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Alt 06.08.2012, 07:37   #182  
Hulk1104
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Vorab dürfen gerne alle Ostholländer und Süddänen hier einen Fränggisch Eignungstest absolvieren ( selbst ich hab nur 15 von 20 richtig )
http://www.testedich.de/quiz26/quiz/...schFraenggisch

Weitläufig bekannt sein dürfte, dass im Fränkischen das P immer durch B und das T durch D ersetzt wird. Manchmal tritt auch G an die Stelle von K. Beispiele: Peter und Paul - Behder und Baul, Club (gemeint meist der 1. FC Nürnberg) - Glubb. Wichtig ist auch, das R immer zu Rollen.

Desweiteren kommt der Franke mit weit weniger Vokalen aus. Diese können verschluckt oder gleich weggelassen werden (spielen - schblln), vor allem das e bei Verben im Infinitiv (putzen - butzn). Wenn Vokale verwendet werden, sind sie anders auszusprechen. Das hochdeutsche a wird wie ein halboffenes o ausgesrochen, das o wird oft zu u. Daher auch der Satz: "Wou die Hasen Hoosn und die Hosen Huusn haaßn" (haaßn = heißen). Das u wird häufig, vor allem im Nürnbeger Raum zu einem "ou", wie in Schou (Schuh). An dieser Stelle ist anzumerken, dass in jedem Fänkischen Gebiet "a weng" anders geredet wird. Die Nürnbeger haben sowieso eine besondere Vorliebe zu O-Lauten. Sie reden ungefähr so, wie andere Franken, wenn sie den Mund voll haben. Der hochdeutsche Satz "Es ist an der Zeit, die Schalousien zu schließen." heißt auf Nürnbergerisch: "I mou a mol n Rollo no lou." Bei Verniedlichungen, wird aus u nicht wie im hochdeutschen ü, sondern i (das Blümchen - 's Blimla). Ansonsten ist die fränkische Aussprache viel weicher. So wird g oft zu ch (Sonntag - Sundooch). Auch der Laut "ng" findet sich häufig, beispielsweise in "Gloggng" (Glocke) oder "fränggisch" (fränkisch).
Die fränkische Grammatik ist sehr einfach. Es gibt nur drei Fälle. Nominativ und Akkusativ sind wie im hochdeutschen anzuwenden. Der Akkusativ ersetzt außerdem den Dativ: "Mit die Kinder schblln."; "Es liegt an ihn." An Stelle des Genitivs tritt eine Mischung aus deutschem und fränkischem Dativ. Georgs Sohn heißt also "Den Schorsch sei Bou" oder "Von Schorsch der Bou".

Auch fällt eine Unterscheidung zwischen "als" und "wie" weg. Hier heißt es einfach "als wäi".

Interessant ist die Angleichung von Namen, wenn über jemanden in der 3. Person gesprochen wird. Bei Männern wird einfach nur das förmliche "Herr" weggelassen, bei Frauen wird an den Namen die Endung -i angehängt. Beispiele: Die Mülleri, die Meieri, die Schmiddi. Bei näherstehenden Personen wird der Vorname mitgenannt, aber nachgestellt. Nur hier kennen Franken den Genitiv: Die Schmidds Renahde, der Reuders Schdefan.

Aufpassen muss man nur bei einigen Artikeln. So heißt es unter anderem manchmal der Budder (die Butter) oder der Schoglaad (die Schokolade). Ansonsten ist so gut wie immer durch das Anhängen der Silbe -la (Plural -li) die Versachlichung mit dem Artikel s zu machen: die Jacke - s Jäggla, das Buch - s Bichla, der Tisch - s Dischla und so weiter. Außerdem ist das Geschlecht der Wörter sowieso egal, da meist sowieso nur das Wörtchen "a" (ein, eine, einer) vorgestellt wird.

Verniedlichungen lieben die Franken so sehr, dass sie sogar bei Ausrufen ("Auweierla", "Achgodderla") verwendet werden. Sie sind auch beim Kleingeld wichtig. So ist ein 50-Cent-Stück beispielsweise "a Fuchzgerla". Außerdem wird "a weng" (ursprüngliche Bedeutung: ein wenig, ein bisschen) auch benutzt, wo es eigentlich keinen Sinn hat. So fragen fränkische Verkäuferinnen nicht "Wollen Sie eine Tüte haben?" sondern: "A weng a Dühdla?"

Des Weiteren ist bei Erzählungen von Neuigkeiten das Wörtchen "fei" einzubinden. Beispiel: "Der Glubb hat fei gwunna!" (Der 1. FC Nürnberg hat gewonnen.)

Sehr einfach sind auch die Zeiten: Es gibt neben dem Präsens nur das Perfekt. Imperfekt "Er kam" und Plusquamperfekt "Er war gekommen" lauten auf Fränkisch "Er is kumma." "Er wird kommen" heißt "Er kummt scho no." Das Futur wird nur bei Befürchtungen verwendet: "Der wird doch no kumma?"
Nach Aussprache und Grammatik wollen wir den dreiteiligen TIP-Fränkisch-Kurs heute mit einem kleinen Vokabelteil beenden. Da es viele verschiedene fränkische Dialekte (pro Dorf mindestens einen) gibt, kann es vorkommen, dass sich Franken auch untereinander nicht verstehen.

(ck) Deshalb kann unseren hochdeutschen Freunden auch nur eine geringe Auswahl an weitläufigen und besonders schönen Vokabeln aufgeführt werden. Wem dies immer noch nicht reicht und wer sich gerne darüber hinaus weiterbilden möchte, kann sich an den Autor wenden. ◦a - ein, eine, einer, eines
◦aa - auch
◦allerwall - inzwischen, noch immer
◦Allmächd - Ausruf des Erstaunens oder Entsetzens, wie "Oh Gott!" oder "Ach du meine Güte!"
◦a mol - ein Mal, bei Gelegenheit
◦a weng - ein wenig, ein bisschen
◦der Babbadeggl -Karton, Pappdeckel
◦die Bäbbm - Bläschenausschlag am Mund; Herpes
◦der Baddscher ("Der hod an B.") - Er hat einen Knall. Er ist verrückt.
◦bläägng - schreien
◦s Bobberla -Baby
◦der Bou - Junge
◦die Braadwerscht - Bratwurst, meist Bratwürste, da diese sehr empfehlenswerte fränkische Köstlichkeit nur mit mindestens zwei Stück ("a boar") zu erwerben ist.
◦brunsn - sich sanitär entleeren
◦derhudzn - einen tötlichen Verkehrsunfall erleiden
◦der Doldi - dummes oder schusseliges männliches Wesen
◦die Dolln - dummes oder schusseliges weibliches Wesen
◦eddz, eddzerdla - jetzt, nun
◦s Feschber - Deftige Mahlzeit am Abend, z. B. Brot mit viel Butter, viel Wurst, viel Käse, Schmalz, o. ä.
◦jdn. foddzn - jdn. verprügeln, zusammenschlagen
◦die Fraa -Frau
◦der Fregger (glanner F.) - kleines ungezogenes Kind
◦gaddzn - stottern
◦s Gaggala - Ei
◦der Geecher - Hahn
◦s Gfredd - Mühe, Plage
◦s Grischberla - kleiner, untersetzter Mann
◦s Gschmarri (a saudumms G. ham) - Blödsinn, dummes Zeug (dummes Zeug reden)
◦s Gschwaddl - niederes Volk
◦die Kärwa - Kirchweih
◦der Koung - Kuchen
◦s Maadla - Mädchen
◦s Moggala - Kalb
◦der Mou - Mann
◦nedd - 1. nicht; 2. freundlich, nett
◦oadli - niedlich, süß
◦der Obadzde, a Obazder - sehr seltsame Streichkäsesorte
◦die Schlebbern - Mundwerk
◦der Schou - Schuh
◦s Suggala - Schweinchen
◦s Weggla - Brötchen

Geändert von Hulk1104 (06.08.2012 um 14:15 Uhr)
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