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Alt 09.04.2012, 21:20   #92  
Servalan
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Standard British Comics. A Cultural History

Im Oktober 2011 erschien im Londoner Verlag Reaktion Books (die heißen wirklich so!) das Buch mit dem oben genannten Titel. Geschrieben hat es ein Professor der Universität Leicester, James Chapman, der sich mit Zeitgeschichte und Filmgeschichte befaßt.

Paul Gravett hat das Buch im Februar rezensiert und ist dabei ziemlich hart ins Gericht gegangen. Gravetts berechtigter Verriß ist zustandegekommen, weil er den Band als Comichistoriker betrachtet hat.
Aber das hatte Chapman nicht beabsichtigt: Für ihn waren die Comics lediglich Mittel zum Zweck, denn sein Blick beschränkt darauf, wie sich Comics als Quelle für Historiker nutzen lassen. Im Fokus liegt die Verbindung zwischen der Alltagsgeschichte, also wie sich das Vereinigte Königreich im Lauf der Geschichte gewandelt hat, und vor allem den Comiczeitschriften.

Chapman bedauert in den Fußnoten, daß er keine Platz für die britischen Zeitungscomics hatte - hier fallen die Namen Modesty Blaise und Posy Simmonds. Recht häufig zitiert aus nicht veröffentlichten wissenschaftlichen Abschlußarbeiten, während er sein Projekt ziemlich grob skizziert.
Insgesamt geht er bloß auf einen kleinen Teil der britischen Comicgeschichte ein, aber die analysiert er umfassend und aufschlußreich. Besonders interessant fand ich seine Kapitel über die frühen britischen Comics seit Ende des 19. Jahrhunderts und den Übergang von den story papers (Heftromanen) für Jugendliche zu Comicserien. Seine Ausführungen über das Kriegsgenre empfand ich in ihrer Differenzierung als hilfreich.

Allein für sich ist dieser Band etwas schwach auf der Brust, zusammen mit Gravett/Stanburys Great British Comics ergibt sich aber komplexer Einblick in britische Comicgeschichte.
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