da sie sich nicht mehr sicher war, ob sie nicht schon doppelt zählte.
Als der Reigen immer schneller wurde, bekam Mia merkwürdige Eindrücke von den Lichtern. Innerhalb dieser schienen sich ganze Planeten, Sonnensysteme, gar Galaxien zu bewegen. Und irgendwie wirkten sie alle gleich, aber doch in Nuancen unterschiedlich. Aber auch das war keine wirkliche Erkenntnis aufgrund nachprüfbarer Wahrnehmungen, sondern mehr eine Art Eingebung.
Mit der Zeit wurde das von den Kugeln ausgehende Licht immer intensiver, doch Mia konnte ihren Blick von dem wilden Tanz nicht abwenden. Dann hörte sie wieder diese Stimme.
„Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich immer auch ein Fenster.“
Völlig sinnfreie Worte, bis sich inmitten der immer greller werdenden Helligkeit etwas anderes abzuzeichnen begann. Ein rechteckiger Umriss schälte sich heraus und kam auf Mia zu. Und tatsächlich, dieser ähnelte einem Fenster!
Unwiderstehlich fühlte sich Mia von diesem angezogen und konnte dem Sog nicht widerstehen. Was sie auch gar nicht wollte, denn alles erschien ihr besser, als länger zwischen den irrlichternden Kugeln gefangen zu sein.
So trat sie ein in das Fenster zu einer anderen Welt...
***
… und bereute ihre - nennen wir es Vorfreude - umgehend.
Mia fand sich auf einem Friedhof wieder, wie er jedem beliebigen Gothictraum entsprungen sein könnte. Dichte Nebelschwaden waberten umher und gaben immer wieder für kurze Zeit einzelne Grabsteine zu erkennen. Der Vollmond (natürlich) lugte immer wieder hinter Wolken hervor und verschaffte der Szenerie eine schaurige Beleuchtung. Eine Eule gab ein Ständchen und - Überraschung! - Fledermäuse tanzten einen flatterhaften Reigen um einen Baum ohne Blätter. Fehlte nur noch die Orgelmusik.
Die wurde allerdings durch ein merkwürdig abartiges Lachen ersetzt, das aus der den Friedhof einhüllenden Nebelwand hervor tönte. Mia fiel es zunächst schwer, den genauen Ort zu lokalisieren, woher das Geräusch kam, doch mit der Zeit konnte sie diesen ausmachen und kurze Zeit später sah sie einen schattenhaften Umriss aus den Schwaden hervortreten.
Als dieser näher kam, erkannte sie ein Ebenbild ihrer selbst. Zumindest annähernd. Die Gestalt, die auf sie zutrat, sah einer abartigen Fantasie ihrer selbst ähnlich, wie sie nur einem nicht hundertprozentig gesunden Gehirn entspringen konnte.
Lächerlich spitze Ohren krönten eine Maske, die die obere Kopfhälfte bedeckte. Abgeschlossen wurde sie von einem obszönen Stachelband, das die Nase, so die Gestalt über eine verfügte, verdeckte. Der Lippenstift hatte sein Ziel nicht wirklich gefunden und die wenigen erkennbaren Gesichtszüge waren in einem Ausmaß verzerrt, dass es fast schon peinlich lächerlich aussah.
Weiter kam Mia bei ihrer Betrachtung nicht, da sie dunkelrot auf schwarz angesprochen wurde und sich stark auf das Gesprochene konzentrieren musste, wollte sie etwas verstehen.
“Vielen Dank, dass du die Tür geöffnet hast.”
“Äh, ja…”
“Hast du eine Vorstellung davon, wer ich bin?”
“Mia “Joker” Wayne?”
“Du hast Humor. Ich bin der schlimmste deiner Albträume und du bist allein hier um mir den Weg in alle Welten, die du dir je vorgestellt hast, je vorstellen wirst oder auch nur vorstellen kannst zu ebnen.”
“Ja, Shock Schneider, wie konnte das passieren? Ist das jetzt gut oder schlecht?”
“Ich habe vor alle Grenzen der Vorstellungskraft zu brechen und Tore in Welten voller Möglichkeiten zu öffnen. Und auf dem Weg dorthin muss ich nur das, was schon da ist vernichten, denn daraus entsteht der neue Omni-Urknall und ich werde der Herrscher des Neuen.”
“Aber sonst geht es dir gut, oder?”
“Du glaubst mir nicht?”
“Zunächst einmal bist du wohl kaum mein schlimmster Alptraum.' Du bist eher die kranke SM-Fantasie eines Gehirns, das nicht in der Lage ist, etwas eigenes zu erschaffen, sondern nur eines kann, die guten Ideen anderer zu einem kranken Amalgam zu vermischen und zu negieren. Ein Blender vor dem Herrn.”
“Dann hast du wohl nicht verstanden, was nach dem Omni-Urknall kommt.”
“Wenn ich mal mit einer Analogie aus meiner Welt dienen darf, da war eine Gestalt wie du am Ende … öh … am Ende und das, was danach kam, war bestenfalls in der Theorie eine Welt aller Möglichkeiten. Was kam war eine Inflation an Fledermausvarianten, sonst nichts.”
“Du wirst schon sehen. Im Augenblick scheinst du noch nicht zu verstehen, wo du bist und wozu. Aber wenn ich dich erst einmal als Durchgang genutzt habe, wirst auch du erkennen, was durch mich möglich wurde.”
“Apropos Blender. Siehst du auch das aufkommende Licht?”
Tatsächlich fing es langsam an, heller zu werden und die Nebelschwaden begannen sich aufzulösen. Sehr zum Entsetzen der Gestalt vor ihr, die von der Mia, die abartig lacht, zur Mia, die irre kreischt mutierte.
“Nein, die Tür schließt sich schon wieder! Zu früh!”
Und während die Gestalt gehetzt zu Mia schaute, fühlte sie sich wieder unwiderstehlich von einem sich in der Helligkeit abzeichnenden Fenster angezogen. Willig gab sie dem nach, dachte bei sich, dass der Satz „Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich immer auch ein Fenster.“ auf merkwürdige Art und Weise doch einen Sinn zu ergeben schien. Und so trat sie ein in das Fenster zu einer anderen Welt…
***
Mia war sich sicher, dass sie jetzt nicht wieder in Sicherheit sein werde. Ein wenig mehr Orientierung wäre ihr Wunsch, aber zunächst war ihr schwarz vor Augen. Als es heller wurde, sah sie einen Mann mit einem Buch (das an ihn gekettet ist?), an einem ovalen Fenster stehen, durch das Licht in den dunklen Raum strömte (müsste der Raum nicht heller sein?).
"Was....?"
"Sprich nicht Mia"
"..."
"Ich sehe eine Erschütterung der Welten, eine Verkettung des Multiversums, ausgelöst durch Musik. Und nur Musik kann sie zusammenfügen. Doch ich sehe nicht die Zukunft, sie müsste eigentlich schon geschrieben sein, doch wenn ich durch die Seiten meines Buches blättere, sehe ich zehn verschiedene Zukünfte."
"Ich verstehe ni...."
"Nein Mia, bitte sprich nicht. Irgendwie scheinst Du damit in Zusammenhang stehen. Du solltest gehen, vielleicht hilft es mir, Klarheit zu erhalten. Doch ich habe eine Bitte. Nimm dies und setze es zum richtigen Zeitpunkt ein!"
Er reichte Mia eine goldene Schachtel, etwa 20 cm groß und 30 cm lang. Sie fühlte sich schwer an.
"Du wirst wissen, wann das ist."
Bevor Mia antworten konnte, verschwand die Gestalt und Mia wurde in das Licht in der Fensteröffnung gezogen.....
Und so trat sie ein in das Fenster zu einer anderen Welt…
***
Mia sah sich um. Wo war sie? Um sie herum nur Dunkelheit. Hatte sie die vorherigen Geschehnisse nur geträumt und befand sich zuhause in ihrem Bett?
Ach, das wäre schön. ,,Ich habe schon gedacht, ich wäre wie dieser Typ aus Zurück in die Vergangenheit.", dachte sie, während sie wieder die Augen schloss und sich umdrehte, um weiter zu schlafen.
Doch ein goldenes Licht drang durch ihre geschlossenen Lider. Verstimmt öffnete sie die Augen und ihr Blick fiel auf die Schachtel, die ihr vor kurzem von der unheimlichen Gestalt überreicht wurde.
Ein unnatürliches, goldenes Licht brachte die Schachtel zum Leuchten und erhellte die undurchdringliche Dunkelheit.
Mia erkannte wo sie war: Um sie herum lagen viele, sehr viele Bücher, die deckenhoch gestapelt im Raum standen. An den Wänden standen meterhohe Regale, die ebenfalls mit tausenden Büchern angefüllt waren. Mia lag auf einer Matratze, vor ihr zwei Flaschen, in denen Kerzen steckten. Und ihre Handtasche. Mia war erleichtert. Was wäre eine Frau ohne ihre Handtasche? Sie öffnete sie und holte Streichhölzer heraus, mit denen sie die Kerzen entzündete. Der Raum wurde heller. Zusammen mit den Kerzen wurde auch das goldene Licht weicher und eine angenehme Atmosphäre entstand.
Mias Blick schweifte durch den Raum. Nicht alle Wände waren mit Regalen vollgestopft. Zwischen zwei Regalen war ein Rundbogen und in diesem war eine Tür eingelassen. Und stand über der Tür nicht etwas?
Mia nahm eine der Kerzen und ging zur Tür.
Über der Tür stand in grossen verschlungenen Buchstaben:
,,Gnothi seautón – Erkenne Dich selbst!"
Und noch etwas war merkwürdig. Statt eines Türknaufs befand sich in der Mitte der Tür ein Loch um das sich zwei silberfarbene Schlangen schlängelten, die sich gegenseitig in den Schwanz bissen. Die Schlangen wirkten fast wie ein Amulett, die ein Schlüsselloch darstellten.
Was hatte das alles nur zu bedeuten? Hatte der unheimliche Mann, der ein angekettetes Buch mit sich trug, sie entführt? Dieser Mann wirkte wie ein unheimlicher Bibliothekar und es würde passen, wenn er sein Entführungsopfer in eine Bücherei sperren würde.
Und was sollten diese Worte über die Tür bedeuten?
Erkenne Dich selbst - sie wusste doch, wer sie war. Oder? ODER?
Wie kam sie bloß aus diesem Raum? Mia schaute sich weiter um. Da fiel ihr Blick auf das Kästchen, das weiter golden pulsierte.
Was hatte der Mann gesagt? ,,Nimm dies und setze es zum richtigen Zeitpunkt ein. Du wirst wissen, wann das ist."
Mia beschloss, dass nun zumindest der Zeitpunkt gekommen war, sich das Kästchen genauer anzuschauen.
Sie nahm es in die Hand. Es war schwer und das Licht, das dem Kasten innewohnte, strahlte nicht die geringste Wärme ab. Aber was war das? Mia stutzte, als ihr Zeigefinger eine runde Erhebung auf dem Kästchen ertastete. Sollte das etwa ein Druckpunkt sein? Was würde passieren, wenn sie drückte? Mia tat es.
Das Kästchen öffnete sich und das goldene Licht wurde stärker. Mia sah, dass das Licht von einem Schlüssel kam. Das Schlüsselende bestand aus zwei Schlangen, die sich gegenseitig in den Schwanz bissen.
Mia lächelte. Jetzt wusste sie, wie sie aus dem Raum herauskam!
Sie nahm den Schlüssel, eine Kerze und ihre Handtasche und ging zum Rundbogen.
Sie steckte den Schlüssel in das Loch. Plötzlich fiel das seltsame Amulett von der Tür. Mia hob es auf und besah es sich genauer. Auf der Rückseite stand: ,,Tu, was Du willst!"
,,Das werde ich.", dachte Mia Martha Maglama, steckte das Amulett ein und drehte den Schlüssel im Schloss.
Dann stieß sie die Tür auf. Ein helles Licht überflutete den Raum und Mia konnte nichts sehen. Dennoch übertrat sie die Türschwelle.
Und so trat sie ein in das Fenster zu einer anderen Welt…
***
Nachdem sich Mia’s Augen von dem grellen Licht erholt hatten, sah sie sich in der Neuen Welt um.
Vor ihr lag eine weiße Fläche, die so aussah, als wenn noch nie zuvor ein Mensch dort gewesen wäre. In der Ferne sah sie die Silhouette eines Dorfes oder einer Stadt und machte sich auf den Weg dorthin.
Während sie in Richtung des Ortes ging, hatte sie das Gefühl, als ob irgendjemand oder irgendwas sie beobachten würde. Aber sie konnte nichts entdecken, es gab auch nicht gerade viele Möglichkeiten, wo sich jemand verstecken könnte.
In der Stadt, um eine solche handelte es sich, angekommen, erkannte sie, dass diese vollkommen leer war. Keine Bewohner oder andere Lebewesen auf den Straßen.
Sie schaute in einige Häuser hinein. Es sah sauber aus, teilweise waren die Tische gedeckt, als ob gleich die Besitzer zum Essen erscheinen würden…und immer wieder dieses ungute Gefühl beobachtet zu werden.
Sie rief ein paar mal laut “HALLO” …aber keine Antwort…
Das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde immer intensiver und dann war da auf einmal ein Schatten, der schnell Richtung ihres Kopfes heran kam…
Mia wollte sich noch schnell ducken, aber zu spät...KLATSCH…voll in den Nacken…. Mia schüttelte sich und als sie sich umschaute, sah sie dass sie zu Hause am Esstisch saß und die Hausaufgaben vor ihr lagen. Neben ihr stand ihre Mutter.
„Mia..wie oft soll ich dir noch sagen, dass du deine Hausaufgaben machen sollst und das Träumen für danach lassen sollst ?“[/I]
Mia senkte bedrückt den Kopf und murmelte „Tschuldigung Mom, kommt nicht wieder vor“
„Das will ich auch hoffen", sagte die Mutter und ging aus der Küche, um ihre Sachen zu erledigen.
Mia nahm ihren Stift zur Hand und wollte anfangen zu schreiben, als sie wieder einen verklärten Blick bekam und ins Land der Fantasie entglitt. Sie befand sich in völliger Dunkelheit und in der Ferne sah sie ein hell erleuchtetes Fenster, das sie magisch anzog. Sie schwebte darauf zu und als sie es erreichte, machte sie es ohne zu Zögern auf und ging hindurch. Mia befand sich in einer anderen Welt …..
***
Das Licht verschwand langsam wieder und Mia war von Dunkelheit umhüllt.
Beim Versuch, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen, macht sie eine sehr unsanfte Begegnung mit dem matschigen Untergrund.
„Ihhhh, auch das noch… Das hat mir gerade noch gefehlt“, schimpfte sie zu sich selbst. Aber wo war sie eigentlich gelandet?
Sie kniff ein paar mal fest die Augen zusammen und schaute sich um. Sie schien sich auf einer Waldlichtung zu befinden, zumindest meinte sie, in den dunklen Umrissen Bäume zu erkennen.
Hier kann ich nicht bleiben, dachte sich Mia und versuchte, sich aufzurichten, ohne erneute Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Als sie wieder aufrecht stand, klopfte sie sich den Dreck von ihrer Kleidung und machte sich auf den Weg.
Aber wo sollte sie hingehen? Hilfesuchend schaute sie zum Horizont. Und plötzlich entdeckte sie etwas Leuchtendes in der Ferne.
Erst zögerte sie vor dem, was dort auf sie warten könnte, aber konnte es wirklich schlimmer sein als diese einsame, dunkle und kalte Waldlichtung?
Ihre Antwort sollte sie rasch finden. Das Licht war von einer großen Ansammlung Menschen ausgegangen, die Fackeln und Mistgabeln mit sich trugen.
Sie zogen durch die Wälder und riefen im Chor: “DAS EINHORN MUSS STERBEN!”.
Ich war ja schon auf einigen Mittelaltermärkten, aber so ein komisches Live-Action-Rollenspiel habe ich noch nie gesehen, dachte sich Mia. Anders konnte sie sich den Aufzug der Menschen nicht erklären.
Gerade als sie jemanden fragen wollte, was es mit dem Einhorn auf sich hatte, wurde sie an ihrer Schulter zurück in die Böschung gezogen.
Vor ihr stand ein Mann, der sie mit großen Augen anschaute: “Bei Merlins Bart... Wer bist du und was tust du hier? Hat Dumbledore dich etwa geschickt?”.
Die Fragen prasselten so schnell auf Mia ein, dass sie gar nicht wusste, auf was sie zuerst antworten sollte.
“Zu aller erst, ich bin Mia; Zweitens, das wüsste ich auch gern und Drittens, was ist ein Dumbledore?” antworte Mia, immer noch verwirrt von dem Mann der vor ihr stand.
“Du scheinst also wirklich nicht zu wissen, was hier vorgeht. Sehr interessant. Mein Name ist Newt, freut mich dich kennenzulernen”.
“Okay Newt, du scheinst ja mehr hierüber zu wissen. Was passiert hier und was hat es mit dem Einhorn auf sich?” fragte Mia.
“Du möchtest also mehr über das vēmortuus unicorni erfahren? Nun gut, ich werde dir mehr über das Tier erzählen, aber wir müssen uns von der Gruppe entfernen. Die sind gefährlich”.
“Naaa gut”, willigte Mia zögernd ein und Newt begann zu erzählen. “Früher handelte es sich bei diesem Tier um ein einfaches Einhorn, nicht von größerer Bedeutung.
Jedoch wurden die Muggel hellhörig über die Kräfte, die einem Einhorn innewohnen sollen und versuchten, diesem habhaft zu werden. Sie nahmen das Einhorn gefangen und führten an ihm ein Blutritual durch, um dessen Kräfte auf sich zu übertragen.
Das ging jedoch schief. Das Einhorn wurde zu einem Untoten und macht seitdem Jagd auf die Bewohner des Dorfes”.
“EIN ZOMBIE-EINHORN?!? Die ganze Geschichte an sich hörte sich schrecklich genug an, aber das war wirklich die Spitze. Aber was hast du mit all dem zu tun?”, fragte Mia.
“Nun, wenn du es wissen willst, ich betreibe Recherche für ein Buch, das ich schreibe. Dieses untote Einhorn ist genau das, was meinem Buch bis jetzt noch gefehlt hat, ein krönender Abschluss”, erzählte Newt mit strahlenden Augen.
Mia war die ganze Situation nach Newts Erzählungen nicht mehr geheuer und sie versuchte zügig, aber unauffällig von ihm wegzukommen. Dieser Plan wurde von einem laut entzwei brechenden Ast vereitelt.
Als wenn dies nicht schlimm genug gewesen wäre, war die Aufmerksamkeit des ganzen Dorfes jetzt auf Mia und Newt gerichtet. “DAS EINHORN, ES IST HIER HINTEN!” riefen sich die Dorfbewohner gegenseitig zu.
“Schnell, wir müssen hier verschwinden”, sagte Newt, griff Mia am Arm und rannte mit ihr davon. Sie schafften es, etwas Abstand zwischen sich und die Dorfbewohner zu bringen,
doch während sie rannten, rutschte Mia erneut auf dem matschigen Waldboden weg und verletzte sich dabei schwer. Sie ließ sich zu Boden fallen und griff an ihren Knöchel.
“Ahhhh...ich kann nicht mehr laufen. Ich glaub ich habe mir den Knöchel verstaucht” “Schluckende Wasserspeier aber auch. Jetzt würde mir das Wissen aus Muggelheilkunde sehr gelegen kommen. Warum habe ich da nur nie aufgepasst?” schimpfte Newt in sich hinein.
Muggel was?!? Mia war sichtlich verwirrt von Newt, doch ihre Schmerzen rissen sie schnell wieder aus ihren Gedanken.
“Das Einzige, was mir jetzt helfen könnte, wäre ein Doktor. Aber wo sollen wir den nur herbekommen?” sagte Mia unter Schmerzen.
Newt war mit seinem Latein am Ende und wollte gerade schon zu obskuren Methoden greifen, da vernahmen die beiden ein komisches Geräusch und ein helles Licht erschien.
Beide waren so geblendet, dass sie nicht bemerkten, wie eine Gestalt aus dem Licht auf sie zukam, bis sie schließlich genau vor ihnen stand. Mia schaute der Gestalt verwundert ins Gesicht. “Und wer bist du?” fragte Mia zögernd.
“Ich bin der Doktor” antwortete die Gestalt. “Welcher Doktor?” fragt Mia, sichtlich mehr verwirrt als vorher. “Ja, natürlich DER Doktor”, antwortete der Doktor bestimmt.
Mia hatte wirklich keine Energie diese seltsame Konversation fortzuführen, zu stark waren die Schmerzen und so groß die Verwirrung, die aus den Fragen entstand.
Newt schien alles gar nicht so seltsam zu finden. Er und der Doktor stellten sich einander vor und unterhielten sich, als wären sie zwei alte Freunde aus Schulzeiten.
Mia räusperte sich. “Nun hätte ich dich über unser angeregtes Gespräch fast vergessen. Das Mädchen, Mia, hat sich bei der Flucht vor den Dorfbewohnern verletzt. Du weißt nicht zufällig, wie wir ihr helfen könnten?” fragt Newt.
Da musste der Doktor nicht lange überlegen. “An Bord der TARDIS habe ich eine Bibliothek, die sämtliches Wissen der Welten enthält. Dort werde ich sicher etwas finden”, sagte der Doktor und verschwand sofort im Inneren.
“ABER DAS IST DOCH NUR EINE TELEFONZELLE?” rief Mia. Waren denn alle um sie herum von allen guten Geistern verlassen? Doch da kam der Doktor schon wieder, mit dem passenden Buch in der Hand.
“Nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick scheint”, sagte der Doktor zu Mia und gab das Buch an Newt. “Dies ist das ‘Lehrbuch der Zaubersprüche’. Im Kapitel über Heilung sollten wir bestimmt etwas finden” sagte der Doktor zu Newt.
Nach einigem hin und her Blättern fand Newt den passenden Zauberspruch. Er nahm seinen Zauberstab und sprach: “Ferula!”. Der Knöchel bandagierte sich und die Schmerzen waren so gut wie verschwunden.
Mia war wirklich verblüfft und schaute Newt mit großen Augen an: “Du bist ja wirklich ein Zauberer. Unglaublich.” Newt schüttelte den Kopf und seufzte leise: “Muggel”.
Während Mia sich freute, wieder ohne Schmerzen stehen zu können, sprach der Doktor sie nun an. “Newt hat mir von seinen Forschungen über das Zombie-Einhorn erzählt. Das erklärt, was er hier macht, aber was tust du hier? Du scheinst mir nicht wirklich eine Entdeckerin zu sein”, sagte der Doktor.
“Das ist eine wirklich lange und seltsame Geschichte”, sagte Mia und fing an von allen ihren Geschehnissen, den Wesen und Orten zu erzählen, die sie gesehen hatte.
Mia hatte gerade zu Ende erzählt, da sprang der Doktor auf und spurtete eilig zur Tardis. Als er wieder zurückkam, hielt der Doktor etwas in den Händen und überreichte es Mia.
“Bei meinen Erfahrungen, die ich bis jetzt mit diesem Thema gemacht habe, sollte man so etwas immer dabei haben. Es ist sehr wichtig!”, sagte der Doktor.
Mia guckte die Geschenke in ihren Händen an. Ein Handtuch und eine Packung Erdnüsse? “Verzeihen Sie meine Frage, aber was soll ich bitte damit machen? Und soll ich das jetzt die ganze Zeit mit mir rumtragen?” fragte Mia den Doktor.
“Für was sie zu gebrauchen sind, wirst du noch früh genug herausfinden”, sagte der Doktor und zwinkerte Mia zu. “Und das Tragen sollte auch kein Problem sein”, sagte Newt.
Er schwang seinen Zauberstab und sprach: “Accio Handtasche”. Schon kam eine braune Umhängetasche angeflogen und landete in seiner Hand.
Er gab sie Mia, die zügig ihre Geschenke in der Tasche verstaute. Ein wenig wunderte sie sich, warum sie die Handtasche, die sie mit sich führte, gerade erst erhalten hatte. Aber es war ja nicht so, dass ihr zuletzt sonderlich viel Zeit blieb, um sich über die Dinge zu wundern…
Sie war gerade mit Einräumen fertig geworden, da vernahmen die Drei aus der Entfernung ein lautes Wiehern und schauten sich um.
Dort in der Ferne, auf einem Felsvorsprung, sahen sie das Zombie-Einhorn. Mia fühlte sich, als würde es ihr direkt in die Seele starren, so dass es ihr eiskalt den Rücken runter lief.
Newt wusste sofort, was los war. “Das Einhorn ist zurück und hungrig. Menschenfleisch ist das Einzige, was seinen Hunger stillen kann”. Als wäre das sein Stichwort gewesen, galoppierte das Einhorn nun in vollem Tempo auf sie zu.
“Mia, du musst hier verschwinden, es ist viel zu gefährlich für einen Muggel wie dich”, sagte Newt. Die Panik war seiner Stimme anzuhören.
“Geh in die Tardis und schließe die Tür. Dort kann dir erst mal nichts passieren. Newt und ich versuchen, das Einhorn von hier wegzulocken. Hoffen wir mal, dass es keinen größeren Schaden anrichtet”, sagte der Doktor.
Gesagt, getan. Mia rannte in die Tardis hinein und schlug mit voller Wucht die Tür hinter sich zu. Die Panik hatte ihren Körper noch nicht ganz wieder verlassen, aber es fühlte sich an, als ob sie wieder freier atmen könnte.
Doch die Verschnaufpause war nicht von Dauer.
Hinter ihr entstand plötzlich ein hell leuchtendes Licht und zog Mia in sich hinein…
***
Als Mia meinte, sich wieder orientieren zu können, musste sie erkennen, dass es an so ziemlich allem fehlte, das es für eine Orientierung brauchte. Abgesehen vom Licht. Es war hell, nur war die Quelle der Helligkeit für sie nicht erkennbar. Streng genommen war es auch nicht hell, sondern schlicht weiß.
Als Mia weiter versuchte, sich zu orientieren, musste sie feststellen, dass es ihr an irgendetwas fehlte. Hatte da nicht wer was vergessen? Als sie daran ging, diesen Gedanken nicht nur auszuformulieren, sondern auszusprechen, geschah etwas Seltsames. Die Worte kamen aus ihr heraus und ordneten sich in einer sich stetig ausweitenden Blase an, die das Weiße auszufüllen begann.
“Rede ich etwa in Sprechblasen?”
In der Tat, kaum, dass sich Mia diese Frage stellte, nahm sie wahr, wie ihre Worte ein bislang nahezu blankes Blatt Papier auszufüllen begannen, das bis dahin allein ein Bild ihrer selbst zierte.
Doch damit nicht genug, löste sich die sich herausbildende Darstellung aus der zweidimensionalen Darstellung und begann Form anzunehmen. Ausgelöst durch einen enormen Druck, der aus einer Region “unter dem Blatt” herzurühren schien, bewegte sich Mia und geriet leicht in Panik. Doch wozu hatte sie ein Handtuch?
Der “Fall” endete, kaum, dass sie das Handtuch hervorgekramt hatte und Mia wurde Zeuge eines unglaublichen Geschehens.
Das Blatt Papier erwies sich als eine Art Materiequelle, die Unmengen unglaublichen Zeugs ausspuckte. Papierhaftem Zeugs. An ihr vorbei flogen Comics und Ähnliches, mit dem man ganze Pakete füllen und Lords (“Wieso Lords?”) zum Fluchen bringen konnte. Doch damit nicht genug. Was dieses “Weiße Loch” ausstieß wurde nicht weniger und als die Masse dessen, was da auf Mia zuflog, immer größer wurde, kam die Panik zurück.
Da erschien es Mia wie eine Fügung des Schicksals, dass ihr ein offenes Fenster entgegenflog. Willig sah sie dem entgegen und trat ein in eine andere Welt…
***
Der letzte Trip durch das Licht des Weißen Lochs war der bislang heftigste. Mia verlor das Bewusstsein und stürzte in das Nirvana der Dunkelheit… schon wieder.
Als sie erwachte, brummte ihr Schädel. Sie brauchte einen Moment, um zu realisieren, in was für einer misslichen Lage sie sich dieses Mal befand. Sie lag auf einem Metalltisch, gefesselt. Der Raum, in dem sie sich befand, war in einem üblen Zustand. Überall lag Dreck und die Wände waren schwarz vor Russ. Warte… die Wände? Das Gebäude, in dem sie sich befand, war eine Ruine. Die Wand zu ihrer Rechten fehlte komplett. Eine Decke gab es auch nicht mehr.
Als sie rausblickte, bot sich ihr ein noch weitaus grauenvolleres Bild. Diese ganze Welt war dunkel. Nur die Flammen am Horizont erhellten diese. Die ganze Natur war verdorrt und verwest. Die Reste des Waldes der draußen mal stand, war komplett runter gebrannt.
Der Himmel über ihr war von dunklen Wolken überzogen und Energieblitze zogen durch die Wolken hindurch. Blitze? Nein! Sie hörte keinen Donner. Zudem kamen die Blitze nicht zur Erde nieder. Wo war sie bloß? War dies die Hölle?
Bevor sie dies aber herausfinden konnte, sah sie eine Gestalt auf sich zukommen. Es war ein Mann. Sie musste zweimal hinsehen, um dies zu erkennen, denn diese Gestalt ähnelte nur noch sehr wenig der eines Menschen. Er war von dieser Welt gezeichnet. Knochendürr und zitternd schleppte er seinen Körper zu dem Tisch, auf dem Mia lag.
„Oh, das Mäuslein ist erwacht.“ Sagte er mit zitternder Stimme. Sein Bart reichte ihm bis zur Brust, seine Zähne waren komplett gelb und einige fehlten.
„Was? Was ist hier los?“ fragte Mia. „Wo bin ich hier?“
„Das Mäuslein spricht. Sag, wo kommst es her? Es sieht ziemlich saftig aus.“
Mia war verwirrt. „Was geht hier vor? Was ist das für ein Ort? Ist das die Hölle?“
„Es hat so viele Fragen. So viele Fragen. Aber keine Angst, diese Fragen wird das Mäuslein schon bald nicht mehr haben.“ Der Mann holte ein Messer hervor. „Muns ist so hungrig.“
Mia ahnte Böses. Wollte er sie etwa mit Haut und Haar essen? Mia zerrte an ihren Fesseln, in der Hoffnung, dass sie sich lösten.
„Halt still Mäuschen, damit Muns dir die Kehle durchschneiden kann.“ Sagte der Mann. „Muns hatte schon lange nichts mehr zwischen den Zähnen. So, so lang.“
Mia rüttelte immer heftiger an ihren Fesseln. Plötzlich löste sich die an ihrem rechten Bein. Mit dem Knie erwischte sie den Mann an der Schulter. Der Tritt war zwar nicht sehr heftig, aber da der Mann so schwach auf den Beinen war, wurde er dennoch umgestoßen. Er schrie und Mia rüttelte wieder an den Fesseln. Dieses mal so heftig, dass der Tisch umfiel. Der Tisch war schon recht rostig und so lösten sich auch die Fesseln an ihrem linken Bein und ihrem rechten Armgelenk.
Mia lag auf dem Boden und der Mann kroch auf allen Vieren auf sie zu. Sie versuchte ebenfalls weg zu kriechen, aber der Tisch, an dem noch ihr linker Arm gefesselt war, erschwerte das Vorhaben. Der Mann bekam Mia am Bein zu packen und Mia schrie. War dies ihr Ende? Sollte sie hier in dieser höllischen Einöde sterben? Mia blieb keine Wahl. Der Mann wollte sie töten. Sie brauchte eine Waffe. Doch was sollte sie nehmen? Hier gab es nichts.
Der Mann war nun auf ihr. Mia drehte sich instinktiv auf den Rücken, wollte ihn abwehren. Sie sah seinen Blick. Ihn dürstete geradezu nach Blut. Ihrem Blut… oder besser ihrem Fleisch. Der Mann hatte das Messer mit beiden Hände umklammert und wollte es Mia in die Brust rammen. Im rechten Moment konnte sie noch ihren freien Arm zwischen ihre Brust und dem Messer bringen und ihn abwehren. Zum Glück war der Mann so ausgehungert, dass ein Arm von ihr ausreichte, um ihn abzuwehren. Mia drückte ihn nach oben und stieß ihn weg. Das Messer fiel ihm aus der Hand und rutschte außer Reichweite. Dann erblickte Mia die Tasche, die sie von dem Zauberer Newt erhalten hatte. Was befand sich darin? Ein Amulett mit der Aufschrift „Tu was du willst!“ aus der dritten Welt, die sie besucht hatte, sowie eine Packung Erdnüsse und ein Handtuch, dass sie vom Doktor in der letzten Welt bekommen hatte.
Sie holte das Handtuch aus der Tasche, richtete sich auf und ging zu dem Mann, der verzweifelt das Messer suchte. Sie wickelte das Handtuch um seinen Hals und drückte zu. Der Mann keuchte und wand sich und fragte: „Was tut es? Was tut das Mäuslein Muns an?“
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Mann aufhörte zu zappeln. Sie atmete vor Erleichterung auf. Dann aber kam ihr die Erkenntnis, dass sie gerade jemanden getötet hatte und sie begann zu weinen.
Nein, das ist nicht die richtige Zeit, um zu weinen – sagte sich Mia und trieb sich an aufzustehen. Sie musste hier raus. Sie musste von dieser Welt verschwinden. Sie musste zum nächsten Portal. Also stand sie auf, nahm ihre Tasche und verließ die Ruine.
Mia wanderte ziellos umher. Sie war nun schon eine ganze Weile unterwegs. Sie konnte schon gar nicht mehr genau abschätzen, wie lange. Waren es Stunden? Tage? Oder schon Wochen? Sie wusste es nicht. Jedenfalls hatte sie schon lange nichts mehr zu essen zwischen den Zähnen gehabt. Wasser war auch recht knapp in dieser Einöde. Hin und wieder fand sie ein paar Pfützen und kochte das Wasser ab. Feuer gab es in dieser Welt genug.
Mia kam langsam ans Ende ihrer Kräfte. Die letzten Kilometer bekam sie schon ihre Füße nicht mehr richtig in die Luft und schlurfte daher nur noch mit den Sohlen über den Boden. Nach ein paar weiteren Kilometern brach sie schließlich ganz zusammen und landete mit dem Gesicht im Dreck. Sie versuchte sich wieder aufzurappeln, sie musste weiter… aber wohin? Wo war das nächste Portal? Mia hatte keine Kraft mehr, um aufzustehen und durch die Hitze wurde ihr schwarz vor Augen und sie schlief ein.
Es vergingen Stunden, bis sie langsam wieder erwachte. Sie hörte ein Rascheln in ihrer Nähe. Sie war aber noch zu schwach, um sich rasch zu bewegen. Sie versuchte, die Augen zu öffnen, um das Geräusch zu orten. Sie hob sanft den Kopf an, nur ein Stück, doch sie konnte nur mit einem Auge sehen, da ihr linkes Auge die ganze Zeit im Dreck lag. Und mit dem einen Auge konnte sie nicht viel erkennen.
„Armes Menschlein.“ hörte sie plötzlich eine Stimme, eine vertraute Stimme. „So schwach, so zerbrechlich.“
„Wayne? Wayne bist du es?“ fragte Mia völlig erschöpft und im Dreck liegend.
Wayne seufzte. „Komm, lass mich dir helfen.“ Er beugte sich zu ihr runter und zog sie zu einem Stein und lehnte ihren Rücken dagegen. „So, das ist besser, jetzt können wir reden.“
„Ich bin überrascht, dass du dir die Hände schmutzig machst.“ meinte Mia ironisch.
„Wie meinst du das?“
„Jemand, der das Universum neu erschaffen möchte, hat doch sicherlich Handlanger dafür.“
„Spinnst du? So etwas überlasse ich doch keinen trotteligen Amateuren. Das Universum neu zu ordnen erfordert Präzision. Das mache ich selber. Also, was das Hände schmutzig machen betrifft… sieh dich um. Das ist alles mein Werk.“
„Du hast diese Welt hier so zugerichtet?“ Zorn stieg in Mia auf.
„Natürlich. Das Universum neu zu erschaffen erfordert gewisse Opfer. Einige Universen des Multiverse müssen dabei auf der Strecke bleiben, damit andere zu meinen Gunsten verformt werden können.“
„Du bist wahnsinnig.“ Mia schrie ihn an.
„Vielen lieben Dank.“ Wayne blieb ruhig und grinste über beide Ohren.
„Ich werde dich aufhalten.“
„Ach, liebe Mia. Wie willst du jemanden so mächtig wie mich aufhalten?“
„Ich finde einen Weg.“
„Wie amüsant. Du liegst hier kraftlos auf einer toten Welt, die in wenigen Tagen komplett ausgelöscht ist und du mit ihr. Wie willst du mich also aufhalten?“
Mia grub vor Zorn ihre Faust in den Dreck, dann hob sie ihre Hand und warf den Dreck in Richtung Wayne. Der Dreck prasselte vor Wayne zu Boden, ohne dass ihn auch nur ein einziges Staubkorn berührte. Wayne musste so heftig lachen, dass er sich dabei den Bauch halten musste.
„Ich muss schon sagen, du hast echt Kampfgeist.“ Wayne überlegte kurz und sagte schließlich: „Ich sag dir was – machen wir ein Spiel daraus. Wenn du es schaffen solltest, mich zu verletzen – und sei es nur ein Kratzer – werde ich dir einen Platz in meinem neuen Universum gewähren. Falls du es nicht schaffen solltest, wirst du mit dem alten Universum untergehen. Haben wir einen Deal?“
Wayne reichte ihr die Hand, doch Mia sah ihn nur grimmig an. „Das heißt dann wohl ja.“ interpretierte Wayne Mias Schweigen.
Wayne machte eine Geste mit seiner Hand und ein weißes Licht erstrahlte zu Mias Linken. ‚Ein Portal?‘ dachte Mia und blickte gen Portal. Er erschafft die Portale? Hat er mich die ganze Zeit durch die Universen geschickt? Mia drehte sich wieder zu Wayne um und wollte ihn fragen, doch Wayne war spurlos verschwunden.
Sie hatte hier endlich ein paar Erkenntnisse gewonnen, aber auch wieder neue Fragen bekommen. Eines war ihr aber gewiss: diese Welt hat sie nicht umgebracht und das machte sie stärker. Eine Stärke, die sie einsetzen würde, um Wayne aufzuhalten. Koste es, was es wolle. Ihre Heimatwelt würde er jedenfalls nicht in so etwas verwandeln.
Mia, die noch immer recht schwach war, kroch auf Händen und Füßen zu dem Portal und wo sich eine Tür schließt…
***
… öffnet sich eine liegende Acht zu einem göttlichen Tropfen … äh … Fenster …
Mia öffnete ihre Augen. Es war Nacht oder nein, nur sehr dunkel, denn aus dem wenigen Licht kam nur ein matter Schimmer, der sich über riesige Regale erstreckte.
Mia sah sich um. Der Raum war so groß wie ein Fußballfeld und erinnerte sie an das Lager eines großen Unternehmens, in dem sie mal ein Praktikum gemacht hatte. Keine schönen Erinnerungen. Sie wurde ausgenutzt und wegen jeder Kleinigkeit niedergemacht. Regale voller Ersatzteile, Werkzeug, allerhand Gerätschaften, die man für Wartungsarbeiten benötigte, erstreckten sich von Gang zu Gang.
Es tropfte von der Decke und überall waren Öl- und Wasserpfützen.
Wo war sie?
Ein metallischer Geschmack lag in ihrem Mund und auf ihrer Stirn hatte sie eine kleine verkrustete Platzwunde. Hatte sie sich gestoßen oder wurde sie etwa geschlagen?
Mia wollte nur noch hier raus und so richtete sie sich auf und ging durch die Gänge auf der Suche nach einer Tür. Nach einer gefühlten Ewigkeit und immer wieder aufkommendem Schwindel und Übelkeit fand sie eine große Tür komplett aus Metall und an der Seite ein Bedienfeld mit Zahlencode.
"Scheiße", dachte Mia, denn nachdem sie auf dem Feld irgendwelche Zahlen eingetippt hatte und nichts passierte, stand sie vor verschlossenem Tor.
Erschöpft sank sie zu Boden und lehnte sich an die Tür. Kurz darauf öffnete sich diese zu beiden Seiten. Mia kippte nach hinten und fiel mit dem Hinterkopf auf einen harten Metallboden. Sie richtete sich auf, drehte sich um und sah einen Gang. Auch dieser war sehr dunkel, das Licht an der Decke flackerte, aber im Gegensatz zum großen Lagerraum gab es Fenster an beiden Seiten. Auch aus diesen kam kein Licht.
Sie ging an eines der Fenster zu ihrer Rechten. Nichts, absolut nichts war da. Außer Dunkelheit. Kein Funken, kein Licht, nichts. Sie drehte sich um, um auf der linken Seite des Ganges ebenfalls aus dem Fenster zu blicken. Mia stolperte zurück. Ihr Mund stand weit offen. Sie war fassungslos. Sie sah eine weiße, mit teilweise rot und blau schimmernden Flächen bedeckte Kugel. Ein Planet. Ganz anders als die Erde, die auf Bildern immer sehr lebendig aussah. Auch konnte sie den Planeten nicht identifizieren. War er bewohnbar? Den Eindruck hatte sie nicht.
Vom ersten Schock erholt, ging sie den langen Flur entlang, vorbei an unzähligen Fenstern. Rechts war nichts, links der Planet und am Ende des Ganges eine offene Tür. Aus der Ferne sah sie einen Raum, sie ging darauf zu und hinein. So etwas wie ein Kontrollraum erstreckte sich vor ihr. Unzählige kleine beleuchtete Knöpfe auf dutzenden Tischen, die scheinbar als Bedienfelder fungierten und am Ende des Raumes war ein riesiges Panoramafenster. Aus diesem sah sie den Planeten in seiner Gänze. So unwirklich kam ihr das Ganze vor. Ist das eine Simulation? Hatte sie gerade einfach nur ihre VR-Brille auf und spielte ein Spiel oder ist das wirklich real und sie ist wirklich im unendlichen Weltall, auf einem Raumschiff, das vor einem Planeten zu schweben schien.
Sie hörte immer wieder komische Geräusche. Ein Klicken, Grummeln, Rascheln. Zu Anfang versuchte sie sie noch zu ignorieren, denn sie musste sich erst einmal beruhigen. Aber nun, da sie langsam der Schwindel verließ, kam an dessen Stelle ein Unbehagen auf, sie fühlte sich beobachtet. Aus den Luftschächten, in den Räumen, die sie auf der Suche nach irgendjemanden durchschritt, kam ein Lüftchen auf, das unangenehm stank. Sie konnte den Geruch schwer zuordnen. Nicht verwest, eher metallisch, wie in einer Fleischfabrik oder einem Schlachthaus. Dies assoziierte sie zumindest mit dem Geruch, denn sie war nie in einer solchen Fabrik gewesen.
Endlich erblickte sie wieder einen offenen Raum, aber dieser war hell, in der Mitte stand ein Tisch. Von der Decke hing eine OP-Lampe und in dem Raum standen unzählige Gerätschaften, die medizinisch wirkten, aber sehr futuristisch. Scheinbar war sie in der Medizinstation angekommen. Bereits aus der Ferne sah sie, dass auf dem Tisch ein Mann lag. Mitte fünfzig, klein, ohne Anzeichen von Verletzungen oder Schrammen. Doch über den ganzen Raum verteilt, auf dem Boden, den Wänden und den Utensilien, fanden sich kleine Blutflecken. Der Mann schien tot, er atmete nicht, aber in dem Moment, als Mia weiter gehen wollte, grummelte es aus dem Mann. Waren das nur irgendwelche letzten Gase, die aus der Leiche weichen wollten? Dies dachte Mia, aber als sie genauer hinsah, bewegte sich etwas. Der Brustkorb begann sich zu heben und zu senken, nein ETWAS im Brustkorb bewegte sich. Und bevor Mia überhaupt blinzeln konnte, öffnete er sich mit einem Schwall aus Blut. Ein Schrei ertönte, der kam nicht von Mia, sie war wie gelähmt.
Aus dem Leichnam kam etwas, das an einen Wurm erinnerte, nur größer, schleimiger, mit winzigen, spitzen Zähnen. Der Kopf des Wesens drehte sich suchend um, aber Mia hatte nicht den Eindruck, dass es sehen könne. Vielmehr orientierte es sich anhand von Gerüchen und Vibrationen. Denn sofort, als Mia wieder bei Sinnen war und sich bewegen konnte, lugte die Kreatur in ihre Richtung.
Sie lief, lief so schnell sie konnte, hinter ihr hörte sie das Geschrei des widerwärtigen Wesens, das ihr aus dem Leichnam entgegen gesprungen war und sie nun verfolgte. Aus ihrem Maul kam ein Schleim, der dampfend zu Boden tropfte und diesen zersetzte. Wohin? Wohin nur sollte sie rennen? Sie kam zu dem Lager zurück und blickte auf die Regale. Mia sah sich um und die Kreatur kam näher, sie saß in der Falle.
Was nun? Die Kreatur kam langsam näher, denn sie wusste, dass Mia nicht mehr weiter weglaufen konnte. Ihre Augen waren auf den Wurm gerichtet, ihre Hände tasteten ihre Umgebung ab und als das Vieh mit einem riesigen Satz auf sie zusprang, ertönte ein "Peng", dann noch eins und noch eins, dutzende. Mia hatte eine Nagelpistole in der Hand und durchlöcherte damit den Kopf des Wurms immer und immer wieder. Die Kreatur wurde leiser, aber Mia schrie vor Genugtuung. Grün war das Blut des Wesens, sie ging lieber nicht näher heran, um nicht von dem Blut verätzt zu werden.
Sie ging die Gänge im Lagerraum weiter, um erneut den Ausgang zu finden. Doch da erblickte sie auf einmal eine weitere Tür. War sie beim ersten Besuch auch schon da, oder hatte Mia sie einfach nur übersehen? Die Tür stand offen, erfüllt von Licht.
Und so trat Mia ein, durch die Tür zu einer anderen Welt.
***
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich Mias Augen an das verblassende Licht und die damit wiederkehrende Dunkelheit gewöhnt hatten. Doch selbst nach mehreren Minuten des Wartens konnte sie noch immer kaum etwas sehen, außer den Umrissen einer kleinen Schabe, die von ihrer Nasenspitze herunter kletterte. Der Boden, auf dem sie lag, war kalt und feucht und der Geruch, der von ihm aufstieg, biss in ihrer Nase.
Langsam richtete sie sich auf und zog die Knie an die Brust. `Was geht hier nur vor?‘ fragte sie sich und holte mehrmals tief Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen. `Fleischgewordene Alpträume, geheimnisvolle Bibliothekare, magische Schlüssel, Zauberer, Zombie-Einhörner und fliegende Telefonzellen. Und dann auch noch Hausaufgaben? Wie hängt das alles zusammen?‘ Mia schüttelte den Kopf. Sie war sich sicher, dass das alles nicht real sein konnte. Wie sollte es auch? All das waren die Stoffe, aus denen Bücher gemacht sind, Comics und Filme, und nichts, was Mädchen in ihrem Alter ihren Freundinnen vom Wochenende berichten.
Es kostete einige Mühe, die müden Beine dazu zu bewegen, sich aufzurichten. Doch Mia war entschlossen, einen Weg aus diesem verwirrenden Kreislauf zu finden, bevor sie völlig den Verstand verlor. Sie griff nach der Handtasche, die neben ihr auf dem Boden stand und tastete sich langsam an der Wand entlang.
„Und was soll das überhaupt mit dem Handtuch und den Erdnüssen?“ sagte sie zu sich selbst, eher genervt, als wirklich an einer Antwort interessiert.
„Wer zur Hölle labert denn da herum?“ antwortete eine entfernte Stimme, die so klang, als würde jemand eine Handpuppe imitieren.
„Hallo? Ich bin Mia! Ich brauche Hilfe, glaube ich…“ Selbst Mias Stimme verlor langsam die Kraft, und sie hatte das Gefühl, sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können. Mattes, warmes Licht erfüllte den Raum, als sich vor ihr eine Tür knarrend öffnete. Der Umriss, der darin stand, hatte einen auffallend riesigen Kopf auf seinem knorrig wirkenden Körper und der war augenscheinlich der Ursprung der merkwürdigen Stimme.
„Verdammte Scheiße, nicht schon wieder! Warum muss ich euch immer finden? Das letzte Mal gab es einen riesigen Ärger vom Boss, dabei wollte ich dem Typen nur ein wenig Spaß am Arbeiten verschaffen.“ Seufzend drehte sich das Geschöpf um und war im Begriff, die Tür vor Mias Nase wieder zu schließen.
„Nein, halt! Bitte! Ich… ich…“ Mia fehlte die Kraft für weitere Worte. Langsam knickten die Beine unter ihr weg und ihr wurde schwarz vor Augen.
„Ich schwöre es, Boss! Die Jungs und ich wollten nur das Leck im Keller reparieren, als sie plötzlich aufgetaucht und abgeklappt ist. Da habe ich sie direkt hergebracht!“ sagte die Stimme aus dem Keller. Langsam schlug Mia ihre Augen auf. Die beiden Gesichter, die sich zu ihr herunter beugten, sahen nicht so aus, als wäre sie in die Normalität zurückgelangt.
„Dann geh zurück und bring deine Arbeit zu Ende, Merv“, sagte der bleiche junge Mann, der komplett in weiß gekleidet war. Seine Augen hatten eine Tiefe, in der sich Mia beinahe verloren hätte.
„Ah, du bist wach. Dann kannst du mir wohl erklären, was dich dazu bringt, die Uroborostür meiner Bibliothek zu öffnen?“ sagte der etwas klein geratene Mann, durch dessen strubbelige Haartracht zwei spitze Ohren ragten. Fragend schauten die beiden Mia an.
„Ich… ich habe diesen Schlüssel bekommen. Da war ein Mann, der an ein dickes Buch gekettet war, und…“ antwortete sie zögerlich.
„Das reicht. Ich gehe in meine Galerie, Lucien. Ich sollte mit meinem Bruder sprechen.“ Der bleiche Mann wandte sich ab und war im Begriff zu gehen.
„Aber Lord Daniel, was hat das zu bedeuten? Es existiert aus gutem Grund kein Schlüssel für diese Tür. Diese Träumerin, sie könnte alles zum Einsturz bringen. Wir können keinen weiteren Wirbel in dieser Epoche verkraften“, sagte der spitzohrige Mann.
„Ich habe während meiner Gefangenschaft einst eine Frau getroffen, die solche Schlüssel kannte, doch sie ist seit langem tot. Von ihr werden wir keine Antworten bekommen. Dieses Mädchen, die Träumerin, sie… Sie ist kein Wirbel, doch ich weiß nicht, woher sie diese Macht nimmt. Ich muss mit Destiny sprechen. Bleib du solange bei ihr, und achte darauf, dass sie keine weitere Reise unternimmt!“ Noch einmal richtete der bleiche Mann seine sternengleichen Augen auf Mia, dann verschwand er.
„Was geht hier vor? Was passiert mit mir?“ fragte Mia.
„Ich weiß es nicht, mein Kind. Doch wir sind alle in großer Gefahr. Wir müssen den Kreislauf schließen. Wir müssen die Tür wieder schließen, oder unsere Welten sind für immer verloren.“ Die Sorge stand dem kleinen Mann ins Gesicht geschrieben. „Folge mir. Vielleicht können wir auch etwas herausfinden, ehe Lord Daniel wieder zurück ist.“
Zögerlich folgte Mia dem Mann durch die Gänge der Bibliothek, deren Seiten von hohen Regalen voller Bücher gesäumt waren. Die Titel auf den Buchrücken schienen Mia völlig surreal, doch das passte irgendwie zu dem Schlamassel, in dem sie hier feststeckte. Das Geräusch schlagender Flügel riss sie aus ihren Gedanken, und auf der Schulter des kleinen Mannes landete ein Rabe. Sein Gefieder glänzte schwarz im schummerigen Licht der Bibliothek.
„Was geht hier vor? Hast du das gesehen? Sie reist durch die Welten, durch die Träume, durch unsere Träume! Es kam mir vor, als würde die Welt, durch die sie reiste, direkt aus meinem Kopf stammen!“ krächzte der Rabe und schlug dabei aufgeregt mit den Flügeln.
„Beruhige dich, Mathew!“ antwortete der Mann. „Was meinst du mit ‚direkt aus meinem Kopf stammen`?
„Ich habe geträumt. Ich war in Destiny`s Garten und plötzlich, da ist sie aufgetaucht und…“
„Das kann nicht sein! Das ist… Ich muss fort, ich muss Lord Daniel warnen!“ aufgescheucht durch die plötzliche Hast des kleinen Mannes flog der Rabe wieder in die Luft. Mia schaute verdutzt hinterher, als er davonlief.
„Was bist du?“ krächzte der Rabe und legte den Kopf schief, während er Mia ansah.
„Ich weiß es nicht! Ich hatte gehofft, endlich einmal Antworten zu bekommen, aber es werden immer mehr Fragen. Diese beiden wissen doch, was hier vorgeht, und erzählen mir gar nichts. Dann hole ich mir die Antworten eben selbst!“ Wutentbrannt riss Mia die Tür auf, durch die Lord Daniel und Lucien die Bibliothek verlassen hatten, doch auf der anderen Seite fand sie nur das altbekannte, grelle Licht, das unablässig an ihr zog.
Und so trat Mia ein, in das Fenster zu einer anderen Welt.
***
Auf der Suche nach der Wahrheit fiel Mia erneut in ein tiefes Dunkel. Es war still um sie herum, totenstill. Der Geruch jedoch war fürchterlich. Ein beißender, modriger und übel riechender Gestank stieg ihr in die Nase. Merkwürdigerweise roch es entfernt nach Pizza mit Anchovis...
Wo war sie nur? Eine nasse Kälte trieb ihr durch den Körper. Sie wollte weg hier, einfach nur weg.
Mias Augen gewöhnten sich nur schwer an die Dunkelheit, doch mit der Zeit fand sie sich besser zurecht. War das ein Abwasserkanal, in dem sie sich befand? Es schien so. Sie ging einige hundert Meter durch das Labyrinth einer unbekannten Kanalisation. Doch was war das? Ein Geräusch durchfuhr sie. Jemand war hinter ihr.
Sie drehte sich um, doch niemand war da. Aber das konnte nicht sein, sie hatte das Geräusch ganz genau gehört. Da! Wieder, dieses Mal in weiterer Entfernung. Mia wurde neugierig und ging in Richtung des Geräuschs. "Ist da jemand?", rief sie in die schwarze Leere. Doch sie bekam keine Antwort.
Sie lief weiter und plötzlich sah sie vor sich die Gestalt. Etwa so groß wie ein Teenager und ganz in Trenchcoat und Schlapphut gekleidet, stand sie etwas abseits in eine Ecke gedrängt. Nur ein kleiner Lichtschein aus einem Abwasserschacht fiel auf das Wesen, es schien ein lilafarbenes Augen- oder Stirnband zu tragen.
"Kannst du mir helfen? Ich bin auf der Suche nach Antworten, die mir erklären können, was gerade mit mir passiert", fragte Mia. Doch sie bekam keine Antwort. Stattdessen lief ihr Gegenüber erneut weg. Dabei blieb der Mantel kurz an einem Mauervorsprung hängen und gewährte Mia einen kurzen Blick auf das Wesen. Sie sah die Haut der Gestalt. Sie war ... grün ... und hatte einen ... Schildkrötenpanzer? Nein, das war unmöglich.
Das Wesen lief schneller und verschwand hinter der nächsten Ecke. Kannte es sich hier aus? Was war es? "Warte! Bitte, hilf mir!", flehte Mia. Doch es machte keine Anstalten umzukehren. An der nächsten Ecke der Kanalisation sah Mia dann nur noch zwei grüne Füße, die nach oben aus einem Kanaldeckel kletterten und in der Dunkelheit verschwanden.
"Oben dürfte es heller werden, vielleicht weiß ich dann, wo ich bin", dachte sich Mia und kletterte hinterher. Der Deckel war verschlossen, doch mit aller Macht stemmte Mia sich dagegen und drückte ihn beiseite. Ein gleißendes, wohl bekanntes Licht strahlte ihr entgegen. Und Mias Reise ins Ungewisse ging weiter.
***
Das so unnatürliche, strahlende Licht, das sie seit einer ungewissen Zeit begleitet hatte, blieb, doch als sich ihre Augen an die Umgebung gewöhnt hatten, erkannte sie, woher es stammte.
Neonspots leuchteten von der Decke und erhellten den vollgestellten Gang mit dem blauen Teppichboden, auf dem sie jetzt hockte. Angegraute, lange Papierkisten standen um sie herum. Von der Tür, durch die sie gegangen war, war nichts zu sehen, auch nicht, als sie sich erhob und den Blick über die Kisten schweifen ließ. Comichefte, Unmengen von Comicheften befanden sich in den Kisten, das erkannte ihr Auge sofort, einzeln in Tüten verpackt und augenscheinlich fein säuberlich sortiert. Auf den Kisten türmten sich weitere Berge an Heften, die Kante an Kante lagen, akkurat gestapelt. Dazu erblickte sie Figuren in großen Kartons, einige kannte sie, andere waren ihr fremd. Und doch war ihr eines klar: Sie befand sich in einem großen Raum, der vollgepackt war mit Comics und Merchandise.
Ihre Augen scannten den engen Gang, dann wanderten sie einen Gang weiter, den sie durch eine Lücke zwischen den Hefttürmen erkennen konnte. Ein junger Mann, ganz in schwarz gekleidet, stand in einer Ecke und ging einer monotonen Tätigkeit nach: Die rechte Hand griff ein Comicheft, das auf einer Pappscheibe lag, die linke hielt eine Plastiktüte. Der junge Mann schob das Heft in die Hülle und legte es auf einen Stapel eingepackter Hefte. Es türmte sich bestimmt ein halber Meter vor ihm auf.
„Hallo“, sagte sie.
Der junge Mann nahm keine Notiz von ihr.
„Hallo“, wiederholte sie, etwas lauter, doch er reagierte nicht.
Sie ging den Gang entlang, um eine Kurve, wollte auf den jungen Mann direkt zulaufen, doch er schaute nicht auf. Mittlerweile hatte er seine Tätigkeit geändert. Er begann, den Turm eingepackter Hefte von oben herab abzuarbeiten, nahm immer ein Heft herunter und klebte es flink mit einem Streifen Klebeband zu. Dann verschwand das Heft in einer Kiste.
Sie wollte ihn zum dritten Mal ansprechen, als sie erkannte, dass sich hinter dem Arbeitsplatz des jungen Mannes, verborgen hinter den aufgetürmten Heften und Figuren, ein Verkaufsraum befand. Sie erspähte einen Tresen, hinter dem ein beleibter Mann stand, davor drei Buben, zwei in einfarbig-bunten T-Shirts, der dritte in einem weißen Hemd.
Sie zwängte sich an dem jungen Mann vorbei, berührte ihn dabei unabsichtlich am Rücken, doch er ließ sich nicht aus der Routine bringen und klebte seine Hefte weiter zu.
Zu ihrer Linken erkannte sie die Glastür, vollgeklebt mit Postern, und doch konnte sie die Straße im Abendlicht draußen erkennen. Sie aber drehte sich nach rechts und näherte sich dem Tresen. Der Verkäufer, mit schütterem Haar und Hornbrille, hielt ein Heft in der Hand, das er augenscheinlich den Buben verkaufen wollte.
„Larissa und Nicole haben das gemacht, die kennt ihr doch! Die sind auch oft hier.“
Die Buben nickten.
„Erst haben sie diese Schul-Comics gemacht, aber jetzt können sie ihre Figur richtige Abenteuer erleben lassen.“
Die Buben nickten.
„Hallo“, sagte sie.
Der Verkäufer sah sie an. „Hallo!“, antwortete er.
Bevor sie antworten und endlich die unzähligen Fragen stellen konnte, die ihr auf der Seele lagen, sah er weg, schaute auf das Heft, dann auf sie, dann wieder auf das Heft.
Die Buben drehten sich langsam um, sie sah ihre Gesichter mit den großen Augen und einer ungesund wirkenden Hautfarbe. Das Neonlicht schien sie gelb zu färben. Und die Augen der Buben wurden noch größer, als sie das Mädchen erblickten.
„Du bist …“, sagte der Verkäufer, sie konnte seinen Tonfall nicht richtig einordnen.
„Mia“, sagte sie.
Die vier vor ihr nickten.
„Wo bin ich hier?“ fragte sie. Endlich.
„Im Androids …“, sagte der Mann, aber es klang geistesabwesend. Er schwieg stattdessen, schaute entgeistert auf das Heft.
Sie wollte fortfahren, wollte Fragen stellen, Antworten erhalten, als ihr Blick auf das Heft fiel, das er vor sich auf den Tresen gelegt hatte, noch immer mit der Hand berührend.
Sie konnte, obwohl so klein gedruckt, die Namen der Autorinnen erkennen: Larissa Meyer und Nicole Wespi. Und darunter stand der Titel, in großen Buchstaben, sie förmlich anspringend. Denn die drei Buchstaben waren ihr so vertraut wie das Mädchengesicht, das ihr vom Heft entgegen schaute. Es waren die Buchstaben, die sie zuerst in ihrem Leben hatte schreiben können - und das Gesicht war das ihre.
Bei allem, was sie in den vergangenen Stunden erlebt hatte: Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie merkte nur, wie sich der Raum drehte, der Boden schwankte. Sie verlor den Halt, wollte sich abstützen. Und in dem Moment, als ihre Hände nach einem Rettungsanker suchten, ergriff sie mit der Rechten die Klinke und die Tür öffnete sich.
Sie hörte noch den Verkäufer ihren Namen rufen, da war sie durch das Portal in eine andere Welt gefallen.
***
Mia kotzte. Sie krümmte sich und erbrach ihr Innerstes nach aussen. Den Mund voll von ekligem Geschmack und Säure. Eigentlich gab es nichts in ihrem Magen, das hochkommen könnte. Und doch rebellierte er und quälte sie.
Nach Minuten voller Schmerzen und Krämpfen erholte sie sich endlich wieder. Wie war es möglich, dass sie überhaupt etwas von sich geben konnte. Hatte sie doch seit Tagen, oder waren es Wochen, nichts mehr gegessen. Jetzt erst merkte sie, dass sie eigentlich gar keinen Hunger hatte. Doch sie müsste hungrig sein. Und durstig.
Sie zog ihr Shirt hoch und wischte sich den Mund ab. Und erstmals, seit sie durch das Licht gegangen war, blickte sie sich um. Die Welt war in einen komischen lila Schleier getaucht. Es war zwar irgendwie hell, aber eine Lichtquelle konnte sie nicht erkennen. Weder war eine Sonne am Himmel noch eine Lampe oder etwas in der Art. Die Luft selbst schien irgendwie zu leuchten.
Sie erhob sich von ihren Knien und stand auf. Der Boden war merkwürdig weich. Nein, eigentlich war er nicht richtig weich. Er war fest und trotzdem gab er nach. Vorsichtig hob sie einen Fuss, um einen Schritt zu machen. Schwerkraft war definitiv vorhanden. Sie fühlte sich eigentlich ganz normal an. Wie auf der Erde. Wo war sie bloss wieder gelandet?
Sie suchte den Horizont ab. Aber sie konnte keinen erkennen. Als ob sich der Boden nach überall hin in die Unendlichkeit erstreckte. Nirgendwo konnte sich ihr Blick an irgendwas anheften. Egal wohin sie schaute. Alles schien gleich zu sein. Eine unendliche lila Einöde. Aber irgendwas musste es doch hier geben. Schliesslich stolperte sie ja durch ein Portal in diese Welt. Wo genau befand sich der Eingang?
Sie drehte sich um 540 Grad einmal um ihre eigene Achse. Nichts zu sehen. Moment mal. Eigentlich müsste doch nach 360 Grad die Drehung vollendet sein. Und wieso wusste sie, dass die Drehung länger dauerte? Egal. Entschlossen, einen Weg nach draussen zu finden, schritt sie voran. Doch sie wusste nicht mal, ob sie im Kreis (540 Grad) ging oder gerade aus.
Irgendwann kam tatsächlich eine kleine Anhöhe. Endlich eine Veränderung in der Landschaft. Aus dem Hügel wurde schnell eine steile Wand. Sie kletterte die Wand hoch und jäh fiel sie ab in einen Talkessel. Gerade wollte sie noch stehenbleiben, um sich umzusehen, als sie auf der Klippe ausrutschte und nach unten schlitterte. Sie versuchte sich noch irgendwo festzuhalten, aber hier gab es ja nichts.
Unten angekommen stand sie auf und schaute sich um. Es sah aus, als wäre sie in einen Meteorkrater gefallen. Tatsächlich, das musste es sein. Dort in der Mitte war ein komisches verkrüppeltes Etwas zu erkennen. Sie steuerte darauf zu und erkannte bald, dass es ein toter Baum war.
Dort angekommen, stand sie vor dem etwa zehn Meter hohen, dürren Gewächs. Auch er schimmerte in diesem komischen lila Licht. Und ganz oben konnte sie etwas Langes erkennen, das nicht zum Baum gehörte. Der Stamm war glatt und fast ohne Ausbuchtungen. Trotzdem schaffte sie es in die Krone. Sie setzte sich auf einen Ast und rieb sich verwundert die Augen. Hier oben hing eine Kette. Keine Halskette, sondern eine geschmiedete Kette aus rostigem Eisen. Mindestens drei Meter lang.
Neugierig streckte sich den Arm aus und ergriff das ihr am nächsten hängende Teil. Sie zog und rüttelte daran und schaffte es, das Ende zu lösen. Da war irgendwas eingeritzt in jedes Glied. Nur klein und fast nicht erkennbar. Aber lesen konnte sie es. Normalerweise sollte sie solch eine kleine Schrift gar nicht lesen können. Und dann erschrak sie sich fast zu Tode. Auf jedem Glied stand der Name «Wayne».
Mia rutschte aus, hielt sich an der Kette fest und fiel. Die Kette entwirrte sich auf wundersame Weise vom Baum. Mia hoffte noch, dass sie sich irgendwo festhalten könnte. Aber der Boden kam näher und näher und sie sauste nach unten, die Kette fest umklammert. Dann war da wieder das Licht und Mia schwebte schwerelos durch das Portal.
***
Mia fand sich in einem Medium wieder, dass dem nach ihrem ersten Durchgang, an den selbst sie sich nicht erinnern konnte, ähnelte. Sie schwebte (?) in einem ätherähnlichen Nichts und konnte eine Vielzahl blasenartiger Gebilde erkennen, die sich damals als eine Art Miniaturwelten, nein, Miniaturuniversen herausgestellt hatten.
Anders war diesmal, dass sich diese nicht auf sie zubewegten und sie sich in diesem Umfeld beinahe heimisch fühlte. Bevor sie sich weitere Fragen stellen oder Beobachtungen machen konnte, hörte sie eine Stimme.
“Hallo Mia.”
“Wer bist du?”
“Ich nehme an, der, nach dem du suchst.”
“Ich suche jemanden?”
“Du suchst Antworten. Und ich bin der, der dir diese geben kann.”
“Was wiederum keine Antwort auf die Frage danach ist, wer du bist.”
Die Stimme, die Mia nicht wirklich lokalisieren konnte, gab ein Lachen von sich, das sich irgendwo zwischen heiter und belustigt bewegte.
“Du gefällst mir. Irgendwie.”
“Vorstellen magst du dich dennoch nicht, oder?”
“Sofern es dir um einen Namen geht, der würde dich kein Stück weiterbringen. Wie ihr auf deiner Ebene der Existenz auch keine Vorstellung von einer … Entität, wie ich sie darstelle, haben dürftet. Außer der ein oder andere verwirrte Autor von Bilder- oder - wie nennt ihr das - Science Fiction-Geschichten vielleicht.”
“Stimmen im Kopf oder aus dem Dunkeln sind nun nichts, das sich der menschlichen Vorstellungskraft entzieht. Um jetzt mal nett zu formulieren.”
Erneut vernahm Mia ein leises aber gar nicht so unfreundliches Lachen.
“Ich bin eine Wesenheit, die außerhalb dessen steht, was du vielleicht unter der Schöpfung verstehst.”
“Du bist der Schöpfer?”
“Nein, und komme auch nicht in Versuchung mich als Gott oder ähnliches zu bezeichnen. Das bin ich nicht. Bei aller Ähnlichkeit, die ich mit ihm aus deiner Perspektive haben könnte.”
“Du hast von Antworten gesprochen, die du mir geben kannst. Wie schaut es damit aus?”
“Was wüsstest du denn gern?”
“Was das alles soll?”
“Oh, die Frage nach dem Leben, dem Universum und den ganzen Rest.”
“Unterstehe dich…”
“Keine Sorge.” Erneut ein belustigtes Lachen.
“Wenn ich dir sagte, dass es eine Ebene der Existenz gibt, für deren Bewohner du eine Art … Fiktion bist. Was würdest du dazu sagen?”
“Du willst mir erzählen, dass es jemanden gibt, der sich mich bloß einbildet?”
“Das wäre jetzt nicht ganz meine Formulierung gewesen. Aber im Kern ist es das, was ich dir zu denken geben wollte. Stelle dir vor, du bist eine erdachte Person, die all die Dinge erlebt, die sich andere vorstellen, dass sie ihr widerfahren könnten.”
Mia dachte kurz nach.
“Wer würde sich so eine dämliche Geschichte ausdenken? Dieses Flickwerk aus Versatzstücken, die nicht wirklich zusammenpassen wollen.”
“Ja, wer würde so etwas tun…”
“Aber, all die anderen Gestalten, denen ich begegnet bin. Dieser völlig entstellte Mia-Bat-Clown…”
“Oh, der. Ja, der war speziell. Eigentlich war gar nicht vorgesehen, dass dieser Versager wieder auftaucht. Aber irgendwie hat er sich selbständig gemacht und geglaubt, er könnte ein neues Multiversum gestalten. Und tatsächlich wurde sein Einfluss bedeutender, als es ihm zustand. So wie es ausschaut, hat er Teile deiner Reise … ungeschehen gemacht. So als wären sie nie passiert.”
“Wovon redest du?”
“Nun, auf deiner Reise hattest du einige Begegnungen, die dich selbst der Lösung näher hätten bringen können, wenn nicht sollen. Und du trägst da noch Gegenstände mit dir, die dir bei deiner Suche nach Antworten hätten weiterhelfen können.”
“Aber nun stehe (?) ich doch vor (?) dir. Wer auch immer du bist.”
“Richtig. Das war so aber gar nicht vorgesehen.”
“Was war denn stattdessen vorgesehen?”
“Weißt du was, wie wäre es, wenn wir das Ende einfach so durchziehen, wie es geplant war?”
“Das klingt, als hätte ich eine Wahl.”
“Wenn du an deine Reise zurückdenkst, gab es da nicht Dinge, die du lieber nicht erlebt hättest oder gar getan?”
Und ob es die gab. Aber abseits des Umstandes, dass sie jemanden getötet hatte und dass sie mehr als einmal in Situationen geraten war, die durchaus beängstigend waren, was sie am meisten bedrückte, war die Möglichkeit, dass ihr … Gesprächspartner Recht damit hatte, dass sie nur das Fantasieprodukt eines oder mehrerer Wesen sein könnte, die sie all dies aus Jux und Dollerei hatten erleben und tun lassen. Zu welchem Zweck auch immer.
“Wenn du oder ihr das Ende durchzieht, wie es ursprünglich geplant war, dann hätte ich, gleichwohl ich all die Antworten, die ich nun von dir bekommen habe, mir selbst erarbeitet hätte, keine Erinnerung mehr an das, was war? Oder besser noch, es wäre nie passiert?”
“Du wärest frei von den Erinnerungen an das, was dir seit dem ersten Erwachen hier widerfahren ist.”
“Und die Alternative?”
“Die kennst du.”
“Ich wüsste um die Fragilität und Fremdbestimmtheit meiner Existenz und nähme alles mit, das mich belastet.”
Mia machte eine kurze Pause.
“Du weißt, wie ich mich entscheide, weil du diese Entscheidung für mich triffst, bereits getroffen hast.”
“Nein, diese Entscheidung wirst du selbst treffen.”
“Dann bring mich zurück und lass mich all dies hier vergessen.”
“Du weißt, wo es lang geht.”
In diesem Augenblick nahm Mia ein wohlbekanntes Leuchten wahr. Als sie sich diesem zuwendete, sah sie einen nicht weniger bekannten Umriss auf sich zukommen. Sie schaute sich weiter um und versuchte einen Blick auf den zu erhaschen, mit dem sie gerade gesprochen hatte. Doch die Stimme blieb gestaltlos. Noch einmal dachte sie über das gerade Gehörte nach und die Konsequenzen ihrer Entscheidung. Dann schritt sie durch das Tor in ihre Welt…
Ich habe mir gerade die gesamte Geschichte durchgelesen und sehr viel Spaß gehabt. Die vielen Referenzen sind wirklich gut eingebunden und ich würde fast behaupten, sie alle entdeckt und verstanden zu haben (außer „Mia“ von Larissa Meyer und Nicole Wespi, da musste Google helfen). Vielen Dank für deine Arbeit daran LaLe und auch an alle Autoren ein großes Dankeschön.
Ich habe mir gerade die gesamte Geschichte durchgelesen und sehr viel Spaß gehabt.
So war das auch gedacht.
Zitat:
Die vielen Referenzen sind wirklich gut eingebunden und ich würde fast behaupten, sie alle entdeckt und verstanden zu haben (außer „Mia“ von Larissa Meyer und Nicole Wespi, da musste Google helfen).
Ich stand da mitunter doch erschreckend auf dem Schlauch.
Zitat:
Vielen Dank für deine Arbeit daran LaLe und auch an alle Autoren ein großes Dankeschön.
Auch von mir nochmal ein großes Dankeschön an alle, die sich der Idee gegenüber so aufgeschlossen gezeigt und mit ihren Beiträgen zum Gelingen beigetragen haben.