23.11.2010, 16:32 | #326 |
Comiczeichner
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Ganz was anderes. Dédé hat gerade seinen ersten bescheidenen Auftritt en France hinter sich.
Unter http://bededicaces.free.fr/ stellen Sammler von Widmungen vieleviele Dédícaces online. ZB Dédé aus Köln. Leider kann ich die Widmung nicht direkt verlinken, man muss links unter Nouveautés klicken und findet die Zeichnung dann unter denen vom 21. November. Ich glaube, ich weiß sogar, wer die beiden netten Menschen sind, die das ermöglicht haben. Falls sie hier mitlesen: vielen Dank dafür und bis zum nächsten Album! Hier ein Ausschnitt: |
23.11.2010, 16:33 | #327 | |
Moderatorin Internationale Comics
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Zitat:
Falls Du ihr mal begegnest, solltest Du mal ausgiebig mit Marian Churchland plaudern. Beast ist der einzige (internationale) Vergleich, der mir eingefallen ist, und der Band gehört zur Créme der Comickunst. Deshalb nehme ich an, daß ich bei Band 2 wohl kein Pardon geben darf, wenn ich glaubwürdig bleiben will. Ich bin mal gespannt, ob Du neues Publikum durch die Links unter der Rezension dazu gewinnst. Mir liegt daran, daß Du einen großen festen Fankreis gewinnst. |
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23.11.2010, 19:28 | #328 | |
Moderator Marvel
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Zitat:
:VierPfotenDrück: (C) Maxi
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24.11.2010, 19:34 | #329 |
Comiczeichner
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@ Servalan, das ist weniger die Angst vor fehlender Qualität, eher vor der fehlenden Akzeptanz für die nächsten Schritte. Eine Reihe ist eben immer erst mit dem dritten Wert erkennbar, der zweite wirkt oft beliebig.
Es müssen für DD2 zudem viele grundsätzliche Entscheidungen getroffen werden. Ist das eine Serie, die sich permanent selbst „remaked” wie zB Astérix, wo die Eckdaten der Story von vornerein feststehen. Teils auch bei Lucky Luke, wo man die Dalton-Plots gar nicht mehr zählen kann. Bei derart engen Konzepten immer wieder tolle Geschichten zu präsentieren, ist eine Kunst für sich, vor der ich höchsten Respekt habe. Oder ist das eine Serie, in der der Held (inkl. Entourage) nur der Anlass für eine tolle Geschichte ist. Die führt ihn dann vom Monsterpils zur Unterwasser-Suche nach einem Schatz, beim nächsten Mal zum Mond, dann zu einem Album ohne erkennbare Handlung und anschließend zum Kontakt mit Außerirdischen. Das ist auf den ersten Blick viel sympathischer für mich, weil es viele Freiheiten mit sich bringt. Aber auch solche Freiheiten werden bei den großen Klassikern geklammert von vielen Elementen, die ständig wiederkehren. Und: Die Charaktere lernen nichts dazu, entwickeln sich nicht, beginnen in jedem Album bei Null. Nur so kann jedes einzelne Album für sich alleine stehen, man kann es auch als Späteinsteiger genießen. Ob das noch zeitgemäß ist bzw. den Ansprüchen erfahrener Leser genügt? DD2 eröffnet also entsetzlich viele Fragen, allerdings ist er als Detektiv auch ein Genre-Comic und sollte es auch bleiben. Das grenzt einerseits ein, verschafft aber auch einen Anker, an dem an sich immer festhalten kann. Wie viel Entourage er braucht oder verträgt, wie weit sich die Alben unterscheiden dürfen, muss ich rausfinden. Will ich natürlich auch, das ist ja der Reiz einer Serie (falls DD tatsächlich mal eine wird). Also nochmals vielen Dank für die Rezension, Pardon erwarte ich natürlich nicht von dir. Außerdem hab ich noch Fragen zu deinem Beitrag im Comic!-Jahrbuch, aber die muss ich erst sortieren. Bis dahin viele Grüße |
24.11.2010, 20:13 | #330 | |
Moderator Marvel
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Zitat:
Im Interview hattest du gesagt, das du HEUTE noch nicht weißt, was du NÄCHSTES Jahr zeichnen wirst. Ob SF oder Horror oder eine Geschichte aus dem Mittelalter... Vielleicht solltest du von BEIDEM etwas machen. Einerseits Running Gags (wenige!) einbringen, als Wiedererkennungswert, aber wechselnde Themen, damit du dir selber Freiheiten erschaffen kannst. Die Bedienung in der Kneipe wäre evtl. ein solcher "Gag". Aber ich merke schon, das Thema ist komplizierter als ich dachte! |
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24.11.2010, 20:34 | #331 |
Mott (viel zu früh verstorben)
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Glaube nicht, dass man das so strikt trennen muss. Tim und Struppi ist z.B. eine Serie, die mit altvertrauten Gags/Situationen/Nebenfiguren aufwartet, aber dennoch könnten Alben wie "Der blaue Lotos", "Schritte auf dem Mond", "Der Schatz Rackhams des Roten", "Die Juwelen der Sängerin" und "Tim in Tibet" kaum verschiedener sein. Im Gegensatz zum Abenteurer/Reporter Tim hat Dédé allerdings das Problem, dass seine Detektivtätigkeit die Möglichkeiten etwas einschränkt. Man erwartet als Leser halt einen Kriminalfall.
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24.11.2010, 20:50 | #332 |
Moderator Marvel
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Um "mal" auszubrechen aus diesen Kriminalfällen, kann man ja auch eine "Rückblende" verwenden, die dann einen "eigenen Comic" im Comic darstellt.
Da kann die "Rahmenhandlung" ja immer noch der Kriminalfall sein. Ich glaube aber, wir kommen vom Thema ab und sollten Erik "weiter erzählen" lassen! |
24.11.2010, 22:37 | #333 |
Moderatorin Internationale Comics
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Sowohl Vertrautes als auch Neues müssen in guter Mischung in wohl jeder Serie auftauchen, die sich durchsetzt. Ich persönlich schaue viele britische Fernsehserien, und was in den letzten Jahren mit den klassischen Polizei- und Detektivserien angestellt haben, finde ich unglaublich.
Ab dem dritten Band hast Du ja schon ein gewisses festes Publikum. Meiner Meinung nach verlangt jede Serie Insidergags, die möglicherweise von Neulingen überlesen werden. Daß die dann beim zweiten oder dritten Lesen entdeckt werden können, bildet noch einmal einen Anreiz. Ein gutes Beispiel wären die Piraten in Asterix, deren Funktion sich ja gewandelt hat. Zuerst eine Anspielung auf Géricaults Gemälde über den Untergang der "Medusa", eine der berühmtesten Schiffskatastrophen des 19. Jahrhundert, aus denen nach und nach individuelle Charaktere werden. Und später schließen Goscinny und Uderzo das Motiv kurz, indem die Piraten selbst ihr Schiff versenken. Dédé bietet aus meiner Hinsicht reichlich Zucker, um den Affen zu füttern: * Versuch mal, ein Album als Schachpartie aufbauen (gewürzt mit Anspielungen auf Zweigs Schachnovelle und Kubricks Filme); * Dédé muß Fronsac einen Gefallen tun, sprich einen Fall lösen, um seine Miete zu bezahlen; * Dédé liegt im Krankenhaus und Yvette muß einspringen: Seit Gaimans Sandman gehört es zum guten Ton, einen Band oder ein Heft zu haben, in der die Hauptfigur kaum vorkommt; * Dédés Verwandtschaft kreuzt auf und behindert ihn scheinbar, sorgt aber letztlich für die Lösung des Falls ... 15 bis 20 Alben kann mir wunderbar vorstellen. |
25.11.2010, 05:21 | #335 |
Moderatorin Internationale Comics
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Ein Mega-Event wäre natürlich ein Crossover mehrerer Comicserien, also ein Fall, in den die Kommissare Fröhlich und Eisele verwickelt sind, bei dem Dédé aber kräftig mithilft. Wenn dann noch ein britischer Kollege wie DI Harker aus der gleichnamigen Serie von Roger Gibson und Vince Danks (Ariel Press, demnächst bei Titan UK) dazukämen, könnte das bestimmt Leute neugierig machen - und für die Presse wäre das prima Futter.
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25.11.2010, 21:13 | #336 |
Comiczeichner
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Bei all der Flut von Ideen bin ich gerade ziemlich froh, Epsilon schon im Sommer 2009 ein halbes Dutzend Dédé-Geschichten vorgestellt zu haben .
Und genau so viele warten in der Schublade darauf, zu Ende erzählt zu werden. Dédé und ich, wir kennen uns ja schon seit zehn Jahren. Die Stories (falls sie denn kommen) stehen also weit gehend fest. Aber das ist ja nur der Rahmen für das, was letztlich eine Geschichte ausmacht. Und vor allem eine Serie. Die Frage ist weniger, wie konstruiere ich den nächsten Fall für Dédé, sondern was mache ich mit Dédé (oder was macht er mit sich selbst). Hm, schwer zu erklären, habs im letzten Post versucht. @ Servalan: Crossover = Nogo; Dédé tut Fronsac keinen Gefallen (warum auch), im Gegenteil, Fronsac fällt immer wieder auf Dédé herein; der klassische Krankenhaus-Plot liegt in der Schublade, er gibt bisher aber nicht viel Neues her; Dédés Tante heißt übrigens Sybille und wohnt mit Blick auf eine bisher unterschätzte romanische Kirche in Lothringen. @ Maxi: Blicke in die Vergangenheit (die Origins-Abfahrt) = Nononogo. Was ich nächstes Jahr zeichnen/erzählen werde, weiß ich wirklich nicht, aber es ist garantiert keine SciFi (die kommt später). @ Servalan: die Asterix-Piraten und Géricault? Ist das verbürgt? Da gings doch nicht um den Hunger nach Wildschweinen, sondern ganz anderen Köstlichkeiten. 15 Alben?! Dazu müsste ich mit 70 Jahren noch arbeiten können. Jetzt versuche ich mich erstmal an Band 2... Und einmal mehr vielen Dank all das Interesse. |
30.11.2010, 01:04 | #337 |
Moderatorin Internationale Comics
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In der belgisch-flämischen Serie de Kiekeboes (von der gerade Album 126 erschienen ist!) gibt es auch eine Figur, die Dédé heißt, jedoch auf der anderen Seite des Gesetzes steht: Dédé la Canaille ...
http://www.dekiekeboes.be/nl/mod_strips/113/ |
30.11.2010, 03:43 | #338 | |
Moderator ICOM
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Zitat:
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30.11.2010, 08:35 | #339 |
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Dédé la canaille! Das ist der Hammer. Und noch dazu der immer wiederkehrende Totfeind des Helden (einer Familie?). Aber wenigstens sieht er ganz anders aus.
Dédé ist übrigens die Koseform (ua) für André, dh in Frankreich rennen noch ein paar tausend Dédés mehr herum... @ Mick: So was in der Richtung hatte ich auch in Erinnerung. Wobei Barbe Rouge wiederum auf irgendeinen historischen Piraten anspielt, genau wie Rackham le Rouge in Tintin. Aber wer der genau war, hab ich auf die Schnelle nicht gefunden. |
08.12.2010, 13:45 | #340 |
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@ Servalan: Und jetzt zu uns und deinen Artikel im Comic!-Jahrbuch (gibts dafür einen Extra-Thread, hab keinen gefunden?).
Egal. Das mit der digitalen Verbreitung hab ich noch nicht gerafft, dazu muss ich mir die ganzen Web-Adressen mal ansehen (zB an Weihnachten). Aber du erwähnst auch einen Trend zu kleineren Formaten. Das macht mich ganz nervös, weils immer eine der allerersten Entscheidungen bei einer Story ist. Ist das hauptsächlich auf Manga zurück zu führen? Mir selbst sind in Metz zuletzt nicht so viele kleinere Alben aufgefallen. Petites Eclipses (Fane & Jim) natürlich, hab ich sofort gekrallt und verschlungen. Ist im Original etwa so groß wie wie L’autoroute du Soleil, also kleiner als das US-Format. Oder la Folie du Sacré-Coeur, aber das war bestimmt in einem anderen Format geplant, sonst könnte man die Typo ja auch ohne Lupe lesen. Ausserdem sind die alle s/w und gemessen am Seitenumfang recht preiswert. Gibts da also einen Trend zu längeren Geschichten von Seiten der Autoren? Die man dann nur noch möglichst klein und s/w zu akzeptablen Preisen auf den Markt bringen kann? Ansonsten hab ich viele klassisch-große Alben gesehen und hier und da immer noch modische Miniaturausgaben von Klassikern, bei denen man den Text aber gar nicht mehr lesen kann. Ausserdem hätte ich gerne deine Mail-Adresse. Denn an den langen Winterabenden bin ich immer sehr schreibwütig und würde dir gerne etwas mehr zur Dédé-Deae-Lage berichten und dich hier und da um Rat fragen. Viele Grüße Erik |
11.12.2010, 21:53 | #341 |
Moderatorin Internationale Comics
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Den Trend mit den kleineren Formaten scheinen die Casterman-Reprints der klassischen Tintin-Alben ausgelöst zu haben. Bei den alten Werken wie Quick & Flupke oder den schwarzweißen Tintin-Bänden finde ich die Verkleinerung praktisch, weil sie beim Lesen nicht stört. Gemeint sind aber normale Alben (Carlsen hat das Prinzip in Deutschland auch übernommen, wahl- oder zwangsweise), bei denen die Schrift dann ziemlich klein wird.
Bis jetzt kann ich es noch bestätigen, ich vermute jedoch, daß es am Preis liegt, der dann unter den magischen 10€ oder einer anderen Schwelle liegt. |
12.12.2010, 20:02 | #342 |
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Vielen Dank für die PN!
Ich frage aus reinstem Egoismus nochmal dezidiert nach: Hast du den Eindruck, dass das klassisch-große frz. Album auf der Kippe steht? Oder zumindest unter ernsthaftem Druck? Noch bis vor ein paar Jahren wurden die Dinger immer größer. Hab hier ein paar Alben (zB von Delcourt), die zwei, drei, vier cm über A4 hinausragen. Passen stehend nicht in meinen Comic-Schrank, verflixtes Mistzeugs! Dachte eigentlich, es handelt sich dabei um eine bezeichnenderweise zu kurz gedachte Abwehrstrategie gegen Scanlations (doppelte Arbeit, wer hat schon einen A3-Scanner?). Die Miniaturen dagegen kamen mir eher wie ein übermotivierter und inhaltsfreier Ichwilljetztauchindenschulranzenpassen-Plan gegen Manga vor. Kurz: Bitte mach, dass die Alben so groß bleiben wie sie sind. Dann müssten viele Leute wie ich nicht komplett umdenken. Und viele Grüße |
28.12.2010, 20:50 | #343 |
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Urd hat sich ein bisschen schick gemacht und extra für euch den Familienschmuck angelegt, schließlich landen zur Jahreswende weitere zwölf Monate auf ihrem ewigen Konto der Vergangenheit. Auch von mir alles Gute im neuen Jahr für alle, die hier reinlesen. Jetzt fängts hier gerade wieder an zu schneien, vielleicht denke ich demnächst mal über einen Yeti-Plot für Dédé nach... Kommt gut rüber, Hals- und Beinbruch zu wünschen, grenzt hier langsam an Sarkasmus. Viele Grüße Erik |
28.12.2010, 21:26 | #344 |
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Dir auch einen guten Übergang. Bin schon gespannt auf Dede 2.
Ein Yeti-Plot??? Bitte kein Schnee mehr. Obwohl - passt glaub' ich besser zu Dede, als eine Geschichte die auf einer Sonnenüberfluteten Südsee-Insel spielt. |
17.01.2011, 15:31 | #345 |
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Neues von der Medienfront: In meinem Blog gibts jetzt einen TV-Beitrag von 2 1/2 Minuten über Dédé und die Deae ex machina, der bereits am 2.1. im Saarländischen Rundfunk lief:
http://www.eriks-deae.de/blog (Bitte nicht auf die im Film von mir erwähnten Zahlen achten, im Rechnen war ich noch nie so gut...) |
17.01.2011, 20:40 | #346 |
Moderator Marvel
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Du meinst bestimmt dein Alter, oder!?
Sonn "alter Sack" bist du doch nicht in echt, oder? Tolles Interview! |
17.01.2011, 22:58 | #347 |
Moderatorin Internationale Comics
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Eigentlich kein Zufall, daß Du Saarländer bist. Das kam doch erst nach einer Abstimmung in den 1950ern von Frankreich in die Bundesrepublik. Im Grunde bist Du in der typischen Situation der Belgier, also Deiner Vorbilder Hergé und Franquin, die ihren Lebensunterhalt erst mit der Eroberung des französischen Marktes sichern konnten.
Jan Baetens hat in dem Bändchen Hergé écrivain (erschien erstmals 1988, die letzte Fassung von 2006 wurde gerade mit den Ergänzungen 2010 neu aufgelegt) sein letztes Kapitel der Frage gewidmet, wie belgisch der frankobelgische Comic je war ... oder wie französisch ... oder wie frankophon. |
18.01.2011, 10:48 | #348 |
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Das halte ich doch für etwas weit hergeholt. Köln ist auch von den Römern gegründet worden, deshalb sind Kölner aber noch lange nicht als Italiener anzusehen. Erik war bei der besagten Abstimmung, an der bestenfalls seine Großeltern teilgenommen haben, noch nicht mal geboren.
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18.01.2011, 11:15 | #349 |
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18.01.2011, 21:15 | #350 |
Comiczeichner
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@ Xury: Dochdoch, meine Eltern haben mit abgestimmt, meine Großeltern gleich zweimal.
@ Servalan: Es gibt noch mehr Parallelen zu Brüssel. Hier mein Text zum Thema aus dem Glossar der Deae ex machina, Kapitel 10: Saargebiet Von 1920 bis 1935 existierendes autonomes Gebilde, das im Versailler Vertrag eigentlich Saarbeckengebiet heißt und in seinen Ausdehnungen im Wesentlichen dem heutigen Bundesland Saarland entsprach. Genau wie das Ruhrgebiet machten Kohle, Stahl und die Nähe zur Siegernation Frankreich es zum damaligen Äquivalent des heutigen Silicon Valley. Vom gerade geschaffenen Völkerbund (dem Vorgänger der Vereinten Nationen) unter französische Verwaltung gestellt, durfte es nach 15 Jahren Besatzung per Volksabstimmung selbst über seine Zukunft bestimmen. Knapp 91 % der Wähler votierten 1935 für den Slogan „Heim ins Reich”, nur 0,4 % für einen Anschluss an Frankreich. Nach dem 2. Weltkrieg wiederholte sich das Spiel, nahm aber noch originellere Züge an. Das Saarland wurde unter französischem Protektorat zum eigenen Staatsgebilde mit eigener Währung (Saarmark), eigener Fußball-Nationalmannschaft (1953: Deutschland 3 - Saarland 0, Nationaltrainer des Saarlandes: Helmut Schön) und wiederum dem Recht, per Volksabstimmung über seine Zukunft zu entscheiden. 1955 stimmten knapp 68 % der Saarländer für einen Anschluss an die BRD. Andere votierten für ein „europäisches Territorium”, das Platz für alle künftigen Institutionen der damals neuen Vision Europa bieten sollte. Saarbrücken statt Brüssel – zu viel für die Vorstellungskraft der Saarländer. Noch heute findest du auf jedem dritten Auto einen Aufkleber „Sarre Libre”, die Fahrer bezeichnen sich gerne als Saarländische Separatisten. Die ganze Geschichte kennen aber wohl nur die wenigsten von ihnen. Vor dem 1. Weltkrieg gehörte das Gebiet natürlich zum Deutschen Reich, es kam also nicht „erst in den 1950ern” zur BRD bzw. Deutschland und von Frankreich schon gar nicht. |
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