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11.03.2017, 13:50 | #1 |
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Sehe ich ein bißchen anders.
Man kann inzwischen sagen, daß der Serienkosmos der „Fantastischen Vier“ gut ausgebaut ist. Es gab die Kämpfe gegen die Furchtbaren Vier, ein ähnlich mächtiges Superteam, und gegen Doktor Doom, es wurde die Saga um die Nichtmenschen entfaltet sowie eben die des Schwarzen Panthers und seines Gegenspielers Klaw, nicht zu vergessen den Besuch von Galactus und seinem Herold Silver Surfer. Damit hat Stan Lee, wenn er nicht wie etwa in FV # 47 eine Geschichte mit neuen Charakteren und neuem Thema dazwischenschaltet, mehrere attraktive Handlungsoptionen, an die er anknüpfen kann. Seit einigen Ausgaben bereitet er eine Fortsetzung der Nichtmenschen-Story vor, aber jetzt entscheidet er sich zunächst für eine andere Möglichkeit. Das Aufeinandertreffen von Ding und dem Silberstürmer muß damals, 1966, ein ähnlicher Knaller gewesen sein wie sein Duell mit dem Hulk (FV # 22/23). Heute sieht man eher, daß Ding in beiden Fällen klar unterlegen ist, aber damals waren die Leser vermutlich elektrisiert. Angenehm finde ich, daß die beiden Helden einmal nicht wegen eines Mißverständnisses aneinander geraten, sondern aufgrund eines sehr menschlichen Motivs: Eifersucht. Daß Ding seine Liebe zu Alicia Masters vom Silberstürmer bedroht sieht, hat sich in FV # 46/47 schon angedeutet. Sein Irrtum konnte damals offenbar nicht ausgeräumt werden; eine Aussprache von Ding und Alicia fand wohl nicht statt. Nun kehrt er zusammen mit Reed und Sue, dem demonstrativ verliebten und glücklichen Ehepaar, aus Wakanda zurück und will verständlicherweise gleich Alicia anrufen. Aber sie geht nicht ans Telefon. Ding ist sehr unterschiedlichen Gefühlsausbrüchen unterworfen. In FV # 46 reagierte er melancholisch auf den Verdacht, Alicia könne sich mit dem Silberstürmer eingelassen haben, nun wird er zum Choleriker, was sich deutlich amüsanter liest. Ding sucht ihre Wohnung auf, wo er zunächst auf die Putzfrau, Frau Binns, trifft. Sekunden später steht er seiner Freundin und dem galaktischen Herold gegenüber, die sich in trautem Gespräch befinden – beileibe keine verfängliche Situation. Um es deutlich zu sagen: Der Silberstürmer hat nur jemanden gesucht, der ihm die ihm fremde Welt erklärt. Darauf kommt Ding – sofort auf 180 – nicht. Silberstürmer: „Warum trittst du in solchem Zorne ein, mein Freund?“ Ding: „Überleg mal!“ Und er schlägt so heftig zu, daß sein Kontrahent durch die Hauswand bricht. Und nun läßt Ding seine Wut so richtig raus. Er beschimpft seinen Gegner als „Silberstinker“, „Silbernase“ oder „fliegender Filou“ und läßt auch sonst ein paar originelle Sprüche vom Stapel: „Jetzt komm runter, damit ich dir eine langen kann!“, „Steh still, verdammt! Es tut nur eine Minute weh!“, „Mich redest du nicht aus diesem Panel!“, „Wenn du mehr nicht bringst, Weißhöschen, dann laß es!“ Der Silberstürmer wehrt sich zunächst nur so viel wie unbedingt nötig, bringt aber Ding zumindest zu der Überlegung, den Kampfplatz vom Haus von Alicia weg zu verlegen, damit sie nicht gefährdet wird. Er besteigt sein Jet-Cycle (wie der Name sagt, ist das eine Mischung aus Motorrad und Flugzeug – ein für die 60er Jahre typisches skurriles Fluggerät) und läßt sich vom Silberstürmer verfolgen. Dabei geht das Jet-Cycle zu Bruch. In rasender Wut schnappt sich Ding das Surfbrett des Silberstürmers, um es ebenfalls kaputt zu machen, was ihm nicht gelingt. Stattdessen zerlegt er nun ein Hochhaus und läßt es auf seinen Gegner stürzen. In diesem Moment greifen die herbeigeeilten Reed und Sue ein und machen Ding klar, daß es sich wie ein Idiot benommen hat. Eine Entschuldigung für seinen Amoklauf bleibt ihm erspart. Der Silberstürmer hat die Attacken gleichmütig hingenommen, repariert sogar das Jet-Cycle und spendiert Ding am Ende einen Blumenstrauß für Alicia. Ein ungewöhnliches Ende für eine Superhelden-Story. Zweimal wird zu Johnny Storm und Wyatt Wingfoot geblendet: Sie sind im Himalaya-Gebiet unterwegs und wundern sich zunächst über fliehende Bewohner. Offenbar fürchten sie sich vor einem Ungetüm. Bei der zweiten Überblendung bekommen sie das Monster selbst zu sehen: Es ist Schoßhund, das teleportationsbegabte Haustier der Nichtmenschen. So ergibt sich eine neue Möglichkeit, in die Große Zuflucht vorzudringen. Ich bin weiter unschlüssig, ob ich Jack Kirbys Gestaltung des Silberstürmers gelungen finden soll oder nicht. Seine Idee mit dem Surfbrett ist natürlich genial. Zudem ist der Silver Surfer wohl einer der ersten Superhelden mit ganz puristischem Kostüm – keine Stiefel, keine Handschuhe, kein irgendwie gemusterter Dress, schon gar kein Cape. Er sieht eigentlich mit seinem Höschen wie ein Bodybuilder auf der Bühne aus. Ebenso puristisch sind Kopf und Gesicht angelegt: Keine Haare, leere Augen. Allerdings hat der Silberstürmer bei John Buscema noch erheblich gewonnen, indem der ihm eine schlanke Figur gab (fast wie die eines antiken Athleten) und seine silbrig glänzende Haut viel realistischer herausarbeitete. Davon abgesehen setzt Kirby auch diese Episode mit Hilfe von Joe Sinnott ebenso eindrucks- wie fantasievoll in Szene. |
12.03.2017, 11:05 | #2 |
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Da dieses Thema ja immer universeller wird: Ich habe in den vergangenen Monaten eine Reihe guter Filme gesehen, die ich hier nach und nach kurz vorstellen möchte.
Milchwald Regie CHRISTOPH HOCHHÄUSLER Deutschland, 2003 https://www.youtube.com/watch?v=dRuDXwCAb1A Auf dem Weg zum Einkaufen ins nahe gelegene Polen setzt Sylvia ihre zwei aufsässigen Stiefkinder auf der Landstraße aus um ihnen eine Lektion zu erteilen, doch die Kinder verlaufen sich im Wald. Sylvia kehrt ohne sie zum Vater zurück, verschweigt ihm die Wahrheit und er vermutet eine Entführung. Film der Berliner Schule. Ein gut aufgestelltes Cast und - durch die Bank weg - hervorragende Leistungen der Schauspieler. Sogar die Kinder haben sich wie echte Kinder benommen. Das Ende ist ein wenig zu offen. Hier hätte man seitens der Regie nacharbeiten müssen. MOTHER Regie BONG JOON-HO Südkorea, 2009 https://www.youtube.com/watch?v=jYfv4jAi1ts Die Leiche einer jungen Frau wird gefunden. Hauptverdächtiger ist der 27-jährige Won Bin, Sohn einer allein erziehenden, dominanten Mutter. Um seine angebliche Unschuld zu beweisen macht sich die grenzenlos liebende Mutter auf die erbarmungslose Suche nach dem Mörder. Ein moderner Ödipus im umgekehrten Sinne? Manche Dinge sollte man auf sich beruhen lassen. Mother erzählt eine schicksalhafte Geschichte einer Mutter auf der Suche nach der Wahrheit. DIE FRAU, DIE SINGT Regie DENIS VILLENEUVE Kanada, 2010 https://www.youtube.com/watch?v=Vs8hZfUQMIA Als der Notar Lebel den Zwillingen Jeanne und Simon Marwan den letzten Willen ihrer Mutter Nawal eröffnet, sind die beiden erstaunt, zwei Umschläge überreicht zu bekommen – einen Brief für ihren Vater, von dem sie glaubten, er sei tot, und einen für ihren Bruder, von dem sie gar Nichts wussten. Dramatisch und bis zur letzten Minute spannend und mit einem schockierenden Ende. Wohl der beste Film, den ich 2016 gesehen habe! |
13.03.2017, 06:21 | #3 |
Moderator Panini Fan-Forum
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Schade das es immer universeller wird.
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13.03.2017, 06:32 | #4 |
Moderator Preisfindung
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Warum?
Auch wenn Michaels Filmgeschmack so gar nicht meiner ist, manche Alben waren ein ganz guter Tip. Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden! Geändert von FrankDrake (13.03.2017 um 07:45 Uhr) |
13.03.2017, 06:41 | #5 |
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Bei Condor gäbe es bestimmt noch so manches aufzuarbeiten und das er der richtige Mann dafür ist hat er ja schon bewiesen.
Ansonsten bitte nicht falsch verstehen,das ist jetzt nicht bös gemeint. |
13.03.2017, 07:53 | #6 |
Moderator Preisfindung
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Ich persönliche fände es auch spannender wenn er die Condor-Marvel TB und Alben aufbröseln würde, so wie in seinen beiden Spinne Büchern, aber er hat sich halt für Williams FV entschieden.
Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden! |
13.03.2017, 10:54 | #7 |
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FV ist auf jeden Fall sehr interessant. Einmal, wie Williams mit der Serie umgeht (inhaltlich und grafisch), zum anderen, wie sich die Serie überhaupt entwickelt hat. Ich denke, das ist eher untypisch, wobei Teams generell etwas anderen Regeln unterliegen als Einzelhelden. Aber ich hätte Lust, wenn die FV-Lektüre vorbei ist, nochmal zusammenzufassen, was mir an den großen Linien der Serie aufgefallen ist.
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14.03.2017, 17:02 | #8 | |||
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Die FV bleiben - trotz aller anderen Beiträge - weiter der Rote Faden in diesem Thema. Ich versuche immer, alle 1 - 1 1/2 Wochen ein Heft zu lesen, was schneller ist, als der damalige Erscheinungsrhythmus. Wenn die gelesen sind, sehen wir mal weiter.
Zitat:
Nun zu meinen aktuellen Errungenschaften in Sachen Comic: Hachette Monatslieferung März 2017 „Geht ja doch!“, habe ich laut gedacht, als mir am vergangenen Samstag vom DHL-Zusteller das kleine Paket mit den beiden Bänden dieses Monats in die Hand gedrückt wurde. Hatte die Verpackung doch tatsächlich die genauen Maße, die erforderlich sind, um die Bücher darin nicht hin und her rutschen zu lassen und keine Stauchungen entstehen. Warum man im Verlag auf diese revolutionäre Idee erst nach knapp 110 von 120 Ausgaben (also nach rund 5 Jahren) gekommen ist, entzieht sich allerdings meiner Logik … Classic X: Die Inhumans Inhalt: Thor 146-152 und Amazing Adventures 1–10 Autor & Zeichner: Jack Kirby, Stan Lee, Roy Thomas & Neal Adams Zitat:
und Ausgabe 79: Avengers vs. X-Men, Teil 2 Inhalt: Avengers vs. X-Men 5-8 und AVX Versus 3-4 Autor & Zeichner: Jason Aaron, Brian Michael Bendis, Ed Brubaker, Matt Fraction, Jonathan Hickman, Olivier Coipel, Adam Kubert & John Romita Jr Zitat:
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14.03.2017, 18:18 | #9 | |
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Zitat:
Zu dem "Inhumans"-Band: Ich find's gut, daß das durchgehend noch unveröffentlichtes Material, teils aus dem Silver Age, ist. Aber eine Marvel-Sternstunde ist das nicht. Erst sind die "Inhumans" Lückenfüller in "Thor", dann Teil eines Double Feature. Ich hatte den Eindruck, daß Jack Kirby in "Amazing Adventures" # 3 und 4 in Originalgröße gezeichnet hat. Kann das jemand bestätigen? Würde darauf hinweisen, daß die Redaktion der Serie selbst keine hohe Bedeutung beigemessen hat. Auch Neal Adams zeichnet (zwar toll, aber) längst nicht so aufwendig wie bei Avengers oder X-Men. Geändert von Peter L. Opmann (14.03.2017 um 18:25 Uhr) |
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15.03.2017, 07:30 | #10 |
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Auch ich habe eine Frage zu den Inhumans:
Der Hund Lockjaw hat bei Williams den Namen Schoßhündchen bekommen. Welcher tatsächlichen Übersetzung in die Deutsche Sprache würde Lockjaw entsprechen? Oder anders gefragt: Was hat Stan Lee, als er ihn sich ausdachte, mit diesem Namen aussagen wollen? Übersetzer helfen mir da nicht wirklich weiter. |
15.03.2017, 11:13 | #11 |
Moderator Preisfindung
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Tetanus oder Wundstarrkrampf macht nicht wirklich viel Sinn.
Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden! |
15.03.2017, 14:47 | #12 |
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Da gibt's ja auch noch den Begriff "Kiefersperre". Würde eher passen und ist wohl die direkteste Übersetzung.
Vielleicht ist "Lockjaw" aber auch einfach ein in USA gebräuchlicher Hundename. |
15.03.2017, 17:06 | #13 | ||
Moderatorin Internationale Comics
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Zitat:
Zitat:
Der wurde Schülern beigebracht, die an die Unis wollten, und auf Theaterschulen gelehrt. Deshalb wurde er auch "American theater standard" (Amerikanischer Theaterstandard) oder "American stage speech" (Amerikanische Bühnensprache) genannt. Gesprochen wurde der Dialekt von berühmten Vertretern der Goldenen Hollywood-Ära wie zum Beispiel Humphrey Bogart, Katherine Hepburn, Bette Davis, Cary Grant und (später von) Vincent Price. Wann wurden die FV von den Studenten entdeckt? Könnte zunächst nur ein Insidergag von Stan Lee gewesen sein, frei nach dem Motto: "Wenn ihr glaubt, ich bin euer Spielzeughündchen, zeige ich euch mal, was eine Harke ist!" Das liefert eine gute Basis für Wortspiele, Insidergags und andere Gemeinheiten gegen die lieben Kollegen beim Theater, beim Film oder Fernsehen, die von dem meisten sicher überlesen werden ... |
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15.03.2017, 17:27 | #14 |
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Klingt plausibel. Danke für die Hilfe.
Nur: Soviel ich weiß, ist der Lockjaw der Inhumans stumm (wie die meisten Hunde). |
15.03.2017, 18:03 | #15 | |
Moderatorin Internationale Comics
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Mein erster Gedanke war: Lee, Kirby und der Rest der Gang kamen doch eher aus den verrufenen Vierteln von NYC. Allein der Name wirkt auf mich wie ein Nasedrehen vor den Schnöseln aus den reichen Bezirken.
In der englischen Wikipedia gibt es einen Absatz über einen scheinbar sprechenden Lockjaw: Zitat:
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