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Alt 24.04.2017, 13:45   #23  
Servalan
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Die Säulen der Erde | The Pillars of the Earth (Deutschland / Kanada / Ungarn 2010), Drehbuch: John Pielmeier nach dem gleichnamigen Roman (1990, deutsche Ausgabe 1992) von Ken Follett, Regie: Sergio Mimica-Gezzan, 8 Episoden à 50 min bzw. 4 Episoden á 100 min, FSK: 12 bzw. 16

Kunsthistorische Grundlagen der Serie:
  • Vorbild für den Bau der Kathedrale im fiktiven Ort Kingsbridge in Südengland war die Kathedrale von Salisbury | The Cathedral Church of St Mary in Salisbury (Grafschaft Wiltshire), erbaut 1220 bis 1479. Die Grundsteinlegung erfolgte durch Bischof Richard Poore mit dessen Baumeister Nikolaus von Ely.
  • Die zweite Referenz bildet die Kathedrale von Saint-Denis | Basilique de Saint Denis (1137 bis 1238) und dessen Bau unter Abt Suger von Saint-Denis (1081–1151) in den Jahren 1137 bis 1144.
Sowohl der historische Roman als auch dessen Verfilmung leisten sich erhebliche erzählerische Freiheiten, was schon an den Daten erkennbar wird. Der Bau der Kathedrale bildet den Hintergrund für eine verwickelte Familiengeschichte im Mittelalter, verflochten durch persönliche Eifersüchte, Intrigen in der Kirche und am Königshof sowie Aberglauben und den Anfängen wissenschaftlicher Erkenntnis.

Einen Streitpunkt zwischen Kirche und weltlichen Fürsten bilden in den ersten Episoden der Steinbruch und die (damit eben nicht verbundenen) Abbaurechte. Dennoch beschränken sich die Gewinnung des Steins und das Zuhauen auf seltene Szenen mit Statisten.
Wer mittelalterliches Bauen im Detail studieren möchte, den verweise ich auf die Dokumentationen von Reinhard Kungel über die Burg von Guédelon (Département Yonne), an der seit 1997 gebaut wird und die 2023 fertiggestellt werden soll.
Prächtiger läßt sich hingegen der Bildhauer Jack Jackson inszenieren, der mit Vorliebe Dämonen aus dem Block haut.
Der Einsturz von Kirchen und Kathedralen kam zu dieser Zeit häufig vor und forderte zahlreiche Opfer. Abt Suger weist Jack Jackson deswegen zurecht auf den antiken Euklid hin, denn ohne Mathematik gibt es keine Statik.
Wenn Jack Jackson herausfindet, daß die Kathedrale nicht unter ihrem eigenen Gewicht ächzt und stöhnt, sondern vom starken englischen Wind gedrückt und gezerrt wird, findet er eine praktische Lösung. Der frühe Stil der englischen Gotik, Early English, wird durch den an der Fassade angebrachten Stützbogen zu einer Notwendigkeit und charakterisiert die Kathedrale.

Geändert von Servalan (19.01.2018 um 17:19 Uhr)
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