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Alt 04.03.2017, 11:56   #3625  
Peter L. Opmann
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Optisch ist da tatsächlich eine Parallele zu der "Alien"-Szene zu sehen, aber inahltlich ist das doch etwas anderes. Wenn es ein Vorbild gibt, würde ich eher auf ein Märchen tippen, denn der Ritter liegt ja in einer Art Langzeitschlaf wie Dornröschen oder wie der Kaiser Barbarossa im Kyffhäuser.

Wo wird denn der Ritter übrigens als "Wanderer" bezeichnet? Sowohl im US-Original als auch bei Williams heißt er doch Prester John.

Hier meine Leseeindrücke:

Schon wieder eine seltsame Ausgabe, diesmal aber in meinen Augen eher positiv geartet. Statt daß sich die FV Hals über Kopf ins nächste Abenteuer stürzen, lassen Lee und Kirby den Zweiteiler mit dem Schwarzen Panther hier noch gemütlich ausklingen und wenden sich dann – ganz gemächlich – dem nächsten Kapitel der Geschichte der Nichtmenschen zu. Johnny, die Fackel, möchte nun endlich die Glocke, die über der Großen Zuflucht liegt, mit seiner Flamme überwinden (ursprünglich hieß sie „Negativzone“, nun wird sie „große Barriere“ genannt), scheitert im ersten Anlauf, aber im nächsten Heft werden er und sein Kumpel Wyatt Wingfoot eine neuen Chance bekommen.

Somit ist schwer zu sagen, worum es in dieser Ausgabe eigentlich geht. Aber mir gefällt die Atmosphäre der Geschichte. Drei Seiten werden zunächst auf ein Baseballspiel verwendet, bei dem Wingfoot einen Wurf des Ding zurückschlägt. Die Redaktion merkt an, sie verfüge über keinen Experten dieses Sports, und so ist auch für den Leser das Vergnügen an dieser Episode etwas eingeschränkt. Offenbar wird bei diesem Spiel dauernd geschummelt: Einen von Ding geschleuderten Ball kann eigentlich niemand schlagen (aber Wingfoot ist eben beinahe auch ein Superheld); Mr. Fantastic fängt den Ball, indem er seinen Arm lang ausstreckt; und zum Schluß wird er von der Unsichtbaren umgestoßen, wodurch Wingfoot dann doch noch gewinnt. Das hat Charme, auch wenn man die Spielregeln nicht richtig durchschaut.

Auf weiteren drei Seiten werden die FV von T’Challa mit Geschenken überhäuft. Johnny erhält einen „Gyro-Kreuzer“, ein Gefährt, das aus einer Fahrerkabine in einer großen Glaskugel besteht. Damit bricht er zusammen mit Wingfoot sofort zur Großen Zuflucht auf, um seine Geliebte Crystal wiederzusehen. Zwischendurch sehen wir, was sich bei den Nichtmenschen gerade tut. Wir lernen Black Bolts bösen Bruder Maximus von einer neuen Seite kennen: Seine Verrücktheit hat nun die Anmutung eines unschuldigen Kindes; mit einem Trick versuchen die Nichtmenschen, ihn dazu zu überreden, die Negativzone wieder aufzuheben.

Dann wird erzählerisch eine Pirouette gedreht: Nördlich von Wakanda stoßen Johnny und Wyatt auf das sagenhafte Avalon und eine mythische Figur, die da allerdings nicht hingehört: den Priesterkönig Johannes (Prester John). Er verfügt über eine wundermächtige Waffe, das Teufelsauge. Johnny nimmt ihm das Gerät ab, nachdem der wunderliche Ritter ein wenig von seinen sagenhaften Reisen erzählt hat. Er sieht die Möglichkeit, mit dieser Waffe die Große Zuflucht zu öffnen, und rast los. Prester John kommt nicht mehr dazu, ihn zu warnen: Das Teufelsauge kann unkontrolliert explodieren. Parallel versucht auch Black Bolt im Inneren der Großen Zuflucht den Befreiungsschlag – wie der ausgeht, bleibt vorerst offen.

Auf den letzten Seiten ist nun Spannung für den Schluß des Hefts aufgebaut worden. Wingfoot jagt Johnny hinterher und schießt ihm das Teufelsauge aus der Hand, bevor es Unheil anrichten kann. Johnny dankt ihm aber nicht für seine Rettung, sondern macht ihm heftigste Vorwürfe, weil er erneut nicht zu Crystal vordringen konnte. Am Ende bleibt er in völliger Verzweiflung hocken. Dieses Mini-Drama kann natürlich eine 20-Seiten-Story nicht tragen, aber die Ausgabe ist dennoch insgesamt sehr unterhaltsam, zeigt die FV wieder mal von ihrer privaten Seite, degradiert sie nicht zu Nebenfiguren und bereitet ein weiteres großes Epos vor – bis die Nichtmenschen allerdings wieder richtig ins Spiel kommen, wird es noch einige Ausgaben dauern.

Aufsehenerregend ist in dieser Ausgabe das Lettering. Der Letterer kommt nicht nur ohne vergrößerte Sprechblasen aus, sondern verfügt auch über eine außerordentlich ansprechende Schrift. Angegeben ist er (oder sie) wiederum nicht – vielleicht handelt es sich um Marlies Gerson oder Christa Manner, die ja oft nicht genannt wurden. Dieser Letterer taucht jedenfalls vorerst nur in dieser FV-Ausgabe auf. Über die Zeichnungen von Jack Kirby und Joe Sinnott ist meiner Ansicht nach nicht so viel zu sagen, außer: Gewohnt gut.
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