19.04.2016, 21:28 | #201 |
Mitglied
Ort: Otter Creek Ranch
Beiträge: 716
|
Was die letzten 6 Seiten hier eigentlich mit meinem Ursprungsthema zu tun haben möchte ich mal wissen.
Das allermeiste was hier dann besprochen wurde kenn ich überhaupt nicht und will ich auch nicht kennen. Hab besseres zu tun. Aber ist auch schon egal wenn ich mal wieder etwas mehr Zeit habe werde ich vielleicht mal ein neues Thema eröffnen wo ich meine Ziele etwas mehr erklären werde. Bis dann. |
19.04.2016, 23:31 | #202 |
Mitglied
Ort: Hessen
Beiträge: 5.608
|
Hat mich früher auch geärgert, daß andere leute ganz andere Filme gucken und gut finden als ich. Das wird aber wohl immer so sein.
So funktioniert aber auch das Forum: Man erfährt manches, was man vielleicht ursprünglich gar nicht wissen wollte. |
02.05.2016, 13:05 | #203 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Bevor ich mir eine DVD-Box ins Haus hole, möchte ich gern einige Episoden sehen, damit ich mir mein eigenes Urteil bilden kann. Gute Empfehlungen machen mich natürlich neugierig.
In den 80er Jahren gab es mal die Dachmarke "Fernsehmuseum" im Dritten - soweit ich mich erinnere, wurden die Serien am späten Samstag nachmittag gesendet. Mittlerweile werden diese Klassiker aber unter der Woche in die tiefste Nacht abgeschoben: bestenfalls ab 22.00 oder 23.00, meist jedoch erst ab Mitternacht. Auf Dauer ist mir das zu anstrengend ... An so einem Platz läuft Graf Yoster gibt sich die Ehre. Lohnt die sich zum Neuentdecken? Oder hat die Staub angesetzt? Geändert von Servalan (02.05.2016 um 13:48 Uhr) |
02.05.2016, 13:35 | #204 |
Mitglied
Ort: Stuttgart
Beiträge: 334
|
Jede Serie die fast 50ig Jahre alt ist hat Staub angesetzt.
Aber mache Fans lieben diesen Staub. Graf Joster habe ich alls Kind geliebt, aber jetzt schaut man mehr auf die Handlung und das Zeitkolorit. Die Fälle die sich der Graf annimmt sind ja so harmlos. Ist hat mal eine Vorabend-Serie gewesen. Die beiden Hauptdarsteller sind immer noch sehenswert. Lukas Ammann als Graf Yoster und Wolfgang Völz als Johann. Einfach ein Dreamteam ! |
03.05.2016, 11:41 | #205 |
Mott (viel zu früh verstorben)
Ort: Tief im Westen
Beiträge: 7.328
|
Ich habe ein paar Folgen bei Youtube gesehen. Die beiden Hauptdarsteller sind über jeden Zweifel erhaben, aber insgesamt war es nicht so meins. Ich mag zwar durchaus Krimis mit Humoreinlagen (aus der damaligen Zeit z.B. "F. J. Wanninger"), aber bei "Yoster" lag der Fokus deutlich mehr bei Komödie als bei Krimi, wenn ich mich richtig erinnere. Für mich dann lieber reine Krimis oder reine Komödien, aber ist halt alles Geschmackssache.
|
03.05.2016, 13:27 | #206 |
Master of Desaster
Ort: NRW
Beiträge: 7.013
|
Das ging mir bei "Percy Stuart" ähnlich. Als Kind/Jugendlicher fand ich die Serie damals sowas von toll. Und jetzt habe ich schon nach den ersten drei Folgen das Handtuch geworfen. Was für ein "Schmonz"
|
03.05.2016, 22:04 | #207 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Wein wird in der Regel zu Essig, manche Lagen werden hingegen zu edlen Tropfen.
Die besten Werke sind fast zeitlos. Meiner Ansicht nach trifft das auf jedes Medium zu. Wenn das seltene Kunststück gelingt, dann werden auch die Nachgeborenen zu Fans, die zuerst nur durch Hörensagen davon erfahren haben. Ich bin mir sicher, daß noch heute Jugendliche durch irgendwelche Schnipsel in Social Media Emma Peel, Cathy Gale und Mr. Steed für sich entdecken können. Auf Danger Man trifft das mit dem Staub wohl zu, aber Nummer 6 im walisischen Portmeirion schlägt vermutlich den einen oder anderen in den Bann ... |
04.06.2016, 15:14 | #208 | |
Moderatorin Internationale Comics
|
Zitat:
Heute läuft wieder Kressin stoppt den Nordexpress, aus vielen Gründen einer meiner Lieblings-Tatorte: - Mit 75 Minuten hat er eine klassische B-Film-Länge und wurde nicht künstlich auf die üblichen 90 Minuten gestreckt und verwässert. - Außerdem spielt er im Ausland, also Schweden und Dänemark ... - ... und in einem Zug. - Das Beste ist aber die Kombination aus mehreren kleinen Geschichten, die wie Zahnräder ineinander greifen und sich so gegenseitig beschleunigen. Mir gefällt an den frühen Serien, daß sie nicht zu Tode formatiert sind. Ich habe mich gewundert, wie wenig Episoden Stahlnetz hat, die sind aber extrem abwechslungsreich. Da konnte das Publikum überrascht werden. Geändert von Servalan (19.06.2016 um 11:50 Uhr) |
|
09.06.2016, 15:22 | #209 | |
Moderatorin Internationale Comics
|
Zu den Helden meiner Kindheit zählt Rainer Erler.
Ich finde er wird heute noch unterschätzt und bekommt nicht die ihm gebührende Anerkennung. Von daher ich stimme ich Torsten Dewi (Wortvogel) zu, der ebenfalls eine Dokumentation über diesen Visionär vermißt: Zitat:
Wahrscheinlich war ich zu jung, um alles mitzukriegen. Aber bis ich die Serie wiedergesehen hatte, war ich überzeugt, ich hätte nur die Teile 1 ("Das Genie") und 4 ("Unsterblichkeit") sehen dürfen. Die beiden Teile müssen mich beeindruckt haben, weil mir einige Bilder nicht aus dem Kopf gegangen sind: Die Paranoia der Unsterblichen vor tödlichen Viren oder Unfällen, die sich wie Howard Hughes vor der Umwelt verschanzen ... Nein, ich muß damals alle Teile gesehen haben. Allerdings bin ich zu sehr in den Bann der einzelnen Folgen geraten. Daß sie eine Einheit bilden und eher untergründig verzopft sind, habe ich erst gespürt, als ich sie in einem Rutsch genossen habe. Geändert von Servalan (21.07.2016 um 17:08 Uhr) |
|
09.06.2016, 16:59 | #210 |
Mitglied
Ort: Hessen
Beiträge: 5.608
|
Ich kann mich an einen Film von Rainer Erler erinnern, der großen Eindruck auf mich gemacht hat: "Fleisch".
Ich habe ihn als 14-Jähriger im Fernsehen gesehen; auch die Hauptdarstellerin Jutta Speidel hat mich stark beeindruckt. Seitdem hat sich der Name Rainer Erler in mein Gedächtnis gebrannt; ich kann mich aber an keinen anderen Erler-Film richtig erinnern. Und ich mußte jetzt auch bei wikipedia nachschauen, um wieder zu wissen, daß es um kriminellen Organhandel ging. Ich war dann später auch nicht mehr so empfänglich für Verschwörungstheorien. |
09.06.2016, 19:36 | #211 |
Mitglied
Ort: Hamburg
Beiträge: 4.669
|
Ein weiterer guter Film von Rainer Erler ist "Operation Ganymed",
stark besetzt mit Horst Frank, Jürgen Prochnow, Uwe Friedrichsen und Dieter Laser. Dieter Laser gehörte auch zum Team des "Blauen Palais" und war zu Gast in unserer Kino-Sendung auf Massengeschmack.TV. http://massengeschmack.tv/play/ptv-61 Über die Rainer Erler-Filme sprechen wir ab ca. Minute 27. |
10.06.2016, 08:32 | #212 |
Operator und Barks/Murry Spezialist
Beiträge: 2.623
|
Erler kann auch lustig. In einem Frühwerk für die ARD ("Die Kuh" - 30 Minuten - 1963) streiten zwei "Experten", ob eine Kuh zuerst mit den Vorderbeinen oder
den Hinterbeinen aufsteht. Bei der Streiterei verpassen sie jedesmal hinzuschauen, da steht die Kuh schon... Barks Index Murry Index Bussi Bär Gerüchte werden von Neidern erfunden, von Dummen verbreitet und von Idioten geglaubt! |
10.06.2016, 10:52 | #213 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Durch diesen Umstand ergibt sich der Effekt, daß einige hier wohl sein humoristisches Frühwerk kennen, ohne es mit der Person Rainer Erler in Beziehung zu bringen.
Ein gutes Beispiel dürfte der Fernsehfilm Orden für die Wunderkinder (Bavaria für WDR 1963 sein), den etliche wohl schon mal gesehen haben: Da werden werden im Wirtschaftswunderland Bundesverdienstkreuze an Heiratsschwindler verliehen. Die Musik dazu stammt übrigens von Eugen Thomass, der gut 30 Jahre lang zahlreiche Titelmelodien zu Filmen und Serien beigesteuert hat. |
11.06.2016, 16:30 | #214 | |
Moderatorin Internationale Comics
|
Zitat:
Das lag wahrscheinlich am Sendeplatz, und der Vorläufer- / Nachfolgerserie Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl, bei der ich sehnsüchtig auf die nächste Staffel gefiebert habe. Allgemein wird der provinzielle Mief ja den Ossis vorgeworfen, die hinter der Mauer versauern mußten und erst im Rentenalter freier reisen durften. Aber bei uns war Schmalhans Küchenmeister, obwohl meine Eltern beide arbeiteten, und der Radius der Reisen war arg begrenzt. Mehr als Schwarzwald im Süden (mit Spritztouren nach Straßburg und in die Schweiz) und Dänemark (Limfjord und Gilleleje bei Kopenhagen) war nicht drin. Zusätzlich hakte es noch an weiteren Dingen: Besonders aufgeschlossen waren meine Eltern nicht. Straßburg fanden sie fürchterlich verwahrlost, und als mein Vater mal als Mitarbeiter des Jahres eine Reise nach New York City gewonnen hatte (Ende der 80er Jahre), machte er keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen die Hochburg des Verbrechens. Mir gefiel Dieter Lasers Weltreise vor der Kamera, obwohl ich Roald Dahls Geschichten wesentlich lieber mochte. Geändert von Servalan (12.06.2016 um 17:20 Uhr) |
|
20.07.2016, 20:14 | #215 |
Mitglied
Ort: Hessen
Beiträge: 5.608
|
Zu meinem Post 40:
Inzwischen habe ich "Paycheck" von John Woo als DVD antiquarisch gefunden - bloß noch nicht angesehen. Insofern hat sich die Sache erledigt. Falls jemand doch noch "Payback", das Gefängnisdrama, haben will, kann er sich natürlich gern an mich wenden. Anmerkung: Hab' mir gerade die Featurette zu dem Film angesehen. Am Anfang sagt John Woo, er habe sich Alfred Hitchcock und "Der unsichtbare Dritte" zum Vorbild genommen. Das hat mich ziemlich neugierig gemacht. Am Ende geht es aber nur noch um die beweglichen Kameras, die er verwendet (pro Szene mindestens drei gleichzeitig), und die Überwältigung durch Special Effects. Das hat mich wieder deutlich skeptischer gemacht. Aber ich schau' mir "Paycheck" demnächst mal an. Übrigens: Haben wir hier schon mal über "Der unsichtbare Dritte" ("North by Northwest", 1959) gesprochen? Ein unglaublicher Film! Witzigerweise wird "North by Northwest" heute, 21. Juli, im Rahmen der Serie "Reisen im Film" im Münchner Filmmuseum gezeigt (20 Uhr). Süddeutsche Zeitung: "Der virtuose Nostalgiethriller hat bis heute nichts von seiner Wirkung verloren." Geändert von Peter L. Opmann (21.07.2016 um 07:47 Uhr) |
21.07.2016, 14:23 | #216 |
Mitglied
Beiträge: 406
|
Schon in "Mission: Impossible 2" hatte John Woo sich bei Hitchcock bedient: Nämlich bei "Berüchtigt", für das Dreiecksgeflecht Hunt/Nyah/Ambrose. Mit miserablem Ergebnis, denn aus der komplexen psychologischen Tiefe des Dreiecks Devlin/Alicia/Sebastian wurde bei Woo triviale Oberflächlichkeit.
|
21.07.2016, 17:20 | #217 | |
Moderatorin Internationale Comics
|
Zitat:
Kann es sein, daß die Qualitäten der Old School lange Zeit als Schlampereien und Schludereien wahrgenommen worden sind? Die Qualitäten lagen eben nicht in leicht kopierbaren Standbildern, sondern im Film selbst: Kino der Blicke, die Inszenierung der Räume, viele Details, die erst beim zweiten oder dritten Sehen ins Auge fallen ... Hitch war ein Meister in solchen Dingen. In der Hinsicht sind Fähigkeiten und Kenntnisse verloren gegangen - aber die will heute niemand mehr bezahlen. Geändert von Servalan (21.07.2016 um 20:09 Uhr) |
|
21.07.2016, 19:03 | #218 |
Mitglied
Ort: Hessen
Beiträge: 5.608
|
Naja, ich will mir "Paycheck" erstmal ansehen, bevor ich über John Woo herziehe.
Man kann wohl auch feststellen: Hätte Hitchcock die Special Effects zur Verfügung gehabt, die es heute gibt, dann hätte er sie sicher auch eingesetzt. Aber es gab sie 1959 nicht, und so mußte sich Hitchcock vermutlich anstrengen, um auch so Spannung zu erzeugen. Aber das hat er immer wieder geschafft. Und er hat sich im Gegensatz zu vielen Regiekollegen auch immer wieder etwas Neues einfallen lassen - deshalb gilt er in Frankreich auch als "Auteur", obwohl er lediglich Genrekino machte. "Der unsichtbare Dritte" hatte ein exzellentes Drehbuch; die Geschichte funktioniert für sich und nicht nur durch Technikeinsatz. Cary Grant, Eva Marie Saint und James Mason spielen super; ich möchte beinahe behaupten, solche Schauspielerleistungen gibt es heute kaum mehr; und Hitchcock findet immer wieder die Bilder, die die Story unvergeßlich machen - der Flugzeugangriff in der Wüste, das Versteckspiel in diesem seltsamen Bungalow am Meer, die Kraxelei am Mount Rushmore etc. Also: Hitchcock war damals besser als der Durchschnitt, vermutlich weil er nicht sagte: Ist ja nur ein dummer Krimi. Und er gab sich Mühe, all das noch nicht mögliche Super-Illusionistische durch seine Regiearbeit auszugleichen. Ich melde mich wieder, wenn ich "Paycheck" gesehen habe. |
21.07.2016, 20:20 | #219 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Eher saßen Hitchcock die Studiobosse im Nacken. Wer über der Kunst die Kohle vergißt, endet dann so wie Erich von Stroheim oder Orson Welles. Die haben irgendwann kein Bein mehr auf den Boden bekommen, obwohl sie gute Ideen hatten. Weil die sich in Filmprojekten festbeißen konnten, achteten sie nicht auf die Kosten.
Hitchcock hingegen paßte auf, die Studiobosse nicht zu enttäuschen - und zog sein Ding trotzdem durch. Er wußte, was er wollte, und holte das Äußerste aus den technischen Mitteln heraus. Was er sich zum Beispiel bei seiner Fernsehserie Alfred Hitchcock presents an Tricks und Kniffen angeeignet hatte, setzte er bei Psycho ein. P.S.: John Woo hat schon Klasse, aber Hitchcocks Quote an filmgeschichtlichen Klassikern im Gesamtwerk ist eben eine Klasse für sich. |
21.07.2016, 21:42 | #220 |
Mitglied
Ort: Hamburg
Beiträge: 4.669
|
Da ist was dran. Der (insgesamt nur so mittel gelungene) Film "Hitchcock" mit Anthony Hopkins in der Rolle des Meisters zeigt genau diese Phase, als nach dem großen Erfolg von "Der unsichtbare Dritte" das Studio gerne bitte genau noch so einen "schönen" Film haben wollte. Hitchcock kam dann jedoch mit dem verstörenden "Psycho" an und musste sowohl mit dem eigenen Studio, als natürlich auch mit der Zensurbehörde hart um sein Wunschprojekt kämpfen.
http://www.imdb.com/title/tt0975645/?ref_=fn_al_tt_1 |
22.07.2016, 11:35 | #221 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Eben.
Daß Hitchcock ein Knuddelbär für den Ponyhof oder den Kindergeburtstag gewesen wäre, habe ich nie behauptet. Und Meinungsverschiedenheiten, Konstroversen und der eine oder andere Clinch gehören zum Geschäft. Wenn möglich, hat Hitchcock seine Spielräume ausgereizt und alles aus Schauspielern, Stab und Technik herausgeholt, was möglich war. Frisch in Hollywood hat er in den 30ern und 40ern einige Kröten schlucken müssen. Ich verstehe ihn sehr gut, wenn er etwas gefordert hat, solange er in der Pool Position gewesen ist. Wann denn sonst? Außerdem hatte sich die Medienlandschaft geändert: Hätte ihn in den 30er Jahren jemand vor die Tür gesetzt, wäre es finster gewesen. In den 60er Jahren war Hollywood selbst auf dem absteigenden Ast. Coppola beschreibt das Studiosystem als Haufen alter Männer, die denselben Film immer wieder drehen und darüber das junge Publikum verloren haben. Jetzt gab es das Fernsehen, und Hitchcock war beileibe nicht der einzige, der nach England übergsiedelt ist, um sein Spätwerk zu drehen. Vergiß nicht: Hitchcock hat sich selbst zum Markenzeichen stilisiert. Auf der künstlerischen Schiene war er ziemlich gewieft. |
22.07.2016, 15:56 | #222 |
Master of Desaster
Ort: NRW
Beiträge: 7.013
|
|
22.07.2016, 19:41 | #223 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Neben Hitchcock durften sich noch andere diesen dummen Spruch anhören.
Die Doku über die Anfänge von American Zoetrope* zeigt deutlich, wie beide Seiten die Nasen übereinander gerümpft haben. Den Filmemachern standen im Studiosystem Managern von Procter & Gamble gegenüber, die schlicht keine Ahnung vom Film hatten. Der Konzern war ein Gemischtwarenladen. Das Studio wollte so etwas wie Easy Rider haben, einen billig gedrehten Film, der Umsatz macht. Klar, daß die abendfüllende Version von THX 1138 diese Erwartungen nicht erfüllte. Jede Änderung wäre Bullshit gewesen, das war schlicht und einfach Bullying in einem Machtspiel - mit Kunst hatte das nüscht zu tun. Aber was Coppola und seine Mitstreiter sonst noch im Angebot hatten, das wurde kaum mit Begeisterung aufgenommen. Und da haben die letzten Jahrzehnte gezeigt, daß die Studiogewaltigen häufig danebenlagen. Wenn die mit all den "Verbesserungen" durchgekommen wären, dann zweifle ich, daß The Godfather zu einem der Klassiker des New Hollywood geworden wäre. *Zum Beispiel als Bonus auf der THX 1138-DVD-Box. |
22.07.2016, 23:07 | #224 |
Mitglied
Ort: Hessen
Beiträge: 5.608
|
Diese Einschätzung verstehe ich nicht. New Hollywood hat mit vielen Regeln des alten Studiosystems gebrochen. Was mir immer zuerst einfällt, ist Arthur Penns Weigerung, einen Schuss auf einen Menschen nur mit einem Schnitt zu inszenieren. In "Bonnie und Clyde" zeigte er stattdessen, wie Kugeln in einen Körper einschlagen. Das hat dem Kino erstmal einen Schub an Brutalität gebracht. Es war aber auch eine realistischere Herangehensweise an die Wirklichkeit. Die alte Hollywoodregel war danach erledigt. Die neuen Regisseure - man kann dabei etwa auch an John Cassavetes denken - haben aber insgesamt einen neuen, frischen Blick auf ihre Genres gewonnen. Sie haben definitiv das Kino verändert.
|
23.07.2016, 11:12 | #225 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Die Studiobosse hatten ähnliche Ansprüche wie Til Schweiger: weniger Gesabbel, mehr Action. Die historischen Kostüme und Requisiten der Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sie sich am liebsten auch gespart, der Film hätte dann in den 70ern gespielt.
Außerdem war denen der Film viel zu lang. Wahrscheinlich schwebte denen so etwas vor wie Scorseses GoodFellas, aber Mafiafilme galten als trashige B-Filme für das Mitternachtskino. Insofern bedeutet The Godfather für das Mobster-Genre, was George Lucas' Star Wars später für den Science-Fiction-Film bedeutete. Beide haben ein Genre aus der Schmuddelecke geholt und für die A-Kategorie der Stars geöffnet. Das Material auf der DVD-Box spricht Bände. |
|
|
|