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Alt 17.04.2018, 19:42   #1  
Phantom
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Zitat:
Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
(...) weil ich grade die Otto Binder-Biografie von Bill Schelly lese.
Ist hier etwas off topic, aber ich kann nur ein für die Otto-Binder-Biographie vergeben. Ich kannte Captain Marvel eigentlich nur aus dem Williams-Shazam-Heft (damals am Wühltisch für 30 Pfennige abgegriffen), und das fand ich als Kind sowas von bescheuert. Das Buch von Bill Schelly hat mir richtig die Augen geöffnet, wie bedeutend der ursprüngliche Captain Marvel in der Comic-Historie eigentlich ist.
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Alt 17.04.2018, 22:55   #2  
Horatio
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Die Spinne 13 war mein allererster Spider-Man-Comic.

Zitat:
Zitat von Phantom Beitrag anzeigen
Ist hier etwas off topic, aber ich kann nur ein für die Otto-Binder-Biographie vergeben. Ich kannte Captain Marvel eigentlich nur aus dem Williams-Shazam-Heft (damals am Wühltisch für 30 Pfennige abgegriffen), und das fand ich als Kind sowas von bescheuert. Das Buch von Bill Schelly hat mir richtig die Augen geöffnet, wie bedeutend der ursprüngliche Captain Marvel in der Comic-Historie eigentlich ist.
Stimmt!

Das Williams-Shazam-Heft hatte ich auch seinerzeit erstanden.

Ich hatte zudem 1977 in einem Frankreich-Urlaub auch ein französisches Shazam-Taschenbuch gekauft (Nr. 13, Collection Flash). Dank Schellys Buch kenne ich nun die Entstehungsgeschichte des dort auftauchenden "Mr. Mind".

Das Comiclettering in diesem Taschenbuch ist bemerkenswerterweise in der gleichen Schrift wie im deutschen Williams-Shazam-Heft und in den ersten Williams-Marvels.
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.04.2018, 22:11   #3  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 15

Erscheinungstermin: 8/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 13
2) Tales to Astonish # 86

Story-Titel:
1) Die Missetaten von Mysterio!
2) Der Zorn des Kriegsfürsten Krang

Original-Storytitel:
1) The Menace of Mysterio!
2) The Wrath of Warlord Krang

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Jerry Grandenetti / Bill Everett

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Jetzt meldet sich Remo (Reinhard Mordek) wieder zu Wort. Anlaß seines recht wirren Editorials ist, daß aufgrund der Reduzierung von 36 auf 32 Seiten etliche redaktionelle Seiten bei den Marvels weggefallen sind. Remo erklärt das wolkig mit technischen Gründen – ab der zehnten Produktion sollen sie aber alle wieder erscheinen. Irgendwie geht es aber auch darum, daß er mehrmals neue Serien angekündigt hatte. Das mußte, wie er sagt, auch wegen der technischen Probleme verschoben werden, obwohl die Fans bergeweise Briefe geschrieben hätten. Zum Trost gab’s nun ein neues Preisausschreiben – na super. Ganz zum Schluß rückt er damit heraus, daß der Verlag über seine Kunden gern etwas mehr erfahren möchte: Alter, Bildung, Beruf des Vaters, finanzielle Verhältnisse, Anzeigenaffinität. Damit kommen wir doch gleich einen großen Schritt weiter…

Mysterio ist eine Figur, die nach dem ersten Eindruck besser ins Umfeld von Dr. Strange als in die Nachbarschaft der Spinne zu passen scheint. Schon bevor er erstmals auftritt, gibt es in dieser Story bereits Mysterien: Die Spinne scheint Einbrüche und Raubüberfälle zu begehen. Peter Parker ist verunsichert: Begeht er diese Verbrechen tatsächlich, vielleicht im Schlaf? Er will psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, schreckt aber dann doch davor zurück, weil er dem Psychiater am Ende vielleicht seine Geheimidentität enthüllen müßte. Dann stellt sich aber heraus: Mysterio war im Spinnenkostüm unterwegs.

Mysterio hütet seinerseits eine Geheimidentität. Er ist damit zwar nicht der erste in der Serie (vorher gab es das Chamäleon, Dr. Doom, Electro und auch den Boß), aber der erste, der das thematisiert. Angeblich will er seine Familie vor der Unterwelt schützen, tatsächlich aber wohl verschleiern, daß er über keine magischen Kräfte verfügt, sondern vielmehr eine Art FX-Spezialist ist. Das stellt sich aber erst nach den schon traditionellen zwei Begegnungen mit der Spinne heraus. Zuerst entkommt die Spinne nur knapp den unheimlichen Waffen Mysterios (wieder eine gefühlte Niederlage), dann geht sie besser vorbereitet in den Kampf. Es läuft darauf hinaus, daß Mysterio zwar den Spinnensinn „abschalten“ kann, die Spinne ihm aber diese Fähigkeit nimmt und ihn darauf niederringt. Zwischendurch bringt sie ihn dazu, ihr einen Vortrag zu halten (klassischer Fehler von Superschurken), wodurch wir erfahren, daß er Kinotricks perfektionierte, um damit als Zauberer zu erscheinen. Später bleiben seine Tricks nach meiner Erinnerung undurchschaubarer.

Ansonsten erleben wir ein paar originelle Szenen aus der Alltagswelt mit. Peter macht Betty klar, daß er sich von ihr seinen Lebensstil nicht vorschreiben läßt. Sie wollte ihn dazu bringen, mit dem Fotografieren der Spinne aufzuhören. Liz Allen hat eine neue Frisur, schäkert mit Peter und erteilt Flash eine Abfuhr. Jameson versucht schon wieder, sich mit dem Gegner der Spinne zu verbünden, um sie zu erledigen (was schon einige Male schiefgegangen ist). Die Schlußszene finde ich nur mäßig witzig: Jameson tröstet sich durch Peters Fotos darüber hinweg, daß die Spinne erneut nicht den Kürzeren gezogen hat. Er will ihm großzügig „die Hälfte dessen zahlen, was die Bilder wert sind“. Aber die Spinne erscheint in seinem Büro und hängt JJJ an der Decke auf. Die Soap-Elemente bringen hier kaum etwas Neues; das haben Lee und Ditko noch nicht im Griff.

Wiederum hat die Redaktion stillschweigend bei der „Spinne“ eine Seite gekürzt und bei „Aquarius“ vier. Auf dem Cover sind der Submariner sowie sein Gegner Krang recht prominent eingefügt. Ein paar Dinge sind also noch verbesserungsfähig: Neben den empfindlichen Kürzungen und dem Umbau der Cover auch der Mangel an redaktionellen Nachrichten (wie auch von Remo angesprochen). Auch wenn es damals noch nicht üblich war, im letzten Bild das nächste Abenteuer anzukündigen, hätte ich das an der Stelle der Williams-Redaktion getan, denn es steht die Premiere des Grünen Kobold bevor.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2018, 16:36   #4  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 16

Erscheinungstermin: 8/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 14
2) Tales to Astonish # 87

Story-Titel:
1) Der Grüne Kobold
2) Der Augenblick der Wahrheit!

Original-Storytitel:
1) The Green Goblin
2) Moment of Truth

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Bill Everett / ungenannt: Marie Severin und die Inker John Romita, Frank Giacoia, Dick Ayers

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee




Ausgerechnet beim Debüt des Grünen Kobolds, des wohl wichtigsten Gegenspielers der Spinne, erlaubt sich die Redaktion eine Kürzung von drei Seiten. Allerdings wird wieder sinnwahrend gekürzt, weggelassen werden nur Details des Kampfs gegen den Kobold und gegen den Hulk. Das spricht nicht für eine ungemein gehaltvolle Story, ist aber dennoch ärgerlich. Dafür erleben wir diesmal die „Aquarius“-Episode in voller Länge. Ob die Redaktion immer noch darüber nachdachte, wie man 21 Seiten Haupt- und elf Seiten Zweitstory auf 32 Seiten inklusive Umschlag unterbringt? Vermutlich war tatsächlich auch diese Ausgabe schon produziert, als die Entscheidung fiel, den Heftumfang zu reduzieren. Ab der zehnten Produktion ist Besserung versprochen.

Wir sehen zu Beginn eine dunkle Gestalt, die allerlei technisches Equipment zusammenbastelt, um zum Grünen Kobold zu werden. Auch aus der wahren Identität des Bosses (Foswell) hatte Marvel ja ein großes Geheimnis gemacht, wie überhaupt das Thema in dieser Phase sehr wichtig ist – denken wir an die Gefahr, dass Peter in den beiden Octopus-Ausgaben enttarnt wird. Der Kobold holt nun zunächst die drei Vollstrecker ins Boot, und er hat einen irren Plan: Er will Hollywood dazu bringen, einen Film über die Spinne, die Vollstrecker und ihn zu drehen, wobei die Spinne nicht merken soll, dass sie es mit echten Supergangstern zu tun hat.

Die Spinne begegnet dem Kobold zufällig beim Herumschwingen, und statt einer Prügelei wird sie in das Filmprojekt eingeweiht und beißt an, weil sie die Gage gut gebrauchen kann. Natürlich bekommt Peter auch wieder einen Fotoauftrag vom Daily Bugle. Als sich die Kostümierten auf dem Set treffen, wird klar, dass die Spinne in eine Falle getappt ist. Sie flieht in eine Höhle. Der Ochse, einer der Vollstrecker, verschließt den Eingang mit einem Felsbrocken. Der Kampf geht weiter, und die Spinne zieht die Vollstrecker im Dunkeln einen nach dem anderen aus dem Verkehr. Aber jetzt mischt sich der Hulk ein, der sich just in dieser Höhle versteckt hält. Es sieht so aus, als hätte die Spinne gegen ihn keine Chance, aber in Wirklichkeit lenkt sie ihn so, dass er den Höhleneingang freisprengen kann. Das Duell mit dem Kobold wird also vertagt.

Aus der Filmgage wird freilich nichts: Der Produzent hat vom Auftauchen des Hulk erfahren und will nun lieber ihn unter Vertrag nehmen (eine satirische Volte). Peter wird mit Spesen abgespeist. Der Kreis schließt sich: Der geheimnisvolle Grüne Kobold kehrt in seinen Unterschlupf zurück und nimmt die Maske ab (aber so, dass der Leser sein Gesicht nicht erkennen kann). Er schmiedet neue Pläne gegen die Spinne. Der ganzen Geschichte fehlt es allerdings sehr an einer nachvollziehbaren Motivation. Die Vollstrecker wollen sich an der Spinne rächen, klar. Aber sie sind zu Nebenfiguren degradiert. Der Grüne Kobold ist einfach durch sein Auftreten ein neuer Gegner der Spinne. Bei ihm wird ständig signalisiert: Wir erklären euch alles später. Zwischendurch wird immerhin die Liebesgeschichte mit Betty weiterverfolgt. Liz Allen macht beim Peter-Bashing nicht mehr mit und bewundert ihn für sein Wissen und seinen Fleiß, was Flash Thompson natürlich auf die Palme bringt. Betty wittert ihrerseits sofort Gefahr von einer Nebenbuhlerin. Tante May und Jonah Jameson haben ihre üblichen Auftritte – er als Knauser, sie als besorgte Übermutter.

Aller Anfang ist schwer, könnte man sagen. Stan Lee und Steve Ditko könnte man bescheinigen, dass sie einen Riecher für das Potenzial der Figurenkonstellation Spinne – Kobold haben. Das muss aber noch fast ganz entwickelt werden. Bemerkenswert ist immerhin, dass der Grüne Kobold vom ersten Panel an seinen gültigen Look hat; es fehlen höchstens noch die Kürbisbomben. Das Cover gehört zu den wenig aussagekräftigen. Die Spinne hängt unvorteilhaft an der Decke der Tropfsteinhöhle, und der Kobold ist zu sehr an den Rand gerückt. Ganz im Hintergrund sieht man noch die Vollstrecker herumkrabbeln. Die Williams-Redaktion hat den eingeblendeten Hulk durch Aquarius ersetzt. Dieser spektakuläre Gaststar wird hier nur durch eine kleine Bemerkung auf der Splashpage unter den Credits angekündigt..

Geändert von Peter L. Opmann (23.04.2018 um 16:41 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2018, 22:16   #5  
Peter L. Opmann
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Danke fürs Einfügen!
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.04.2018, 21:05   #6  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 17

Erscheinungstermin: 9/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 15
2) Tales to Astonish # 88

Story-Titel:
1) Memrod der Jäger!
2) Ein Fremder aus dem All schlägt zu!

Original-Storytitel:
1) Kraven the Hunter!
2) A Stranger strikes from Space

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Bill Everett

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Das war meine allererste „Spinne“-Ausgabe. Wenn sie mir nicht gefallen hätte, würde ich heute wohl kaum darüber schreiben. Ich vermute, daß es eine spontane Entscheidung war, das Heft zu kaufen. Aber das Cover übt durchaus eine kauffördernde Wirkung aus: Die Titelfigur ist im Vordergrund, verstrickt in ein Netz, und ihr ziemlich exotisch kostümierter Gegner stürmt bedrohlich auf sie zu. Stan Lee schreibt eine kurze Einführung, die wie für mich gemacht scheint: „Für alle Leser, die während der letzten Jahre in einer anderen Galaxie gelebt haben, erklären wir, daß dies die Spinne ist…“ Remo schreibt auch wieder ein Editorial, aber dazu später.

Wir sehen die Spinne kopfüber an einer Hauswand hängen und von oben in ein Zimmer blicken, in dem gerade ein Gangster-Treffen stattfindet. Ich bekenne frei: Sowas hatte ich noch nie gesehen. Drei der Gangster gehen ihr ins Netz, ein vierter bringt sich durch einen Sprung aus dem Fenster in Sicherheit (was den Spinnensinnen überraschenderweise völlig entgeht). Der Mann färbt blitzschnell seinen Anzug um und verwandelt sich mit ein paar Utensilien in einen harmlosen Greis. Es handelt sich um das Chamäleon (siehe „Spinne“ # 3). Seine Aufgabe besteht freilich nur darin, einen neuen Gegner für die Spinne aufzutreiben. Eigentlich ist die Figur für die Story unnötig, aber sie erlaubt einen unkonventionellen Einstieg, bei dem die Spinne sowohl spektakulär inszeniert als auch düpiert wird.

Das Chamäleon bestellt Memrod, den Jäger, nach New York. Er ist Großwildjäger, allerdings ohne Jagdgewehr; er tritt auf wie der große Zampano und fängt passenderweise gerade ausgebrochene wilde Tiere allein mit Körperkraft und Geschicklichkeit wieder ein. Die Spinne braucht nicht einzugreifen. Nach getaner Arbeit verkündigt Memrod, die Jagdbeute, die ihm in seiner Trophäensammlung noch fehlt, ist die Spinne. Er bereitet sich auf diese Jagd minutiös vor und beobachtet zunächst das Kampfverhalten des Wandkletterers. Kurz darauf treffen Memrod und seine Beute aufeinander. Dabei zertrümmert er der Spinne beinahe die Schulter und verabreicht ihr anschließend ein Betäubungsmittel. Die Spinne flieht. Am nächsten Morgen fühlt sich Peter Parker besser, aber seine Hände zittern noch von dem Schlag auf die Schulter.

Kurz darauf lauert Memrod der Spinne auf. Durch ein Double (gegeben vom Chamäleon) lockt er sie an und verpaßt ihr Eisenmanschetten am rechten Arm und Bein, die sich gegenseitig anziehen und die Spinne stark behindern. Sie bringt sich in Sicherheit und schaltet die Manschetten durch Netzflüssigkeit aus. Dann macht sie einfach Memrod per Spinnensignal zum Gejagten. Kopflos rennt er in ein aufgespanntes Netz. Das war’s. Memrod und das Chamäleon werden verhaftet und müssen per Schiff die USA verlassen. Der Kurs ist Südamerika, Memrod will aber in den Kongo – dieser kleine Widerspruch ist mir beim ersten Lesen wahrscheinlich entgangen.

Jameson spielt in dieser Ausgabe seine übliche Rolle; Betty wird erstmals richtig eifersüchtig auf Liz Allen und macht Peter eine Szene. Später – als sie wohl ihr „Frauengold“ genommen hat – entschuldigt sie sich bei ihm für ihr schlechtes Benehmen. Außerdem wird in dieser Episode erstmals eine Nichte von Tante Mays Freundin Mrs. Watson erwähnt (also Mary-Jane Watson), die Peter mal treffen soll. Nachdem er mit Betty und Liz genug Ärger hat, ist er froh, daß sie das Date wegen Kopfschmerzen absagt. Aber nun haben Betty und Liz beide keine Zeit…

Diese Story läßt zwar an Folgerichtigkeit und Einfallsreichtum zu wünschen übrig, aber das wird durch einzelne starke Motive ziemlich geschickt überdeckt: Der wirklich zirkusreife Auftritt von Memrod, seine Planung, bevor er die Jagd auf die Spinne eröffnet, die originellen Hilfsmittel, mit denen er seinem Gegner Handicaps verpaßt. Daß Memrod keine Superkräfte besitzt und der Spinne damit klar unterlegen ist, kommt erst am Ende zum Tragen. Das ist einer der Widersprüche in der Story. Sehr amüsant finde ich (auch heute noch) Peters Probleme mit den Frauen, die ihm umschwärmen. Man sieht, daß er mit Liebesgeschichten noch ziemlich unerfahren ist, fragt sich aber auch, was die Damen so toll an ihm finden (wegen Betty hat er immerhin gegen Doktor Octopus gekämpft, aber der Sinneswandel von Liz ist eigentlich unerklärt, und was Mary-Jane von ihm will, wird – wie sie selbst – absichtlich noch im Dunkeln gelassen).

Im Editorial preist Remo das nächste Preisausschreiben an (so sollen die Fans bei Laune gehalten werden). Außerdem philosophiert er ein wenig über den Sinn von Comics. Kurz gefaßt: Sie sind „nur Unterhaltung“, aber da er überzeugt ist, daß sie den Machern Spaß machen, ist es ja nur logisch, daß sie auch den Lesern gefallen müssen. Entweder wollte Remo eigentlich etwas ganz anderes sagen, oder er hat Mühe, seinen schlichten Gedanken die Anmutung von Tiefsinn zu verleihen. Dazu paßt auch die Einsendung von Leserin (!) Ursula Schüller aus Aachen: „Wer Marvel nicht kennt, der pennt!“ In meinen Augen haben die redaktionellen Beiträge seit den ersten Ausgaben deutlich an Aussagekraft und Esprit eingebüßt. Wenn ich mich recht erinnere, ist Remo auch nicht viel länger dabei geblieben.

Interessanterweise habe ich das Heft zwar geschätzt, aber die Geschichte nie zu imitieren versucht. Hauptsächlich bei den „Rächern“, weniger bei „Thor“ habe ich damals viel abgepaust – das waren offenbar aus meiner damaligen Sicht Superheldenstorys, wie sie sein sollen. Bis ich mit # 71 richtig einstieg, habe ich auch kaum „Spinne“-Hefte gekauft, nur durch die Superbände bekam ich ein bißchen mit, was sich dort so tat.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.04.2018, 15:26   #7  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 18

Erscheinungstermin: 9/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 16
2) Tales to Astonish # 89

Story-Titel:
1) Duell mit dem Dämon
2) Der Prinz und die Macht!

Original-Storytitel:
1) Duel with Daredevil!
2) The Prince and the Power!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Bill Everett

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Diese Story ist bemerkenswert klar aufgebaut, wirkt aber dadurch auch etwas mechanisch. Hier soll der neue Superheld „Daredevil“ durch einen Gastauftritt bekannter gemacht werden. Er trägt noch sein altes gelbes Kostüm mit schwarzem Muskelshirt. Alles paßt sehr gut zusammen: Weil Peter sich nicht mit Mary-Jane verabreden will, verläßt er das Haus von Tante May. Draußen wird er als Spinne Zeuge, wie vier Ganoven einen Blinden bedrohen – das ist niemand anders als Matt Murdock, der dank seiner hypersensiblen Sinne zum Superheld ohne weitere Superkräfte werden kann. Zunächst mal läßt er sich von der Spinne retten; es wäre schwierig gewesen, sich in dieser Situation in sein Kostüm zu werfen. Der Herzschlag der Spinne verrät ihm einiges über die Spinne – die Geheimidentität kann er aber so natürlich nicht aufdecken.

Nun kommt der Zirkusdirektor mit seiner Truppe nach New York. Seine Masche ist dieselbe wie in „Hulk“ # 3 (das war möglicherweise mein erstes Marvel-Heft überhaupt): Er hypnotisiert das Publikum und nimmt ihm alle Wertsachen weg – hinterher können sich die Leute an nichts erinnern. Um möglichst viele Opfer ins Zelt zu bekommen, wirbt er mit einem Auftritt der Spinne. Peter Parker durchschaut den Trick noch nicht und beschließt, wirklich aufzutreten, denn angeblich soll der Erlös der Vorstellung gespendet werden. Jameson und Betty müssen sich diesmal mit einem Mini-Auftritt zufriedengeben: Jonah verkündet, er werde keine Fotos der Spinne mehr bringen, was Peter aber nicht daran hindert, trotzdem in den Zirkus zu gehen. Betty bemerkt seine Eintrittskarte und vermutet, Peter nehme ein anderes Mädchen mit. Beide Konflikte werden nicht weiterverfolgt.

Der Zirkusdirektor läßt sich vom Auftauchen der Spinne nicht von seinem Plan abbringen. Die Spinne wird einfach ebenfalls hypnotisiert. Und auch Matt Murdock ist mit seinen Kollegen Foggy und Karen im Zirkus; er kann als Blinder als Einziger nicht hypnotisiert werden. Der Zirkusdirektor hetzt jedoch die willenlose Spinne auf ihn. Der Kampf läuft nicht besonders spektakulär ab, denn die Spinne braucht dauernd neue Befehle, und so kann ihr der Dämon mühelos ausweichen. Er schnappt sich den Hut des Zirkusdirektors, mit dem er die Spinne aus ihrer Trance holt. Jetzt bekommen es die beiden Helden mit der gesamten Zirkustruppe zu tun. Aber die Auseinandersetzung wirkt etwas müde, weil diesmal drei der 22 Seiten geopfert werden. Dadurch bleibt von den Trapezbrüdern kaum etwas übrig, und der Kanonenkugelmann ist bei Williams überhaupt nicht zu sehen. Die Schlangenfrau gibt es offenbar noch nicht – möglicherweise aus Jugendschutzgründen.

Der Dämon hat den Kampfplatz vorzeitig geräumt und klatscht der Spinne am Ende als Matt Murdock Beifall. Sie weiß, daß er es ist, kann ihn aber unter den hunderten Besuchern nicht ausfindig machen. Matt läßt Foggy und Karen noch einmal kurz allein, um dem verhafteten Zirkusdirektor seine Anwalts-Visitenkarte zu überreichen. Richtig originell wäre, wenn Matt die Superschurken dann vor Gericht rauspauken würde; das hat man aber in den frühen Jahren nach meiner Erinnerung so nicht erlebt.

Diesmal wäre es besser gewesen, wenn die gekürzten Action-Seiten drin geblieben wären, denn dieser Story mangelt es ohnehin schon an Spannung. Stan Lee hat das offensichtlich gewußt, denn häufig waren ihm große Konflikte und zugespitzte Verwicklungen wichtiger als das logische Gefüge. Das Zusammentreffen mit der Spinne in „Daredevil“ # 16 ist mir viel lebhafter in Erinnerung geblieben, obwohl dahinter nur ein übliches Mißverständnis der Helden steckte. Auch das Cover dieser Ausgabe ist nicht besonders gut gelungen. Steve Ditko hatte offenbar keine Zeit – oder keine Lust -, das Zirkuspublikum oder wenigstens ein paar Mitglieder der Zirkustruppe zu zeichnen. Letzte Bemerkung: Das Williams-Lettering ist zu allem Überfluß diesmal auch ziemlich schlecht.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
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