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Alt 09.07.2018, 09:35   #220  
Phantom
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Interessante Informationen. Aber "Looter" heißt doch nicht "Ausgebeuteter"?
Nein, "Looter" heißt "Plünderer". Bei Rand einerseits die tatsächlichen Plünderer, Gauner, Kriminelle, andererseits eben auch alle, die den "Helden" der Gesellschaft (Unternehmer, Kreative,...) den verdienten Gewinn wegnehmen wollen (Sozialisten, Faule, Arbeitsscheue,...). Ich vereinfache jetzt sicher, da ich von Rand auch nichts gelesen habe; grundsätzlich würde mich "Atlas shrugged" schon interessieren, aber mir ist die Zeit zu schade, mich durch über 1000 Seiten von einer Person zu quälen, die in zentralen Punkten Ansichten vertritt, die meiner ziemlich entgegenstehen.

Was ich nur sagen wollte: Wir wissen, dass Ditko dem "Objektivismus", also der von Rand begründeten Philosophie (oder "Philosophie" in Anführungszeichen, je nach Sichtweise), viel abgewinnen konnte. Wir wissen, dass Ditko nach der Marvel-Zeit vor allem in der Fan-Presse auch Arbeiten veröffentlichte, die explizit diesen Objektivismus vertreten haben (auch hier muss ich wieder sagen, dass ich davon nichts selber gelesen habe).

Jetzt ist es natürlich naheliegend, auch die Spider-Man-Storys nach Spuren von Rands Ideen zu durchforsten, was viele auch schon gemacht haben. Dass der "looter" (deutsch: Knacker; zu dieser Übersetzung sage ich jetzt mal gar nichts) seinen Namen vielleicht Rand verdankt, scheint mir durchaus plausibel. Aber andere Sachen finde ich eben nicht überzeugend. Dass Peter Parker mehr Geld von Jameson für die Bilder fordert, kann man natürlich (wie es eben manche tun) als "Rand-typisch" interpretieren, weil Peter eben auch ein "producer" im Sinne Rands ist und dafür gerechten Gewinn erwarten darf. Aber wenn wir jetzt nicht wüssten, dass Ditko Rand gelesen hat, sondern stattdessen erführen, dass er sich zu der Zeit mit Marx beschäftigt hat, würden dieselben Leute sagen: hier hat Ditko seine Ideen in Spider-Man einfließen lassen, denn Peter ist eindeutig vom Kapitalisten Jameson ausgebeutet worden, und jetzt lehnt er sich endlich gegen ihn auf. Ich behaupte also nicht, dass die Rand-Interpretation falsch ist, ich finde sie nur nicht hinreichend belegt.

Zitat:
Ditko ist ja eher bekannt für sein striktes Gut-Böse-Schema. Das erkenne ich in seinen Storys von Haftentlassenen wieder. Eine Haft verändert niemanden; einmal auf der schiefen Bahn, dann immer.
Das stimmt schon. Andererseits ist dieses strikte Gut/Böse-Schema in der Trivialliteratur doch weit verbreitet. Ohne das jetzt belegen zu können, schätze ich, dass das in der Mehrheit der Superhelden- und Crime-Comics der 40er und 50er Jahre so simplifiziert dargestellt war.

Zitat:
Natürlich weiß ich nicht, ob Flo Steinberg die Atmosphäre nicht allzu rosig darstellt, aber wenn diese Beschreibung nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, frage ich mich: Warum soll das ausgerechnet bei Lee und Ditko anders gewesen sein?
Dass Ditko und Lee ca. ab Spider-Man #25 nicht mehr miteinander geredet haben, scheint schon belegt. Lee hat behauptet, Ditko hätte nicht mehr kommunizieren wollen, Ditko hat das Umgekehrte behauptet.
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