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15.05.2011, 00:03 | #1 |
Moderatorin Internationale Comics
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Graphic Novel-Fans, gibt es die überhaupt?
Wenn ich von dem Umstand absehe, daß es eigentlich keine Definition des Begriffs Graphic Novel gibt, die ungeteilte Zustimmung findet und über die genaue Bedeutung seit Jahren diskutiert wird - martert mich schon seit einigen Wochen oben gestellte Frage.
Ich habe erlebt, wie sich die Manga und Animefans in der Szene etabliert haben. Die Generation Lehning mit ihren Idolen Hansrudi Wäscher, Helmut Nickel, Pedrazza, Chiomenti etc. ist hier im Forum nicht zu übersehen. Die Fans der Digedags und Abrafaxe mischen hier ebenfalls mit. Frankobelgier und Fans von Superhelden beteiligen sich rege ... Ein Forum im CGN, das sich ausschließlich den Graphic Novels widmet, müßte erst noch aufgebaut werden. Warum nur? Im CGN gibt es zahlreiche Mitstreiter und Mitstreiterinnen, die auch Graphic Novels lesen und ansonsten bereit sind, sich bei neuen Comics auf Ungewohntes und Experimente einzulassen. Leute, die nur Graphic Novels lesen, scheinen schweigsame, einsame Genießer zu sein, die sich in Klausur zurückziehen. Oder zählt sich die Nur-GN-Fraktion zu den hehren Verteidigern der Hochkultur, die sich nicht in die "Schlangengrube" (Zitat) eines Comicforums wagen ... Auf Antworten würde ich mich gerne freuen: Das könnte nämlich verhindern, daß sich ärgerliche Vourteile aufbauen. |
15.05.2011, 09:56 | #2 | |
Moderator Tessloff Verlag
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Graphic Novels sind Comics!
Mit dem Begriff wurde doch nur etwas hochstilisiert um es bessere an bestimmte Schichten verkaufen zu können. (Egal wie mies das Teil ist!) Warum den Hype noch aufwerten? Zitat:
(Abregmodus einschalten, ooooom und dann einen Comic lesen) |
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15.05.2011, 10:06 | #3 |
Operator
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Ich habe mir gestern den Flyer "Was sind Graphic Novels ?" im Comicladen mitgenommen. Da drin ist auch ein dreiseitiger Comic im "Graphic Novel-Stil". Da sammelt eine junge Erwachsene Graphic Novels und erklärt ihrem Verehrer: Graphic Novels sind Comics, die "mehr wie Bücher und mit Themen (sind), die sich eher an Erwachsene richten". Und jetzt kommt´s: "Bei Graphic Novels gehen Text und Bild meistens Hand in Hand. Ergänzen und kommentieren sich gegenseitig." Da hätte ich fast schallend gelacht. Zwergi hat schon recht. Mit dem Begriff versucht man einfach neue Käuferschichten zu erschließen.
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15.05.2011, 10:13 | #5 |
bemüht sich stets
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Zwergie, Du hast das viel diplomatischer formuliert, als ich das hin gekriegt hätte, deckt sich aber mit meiner Meinung.
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15.05.2011, 10:27 | #6 |
Mitglied
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Aber es gäbe so einen schönen Threadtitel: "Fans von Büchern wo Text und Bild meistens Hand in Hand gehen."
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15.05.2011, 10:29 | #7 |
Mott (viel zu früh verstorben)
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Auch für mich eine reine Werbebezeichnung, mit der das Pfuibäh-Wort "Comic" umgangen werden soll. Aber das ist wahrscheinlich mit "ärgerliche Vourteile" gemeint?
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15.05.2011, 10:44 | #8 |
Moderator Sekundärliteratur
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Für mich ist "Graphic Novel" einfach nur noch ein "Label".
Wenn man Eisner genau nimmt, ist es eine "Adelung" in Bezug auf den Inhalt (und Thema) und hat nicht unbedingt was mit der Dicke und einem festen Einband zu tun. Und genau danach entscheide ich persönlich auch, ob ich ein Buch kaufe und nicht danach, ob der Verlag "graphic novel" draufdruckt. Ich denke, dass eine eigene Sparte "unfruchtbar" wäre, da man sich immer nur streiten würde, ob dieser oder jener Titel tatsächlich eine "graphic novel" ist oder nicht. Geändert von Lothar (15.05.2011 um 10:50 Uhr) |
15.05.2011, 14:52 | #9 |
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Eben, "Graphic Novels" sind einfach nur Comics und können dabei alle möglichen Stile, Formen, Themen und Inhalte abdecken.
Warum sollte es also davon dann spezielle "Fans" geben, wie bei den wesentlich enger definierten Bereichen Superhelden, Disney usw.? Das wäre dann so allgemein gehalten wie wenn jemand sagt "Ich bin Bücher-Fan"... |
15.05.2011, 20:22 | #10 |
Moderator Sekundärliteratur
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oder: "...ich bin gute-lange-Bücher-Fan, mit ausgefallenen Buchstaben"
i.E.: ich bin da ganz der Meinung von ELDORADO Geändert von 74basti (15.05.2011 um 20:24 Uhr) Grund: smily vergessen |
15.05.2011, 20:31 | #11 |
Moderator Marvel
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Ich bin auch der Meinung, dass es nur eine "Masche" ist, um damit Leute anzulocken, denen Comics "verpönt" sind. Wenn es jedoch wirkt, dass mehr Comics abgesetzt werden...
Ich habe auch schon von ein paar Leuten gehört, dass sie Graphic Novels sammeln... (Leute gibts...) |
15.05.2011, 21:38 | #12 |
Moderator Sekundärliteratur
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15.05.2011, 21:40 | #14 |
Moderator Marvel
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Keine Ahnung! Habe ich sie nicht gefragt! Vermutlich da, wo's drauf steht!
Ich fands nur merkwürdig... |
15.05.2011, 21:52 | #15 |
Moderator Sekundärliteratur
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finde ich genauso merkwürdig wie "Ich sammle nur Alben mit 56 Seiten!" - aber mal im Ernst: Was bewegt jemanden dazu, sich so ein Sammelgebiet zu erschliessen? Wenn da jemand meint, da beommt er nur anspruchsvolle Comics, warum fällt dann jemand auf die Etikettier-Masche der Verlage rein. Das hatten wir ja mit "ComicArt".
Ich will jetzt keine Beispiele nennen für Comics, wo´s nicht draufsteht, aber würde man viele tolle Titel übersehen, und ich denke, dass dieses "Sammelgebiet" keine Zukunft hat. Das erinnert mich irgendwie an die Zeit Ende der 80er/Anfang der 90er, als echt schlechtes US-Material als Album auf den Markt gedruckt wurde, weil es sich besser verkaufen sollte. Da wird noch gaaaaanz viel Schindluder mit dem Publikum getrieben werden. Ich bleibe dabei: Ich kaufe das, was mich interessiert, egal welches "Label" auf dem Buch steht Geändert von 74basti (15.05.2011 um 22:08 Uhr) |
15.05.2011, 21:53 | #16 |
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Na, um sagen zu können:
"Und das hier ist der Schrank mit meiner Graphic-Novel-Sammlung - der letzte Schrei in gutbürgerlichen deutschen Haushalten". |
15.05.2011, 21:55 | #17 |
Moderator Sekundärliteratur
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...gleich neben der ungelesenen Brockhaus-Ausgabe in harter Pappe???
na dann |
16.05.2011, 16:52 | #18 | |
Moderator Preisfindung
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Zitat:
ich habe mal in einer Buchhandlung ausgeholfen, da kam eine Frau, die wollte "ca. 2,50m Bücher mit grünem Rücken". Wahrscheinlich habe ich etwas dämlich geschaut, sie hat mir dann erklärt, nächste Woche käme der Vorgesetzte ihres Mannes zu Besuch, und dessen Lieblingsfarbe sei nun mal grün... Wenn man weiß, wo man ist, kann man sein, wo man will... (alter Fliegerspruch) |
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18.05.2011, 00:20 | #19 | |
Moderatorin Internationale Comics
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Zitat:
Wie Martin Frenzel bin ich der Meinung, daß es sich dabei schlicht um Autorencomics handelt, und die gab es sogar schon in Deutschland, bevor der Marketingbegriff populär wurde. In meinem Vortrag habe ich als Beispiel dafür Birger Thorin Graves Erewhon (Schreiber & Leser 1983), frei nach dem Roman von Samuel Butler, erwähnt: Farbiges Cover, gut 110 Seiten in schwarzweiß und mit Anspruch. (Grob gesagt fiele alles darunter, was damals in der klassischen Zeitschrift (A Suivre) veröffentlicht wurde ...) Ich habe die Diskussion auch angestoßen, weil mich der Werbespruch der SZ-Graphic Novel-Reihe reizt: "Roman trifft Illustration". Das ist aus meiner knapp vorbei und völlig daneben. Die gezeichneten Panels sind integrale Bestandteile der Werke und eben keine schmückenden Illustrationen, auf die mal verzichtet werden könnte. Der kreative Aspekt der graphischen Gestaltung fällt dabei unter den Tisch, dabei sind die Zeichner aus meiner Perspektive und nach meiner Erfahrung legitime Mitschöpfer. Doch ich glaube, daß das Pendel irgendwann zurückschwingt. Mit dem Graphic Novel-Label steht die Erzählung im Mittelpunkt, während der zeichnerische Aspekt (zum Beispiel bei Rezensionen) geflissentlich übergangen wird. Die Mode der biographischen Sachen wird sich irgendwann totlaufen, und dann kann mir gut vorstellen, daß gute Comicerzähler wie zum Beispiel Erik (deae ex machina, Dédé) endlich zu den Lorbeeren kommen, die sie verdienen. |
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18.05.2011, 18:27 | #20 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Spätestens dann, wenn es nicht mehr genug gute "Graphic Novels" gibt, um die Programmplätze der Verlage zu füllen. Wenn sie erst mal genug Ladenhüter im Programm haben und damit die Regale verstopfen, schmeißt der Buchhandel die "Graphic Novels" wieder raus.
eckrt |
18.05.2011, 18:50 | #21 |
Moderator Sekundärliteratur
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Hat denn jemand eine Kenntnis darüber, wie sich GN "insgesamt" verkaufen und ob es sich um typische Gelegenheitskäufer handelt?
Irgendjemand muss die GN doch lesen? Oder sind das am Ende doch wieder nur wir "sowieso-Comic-Leser", die wieder eine "Mode" mitmachen? Bei den Verlagen müsste doch eigentlich bekannt sein, wie sensibel der Comic-Markt ist und zu was ein Überangebot führt, oder? |
15.05.2011, 21:55 | #22 |
Moderator Tessloff Verlag
Ort: Am sonnigen Südpool
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Aber wehe du fragst nach Inhalt etc.
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16.05.2011, 14:26 | #23 |
Mitglied
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@Servalan: Endlich fragt das mal jemand!
Anfangs konnte ich mit dem Etikett noch etwas anfangen, als es einfach nur "Comics mit eher erzählerischem als graphischem Anspruch" hieß. Erzählerischer Anspruch, das gefälllt mir. Ich ziehe immer die besser geschriebenen Geschichten vor, egal wie sie gezeichnet sind. Naja, fast egal.) Heute bezeichnet das Etikett nur noch Comics für Leute, die keine Comics mögen. (Oder die beim Feuilleton arbeiten und deshalb nicht öffentlich zugeben, dass sie Comics mögen.) Der erzählerische Anspruch erschöpft sich darin, einfach alles länger zu machen. Ich ziehe inzwischen die besser geschriebenen und editierten Geschichten vor, egal unter welchem Label sie erscheinen. |
16.05.2011, 17:00 | #24 |
bemüht sich stets
Ort: Berlin
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Ich hätte ihr Karl May vom KMV empfohlen. 2,50 m müssten ca. 40 Bände sein. Nicht schlecht. Solche Kunden mit schnell zu erfüllenden Wünschen sind sicher der Wunschtraum jedes Händlers.
Geändert von Scheuch (16.05.2011 um 17:08 Uhr) |
16.05.2011, 23:31 | #25 |
Operator 50er Jahre
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Oje, da hat es der guten Servalan wohl die Sprache verschlagen: es prasselte aber auch gleich hageldicht auf sie, bzw. den Graphic Novels nieder. So weit ich informiert bin, hat Will Eisner diesen Begriff erfunden um mit seinem "Vertrag mit Gott" in die Buchläden zu kommen - hat ja wohl auch geklappt.
Ansonsten sind für mich Graphic Novels auch nichts anderes als Comics im weitläufigen Sinne. Wer die nun als Gattung sammeln will, herjeh, auch der heimische Aufschwung lebt zum großen Teil vom Konsum |
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