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Alt 15.07.2018, 14:32   #237  
Phantom
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Zitat von thetifcat Beitrag anzeigen
Nun ist die Steve Ditko Zeit zu Ende (...)
Ja, sogar in zweifachem Sinne. Ich will da auch nochmal kurz innehalten. Es geht ja bei diesem Thread auch darum, das eigene Erleben der Williams-Hefte mit dem heutigen Leseerlebnis zu konstrastieren. Ich habe einige Ditko-Stories vor etwa 40 Jahren bei Williams gelesen, die restlichen dann vor etwa 20 Jahren (zum Teil oberflächlich) in den Essentials. Jetzt habe ich zum ersten Mal alle Geschichten chronologisch und tatsächlich gründlich gelesen. Können wir uns schon mal verabreden, in 20 Jahren alles noch einmal von vorne durchzugehen? Vielleicht haben wir bis dann ja schon alles vergessen und können "neue" Ditko-Geschichten genießen.

Weil ich erst mit Band 12 in die Sammelbände eingestiegen war, hatte ich als Kind sehr wenige Ditko-Hefte gesehen, bis es mit Romita losging. Romita hatte ich dann parallel in den Sammelbänden und den "aktuellen" Einzelheften am Kiosk verfolgt. Ganz selten bekam ich noch alte Ditko-Hefte in die Sammlung. Ich glaube, ich fand als Kind die Zeichnungen von Romita schon schöner, aber die Ditko-Ausgaben waren geheimnisvoller und (wegen der Seltenheit) für mich wertvoller. Dass ich ausgerechnet mit Spinne 34 als zweitem Heft, also (für mich und viele andere) dem Höhepunkt der Ditko-Ära einstieg, kam noch dazu. Ich hatte gedacht, dass die mir noch fehlenden Hefte genauso toll sind (was sich später als falsch herausstellte).

Eine nüchterne Einordnung des Ditko-Runs fällt mir nicht ganz leicht. Ditko ist bei mir einfach mit Williams verbunden, mit dem Geruch und dem Gefühl des rauen Papiers, mit der einzigartigen persönlichen Ansprache durch die Redaktion, mit dem Hochgefühl, an irgendeinem Kiosk in der Provinz einen alten Marvel Superband mit neuen alten Heften entdeckt zu haben.

Aus "erwachsener" Sicht ist da zum einen die große Leistung, zusammen mit Lee einen Superhelden mit ungewöhnlichen Charakteristika geschaffen zu haben, der die Jahrzehnte überdauert hat. Zum anderen sind manche Geschichten aus heutiger Sicht doch recht hausbacken mit immer gleicher Storyline (irgendjemand bekommt durch Zufälle Superkräfte, beschließt sofort, die Welt erobern zu wollen, trifft auf Spider-Man und wird besiegt). Ich bin froh, mich durch diesen Thread aufgerafft zu haben, den kompletten Ditko-Spider-Man am Stück zu lesen, aber bis auf einzelne Geschichten (wie Williams 34) könnte ich einem absolutem Comic-Neuling das Lesen nicht unbedingt empfehlen. Das ist einfach wie mit vielen Schwarz-Weiß-Gangsterfilmen, die den heutigen Sehgewohnheiten auch nicht mehr standhalten können, aber von den Leuten, die sie damals als Kind oder Jugendlicher gesehen haben, für immer wertgeschätzt werden (Dritter Mann, irgendwer?).
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