Das Blaue Palais (Folge 1) "Das Genie" (Bundesrepublik Deutschland 1974, Bavaria Atelier GmbH mit Office de Radiodiffusion Télévision Française (ORTF) für ZDF), Drehbuch und Regie: Rainer Erler, 88 min, FSK: 12
Eigentlich ist das eine deutsche Science-Fiction-Serie, die als eine der besten gilt und in Brighton mit dem European Science Fiction Award ausgezeichnet wurde. Mastermind Erler präsentiert ein Team internationaler Wissenschaftler, das in besagtem Blauen Palais Grundlagenforschung betreibt. Dabei griff er auf aktuelle Forschungsergebnisse der damaligen Gegenwart zurück, weshalb die Fachgespräche auf wissenschaftlichen Fakten beruhen.
In der ersten Folge geht es um die Frage, ob sich erworbenes Wissen über biochemische Wege auf andere Individuen übertragen läßt. Der niederländische Biochemiker Jeroen de Groot forscht mit der rumänischen Biologin Sibilla Jacopescu im Versuchslabor an Ratten.
Zur selben Zeit macht ein gewisser Felix van Reijn Furore, der innerhalb kürzester Frist sowohl als improvisierender Klaviervirtuose, als Simultanschachmeister und als Maler im japanischen Stil brilliert. Um ihm auf die Schliche zu kommen, wie er so rasch zu solch guten Leistungen kommt, gewinnt Sibilla Jacopescu im Auftrag des Insituts van Reijns Vertrauen. Denn jedesmal gab es ein lebendiges Vorbild, das kurz zuvor auf rätselhafte Weise ums Leben gekommen ist.
Das japanische Kapitel nimmt ein gutes Drittel der Episode ein: Felix van Reijn reist in ein extrem traditionell gezeichnetes Japan, wo er eine Wohnung hat. Dorthin läßt er den bewunderten Tuschemaler Mizuguchi kommen, der seit 50 Jahren den Fujiyama wieder und wieder zeichnet, worin er es zu einer wahren Meisterschaft gebracht hat.
Wenig später verblüfft van Reijn sein Publikum, indem er im Palazzo d'Orsini in Venedig seine Ausstellung von Zeichnungen im Stile Mizuguchis präsentiert. Jeroen de Groot taucht mit zwei japanischen Experten dort auf, um van Reijn als Plagiator oder Fälscher zu entlarven. Van Reijn beweist seine Kunst, indem vor den Augen seiner Kritiker live ein weiteres Gemälde tuscht.
Abgesehen vom exotischen Japanbild, das schon den 1970er Jahren höchst künstlich gewesen ist, hat die Serie nichts von ihren Reizen verloren. Dieser Klassiker ist ein Juwel.