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Alt 11.06.2019, 20:53   #1  
Peter L. Opmann
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Der mächtige Thor (Williams) 14

Erscheinungstermin: 2/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 96
2) Silver Surfer # 5

Story-Titel:
1) Thor kämpft gegen die Magie des verrückten Merlin!
2) ohne Titel (…und wer wird um ihn weinen?)

Original-Storytitel:
1) Defying the Magic of… mad Merlin!
3) …and who shall mourn for him?

Zeichnungen:
1) Joe Sinnott
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee / R. Berns
3) Stan Lee



Dies ist vorerst die letzte von Joe Sinnott gezeichnete Ausgabe. Ich nehme an, jetzt folgt ein langer Jack-Kirby-Run, aber ganz sicher bin ich mir nicht, ob es doch noch mal eine Unterbrechung gab, also abwarten. Wir haben bei der Story wieder exakt dasselbe Strickmuster wie in den vorherigen Ausgaben – beinahe bin ich geneigt zu sagen: wie in allen bisherigen „Thor“-Folgen. Ich sehe lediglich kleine Ansätze, Jane Foster und ihre Beziehung zu Don Blake und Thor etwas mehr in den Fokus zu rücken. Und John F. Kennedy hat einen eigenwilligen Cameo-Auftritt. Leider kann man nicht erkennen, welchen Anteil an der Story Stan Lee hat und welchen Robert Bernstein. Die Dialoge sind zwar meist solide (mitunter allerdings recht naiv), aber in den großen Linien ist sie wie gehabt Mumpitz,

Die Splashpage zeigt nun nicht mehr einen Höhepunkt, sondern den Anfang der Story. Thor beobachtet die Ankunft von Merlins Sarg im New Yorker Hafen. Er soll hier wissenschaftlich untersucht werden. Wie in den letzten Episoden folgt nun aber zunächst eine kleine Rahmenhandlung. Thor ist auf dem Rückweg in Blakes Praxis, weil er mal eben die Passagiere eines in den Fluß gestürzten Busses retten mußte. Inzwischen sind alle seine Patienten gegangen, und Jane Foster regt sich gehörig darüber auf, daß Blake sich – vorgeblich – ohne Entschuldigung in sein Labor zurückziehen mußte. Blake nimmt es gleichmütig hin, daß er Jane nicht klarmachen kann, daß es um Leben und Tod ging. Inzwischen wird Merlins Sarg geöffnet. Darin liegt der sagenhafte Zauberer – tot, aber völlig unverwest. Die Wissenschaftler verlassen den Raum, um darüber zu diskutieren, wie das Phänomen zu erklären ist. Merlin erhebt sich aus dem Sarg – er war etwa 1000 Jahre lang nur scheintot. Für die amerikanischen Leser wird darauf kurz die Artus-Legende und Merlins Rolle darin erläutert.

Dann erklärt Merlin den Lesern noch in einem Monolog, daß er kein Zauberer ist, sondern über die Gabe der Teleportation verfügt. Um wieder ins Geschäft zu kommen, will er gleich eine startende Weltraumrakete von ihrem Kurs abbringen, was ihm auch gelingt. Thor erfährt jedoch aus dem Radio, daß das Experiment in Gefahr ist, und verwandelt sich flugs in Thor, um den Raketenkurs zu korrigieren. Merlin taucht derweil in einer Polizeistation auf und versetzt sich dann, als er dort nicht ernst genommen wird, ins Washingtoner Regierungsviertel. Er verlangt, den König – nun offenbar Präsident genannt – zu sprechen. Wieder wird er abgewiesen. Er sieht sich jedoch im Weißen Haus um und entdeckt Kennedy und seine Tochter. Der ist freilich für einen König viel zu jung, weshalb Merlin wieder geht. Da mischt sich Thor ein.

Erneut spielt sich der Showdown auf den letzten vier Seiten ab, was den Eindruck verstärkt, daß die Story völlig schematisch aufgebaut ist. Merlin läßt Thor wie angewurzelt stehen und will ihn mit dem Washington Monument erschlagen. Thor befreit sich jedoch und bringt den Obelisken an seinen Platz zurück. Merlin läßt ein massives Gebäude auf Thor stürzen, was stark an den Zauberer Sandu in „Thor“ # 9 erinnert. Schließlich erweckt Merlin die riesige Statue von Abraham Lincoln zum Leben und will Thor von ihr zertreten lassen. Mit Luftdruck von dem rotierenden Hammer (quasi mit Superpuste) platziert Thor die Statue an ihren Platz zurück. Um in die Offensive zu kommen, täuscht Thor nun Merlin, indem er sich in Blake verwandelt. Dem Zauberer macht er weis, er könne sich in jede beliebige Gestalt verwandeln und ihn so mit links besiegen. Merlin ist beeindruckt und gibt auf. Er muß in seinen Sarg zurück und sich wieder in Schlaf versetzen. Das schon gewohnte Schlußpanel: Nach einer erfolgreichen OP wird Blake von Jane Foster gelobt, er sei ein Zauberer. „Daran ist etwas Wahres“, denkt Blake und lächelt verschmitzt.

Das Storymuster hat sich totgelaufen. Die Handlung ist ein wenig besser sortiert als bisher, und es gibt ein paar ganz amüsante Einfälle wie den mit Präsident Kennedy (der nur noch kurz zu leben hatte). Dafür werden bereits Ideen recycelt. Nach wie vor ist das keine richtige Superheldenstory. Zeit für eine gründliche Überarbeitung der Serie.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2019, 10:09   #2  
Phantom
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Der mächtige Thor (Williams) 14
Auf dem Cover wurden wieder die beiden Hauptfiguren (Merlin und Thor) vergrößert, so dass man weniger von den Menschen im Hintergrund und vom Kapitol sieht. Auf dem Vorschaubild einen Monat zuvor sah das Cover noch wie im Original aus. Wie lief das eigentlich ab damals ohne Computer? Ich habe keine Ahnung von diesen Dingen, stelle mir das ganz naiv in etwa so vor: Vorlage größer kopieren, Figuren in der Vorlage und in der vergrößerten Kopie ausschneiden, vergrößerte Figuren auf die ursprüngliche Vorlage kleben, dann die noch vorhandenen "Löcher" von einem Grafiker "vollzeichnen" lassen. Das ist doch ein großer Aufwand, warum macht man das?

Als Übersetzer ist Rainer Mittwoch angegeben; ich glaube gelesen zu haben, dass es sich da vermutlich um ein Pseudonym von Hartmut Huff handelt (wobei Rainer Donnerstag noch passender für Thor gewesen wäre), aber sicher weiß man es wohl nicht. Jedenfalls war der Übersetzer mit dem Verb "to fluoroscope" (eine bestimmte Art, Bilder durch Röntgenstrahlen zu erzeugen; ich denke, es gibt dafür keine eigenes Wort im Deutschen, also einfach mit "röntgen" zu übersetzen) überfordert. Blake sagt auf Seite 2 "(...) als im Radio durchgegeben wurde, ich hätte einen Patienten fluoresziert". Natürlich ist das eine Erfindung des Übersetzers (auch in New York wird wohl nicht immer im Radio gemeldet, dass ein Arzt gerade sein Röntgengerät verwendet). Im Original wurde im Radio statt dessen der Busunfall gemeldet, gerade als Blake einen Patienten röntgen wollte. Zwei Panels weiter sagt Blake "ich kann immer noch den fluoreszierten Menschen retten". Der arme Mensch! Aber zum Glück steht im Original einfach "ich kann den Mann später immer noch röntgen".

Jane Foster scheint die Fähigkeit zu haben, ihre Haarfarbe spontan ihren Gefühlen anzupassen. Vorletztes Panel auf Seite 2: orange. Letztes Panel auf Seite 2: brünett. Letztes Panel auf Seite 4: rosa.

Auf Seite 5 wird der Sarkophag Merlins in einem nicht näher bezeichneten Museum in New York geöffnet. Es kann sich eigentlich nur um das Metropolitan Museum handeln, und da steht dann sicher auch Helmut Nickel außerhalb des Bildausschnitts und sieht zu. (Gerade heute kommt die traurige Nachricht von seinem Tod. Ein gelungenes Leben!)

Auf Seite 9 kommt neben JFK und seiner Tochter noch eine reale Person vor: Pierre Salinger, damals Pressesprecher ("press secretary") von JFK. Fun fact: Salinger hat die letzten Jahre seines Lebens in der Provence gelebt, und zwar in dem Dörfchen "Le Thor". Da gibt es sogar ein kleines Museum zu Salinger und JFK.

Die Story ist natürlich Unsinn, aber mir hat damals als Kind die Figur Merlin gefallen, besonders die Großaufnahmen von seinem Auge. Wenn man das heute wieder liest, bemerkt man die Wiederholungen (Teleportationen gab es auch schon mehrmals) und lächerlichen Wendungen: Es ist nur noch eine Seite Platz, und ausgerechnet da gibt Merlin auf, nur weil Thor sich in Blake verwandelt und behauptet, er könne sich auch in jede beliebige Figur verwandeln. Warum genau ist das nochmal ein Grund, sich zu ergeben, außer wegen der Tatsache, dass nur noch fünf Panels zur Verfügung stehen?
Phantom ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2019, 11:13   #3  
Peter L. Opmann
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@ Phantom:

Danke für die Beobachtungen. Wer der Mann im Weißen Haus ist, habe ich mich auch gefragt, es stand aber nirgends.

Die Sache mit dem "Fluoreszieren" habe ich ohne englisches Original natürlich nicht mitbekommen. Das war aber auch knifflig für den Übersetzer, denke ich.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2019, 15:25   #4  
Peter L. Opmann
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Der mächtige Thor (Williams) 15

Erscheinungstermin: 3/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 97
2) Silver Surfer # 5

Story-Titel:
1) Thor bekämpft den Lavamann
2) ohne Titel (…und wer wird um ihn weinen?)

Original-Storytitel:
1) The Lava Man
3) …and who shall mourn for him?

Zeichnungen:
1) Jack Kirby/Don Heck
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee
3) Stan Lee



Stan Lee und Jack Kirby sind zurück. Nun erleben wir nicht sofort einen Epochenwandel. Auch diese Thor-Story hat einige Schwächen. Aber es ist zu erkennen, daß melodramatische Elemente eingeführt werden und ein Konflikt aufgebaut wird, der über viele Ausgaben hinweg tragen kann. Zudem wird das bisher starr verfolgte Schema durchbrochen. Der neueste Gegner Thors taucht bereits auf Seite 7, strenggenommen sogar auf Seite 6 auf, und dem Zweikampf wird deutlich mehr Raum gegeben. Die Auflösung des Konflikts erscheint eher enttäuschend, aber es geht bergauf mit der Serie. Dieses Heft habe ich ziemlich früh gelesen, vielleicht schon bei Erscheinen, ich bin aber nicht ganz sicher. Daß es sich von den vorhergehenden in mancher Hinsicht unterschied, habe ich damals aber nicht mitbekommen.

Wieder gibt es eine Rahmenhandlung, die aber mehr Gewicht hat als bisher. Zunächst rettet Thor einen bewußtlosen Piloten aus seinem Düsenjet; das Flugzeug läßt er ins Meer stürzen. Diese einleitende Aktion kontrastiert aber mit dem Folgenden: Thor geht nun ein deutlich größeres Wagnis ein. Er will Jane Foster endlich seine Liebe gestehen und ihr gleichzeitig offenbaren, daß Thor und Don Blake zwei Identitäten einer Person sind. Blake betritt die Praxis und spricht Jane an, besinnt sich dann aber, daß er ihr nichts erzählen darf, bevor er Göttervater Odin um Erlaubnis gebeten hat. Sie ist sich ziemlich sicher, was ihr Doktor sie fragen will (eine Frau fühlt so etwas), und ist sehr enttäuscht, als er ihr sagt, er müsse nur noch eine Sache erledigen, bevor er sich mit ihr aussprechen kann.

Thor nimmt mental mit Odin Kontakt auf. Dessen Reaktion ist klar und eindeutig: „Hast du den Verstand verloren? Die Bitte ist abgelehnt!“ Thor ist ein gebrochener Mann. Nun wendet sich Jane Foster an Don Blake; sie eröffnet ihm, daß sie kündigt, weil sie sein ewiges Lavieren und Ausweichen nicht mehr ertragen kann. In Asgard wittert der gefangene Loki seine Chance. Vor einiger Zeit hat er den Lavamann durch einen Vulkanausbruch an die Oberfläche geholt. Jetzt wird der für ihn Thor besiegen, denkt er sich. Thor hat wegen seines Liebeskummers gar nicht bemerkt, daß in New York beträchtliche Aufregung herrscht, weil der Lavamann bereits auf die Stadt zumarschiert und die Nationalgarde ihn nicht stoppen kann. Er zerschmilzt einfach jede Waffe, die auf ihn gerichtet wird. Ganz New York wird evakuiert. Wie wir nebenbei erfahren, gibt es eigentlich ein Volk von Lavamännern, das keine Lust mehr hat, unter der Erde zu leben, und nun die Welt erobern will. Thor kommt wieder zu Sinnen – ein Kampf wird ihn von seinem Kummer ablenken.

Nun folgt der reine Actionteil. Zunächst geht der Lavamann in Deckung und verschwindet im Erdboden. Thors Hammer treibt ihn jedoch wieder nach oben. Nun schließt der Lavamann Thor in heißem Gestein ein. Dann wird er zu einem Lavaklotz und will Thor plätten (da erinnert er ein bißchen an Thors späteren Erzfeind, den Absorber). Aber der läßt seinen Hammer den Klotz davontragen und in den nächsten Vulkan versenken. Thor verschließt den Krater und löst das Problem damit endgültig – in „Rächer“ # 5 kehrt das Lavavolk jedoch noch einmal so richtig zurück; bei Williams ist das schon früher erschienen. Doch Thor hat nun noch eine große Bewährungsprobe vor sich. Motiviert durch seinen Sieg will er als Don Blake Jane dazu bringen, bei ihm zu bleiben. Doch er kommt zu spät: In Begleitung eines anderen Arztes verläßt sie seine Praxis (schon damals herrschte offenbar großer Mangel an medizinischem Personal). Sie wirft ihm vor, sie nicht aus der Stadt gebracht zu haben, und sieht das als endgültigen Beweis, daß er ein Schwächling ist. Blake steht am Ende ebenso frustriert da wie Peter Parker.

Während die (vorerst) gescheiterte Liebesgeschichte durchaus zu Herzen geht, ist die Invasion der Lavamänner nicht richtig durchdacht. Warum ziehen sie die Invasion nicht richtig durch? Warum fühlt sich Thors Gegner so siegessicher, da dem die Lava überhaupt nichts anhaben kann? Und wird irgendein Problem gelöst, indem Thor einen einzigen Vulkan verschließt? Davon abgesehen macht dieser Gegner aber schon etwas her. Für einen richtigen Kampf fehlt lediglich der Platz. Insgesamt schlagen Lee und Kirby hier den richtigen Ton an, um Thor zu einem typischen Marvelhelden zu machen und mit Odin. Jane und Loki einen Grundkonflikt aufzubauen, der die Serie noch lange bestimmen wird. Die Grafik sagt mir auch zu. Don Heck gelingt es hier, als Inker seinen eigenen Stil durchscheinen zu lassen, ohne daß das Artwork von Jack Kirby verfälscht wird. Beide Zeichner kombinieren ihre Stärken. In der nächsten Ausgabe, so wird angekündigt, wird Thor eine „schicksalhafte Entscheidung“ treffen.

Letzte Anmerkung: In der US-Ausgabe beginnen hier die „Tales of Asgard“. Das ist für mich noch einmal ein Indiz, daß Thor jetzt als wichtige Figur im Marvel-Universum gesehen und „Journey into Mystery“ zunehmend auf ihn zugeschnitten wird.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.06.2019, 19:49   #5  
Phantom
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Der mächtige Thor (Williams) 15
Dieses Heft ist nicht in meiner Williams-Sammlung, ich habe die Story in den Essentials gelesen. Dort fiel mir auf, dass auf dem Original-Cover zu lesen ist: "Lee and Kirby combine talents to bring you the mighty Thor", d.h. Lee und Kirby werden auf dem Cover als Kaufanreiz genannt. Zumindest bei Journey into Mystery ist das das erste Mal, auch sonst war das doch sehr ungewöhnlich, dass Autor und Zeichner auf dem Cover genannt wurden. Offenbar waren die Verkaufszahlen bis dahin nicht so der Hit.

Zur Story kann ich keine neuen Gedanken beitragen. Ich finde sie auch schon besser; Don Heck ist nicht schlecht, aber ich sehe in vielen Panels zu wenig Kirby "durch".

Ein netter Patzer noch: auf Seite 4 verlässt Jane frustriert die Praxis von Don Blake. Da sieht man, dass auf der Eingangstür "Dr. Don Drake" steht. Stammt das von Don Heck, der noch nicht so sehr mit den Namen seiner Figuren vertraut war? Oder hatte jemand (Lee?) gerade Arnold Drake im Kopf und war abgelenkt?
Phantom ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2019, 09:35   #6  
Peter L. Opmann
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Der mächtige Thor (Williams) 16

Erscheinungstermin: 4/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 98
2) Silver Surfer # 6

Story-Titel:
1) Die Herausforderung der Kobra!
2) Welten ohne Ende!

Original-Storytitel:
1) Challenged by the Human Cobra
3) Worlds without End

Zeichnungen:
1) Don Heck
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee
3) Stan Lee



Diese Episode ist ein überraschender Tiefschlag. Nachdem die Lavamann-Story zumindest gute Ansätze gezeigt hatte, ist dieser Band so bescheuert wie kaum einer davor und darüber hinaus teilweise unfreiwillig komisch. Hier wird viel erklärt, um eine Story, die keinen Sinn ergibt, einigermaßen in den Bahnen der Logik zu halten. Dabei ist die Kobra wohl der erste richtige Superschurke, gegen den Thor antritt. Hier zeigt sich aber so deutlich wie kaum zuvor, daß Thor selbst als Superheld noch kaum durchdacht ist. Welche schicksalhafte Entscheidung hier getroffen wird (siehe Ankündigung im vorigen Heft), erschließt sich mir nicht. Das Melodram mit Jane Foster trägt vielmehr einiges zur hanebüchenen Handlung bei. Ohne Jack Kirby, der sich nun drei Ausgaben lang durch Don Heck vertreten läßt, geht es offenbar nicht.

Dieses Heft hat mir lange in der Sammlung gefehlt. Es hat also keinen Jugenderinnerungs-Bonus. Mir widerstrebt es regelrecht, die zusammengeschusterte Story nachzuerzählen. Thor ist verzweifelt, weil Jane Foster die Praxis verlassen hat. Odin ruft ihn zu sich und legt ihm nahe, die Krankenschwester zu vergessen, aber Thor kann nicht. Nun erleben wir die Entstehung der Kobra: Es ist ein unzufriedener und neidischer Assistent namens Klaus eines gütigen Wissenschaftlers – zudem akademischer Lehrer von Don Blake. Beide forschen an einem Universal-Gegengift gegen Schlangenbisse. Klaus schmiedet den teuflischen Plan, seinen Chef zu beseitigen, indem er ihn von einer Schlange beißen läßt, bevor das Serum fertig ist. Damit kein Verdacht auf ihn fällt, will er sich selbst auch beißen lassen, aber er besitzt doch ein Gegenmittel, das er seinem Opfer jedoch vorenthalten will (ich merke, man muß leider die hirnrissige Idee ausführlich nacherzählen).

Alles läuft wie geplant, aber die Kobra, die den tödlichen Biß anbrachte, ist radioaktiv. Klaus verwandelt sich in den Superschurken Kobra. Thor erfährt vom „Unfall“ seines wissenschaftlichen Lehrers und eilt kurz vor dessen Exitus an sein Totenbett. Die Kobra plant derweil bereits die Übernahme der Weltherrschaft. Gegen Thor kämpft sie mit allerlei Giftpfeilen und –dämpfen. Thor wird gefesselt und muss sich wieder mal befreien, indem er zu Don Blake wird. Nebenbei wird erklärt, daß sein Hammer nur zu ihm zurückkehrt, wenn er ihn wirft, nicht wenn er ihn fallenläßt. Wäre das also auch mal geklärt. Die Kobra gerät ausgerechnet in die Praxis von Jane Fosters neuem Chef. Der schlottert vor Angst, während sie gekidnappt wird, worauf sie beschließt, ihn schnurstracks zu verlassen und wieder zu Don Blake zurückzukehren. Thor besiegt die Kobra am Ende einfach, indem er überraschend um eine Ecke eines Wolkenkratzers kommt und sie aus großer Höhe abstürzen läßt. Jane ist glücklich, von Thor gerettet zu werden, und kehrt reuig zu Blake zurück. Die Kobra hat dagegen ihren Sturz überlebt und will Thor sogleich zur Revanche herausfordern.

Mehr muß man zu dieser Geschichte wirklich nicht sagen. Die Zeichnungen von Don Heck wirken sehr unausgewogen. Manchmal bringt er seinen eleganten, illustrativen Stil zur Geltung (schöne Frauen gelingen ihm auch gut), manchmal aber schludert er Panels und auch ganze Seiten hin, und er schafft es auch nicht, den recht ausführlich gezeigten Kampf Thors gegen die Kobra spannend zu inszenieren. Als Lettererin ist in diesem Heft Uschi Kedrom angegeben.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.06.2019, 05:43   #7  
jakubkurtzberg
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Als Lettererin ist in diesem Heft Uschi Kedrom angegeben.
D.i. Ursula Mordek, Remos damalige Ehefrau.
jakubkurtzberg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2019, 16:51   #8  
Hinnerk
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Zitat:
Zitat von Phantom Beitrag anzeigen
Jedenfalls war der Übersetzer mit dem Verb "to fluoroscope" (eine bestimmte Art, Bilder durch Röntgenstrahlen zu erzeugen; ich denke, es gibt dafür keine eigenes Wort im Deutschen, also einfach mit "röntgen" zu übersetzen) überfordert.
Für das Wort gibt es eine deutsche Entsprechung: Fluoroskopie oder Durchleuchtung. Gemeint ist die kontinuierliche Betrachtung per Röntgenstrahlung im Gegensatz zum einzeln aufgenommenen Röntgenbild.
Hinnerk ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2019, 19:15   #9  
Peter L. Opmann
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Kommentar:

Zitat:
Die Thor-Besprechungen bestärken mich momentan darin, dass ich bei den alten Heften nicht viel verpasst habe. Das Thor-Zitat: „Das habe ich gebraucht! Action! Kampf! Einen Feind, den ich vernichten kann! Was nützen mir die romantischen Gefühle der Menschen? Zum Kampf bin ich bestellt, zum Zermalmen, Zerschlagen!“ passt eher zum Hulk. Natürlich ist der mythologische Gott Thor auch ein Kriegsgott, aber das hat man in dieser Fassung ja nie betont...

Es ist überhaupt erstaunlich, über wie viele Stellen der alten Marvels man sich hier in den frühen 70ern noch aufgeregt hat: Indizierungsversuche zu einem FV-Band mit Bezügen zur Apokalypse (okay, war schon Condor), das "Feindbild" in den ohnehin schon abgeschwächten wenigen Russen-Episoden...
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
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