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Alt 30.06.2022, 19:35   #139  
Servalan
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Van Gogh (Frankreich 1991, Erato Films, Centre national du cinéma et de l'image animée, Cofimages 2, Films A2, Studiocanal, Sofica Investimage 3 und Sofica Investimage 2), Drehbuch und Regie: Maurice Pialat, 158 min, FSK: 12

Pialat beschränkt sich in seiner Sicht auf Vincent van Gogh (1853 - 1890) auf dessen letzte Lebenswochen, nämlich den Zeitraum vom 20. Mai bis zum 29. Juli. In der ersten Szene zitiert er mit der Ankunft eines fahrenden Zuges auf dem Bahnhof Chaponval von Auvers-sur-Oise, einem kleinen Dorf im Speckgürtel von Paris, das zu der Zeit mit der Eisenbahn erreichbar war, einen der ersten Stummfilme der Gebrüder Lumière.
Van Gogh kam aus einer privaten Nervenheilanstalt in der Provence, in der er sich als Gefangener fühlte. Wegen seinen Kopfschmerzen wollte er einen Spezialisten konsultieren, und den fand er in dem Arzt Dr. Paul-Ferdinand Gachet (1828 - 1909), der mit seiner Familie in Auvers-sur-Oise wohnte. Gachet war ein moderner Arzt, der auch selbst malte sowie Kunst und Literatur sammelte.

Der Künstlerfilm hatte 1991 seine Premiere auf dem 44. Filmfestival von Cannes, wo er im Wettbewerb mit 18 anderen Filmen lief und für die Goldene Palme nominiert war. Hauptdarsteller Jacques Dutronc wurde im folgenden Jahr mit dem César als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet, außerdem wurde das Biopic für neun weitere Kategorien nominiert.
Der Cineast, Kritiker und Regisseur Olivier Assayas schickte Pialat einen Brief, in dem er "die immense Schönheit" lobte. Dennoch dürfte der Film für einen Teil des Publikums enttäuschend sein, denn Dutronc verkörpert van Vogh mit intakten Ohren.
Die im Film gezeigten Gemälde wurden in einem Laser-Verfahren aus den Originalen reproduziert. Aus der schaffensreichen Periode werden insbesondere "Mademoiselle Gachet au piano | Mademoiselle Gachet am Klavier", "Plaine d'Auvers | Weizenfelder nach dem Regen (Die Ebene von Auvers)", "Mademoiselle Gachet au jardin | Marguerite Gachet in the Garden", "Champ de blé sous des nuages d'orage | Weizenfeld unter einem Gewitterhimmel", "Portrait du docteur Gachet | Porträt des Dr. Gachet", " Le docteur Paul Gachet | Porträt des Dr. Gachet", "Bords de l’Oise, la grenouillère | Am Ufer der Oise in Auvers" und "Amandier en fleurs | Blühende Mandelbaumzweige" (Februar 1890) gezeigt.

Der Schwerpunkt des Films liegt auf dem alltäglichen, bürgerlichen Leben im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts: Ausflüge in Gastwirtschaften und Spaziergänge bestimmen das Bild; bei einer gemeinsamen Mahlzeit mokieren sich die Gachets, Vincent van Gogh und sein Bruder, der Kunsthändler Theo van Gogh (1857 - 1891), über den kleinwüchsigen Toulouse-Lautrec.
Vincent van Gogh unterbricht seinen Aufenthalt für einen Ausflug nach Paris, wo seinen Bruder besucht. Vincent ist enttäuscht von der mangelnden Resonanz, dennoch bleibt er stur, als Theo ihm vorschlägt, ihn mit einigen positionierten Kritiken in der Kunstwelt zu hypen. Verbittert weist Vincent den Vorschlag von sich und taucht ins Nachtleben ab. Dort kann die Kamera auf dem Tanzboden einen umherwirbelnden Henri de Toulouse-Lautrec (1864 - 1901) beobachten.
In einer weiteren Szene tritt die Malerin Suzanne Valadon (1865 - 1938) an Theo van Gogh heran, damit er ihre Gemälde auf den Markt bringt. Doch Theo wiegelt sie herablassend ab, niemand wäre an den Werken eines ehemaligen Modells interessiert.

Geändert von Servalan (05.04.2024 um 14:23 Uhr)
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