Sammlerforen.net     

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Film und DVD

 
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 13.11.2022, 06:35   #11  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.589
Jetzt zu einem ziemlich seltsamen Werk, das womöglich in die Kategorie „peinlicher Lieblingsfilm“ gehört: „Eat the Rich“ (1987) von Peter Richardson. Ursprünglich mochte ich diese Groteske deshalb, weil der Soundtrack von Motörhead, einer meiner Lieblingsbands, stammt und Lemmy Kilmister sogar eine größere Nebenrolle spielt. Ich kann mir den Film auch heute noch ganz gut ansehen, weil er einige gelungene Szenen hat. Aber insgesamt finde ich ihn inzwischen eher erschreckend, weil darin die Spaltung der Gesellschaft und ein Rechtspopulismus gezeigt werden, der heute tatsächlich um sich greift. Der Film ist zwar anarchistisch (hat durch die Motörhead-Musik auch einen Punk-Touch) und macht vor keinem Tabu Halt, aber so manche Geschmacklosigkeit finde ich inzwischen gar nicht mehr lustig. Trotzdem will ich ihn hier mal besprechen.

Die Handlung ist ziemlich chaotisch und ergibt teilweise keinen rechten Sinn. Hier trotzdem in groben Zügen, worum es geht: Ein KGB-Agent bereitet in England einen Umsturz vor; assistiert wird er von Lemmy. Er hat es hauptsächlich auf den britischen Innenminister (gespielt vom ehemaligen Profiboxer Nosher Powell, der aber auch in James-Bond-Filmen mitwirkte) abgesehen, einen ungebildeten, aber umso mehr eingebildeten Proleten, der rücksichtlos auf die Armen und alle, die links zu sein scheinen, einprügelt (teilweise wortwörtlich) und genau deshalb vom breiten Volk geliebt wird. Zitat aus einer Nosher-Powell-Rede: „Das Problem ist: Einige in diesem Land sind sehr reich, aber die meisten sind sehr arm – und wißt ihr auch, warum? Weil sie alle faule Säcke sind!“ Es gelingt nicht, ihn durch einen Skandal zum Rücktritt zu bewegen – Nosher kann sich einfach alles erlauben.

Parallel dazu wird das Treiben im Londoner Luxusrestaurant „Bastards“ vorgeführt. Lanah Pallay (in England bekannte Dragqueen) arbeitet dort als Kellner, wird aber wegen angeblich mangelnder Leistung gefeuert und lernt das Dasein als Arbeitsloser kennen. Darauf tut er sich mit Jimmy und Sandra, zwei Zufallsbekanntschaften, zusammen, um die Revolution auszurufen. Nach ein paar eher erfolglosen Aktionen kehrt er zu seinem früheren Arbeitsplatz zurück, richtet in dem Restaurant ein Massaker an und übernimmt den Laden, den er in „Eat the Rich“ umbenennt. Der Name ist zutreffender, als die Gäste ahnen. Die Reichen und Schönen, die bei Pallays Überfall getötet wurden, werden nämlich zu Hackfleisch verarbeitet und kommen auf den Teller. Lemmy rät dem KGB-Agenten, der dort auch einmal speist: „An Ihrer Stelle würde ich nur die Pommes Frites essen!“ Spezialität des „Eat the Rich“ ist außerdem, die Gäste rüde und erniedrigend zu behandeln, was die schick finden.

Trotz dieses dubiosen Treibens nahe dem Zentrum der (britischen) Macht bleibt Nosher Powell unangefochten. Einen Gewerkschaftler, der einen Streik plant, nimmt er sich persönlich vor. Ich überspringe jetzt ein paar Wendungen der Handlung. Am Ende treffen sich Powell und Pallay auf einem Feld zum Showdown. Beide liegen dann blutüberströmt einander gegenüber im Graben, setzen aber ihre Auseinandersetzung verbal fort. Wie schon erwähnt: Der Film ergibt inhaltlich keinen Sinn. Er ist heute, würde ich sagen, weitgehend von der Wirklichkeit eingeholt. Alles in allem waren für mich die Auftritte von Lemmy überzeugend. Ich mochte auch den KGB-Agenten, gespielt von Ronald Allen, und einige der sexy Frauen. Viele Prominente haben Cameo-Rollen, darunter Robbie Coltrane als stinkreicher Restaurantbesucher. Die Parts von Paul McCartney, Bill Wyman oder Wendy O. Williams sind so winzig, daß man genau aufpassen muß, damit man sie nicht verpaßt. Motörhead spielen den Song „Eat the Rich“, der speziell für den Film produziert wurde, sowie Tracks von ihrem 1986er Album „Orgasmatron“. Wie ich lese, war der Film in USA nur in vier Kinos zu sehen (vermutlich alle in New York). In Europa dürfte er etwas erfolgreicher gewesen sein.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
 

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Film und DVD


Forumregeln
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist dir nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist dir nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 10:34 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Copyright: www.sammlerforen.net

Das Sammler-Netzwerk: Der Sammler - Sammlerforen
Das Comic Guide-Netzwerk: Deutscher Comic Guide - Comic Guide NET - Comic-Marktplatz