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Alt 30.12.2013, 18:42   #15  
74basti
Moderator Sekundärliteratur
 
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Ort: Höxter
Beiträge: 10.054
CSSI # 177
Titel: Alone
Farbe: Vierfarbig
Seitenzahl: 8 Seiten
Text: Edgar Allan Poe, Richard Corben
Originalveröffentlichung: Dark Horse Presents # 29
Erschienen: Oktober 2013

Inhalt:
Liea ... so ist der Name der jungen hübschen Frau, für die Solomon im Park eine Lilie pflückt. Sie setzen sich auf eine Bank, und nach einem Kuss erzählt er ihr von einem Traum, der ihn beschäftigt.
Er befindet sich alleine in der Dunkelheit, eine zerfallene Gruft im Hintergrund ... in dieser begegnet er seinen Eltern. Diese erkennen ihren Sohn nicht. Erst als ein Blitz die Nacht erhellt, erkennt er, dass die bereits tot sind, von Maden zerfressen. Er flieht durch den Regen über ein Gräberfeld und bleibt erschöpft auf einem Grabstein liegen. In einer Pfütze sieht er sein Spiegelbild: Ein Monster mit roten Augen, verzehrten Gliedmaßen. Er zertritt das Spiegelbild und flieht.

Schlechte Träume habe jeder ... sie bedeuten nichts ... überhaupt nichts.



Bemerkung:
Erst auf der letzten Seite erkennt man, dass Liea tot ist. Er selbst - das Monster - führt Selbstgespräche mit einer verfaulten Leiche. Der vermeintliche Traum (in Grautönen) entpuppt sich als Realität, das Treffen (in Grüntönen) als der eigentliche Traum. In dem Panel, in dem beide in ihrer wahren Gestalt gezeigt werden, und in dem Solomon die Worte Lieas spricht, wechselt Corben kurz zurück zum Grau, um die Wahrheit zu zeigen.

"Alone" entstand 1829, bleib aber zu Poes Lebzeiten unveröffentlicht. Erst im September 1875 wurde die Geschichte im Scribner´s Monthly gedruckt.

Allein
Als Kind schon war ich nicht wie andre sind,
Konnte die Welt nicht schaun als Kind,
Wie andre schauen. - Meine Leidenschaft
Schöpfte aus andrer Quelle ihre Kraft.
Aus gleicher Ursach war ich nie gesonnen
Zur Trauer, und mein Herz hat nie gewonnen
Zur gleichen Melodie ein Glücklichsein.
Und - was ich liebte, liebte ich allein.
Damals als Kind ward mir - zu früher Stunde
Stürmischen Lebens - aus den Tiefen Kunde,
Wo Gutes sich und Böses je gesellt,
Geheimnis, das mich noch in Banden hält:
Aus dem Sturzbach, aus dem Felsenschlund,
Aus dem roten Kliff überm Bergesgrund,
Aus der Sonne, die mich rings umkreist,
Und in goldnen Herbstesfarben gleißt,
Aus des Blitzes grellem Strahl,
Der vorbeizückt - scharf wie Stahl,
Aus des Donnerschlags Gewalt
Trat eine Wolke, grau von Gestalt
(Der Himmel ruhte in blauem Licht)
Ein Dämon vor mein Angesicht.

"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799

Geändert von 74basti (11.01.2016 um 17:20 Uhr)
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