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Alt 07.08.2018, 14:16   #100  
74basti
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(Pinocchio Teil 2)

Einerlei hat Biehler in der Tat nicht gerade ein Spitzenprodukt eingekauft. Die Serie wird unter anderem in Italien ab 1974/75 von der Editoriale Metro / Edizione Grafiche Metro herausgegeben. Insgesamt erscheinen 95 Nummern (21 in der 1974er Serie und 74 in der Zeit von 1975 bis 1980. Die Texte stammen von Alberico Motta, Tiberio Colantuoni, Nicola Del Principe. Die ersten beiden zeichnen die Geschichten auch. Weitere Zeichner sind: Sandro Dossi und Pierluigi Sangalli.
In Frankreich vertreibt S.E.P.P. die Serie, die es auf mindestens 12 Hefte und 4 Alben bringt.
Besonders alt sind die Geschichten, die Biehler eingekauft hat, also keinesfalls. Aber: Der Vorlauf ist nicht besonders groß. Daher ist er wegen der monatlichen Erscheinungsweise „gezwungen“, auch Eigenproduktionen in die Heftreihe aufzunehmen.
Schon im ersten Heft sind Innenillustrationen von Bob Heinz untergebracht, so zum Beispiel ein zweiseitiges Würfelspiel. Versehentlich wird beim zweiten Heft nicht das angekündigte Cover, sondern noch einmal das Titelbild vom ersten Heft verwendet. Ab Heft 8 (April 1978) textet und zeichnet auch Michael Goetze Geschichten von Pinocchio, später kommen noch Sindbad und Max+Moritz hinzu.
Es folgen vier Taschenbücher und 2 Alben. Die alben enthalten ausschließlich italienisches Material, die Taschenbücher sind gemischt.


Album # 2


Taschenbuch 1

Die Storys lassen sich ganz gut lesen, was allerdings in erster Linie für die deutschen Storys von Goetze gilt. Die italienischen entsprechen durch den landestypischen Background (vor allem was die Soldatengeschichten mit den fremd anmutenden Uniformen angeht) nicht den Sehgewohnheiten der deutschen und österreichischen Kindern (letztere vielleicht schon eher, da große Teile Norditaliens im 19. Jahrhundert zu Österreich gehörten, und es würde nicht verwundern, wenn sich einige Uniformierte im Original als österreichische Soldaten entpuppen würden).
Im Mai 1979 zieht Biehler die Reißleine: Pinocchio sei ein „Riesenflop“ gewesen, resümmiert er 1988 (vgl. Comic Jahrbuch, a.a.O).

So schlecht ist die Reihe eigentlich nicht und bewahrt sich im Vergleich zu den Trickfilmadaptionen doch eine gewisse Eigenständigkeit.

Heute ist der Begriff „Comic nach TV“ oder „Fernsehcomic“ nicht mehr aktuell. Man sprich in diesem Zusammenhang von „Tie in“. Es gibt jedoch relativ wenig eigenständige Literatur dazu, was wohl auch daran liegt, dass diese Themen nur dann ernst genommen werden, wenn sich namhafte Künstler daran bemühen (wie z.B. Gibrat mit „Pinocchia“)

"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799

Geändert von 74basti (07.08.2018 um 14:23 Uhr)
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