Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 28.08.2012, 08:16   #50  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
Benutzerbild von Detlef Lorenz
 
Ort: Ahrensburg
Beiträge: 3.490
Weiter geht’s –




Bocola Lance Nr. 3, 2012.

2011 brachte der Bocola – Verlag die Abenteuer des Lance St. Lorne, gezeichnet von Warren Tuft, heraus. Schon in den ersten Zeichnungen war ich von der grafischen Umsetzung der Geschichte – im doppelten Sinne – angetan. Klare, aber nicht statische, Bilder zeigen einen „Western“, der nicht nur dem Datum nach in den 1840iger Jahren spielt, sondern in historischer Klarheit und Wahrheit auch abbildet.






Lance Nr. 1, 2011.

Lance sucht seinen alten Freund Kit Carson auf, um mit diesem gemeinsam den Indianer Broken Nose zu finden. Er reitet zu diesem Zweck nach Taos, einer Siedlung, in der sich viele Mexikaner, Amerikaner und lange vor ihnen schon, die Indianer niedergelassen haben. Es ist in diesem Falle nicht leicht, die Häuser der indianischen und zugewanderten Bevölkerungsteile auf einen Blick auseinander zu halten. Die "Neubürger" orientierten sich an den traditionellen Bauweisen der "Ureinwohner", sie glich der ihnen gewohnten.





Bild 14: Lance Nr. 1, 2011.

Die Bauweise der festen Lehmhäuser geht auf die Anazasi, zurück, die diesen Stil im Südwesten eingeführt, oder hier entwickelt haben. Vor gut fünfhundert Jahren sind sie aus der Geschichte verschwunden und die Ruinen ihrer Häuser und Städte, wie Mesa Verde, sind Touristenattraktionen. Inzwischen vermutet man eine jahrzehnte währende Trockenperiode, die sie zur Aufgabe ihrer Heimat zwang und sie deshalb spurlos verschwinden ließ. Historiker vermuten zwar in den Navajos, Hopis und anderer deren Nachkommen, aber geklärt ist das noch nicht restlos.





Überschrift eines Faltblattes für das Kit Carson Museum in Taos. Es ist auf Deutsch, aber in einer Sprache, die sich Bubble Fish selbst ausgedacht haben muss. Nur ein Beispiel: im Zusammenhang mit Kit Carson wird ständig der Begriff „ der Instalationssatz“ benutzt, der nicht nur mich verwundern, sondern das von mir verwendete Rechtschreibprogramm regelrecht aufjaulen lies.






Große Teile des ursprünglichen Wohngebäudes Kit Carsons und seiner Familie (in diesem Fall seiner dritten Frau und Kinder) sind noch im Originalzustand. Einige Anbauten hat es in den letzten 150 Jahren zwar gegeben, aber der Haupttrakt ist noch vorhanden. Über dem „Bürgersteig“ ist nun ein Schutzdach für die Fußgänger angebracht, ansonsten ist die Strassenszene durchaus mit den von Warren Tuft gezeichneten vergleichbar.






Innenansichten mit dekorativem und traditionellen Accessoires.





Teilansicht des indianischen Bezirks von Taos.

Leider kann ich nur dieses eine Bild hier anbieten. Ursprünglich wollte ich mir die Siedlung schon richtig ansehen, also mit „reingehen“ und so. Den Eintritt von 10,00 $ hatte ich auch schon auf den Tresen gelegt, aber als ich noch einmal 10,00 $ für die Fotografiererlaubnis drauflegen sollte, passte ich und schoss nur dieses eine Foto von weitem. Würde ich heute wohl anders machen …


Fazit: Es gibt von Kit Carson viele toll gezeichnete und geschriebene Comics, ebenso wie mäßige und peinliche Zeichnungen. Manche halten sich eng an die historische Person und das zeitgenössische Umfeld des Kit Carson, andere bringen beliebige Westernstorys, die meist in der klassischen Zeit um 1880 spielen (vielleicht zettele ich hier demnächst mal eine Diskussion um den Begriff Wild West und Western an, was ihn ausmacht, wo er zu lokalisieren ist und wann er spielt). Auch halte ich es grundsätzlich für problematisch geschichtliche Persönlichkeiten in fiktiven Geschichten spielen zu lassen. Selten geht das gut: oft stimmt das Umfeld nicht, es wird eine Umgebung gezeigt, die es so in dieser Zeitepoche nicht gegeben hat. Dann erleben die Personen Abenteuer, die mit deren realen Leben nichts zu tun haben, völlig frei erfunden sind. Andererseits kann dies natürlich völlig schnuppe sein, hauptsache die Story stimmt, ist unterhaltsam und ansprechend. Es wäre schnell banal und langweilig, immer wieder dasselbe von ihnen zu lesen und warum sollte man auch …

Gemeinsam ist allen Comics die enge Beteiligung des US-Militärs an den Geschichten mit Kit Carson. Dies ist von der Sache her nicht verwunderlich, prägt doch Kit Carsons Lebenslauf, nach seiner Aufgabe der Jagd auf Biber- und sonstigen Fellen, eine direkte Beziehung zur Armee, die vom Scout bis hin zur Beteiligung als Soldat (Offizier) an militärischen Konflikten reicht. Das Medaillon, das ich an den Anfang meiner Betrachtung gesetzt habe, steht nicht zufällig dort. In den Comics sieht man Kit Carson allerdings meist in Trapperkleidung, nie in Uniform (?). Den Zeichnern war es wohl nicht bewusst, oder bekannt, das sie Carson durchaus auch in militärischer Kleidung hätten zeigen können.

Ein weiterer Aspekt fiel mir bei meiner Beschäftigung mit den Kit Carson Geschichten auf: Es reiht sich ein Abenteuer ans andere, es ist keine Ausrichtung auf einen bestimmten Zweck hin zu erkennen. Ich denke da an so etwas wie die Erkundung des Weges für den später so genannten „Oregon Trail“ – da hätte es Stoff für Abenteuer ohne Ende gegeben. Das ist natürlich nicht ein spezielles „Kit Carson Problem“, viele Western- Serien (überhaupt viele Comics) handeln nach diesem Muster. Augenfällig ist mir dies vor einiger Zeit während meiner intensiven Beschäftigung mit Pecos Bill geworden. Diesem liegt das Konzept zugrunde, den Hauptdarstellern Pecos Bill und Mary Morgan das von ihnen ersehnte (Eigen-) Heim in Texas zu ermöglichen; dass dies völlig schief geht, ändert aber nichts an der in allen Heften – der ersten Serie – zielgerichteten Story, die von Anfang an auf ein echtes Finale hinführt. Es ist aber wohl mein Geschmack, der diese Art von Erzählungen bevorzugt und das musste ich hier unbedingt mal loswerden
Detlef Lorenz ist offline   Mit Zitat antworten