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Alt 10.11.2018, 16:34   #402  
Peter L. Opmann
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Ort: Hessen
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Spinne (Williams) 82

Erscheinungstermin: 4/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 81
2) Journey into Mystery # 123

Story-Titel:
1) Jetzt hüpft das Känguruh!
2) Und ein Universum zittert

Original-Storytitel:
1) The Coming of the Kangaroo!
2) While a Universe trembles!

Zeichnungen:
1) John Buscema / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) John Romita / Stan Lee
2) Stan Lee



In den deutschen Credits wird es nicht deutlich, aber laut Marvel.wikia ist John Romita an dieser Ausgabe als Co-Autor beteiligt. Stan Lee sorgt dafür, daß man das nicht gleich merkt, aber es ist doch eine relativ schwache Story, was von einem schwachen Gegner der Spinne herrührt. Das Känguruh erinnert mich in manchem an Ka-Zar – ein Naturbursche, der sich Känguruhs zum Vorbild nahm, lernte, wie sie zu springen und zu boxen und im Outback von Australien zu überleben (die Zeit der radioaktiven Unfälle scheint vorbei zu sein). Eines macht das Känguruh aber ungeahnt modern: Nachdem es beim Boxen seinen Gegner schwer verletzt hat und in den Knast wandern soll, wandert es stattdessen heimlich in die USA ein, wird von der Einwanderungsbehörde geschnappt, schafft es aber trotzdem, illegal im Land zu bleiben und wird zum kriminellen Migranten (die AfD würde sagen: Was sonst?).

Schon wieder einer, der durch sein Dschungeltraining normalen Menschen überlegen ist, aber damit noch lange kein Gegner für die Spinne, was sich am Ende der Geschichte auch bestätigt. Die Story beginnt mit einem ganz netten Gag: Die Spinne seilt am Büro von Jonah Jameson vorbei, der sie sogleich aus dem Fenster heraus übel beschimpft. Dabei fällt ihm seine teure Zigarre aus dem Mund und in die Tiefe. Die Spinne ist auf dem Weg zur Central Station, um (natürlich als Peter Parker) Tante May abzuholen, die von ihrem Florida-Urlaub zurückkehrt. Im selben Zug sitzt der namenlose Australier, der das Känguruh ist und gerade abgeschoben werden soll. Die Bundespolizisten, die ihn begleiten, bedauern ihn (das waren noch Zeiten), berufen sich aber auf die Gesetze. Doch blitzschnell macht das Känguruh sie fertig und hüpft davon. Peter und Tante May, auf dem Bahnsteig nur wenige Meter entfernt, bekommen es unmittelbar mit. Sie schleppt ihren Lieblingsneffen aber erstmal mit sich nach Hause. Eingeschoben wird hier die Entstehungsgeschichte des Känguruh – immerhin: Superkräfte sind nicht ausgeschlossen. „Vielleicht war was in der Luft, die ich atmete, oder in dem Wasser, das ich trank“, mutmaßt der Bösewicht. Stan Lee betreibt wieder mal Naturwissenschaft.

Wird Zeit, daß die Story in Gang kommt. Das Känguruh beschließt, einen Transport zu überfallen, um an Geld zu kommen. Was es da aber an sich bringt, ist eine Probe „tödlicher Bakterien“. Es weiß es nur nicht. Peter Parker sieht die Meldung im Fernsehen und verläßt unbemerkt als Spinne Tante Mays Haus. Es folgt – wir ahnen es – die Suche nach dem Schurken. Diesmal sucht die Spinne mal wieder so lange, bis sie ihn gefunden hat. Das Känguruh platzt gerade in eine Dachterrassenparty, um die Gäste auszurauben. Die Spinne will mit ihm reden, ihm klarmachen, daß es zu seiner eigenen Sicherheit die Bakterien-Phiole herausrücken muss. Doch das Känguruh geht sofort zum Angriff über. Als die Spinne reagiert, ist bei ihm schnell der Ofen aus. Sie bringt die Phiole an sich und läßt das Känguruh auf der Dachterrasse zurück. Hier fehlt der endgültige K.o. für das Känguruh. Es fehlen nämlich in dieser Geschichte zwei Seiten. Williams hat offenbar die Originalseiten nicht bekommen, nur einen gekürzten Reprint.

Die Spinne bringt die Bakterienprobe zurück und macht sich auf den Heimweg zu Tante May. Hier wird noch ein kleiner Twist eingebaut: Sie hat nämlich das Haus doch nicht so unbemerkt verlassen, wie sie dachte. Als Tante May Peter Medizin bringen wollte, hat sie bemerkt, daß nicht er im Bett liegt, sondern eine Netzpuppe. Darauf ist sie wie die Großmutter im Räuber Hotzenplotz in Ohnmacht gefallen. Wie dort kommt sie aber schnell wieder zu sich. Peter muß sie freilich davon überzeugen, daß sie sich die Netzpuppe nur eingebildet hat. Das bereitet ihm heftige Gewissensbisse. Er blickt äußerst besorgt in die Zukunft: Wann wird der Schatten der Spinne ihn und all seine Lieben endgültig vernichten (Originalzitat)?

Eine routinierte bis enttäuschende Story. Das Känguruh überzeugt mich überhaupt nicht. Damit der Leser Mitleid mit ihm hat, hätte es wohl einen Zweiteiler wie beim Strolch erfordert, aber das wollte Marvel damals wohl auf jeden Fall vermeiden. Wegen der auf 18 Seiten verkürzten „Spinne“-Story bleibt Platz im Heft für eine Leserbriefseite (über den Fall Der Rote Wächter – mit einer Wortmeldung von Gerhard Förster) sowie für eine Infoseite über Maske und Kostüm der Spinne aus einem wohl älteren Annual. Wer die Seite gezeichnet hat, kann ich nicht genau erkennen, tippe aber auf Steve Ditko.
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