15.07.2022, 22:30 | #11 |
Captain Rezi
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Corto Maltese 4 – Die Kelten
Auch wenn ich Zeitlich aktuell sehr eingespannt und deshalb kurz angebunden bin will ich in aller Deutlichkeit sagen, dieser vierte Corto-Band ist für mich persönlich der beste seit der Südseeballade. Welch grandiose Atmosphäre Pratt wirklich in jeder einzelnen der sechs, in Umfang und Ausführung stark unterschiedlichen Geschichten schafft sucht seinesgleichen. Klar, die venezianischen Inseln, auf denen Corto einer Karte mit der Lage der goldenen Städte von Cibola nachspürt, machen es einem dahingehend ja auch leicht. Wenn dann noch etwas Romantik und Spionage dazukommt ist der Cocktail perfekt. Im weiteren Verlauf erleben wir Doppelagenten und Deserteure auf Beutezug im Niemandsland zwischen den Fronten des ersten Weltkrieges, richtig intensiv und geradezu triefend vor nebelschwadendicker Stimmung und Tragik geht es in der IRA-Story zu, bevor der Autor mit dem „Wintermorgentraum“ seine Gegenparabel zu Shakespeares „Sommernachtstraum“ vorlegt, Abstecher zur Artus-Sage inklusive. All das gespickt mit wunderschönen Bildern, die voller Melancholie nicht zu detailliert dargereicht werden, sondern zu kurzem Verweilen einladen und dazu anregen die Gedanken schweifen zu lassen. Selbst der „Rote Baron“ bekommt seinen letzten Abgesang, dessen Schicksal in tragikomischer Art den Begriff „Zielwasser“ ins Zentrum rückt. Brocéliande und Avalon läuten dann in feinster Scherenschnitt-Optik die letzte Etappe des rundum bezaubernden Bandes ein. Die Frage ist nur, ob hier auf oder hinter der Bühne Theater gespielt wird… 9,5/10 VG, God_W. |
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