13.10.2014, 09:35 | #1 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Erster!
Es ist nicht nur reizvoll, herauszufinden, wer etwas zum ersten Mal getan hat, es ist auch notwendig zur Bestimmung des Status der Comicliteratur im Lande. Deswegen an alle meine untenstehenden Fragen, deren Antworten vermutlich ständig aktualisiert werden müssen. Meinen derzeitigen Stand packe ich zur Verbesserung gleich dazu. Ich werde die Antworten hier im ersten Posting laufend ergänzen.
1) das erste deutsche Heft/Buch mit Comics? 1a) Töpffer: Komische Bilderromane, 1846 2) der erste deutschsprachige Sprechblasencomic? 2a) anon. Ein Bubenstreich, Nürnberger Lustige Blätter 14/1894(?) 3) der erste deutsche Comic in fremdsprachiger Übersetzung? 3a) Busch: Max und Moritz, 1866 (dänisch) 4) der erste deutsche Comic als Übersetzung aus Fremdsprachen? 4a) im deutschsprachigen Puck, New York, 1877 5) der erste deutsche Zeitungsstrip? 5a) 6) das erste deutsche Heft/Buch mit Sprechblasencomics plus Untertext? 6a) 7) das erste deutsche Heft/Buch mit reinen Sprechblasencomics? 7a) Kmoch: Pechvogel Seicherl, 1933(?) 8) das erste deutsche Buch/Heft mit Comics nach dem Krieg? 8a) Kusnezow: Christbaum, 1945 9) der erste deutsche Internet-Comic? 9a) 10) die erste Printversion eines deutschen Onlinecomics? 10a) Vielleicht gibt es auch noch weitere Fragen zur deutschsprachigen Comicgeschichte? Also los! eckrt Geändert von eck@rt (12.11.2014 um 07:54 Uhr) |
13.10.2014, 09:48 | #2 |
Panini Fan-Forum und INCOS Mod
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Welche Bildergeschichten fielen unter dem Begriff "entartete Kunst" in den Jahren 33-45?
Oder anders gefragt: Gab es bekannte Ausnahmen (Propaganda-Material ausgenommen)? |
13.10.2014, 10:09 | #3 |
Moderator sammlerforen
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Wer war die "Erste" deutschsprachige Comicdatenbank im Internet?
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13.10.2014, 10:18 | #4 |
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13.10.2014, 10:24 | #5 |
Moderator sammlerforen
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Tolle Datenbank!
Vielleicht kauft ja jemand die Domain. Von wann bis wann gab es die Seite? |
13.10.2014, 10:29 | #6 |
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Ich habe mal bei archive.org nachgesehen: so um 2001/02
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13.10.2014, 14:29 | #7 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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13.10.2014, 14:30 | #8 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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13.10.2014, 15:04 | #9 |
Panini Fan-Forum und INCOS Mod
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13.10.2014, 15:54 | #10 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Es gab keine "Säuberungen" im Bereich Comic, es gab auch nicht die oft beschriebene Comicfeindlichkeit der Nazis. Alles Legende von Dummbatzen. Ich werde das im übernächsten Band von "Deutsche Comicforschung" belegen, anhand einer Nazi-Illustrierten, der "Braunen Post", die voll war von Sprechblasencomics.
eckrt |
13.10.2014, 16:07 | #11 |
Panini Fan-Forum und INCOS Mod
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Das wusste ich nicht. Danke für die Info.
Aber geh ich recht in der Annahme, das "Die braune Post" rein propagandatechnisch auslegt war? Also eher Mittel zum Zweck war? |
13.10.2014, 16:10 | #12 |
Moderator Werbecomics
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Es gab auch einige Comicstrips in der Zeitschrift "Das schwarze Korps".
Wie ich hörte, war Hitler auch von den Disney-Zeichentrickfilmen ganz begeistert und wollte in Deutschland etwas Ähnliches aufbauen. Einige Zeichentrick-Filme wurden von Mecki/Darbohne-Illustrator Hans Held erstellt. |
13.10.2014, 18:43 | #13 |
verstorben
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Vor Jahren habe ich ein sehr interessantes Buch über Hitler und Goebbels als Kinobesucher gekesen. Beide ginge vor dem 30,01.1933 sehr gerne zusammen ins Kino. Hitler mochte laut diesem Buch - die Angabe findet sich auch bei anderen Autoren - sehr gerne Zeichentrickfilme.
Als er erfuhr das Chaplin den Film "Der große Diktator" drehte, ließ er sich von Goebbels den Film vorführen. Die Reaktion auf diesen Film wurde allerdings dort nicht beschrieben. |
13.10.2014, 20:17 | #15 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Mal zurück zu den Comics, ja? Michael Scholz hat in "Deutsche Comicforschung" 2015 (erscheint Ende November) einen Artikel zur Sicht der deutschen Zeitungswissenschaft der 20er und 30er Jahre. Darin wird auch angesprochen, dass wirtschaftliche Gründe eine Übernahme der US-Comics verhindert haben könnten. Auf jeden Fall gab es - bis zum Krieg 1939 und mehr noch seit dem Kriegseintritt der Amerikaner – keine Aversion gegen Comics, wohl aber eine grundsätzliche Abneigung gegen die Wirtschaftsmechanismen der USA.
Wir suchen immer noch nach konkreten Aussagen und Belegen, aber wir können schon jetzt sagen, dass die verbreitete Legende von der Comicfeindlichkeit der Nazis absurd ist. eckrt |
13.10.2014, 20:23 | #16 | |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Zitat:
eckrt |
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13.10.2014, 21:01 | #17 |
Panini Fan-Forum und INCOS Mod
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Danke für die ausführlichen Antworten!
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13.10.2014, 21:18 | #18 |
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Comicalben in Deutschland, ihre Zeichner und Autoren.
"Text und Gestaltung © 2000-2002 Günter Fischer" (Im Comicforum als FISH) Comicpage.de entwickelte sich schnell und wurde zu dem Ort, auf dem ich zuerst nachsah, wenn ich Titel bestimmter Comicalben herausfinden wollte. Aber plötzlich war Schluss. Man sieht noch auf archive.org, dass es nach dem 15. August 2002 keine Updates mehr gab. Ein paar Jahre später verschwand dann die Seite ganz. |
13.10.2014, 21:26 | #19 |
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Mit reinen Comicheften war ab Mitte der 30er Jahre überall in Europa viel Geld zu verdienen. Nur in Deutschland wagte sich kein Verleger an diese Marktlücke.
Warum lässt man sich so ein gutes Geschäft entgehen, wenn nicht aus Angst vor dem Staat? |
13.10.2014, 21:58 | #20 |
Moderator ICOM
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Weil in Deutschland doch kein Geld damit zu verdienen war?
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13.10.2014, 22:22 | #21 |
verstorben
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Ich glaube nicht, dass dies der einzige Grund war. Nach dem ersten Weltkrieg hatte die Weimarer Republik mit sehr vielen Problemen zu tun und eine gößere Stabilitat lässt sich allenfalls für die Jahre 1924 - 1928 (die sogenannten goldenen Jahre) ausmachen.
Ab 1933 gab es neue politische Richtlinien für die Presse und es düfte hier neben Lobbyisten auch an Ideenträgern für regelmässige Comicmagazine gemangelt haben. Meines Erachtens ist die Situation nicht so einseitig zu beurteilen wie es Mick Baxter sieht! |
13.10.2014, 22:24 | #22 | |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Zitat:
So einfach ist das. Dazu kam noch der seit dem 19. Jahrhundert weitergetragene Dünkel, die europäische und besonders die deutsche Kultur sei besser als die der Amerikaner – woraus ein Geschmack resultierte, der nicht dem der Amerikaner entsprach. Angst vor dem Staat musste damals keiner haben, der Comics verlegen wollte, jedenfalls nicht vor dem Krieg. eckrt |
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13.10.2014, 23:39 | #23 | |
Moderator sammlerforen
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Zitat:
Ende August geht der ComicGuide online, nachdem er vorher seit 1997 auf CD elektronisch für Jedermann zu lesen war. Ich habe comicpage.de nie im Netz gesehen, da ich 2002 erst Internet bekam und am 21.07.2002 Moderator im ComicGuide-Forum vom CF wurde. Interessiert hätten mich die Inhalte von comicpage.de schon. |
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13.10.2014, 23:55 | #24 |
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Ein paar Reste der Struktur kann man auf archive.org noch erkennen.
Ich weiß nicht, ob man eine archive.org-Suche direkt verlinken kann, ich versuche es mal: https://web.archive.org/web/20010701....comicpage.de/ Und dann oben auf der Zeitleiste die interessanten Jahrgänge 2001 und 2002 anklicken. |
14.10.2014, 00:45 | #25 |
Administrator
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Habe jetzt auch ein paar Infos bekommen. Zum Ende der Seite 2003 hatte sie wohl einen Textumpfang von 44 MB. Bilder hat es dort wohl nicht, oder nicht viele gegeben.
Ob man diese Ansammlung von Texten und Tabellen eine echte Comicdatenbank nennen konnte? ... Keine Ahnung. Ich forsche da mal nach. |
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