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Alt 01.12.2015, 15:47   #1  
Servalan
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Standard Do-It-Yourself: Den eigenen Verlag gründen

Wer sein eigenes Ding unter Kontrolle behalten will und bestimmte Vorstellungen hat, wie das fertige Buch aussehen soll, kann mittlerweile alles selbst machen. Inzwischen hat der Eigenverlag, Selbstverlag bzw. das Self-publishing den Ruch verloren, ein skurriles Hobby für hoffnungslose Dilettanten und Amateure zu sein, die bestenfalls mitleidig belächelt werden. Allerdings werden dann auch professionelle Standards verlangt.

Wolfgang Tischer bietet beispielsweise regelmäßige Seminare zu dem Thema an.
http://www.literaturcafe.de/e-book-seminar-stuttgart/

Irgendwie muß das Buch in die Hände des Publikums gelangen. Konkrete Tipps und Ratschläge sind wesentlich hilfreicher als die hippen Plastikwörter des Marketing-Sprech. Der Weg zum eigenen Verlag führt deshalb über mehrere Stationen und verlangt etliche Qualitäten jenseits des Schreibens, die andernfalls von Agenturen und Verlagen eingebracht werden. Etliche Teile sind gesetzlich und vertraglich geregelt.

Zunächst sollte kalkuliert werden, ob sich der Aufwand für das geplante Manuskript überhaupt lohnt. Diverse Seiten erläutern die einzelnen Schritte und helfen bei der Kalkulation:
  • Börsenverein des deutschen Buchhandels: Verlagsgründung mit Linkliste zum Download (Link)
  • Heike Thormann: In 10 Schritten einen Selbstverlag gründen (12. Oktober 2012)
  • Handelskammer Hamburg: Existenzgründung und Unternehmensförderung. Gründung eines Verlages (HK Hamburg)
  • Charlotte Schmidt (Haus der Literatur): "Kapitel 4 - Selbstverlag: Von Nutzen und Nachteil des eigenen Unternehmens", aus: Wissen kompakt für Autoren: Verlagssuche. Alles, was Sie zum Thema Schreiben und Veröffentlichen wissen müssen (2007)
  • Buchwerft: Wissen für Selbstverleger: Wie gründe ich meinen eigenen Verlag? (26. März 2014)

Einfach schnell geht das nicht.
Sehr wahrscheinlich dauert der gesamte Prozeß fast so lange (oder länger) wie die Suche nach einer Agentur und/oder einem Verlag, bei dem beide Parteien zufrieden und glücklich sind.
Wer hier pfuscht, landet unsanft auf dem Boden der Tatsachen.

Nach solch einem Seminar werden die Illusionen verflogen sein. Und wer sich danach entscheidet, von solch einem Unternehmen die Finger zu lassen, wird den Anteil der übrigen Helfershelfer im Buchhandel (Agentur, Verlag, Lektorat, Grossist und Buchhandel) am Erfolg des Werks besser zu schätzen wissen.
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Alt 13.12.2015, 15:32   #2  
Servalan
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Standard Klein, aber fein: Zines

Bei all der Begeisterung für die (neuen ?) digitalen Formate darf eines nicht übersehen werden: Technisch beschränkt sich der Handel auf einen höchst individualisierten Zugang (Access), also muß das Publikum das Buch ausdrücklich anfordern. Und selbst dann besteht die Gefahr, daß der Vertriebspartner plötzlich den Access unterbindet und die Datei löscht.
Als Amazon 2009 ohne Vorwarnung George Orwells 1984 vom Kindle löschte, rauschte es im Blätterwald und Jeff Bezos mußte sich entschuldigen.

Durch diese rechtliche Zwangslage, bei der das Publikum noch nicht einmal Sicherheitskopien für den eigenen Gebrauch anfertigen darf, verlieren vor allem nicht-etablierte Autorinnen und Autoren klassische Möglichkeiten, bekannt zu werden:
Verliehene Bücher kommen in den seltensten Fällen zurück.
Außerdem können Exemplare verschenkt, gespendet, vererbt oder irgendwo vergessen werden (Buchtauschringe).
Für eBooks gibt es bestenfalls eine Art lebenslanges Leasing.

Im angelsächsischen Bereich floriert eine bunte Zine-Kultur: Lose erscheinende Zeitschriften, Künstlerbücher und Magazine in winziger Auflage bilden einen Grauen Markt, teilweise unter dem Radar des etablierten Marktes. Ein Privatdruck kann so als Visitenkarte fungieren und zum Beispiel anderen Leuten in der Literaturbranche zeigen, daß jemand sein Handwerk versteht. Wenn das Konzept überzeugt, findet sich womöglich ein Mäzen oder Sponsor.

Beiträge für Zines lassen sich innerhalb einer Community tauschen, so daß ein weiteres Erscheinen gesichert werden kann. Zu den unschlagbaren Vorteilen der marginalen Werke gehört der Papiercharakter: sie können signiert werden, zum Beispiel bei Lesungen oder Workshops. Wenn eine Gruppe gemeinsam eines oder mehrere Zines hergestellt, kann das Ereignis für ein Event genutzt werden und als kleines Festival oder im Beiprogramm einer größeren Veranstaltung (wie zum Beispiel Ladyfest oder Konzerte) eine Bühne bieten.

Wer Englisch kann, findet etliche Ratgeber für diese kleine Nische:
  • Aimee Cliff: "How To Make A Zine For The Internet Age", in: The Fader (2015)
  • Patrick Ilagan: "7 Reasons Why You Should Make A Zine", in: ucreative (2015)
  • Emma Dajska: "How to Make a Zine. Zine-making isn’t about rules or knowledge; it’s about freedom and POWER", in: RookieMag (2012)
  • Corinna Kirsch: "What You Need to Know about Comics and Zine Self-Publishing", in: The L Magazine (2012)
  • ZineWiki: http://zinewiki.com/Zine
Siehe auch:
  • Jens Neumann (Hg.): Fanzines. Wissenschaftliche Betrachtungen zum Thema, Ventil Verlag 1997
  • Jens Neumann (Hg.): Fanzines 2. Noch wissenschaftlichere Betrachtungen zum Medium der Subkulturen, Ventil Verlag 1999
Wenn alles geklappt hat, können sich Zines wie (gutartige) Viren verbreiten.
Viel Spaß!
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Alt 13.12.2015, 16:12   #3  
Peter L. Opmann
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Hatten wir hier schon das Thema "Heftromane" (also "Groschenromane")? Ich bin vor ein paar Tagen mit dem Thema unversehens in Berührung gekommen (nicht zum ersten Mal freilich). Es ist vielleicht nicht ganz uninteressant, denn im Gegensatz zur "gehobenen" Literatur kann das häufiger ein Broterwerb sein. Und man hat deutlich mehr Leser, denn Heftromane werden tatsächlich gekauft, um gelesen zu werden - nicht um sie ins Regal zu stellen. Allerdings wirft man sie oft auch nach dem Lesen weg...

Im Zuge meiner Beschäftigung mit dem Thema bin ich auch auf einen Ratgeber für angehende Heftromanschreiber gestoßen: "Heftromane schreiben und veröffentlichen" von Anna Basener (2010). Das gilt wohl als Standardwerk, wobei die Autorin selbst sowas schreibt und zwar wohl schwerpunktmäßig Liebesromane. Ihre Tips sollen aber auf Krimis, Western, Science Fiction oder Gruselromane grundsätzlich übertragbar sein.

Das ist ihre website: www.heftromaneschreiben.de
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Alt 15.12.2015, 13:49   #4  
Servalan
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Nur zu, mich interessiert das Thema auch.
Leider habe ich keine Aktien in Sachen Heftromane, und ohne Erfahrung fehlt mir da die Expertise. Ich könnte nur aus zweiter Hand referieren (zum Beispiel die Uschtrin-Empfehlungen wiederkäuen), also lasse ich das lieber.

Wenn ich Tipps und Ratschläge gebe, speise ich meine eigenen Erlebnisse und Kenntnisse aus der Literaturszene ein. Nach Möglichkeit aktualisiere ich mein Wissen und passe es an die jetzigen Anforderungen an.
Ich möchte die Rubrik nicht mit Bullshit vollmüllen, sondern lieber gezielt vorgehen. Ich bin nicht allwissend, und Spam es schon genug.
Solange es keine neuen Entwicklungen gibt, lasse ich den Thread lieber ruhen. Dadurch wird wohl zeitweise der Eindruck entstehen, die Rubrik wäre eingeschlafen. Aber das halte ich für die bessere Alternative.

Außerdem kann jeder etwas beitragen, der andere an seinen Freuden und Leiden teilhaben lassen will. Das ist ein offenes Forum, und ich höre gern zu (bzw. lese mit), wenn ich etwas lernen kann.
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Alt 15.12.2015, 15:44   #5  
Peter L. Opmann
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Ich muß gestehen, ich bin auch nicht so der Heftroman-Leser. Ich habe schon einiges über "Perry Rhodan" gelesen, zuletzt "Perry Rhodan. Analyse einer Science-Fiction-Romanserie" von Claus Hallmann (1979; wohl eine Doktorarbeit). Aber zu der Serie selbst habe ich nie recht einen Zugang gefunden.

Das Jerry-Cotton-Buch von Martin Compart (2010) fand ich auch sehr interessant. Cotton-Romane kenne ich zumindest etwa eine Handvoll, aber ich denke mitreden kann man erst, wenn man zumindest ein paar Dutzend gelesen hat.

Ein bißchen Erfahrung habe ich mit "Dämonenkiller", "Mythor" und "Maddrax" (daran schreiben Leute, die ich kenne, mit). Aber die Betonung liegt auf "ein bißchen".

Die meisten Heftromane sind wohl in sich abgeschlossen. Man hat es also wohl potentiell mit der ewigen Wiederkehr des Immergleichen zu tun. Das gilt aber für "Rhodan" offenbar nicht, sondern der bietet eine eigene Welt, die sich ständig verändert und entwickelt. Aber wie ich höre, braucht man hier auch eine Weile, bis man sich eingelesen hat - die Geduld hatte ich nicht.
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Alt 15.12.2015, 16:57   #6  
Servalan
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Standard Wichtig: Umgang mit Kritik

Sobald ein Werk ein veröffentlicht ist, fängt es ein eigenes Leben an. Dabei ist es schnurz, ob es sich um eine Kurzgeschichte, einen Roman oder ein Sachbuch handelt. Wenn es vekauft oder verschenkt worden ist, entgleitet es den Händen des Autors. Später können diese Werke an den unmöglichsten Stellen auftauchen.

Bei uns gilt die Kunst- und Meinungsfreiheit. Wer will, kann die abstrusesten und bizarrsten Bücher fabrizieren. Vielleicht findet sich ein Publikum, vielleicht auch nicht. Und wer ein Buch erworben oder geschenkt bekommen hat, kann damit machen, was er oder sie will: Es lesen, es nicht-lesen, mit ihm ein Regal schmücken oder es als Keil für wacklige Möbel nutzen.
Außerdem besitzt das Publikum das Recht, das Buch nicht zu mögen oder es zu hassen. Kein Autor hat das Recht, ein bestimmtes Verständnis seines Werkes einzuklagen. Wer krampfhaft versucht, sein Publikum zu kontrollieren, macht sich bestenfalls zur Witzfigur. Schlimmstenfalls geht die Reputation baden, und die Karriere verschwindet im Orkus.

Niemand kann gute Rezensionen einklagen. Verrisse sind Berufsrisiko.
Wer wie John Asht (Twin-Pryx-Trilogie beim Roder Verlag) 2012 eine bösartige Verschwörung eines ominösen Rezensenten-Kartells wittert, wird zum Gespött.
Vorsicht, die Branche hat ein langes Gedächtnis.

Jede hinterlistige Manipulation fliegt früher oder später auf. Wer Empfehlungen auf A***** oder Follower bei T****** kauft, wird irgendwann ertappt. Dann fühlt sich das Publikum zurecht über den Tisch gezogen, und die gutgemeinten Tricks und Kniffe richten beträchtlichen Schaden an.
Spätens nach dem eigenen Tod verliert auch der erfolgreichste Schriftsteller (wie zum Beispiel Günter Grass) die Definitionshoheit über sein Werk.

Das Beste ist, gute Miene zum gemeinen Spiel zu machen und zu schweigen.
Wer will, denkt sich ihren oder seinen Teil.
Ich habe mich manchmal gewundert, was Rezensenten in meinen Werken alles entdeckt haben. Und wenn mich jemand aus der Literaturszene parodiert hat, habe ich das als Ehre empfunden und nicht tränenreich ob meiner verletzten Eitelkeit geschmollt.

Der größte Teil des Veröffentlichten wird glücklicherweise vergessen.
Klassiker sind rar und kostbar.
Ein kleiner Trost: Gute Werke können wiederentdeckt werden.
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