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06.01.2017, 13:20 | #1 |
Moderator Sprechblase
Ort: Wien
Beiträge: 457
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Komm, Du und Eckart beisst selber ganz schön polemisch auf Rosenfeldt ein. Ich finde sein Statement außerdem recht sachlich. Nichts gegen fundierte Kritik, aber so wie das Buch hier mit Stumpf und Stil verdammt wird, hat es das einfach nicht verdient. Leben und Leben lassen!! Und nobody is perfect!!
An Eckart: Er hat nicht nur den Hegenbarth-Beitrag neu geschrieben, sondern laut seiner Aussage auch die Teile über Klaus Dill, Roland Kohlsaat und Manfred Schmidt sowie die deutsche Comic-Ära nach 1945, unter besonderer Berücksichtigung der damals in der DDR lebenden Künstler. Und jetzt hoffe ich, die Diskussion bald wieder beenden zu können, damit ich mich um meinem eigenen Kram zuwenden kann. – Ich will allerdings nicht, dass einfach auf jemanden eingedroschen und jeder winzige mögliche Schwachpunkt hochstilisiert wird. Ich weiß nicht genau, was Internet-Foren an sich haben, aber ich habe den Eindruck, dass sie Agressivität und Eitelkeit (oft hängt beides zusammen) fördern. Geändert von Gerhard Förster (06.01.2017 um 13:43 Uhr) |
06.01.2017, 14:26 | #2 |
Moderator sammlerforen
Ort: Köln-Bonn
Beiträge: 124.038
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Moment mal bitte, Herr Oberförster!
Dieses Forum hier fördert keine Agressivität und Eitelkeit! Wer sowas sucht und braucht, darf sich gerne im restlichen virtuellen Raum tollen. Bei uns bitte nicht! |
06.01.2017, 15:07 | #3 |
Mitglied
Ort: Franken
Beiträge: 713
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Hm, ich hatte mit meiner Bemerkung, dass mir das Buch nicht gefallen hat, hier keine hitzige Diskussion entfachen wollen. Eingedroschen wird aber doch auf niemanden. Ganz sachlich: jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Man darf das Buch doch toll finden. Umgekehrt darf ich als Käufer (25 Euro, nicht, wie in der SB geschrieben, 22,50 [nein, kein bedeutender Fehler], also 50 Mark in Echtgeld) doch konstatieren, dass ich enttäuscht war.
Um Belege zu finden, habe ich gestern Abend mein Exemplar nochmal durchgeblättert. Hier ein paar Fundstücke: die BASF wird nach Ludwigsburg gelegt (statt Ludwigshafen); Flash Gordon wird von Dan Berry gezeichnet (statt Dan Barry), Tarzan von Burne Hoggart (statt Burne Hogarth) und John Celado (statt Celardo), es wird von Marylin Monroe und James Steward (statt Marilyn und Stewart) geschrieben, Werner Keller ist 1080 gestorben,... Immer mal wieder falscher Fall und Druckfehler ("Hamburgö"). Für viele bin ich jetzt der Korinthenkacker, aber als Leser habe ich den Eindruck, dass hier sehr schludrig gearbeitet wurde (vom Autor oder vom Lektor oder vom Verleger, keine Ahnung, aber das ist mir als Käufer und Leser egal). Und dann geht es mir eben so: wenn mir bei Sachen, bei denen ich die Wahrheit kenne, Flüchtigkeitsfehler auffallen, stelle ich einfach automatisch auch den Rest unter Generalverdacht: stimmen denn die Geburtsdaten der Zeichner, oder sind da auch Tippfehler drin? Stimmen denn die Geburtsorte oder wurde da auch mal etwas verwechselt? Und schon traue ich den Informationen im Buch nicht mehr. Klar, mag ungerecht sein; vielleicht sind alle anderen Sachen im Buch tausendprozentig richtig, aber woher soll ich das wissen? (Natürlich kann man, wenn man ein bahnbrechendes Buch mit lauter neuen Fakten schreibt, auch mal Carl Barx schreiben. Aber das vorliegende Buch ist ja so etwas nicht, will es auch gar nicht sein, sondern eher ein Lexikon, das verstreut veröffentlichtes Wissen zusammensammelt.) Sachbücher brauchen Vertrauen in die Richtigkeit der Informationen, die dort enthalten sind, weil ich als Leser die ja nicht nachprüfen kann und will. Wenn man den Autor persönlich kennt (oder andere Veröffentlichungen von ihm), mag man dieses Vertrauen haben, weil man weiß, dass er etwas weiß. Wenn das aber nicht der Fall ist, kann man das Vertrauen nur durch das Buch selbst gewinnen; Schludrigkeit ist dann aber eher ein Hindernis dafür. Dann ein Zitat aus dem Bob-Heinz-Artikel: "Das Gros des (...) Werkes wartet noch fast 25 Jahre nach seinem Tod auf eine Wiederentdeckung". Heinz ist 1984 gestorben, "fast 25 Jahre" nach seinem Tod war Anfang 2009. Hier hatte ich zum ersten Mal den Verdacht, dass etwas wiederverwertet wurde. Dann ist mir aufgefallen, dass bei einigen zitierten URLs "Zugriff:XX.XX.2011" steht. Zugriff 2011, wenn das Buch Anfang 2016 erscheint? Ein paar der zitierten URLs gibt es daher auch gar nicht mehr (ich habe nur ein paar ausprobiert). Und: Im Vorwort steht übrigens keineswegs, dass Teile des Buches schon woanders veröffentlicht wurden. Erst dann habe ich im Internet gegoogelt und mir zusammengereimt, dass hier Teile evtl. in überarbeiteter Form wiederverwendet wurden. Das ist jetzt auch wieder Geschmackssache, manche finden nichts dabei, ich finde das unehrlich dem Käufer gegenüber. Weder der Verlag im Internet noch der Klappentext noch der Autor im Vorwort schreiben explizit, dass Teile des Textes schon woanders veröffentlicht wurden. Also zusammengefasst und von meiner Seite das letzte Wort dazu: wenn der Verlag deutlicher gemacht hätte, dass Teile des Buches schon veröffentlicht wurden, wenn vorab deutlicher gemacht worden wäre, dass es kaum Abbildungen gibt und wenn es ein funktionierendes Lektorat gegeben hätte, gäbe es von meiner Seite nicht viel auszusetzen. Aber so, wie es ist, ist das Buch für mich (!) keine 25 Euro wert. Damit will ich auf niemanden "eindreschen"; ein Verlag und, ja, auch ein Sachbuch-Autor müssen doch damit umgehen können, dass ein Käufer ein Buch nicht weiterempfehlen kann. Ich verstehe natürlich, dass jemand, der viel Arbeit und Zeit investiert hat, beleidigt ist, wenn er sich ungerecht kritisiert fühlt, das ist menschlich. Ich bin Mathematiker, und bei jedem Artikel, der mir von einem Referee um die Ohren gehauen wird, hege ich erst mal Rachegedanken, schlafe dann drüber und sehe doch wieder ein, dass jeder Leser eben das Recht hat, meine Sachen nicht gut zu finden. Geändert von Phantom (06.01.2017 um 15:18 Uhr) Grund: Tippvähler |
06.01.2017, 15:22 | #4 |
Operator 50er Jahre
Ort: Ahrensburg
Beiträge: 3.487
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Nun sehe ich mich doch genötigt einiges zum Buch anzumerken: Das Problem mit den fehlenden Abbildungen hat Reginald mir gegenüber mit dem Unwillen des Herausgebers – zu teuer! – schon erklärt. Aber ich finde, grade ein Sekundärwerk über abbildende Kunst sollte so viel und nicht so wenig wie möglich Bildbeispiele aufweisen.
Leider tummeln sich auch sachliche Fehler im Text, wobei ich mich nur beispielsweise auf Nickel und Kohlhoff, sowie Kellermann beschränke: Reginald verwechselt, wie leider viele Autoren, die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, kurz BPjS (heute sind es die Medien allgemein) mit der Freiwilligen Selbstkontrolle für Serienbilder (FSS). Die BPjS hatte ihre erste Sitzung am 9. Juli 1954 und indizierte dabei Hefte der Serien >>Jezab<< und >>Der Kleine Sheriff<<. Die BPjS darf nur auf Antrag von Antrag berechtigten Personen bzw. Organisationen deren Probleme mit den Comics überprüfen und gegebenenfalls das bereits gedruckte und im Verkauf befindliche Objekt verbieten. Vorbeugend in deren Veröffentlichungen eingreifen darf sie nicht. Dafür wurde am 23.3.1955 von den Verlegern die FSS gegründet. Diese haben durchaus Einfluss auf die Veröffentlichungspraxis (gehabt). Nur 2 Beispiele aus dem Hause Lehning: Bei der Serie >>Akim neue Abenteuer<< bemängelten diese die zu lange Haarpracht Akims, was Wäscher veranlasste, ihm einen Fassonschnitt zu verpassen. Auch störte sie das nichteheliche Zusammenleben Akims und Ritas im Baumhaus (trotz getrennter Schlafzimmer). Ist jetzt zwar ein wenig ausführlich geworden, aber zum Verständnis notwendig, auch weil viele der heute jüngeren Leser mit diesen Institutionen wohl nichts mehr anfangen können und deren Funktion also auch nicht kennen, bzw. begreifen (wie Reginald schon richtig in seinem Verteidigungsstatement weiter oben bemerkte). >>Testpilot Speedy<<, Seite 97, 1. Absatz: Die Bundesprüfstelle soll laut Text das „brutale Vorgehen der Dakuto-Staaten nach über 20 Heften beanstandet haben“. Die Aufgaben der Bundesprüfstelle siehe oben. Wenn überhaupt am Inhalt jemand etwas beanstandet hatte, kann es nur die FSS gewesen sein, wie der Brief von Gerstmayer, weiter unten auf der Seite abgedruckt, beweist. Dto, Seite 99: Auch hier „erregten die authentischen (amerikanisierten) Dialoge sehr schnell die Aufmerksamkeit der Bundesprüfstelle …“. Wenn, nur der FSS. >>Hot Jerry<< und>>Robinson<< Seite 148, 1. Absatz: „Nickels sorgfältige Gestaltung rettete das Heft (Nummer 8) aber nicht vor einer Indizierung durch die gerade gegründete Bundesprüfstelle, die es zusammen mit >>Robinson<< Nr. 7 und >>Hot Jerry<< Nr. 2 auf die Liste der verbotenen Comics setzten“. Kein Heft der Serie >>Robinson<< noch von >>Hot Jerry<< kam je auf diese Liste (es sei denn nach dem Mai 1989, denn soweit reicht mein kompletter Index des Gesamtverzeichnis´der BPjS). Der >>Robinson<< von Kohlhoff war allerdings u. a. sehr wohl als >>Musterbeispiel<< für die sittliche und moralische Gefährdung der deutschen Jugend durch die Comics herangezogen worden. Seite 150, >>Robinson<<, 3. Absatz: zum wiederholten Male wird die BPjS statt der FSS genannt. Soweit einige Textbeispiele, die nicht unbedeutende Fehler aufzeigen. Zudem möchte ich in eigener Sache etwas zum Buch bemerken: Zu den hier genannten Serien habe ich schon einige eigene Texte beigesteuert, zu Kohlhoff, Robinson und vor allem zu Nickel. Ich wage auch zu behaupten, zu Nickel sogar grundlegendes und zur Serie >>Robinson<< erst recht. Es hat mich da schon ein wenig verwundert, dass diese Beiträge mit keinem Wort erwähnt wurden. Lediglich zu den Anmerkungen bei Kohlhoff finden sich zwei Punkte!? |
06.01.2017, 20:57 | #5 |
Moderator ICOM
Beiträge: 3.005
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Ich kenn jetzt nicht den Brief von Gerstmayer, aber natürlich kann die BPjS (BPjM) den Inhalt einer Publikation beanstanden. Das ist ja genau ihre Aufgabe. Und vermutlich werden nicht nur Indizierungen ausführlich begründet, sondern auch abgelehnte Anträge. Das heißt, auch dort kann der Inhalt kritisiert werden, wenn auch ohne rechtliche Konsequenzen.
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06.01.2017, 22:49 | #6 | |
Operator 50er Jahre
Ort: Ahrensburg
Beiträge: 3.487
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Zitat:
@Mick: natürlich begründete die Bundesprüfstelle ihre Entscheidungen schriftlich. Aber das geschah nicht plötzlich und nicht anonym, die Verleger bekamen Gelegenheit, sich persönlich den Anschuldigungen zu stellen und ihre Argumente und Sichtweisen vorzutragen. Und selbstverständlich soll es auch vorgekommen sein, das die BPjS den Beschwerden der Sittenwächter nicht nachgaben. Was ich damit sagen will: die Mitarbeiter der BPjS schnüffelten nicht selbst in Comics - und anderen Publikationen - herum und suchten nach unsittlichen und brutalen Inhalten. |
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07.01.2017, 11:58 | #7 | |
Moderatorin Internationale Comics
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Zitat:
Ich empfinde Rosenfeldts Darstellung als ungeschickt. Die Verwechslung hätte sich durch ein (sic!) des Zitierenden optisch vom Autor markieren lassen. Ich hatte Rosenfeldt für erfahrener gehalten. Eigentlich ist das ein typischer Fehler von Schreibanfängern ... Ich hätte beim Korrekturlesen nachgeprüft oder nachgefragt: Was denn nun, FSS oder BPjM? Beides zusammen geht nicht. Außerdem habe ich in Buchhandlungen junge Studierende erlebt, die nur Werke aus den letzten beiden Jahren gelten ließen. Jede andere Forschungsliteratur war in deren Augen veraltet. Geändert von Servalan (07.01.2017 um 12:06 Uhr) |
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07.01.2017, 13:11 | #8 |
Mitglied
Beiträge: 4.983
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07.01.2017, 14:30 | #9 | |
Moderator Deutsche Comicforschung
Ort: Leipzig
Beiträge: 2.718
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Zitat:
eckrt |
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07.01.2017, 17:40 | #10 |
Operator 50er Jahre
Ort: Ahrensburg
Beiträge: 3.487
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Wer hat und hat überhaupt jemand Korrektur gelesen, im Impressum steht außer Christian Bachmann überhaupt kein Name. Und falls doch jemand sein Auge darüber geworfen hätte, ist es fraglich, wie weit der-/diejenige Ahnung hat und entsprechende Fragen stellen kann.
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06.01.2017, 21:13 | #11 | |
Mitglied
Ort: Hamburg
Beiträge: 4.669
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Zitat:
Inhaltlich hatte ich übrigens überhaupt nichts zum Buch gesagt, da das andere deutlich besser beurteilen können. Die aufgeführten Kritikpunkte erscheinen mir allerdings valide und werden durch die ausführlichen Beiträge von Phantom und Detlef Lorenz ja auch bestätigt und untermauert. Das waren ja nun wirklich sachlich vorgetragene Mängel, zu denen eine Stellungnahme interessant wäre. Grundsätzlich wird auch hier im Forum die oft mühselige und nur wenig gewürdigte Arbeit zu Comic-Sekundärliteratur immer begrüßt und anerkannt. Wenn sich aber jemand diese Arbeit erstens mit Recycling sehr einfach macht und zudem auch noch schludrig-nachlässig arbeitet, müsste doch gerade Dich als bekennenden "Perfektionisten" das eigentlich auch ärgern? |
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06.01.2017, 22:28 | #12 | |
Moderator Sprechblase
Ort: Wien
Beiträge: 457
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Phantom und Detlef Lorenz: Gegen eine in solcher Art vorgetragene sachliche Kritik hab ich null einzuwenden, ganz im Gegenteil, ich finde sie sogar wichtig!! Nur aus meiner Sicht waren die Kritiker davor nicht so sachlich, ICH hab es jedenfalls als ein Eindreschen empfunden!
Der Hauptkritikpunkt der ersten Kritiker war, dass Rosenfeldt nicht deklarierte, dass die Artikel zuvor schon woanders erschienen sind. Abgesehen davon, dass ich das als eine lässliche Sünde empfinde, weil die Erstveröffentlichung im „Lexikon der Comics“ keine große Verbreitung fand und zudem in so manchem Artikel der in der Comicszene erscheint, frühere Veröffentlichungen auch nicht erwähnt werden, wird im Vorwort die frühere Erscheinung im „Lexikon der Comics“ sehr wohl thematisiert (Seite 8-9) – dies allerdings auf eine etwas unklare Weise. Es geht auf jeden Fall um Rosenfeldts Zusammenarbeit mit Rene Mounajed an den Lebensläufen der Zeichner. Da Mounajed nicht als Co-Autor des Buches genannt wird, kann damit nur die Arbeit am Lexikon gemeint sein, wo beide Autoren genannt werden! Und dann ist noch zu sagen, dass – laut Rosenfeldt – fünf Artikel eigens für das Buch verfasst wurden und er die anderen überarbeitete und aktualisierte. Wie ich schon früher in einem Posting schrieb, ging es mir nicht um den Inhalt des Buches, sondern um die Art und Weise wie Rosenfeldt kritisiert wurde! Was den Inhalt des Buches betrifft, so kann ich nicht allzu viel sagen, da ich ihn zu wenig kenne. Ich hatte vor, das Buch gründlich zu lesen, aber mir fehlte bis jetzt einfach die Zeit. Streckenweise war ich auch von dem ewigen Comicthema so vereinnahmt, dass ich mich dringend mit etwas anderem beschäftigen musste und dann lieber den Spiegel las oder eine Doku im TV ansah. Zitat:
Aber Burschen, ich will mich nicht mit Euch streiten, hab auch viel zu viel um die Ohren! Ich, in all meiner Subjektivität, hab eben die Kritik von manchen als ein Eindreschen und Aufbauschen von Kleinigkeiten empfunden, die Kritik von anderen wiederum als sachlich, präzise und abwägend (ein wichtiges Kriterium!). Darauf wollte ich hinweisen, das ist alles. Wenn Ihr das anders seht, ist es auch okay! Geändert von Gerhard Förster (06.01.2017 um 22:42 Uhr) |
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