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Alt 07.09.2018, 18:41   #307  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 59

Erscheinungstermin: 5/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 58
2) Submariner # 7

Story-Titel:
1) Die Spinne zu töten!
2) Wählt den Mann namens Schicksal zum Präsidenten!

Original-Storytitel:
1) To kill a Spider-Man!
2) For President… the Man called Destiny!

Zeichnungen:
1) John Romita / Don Heck / Mickey Demeo (= Mike Esposito)
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Mir kam in den Sinn: Seit bei der Serie der Cliffhanger eingeführt wurde, geben sich die Gegner der Spinne wirklich die Klinke in die Hand. Fast nie liest man mal: „Einige Monate vergingen, und dann…“ Auch als Peter Parker sein Spinnenkostüm in den Mülleimer warf, hatte er höchstens mal einen Tag Ruhe. Wenn wir die letzten Ausgaben betrachten: In dem Moment, als Doc Ock geschlagen war, landete Ka-Zar in New York und wurde sofort von JJJ gegen die Spinne aufgehetzt. Und jetzt ruft Professor Smythe genau in dem Moment bei Jameson an, als sich Ka-Zar und die Spinne schiedlich-friedlich voneinander trennen. Wenige Stunden später ist schon der „Spinnentöter“ hinter unserem Helden her. Die Zeit ist im Gegensatz zur Erscheinungsweise der Comics ungeheuer verdichtet. Damit wird verständlich, daß es nach Realzeit viele Jahre, ja, Jahrzehnte dauert, bis Peter Parker die Uni verläßt oder endlich Mary-Jane heiratet, und dennoch ist er dann gemäß der Serienzeit immer noch jung. Andererseits kann eigentlich kein Mensch, auch nicht einer mit Superkräften, diese Dauerbelastung aushalten. Als Leser verdrängt man diesen Aspekt aber wohl – man will ja nicht lesen, daß einmal nichts Aufregendes passiert. Nur als heftlange Abenteuer vorherrschten, war offen, wie viel Zeit zwischen den Episoden vergeht.

Es ist wohl keine Überraschung, daß die scheinbar ertrunkene Spinne keineswegs tot ist. Immerhin wird hervorgehoben, daß Ka-Zar seine ganze Kunst in Erster Hilfe aufwenden muß, um sie wiederzubeleben. Angenehmer Nebeneffekt ihrer Zeit unter Wasser: Auf irgendeine Weise hat sie durch diesen Schock ihr Gedächtnis wiedererlangt. Mehr Volten zu ihrer Amnesie sind Stan Lee offenbar momentan nicht eingefallen. Ka-Zar bekommt noch einen großen Abgang spendiert: Die Polizei rückt wegen des Säbelzahntigers an, aber er setzt sie außer Gefecht und geht dann ruhig weg. Jonah hat inzwischen auf den Anruf Smythes zwar ablehnend reagiert, steht jedoch kurz darauf vor seiner Tür, um sich den neuen Roboter vorführen zu lassen, der natürlich stark verbessert und mit viel mehr Durchschlagskraft versehen ist als beim letzten Mal. Wiederum darf er ihn selbst bedienen; die Männer treffen sich dafür in Jonahs Büro im Daily Bugle. Die Spinne erhält keine Gelegenheit, sich in ihrem eben wiedergefundenen Leben zu orientieren. Während sie in Peter Parkers Bude vergeblich versucht, Tante May anzurufen (die gerade im Krankenhaus liegt), klettert der Roboter, wiederum mit Jonahs Gesicht auf dem Kopf-Bildschirm, bereits die Außenwand hoch. Wie beim letzten Mal gelingt es der Spinne nicht, ihn abzuschütteln. Aber da Smythes Rachepläne noch in diesem Heft durchkreuzt werden sollen, kommt ihr bald die Idee, wie sie ihn trotzdem stoppen kann.

In einer Telefonzelle sucht sie die Adresse von Smythes Labor heraus. Er meint, sie sitze dort in der Falle und sie habe wohl verkannt, daß er dort gar nicht ist, sondern in Jonahs Büro. Die Spinne hat aber wirklich messerscharf kombiniert: nämlich daß es in Smythes Büro viele Spinnen gibt (die der Wissenschaftler dazu benutzt hat, seinen Roboter auf sie anzusetzen), und zudem, daß, wenn sie diese Spinnen alle dicht zusammenstellt, der Roboter durchschmoren wird. Das ist jedenfalls genau das, was passiert. Eine in meinen Augen ziemlich unglaubwürdige Auflösung. Immerhin läßt Lee die Spinne nicht erneut den Abschaltknopf des Roboters finden – das hätte mich noch mehr enttäuscht.

Immerhin tun sich nebenbei ein paar ganz interessante Dinge: John Jameson (Jonahs mißratener Sohn, der anscheinend überhaupt nichts gegen die Spinne einzuwenden hat) unterhält sich mit Captain Stacy über sie, Jameson erzählt, er werde jetzt nach Übersee versetzt, er wird also offenbar gerade aus der Serie geschrieben. Von seinem Vater kann er sich nicht verabschieden, weil der gerade ein wichtiges Treffen mit Professor Smythe hat. Gwen Stacy und Harry rätseln weiter, warum Peter Parker verschwunden ist. Am Ende fällt Lee noch eine ganz nette Szene ein: Peter legt sein Spinnenkostüm ab und will zu Tante May eilen, da begegnet ihm auf der Straße Ka-Zar mit seinem Kätzchen Zabu. Ka-Zar meint, mit seinen Urwaldinstinkten in dem Jungen die Spinne zu spüren, wird dann aber doch unsicher. Wäre die Spinne von Ka-Zar enttarnt worden, hätte das aber wohl keine gravierenden Folgen gehabt, denn der verschwindet bald wieder in seinem Dschungel.

Die Story scheint mir etwas halbgar. Der Roboter mußte wieder her, aber wie seine Begegnung mit der Spinne ausgeht, dafür hat das Team keine treffende Pointe gefunden. Die ganze Story wirkt etwas bemüht. Bei den Zeichnungen ist mein Eindruck ähnlich. Don Heck tut sein Möglichstes, das grafische Niveau nicht allzu sehr absinken zu lassen, aber so überzeugend wie die Romita-Ausgaben davor ist das nicht. Wir sind gerade in einer weniger begeisternden Phase der Serie.

Dies ist die dritte Ausgabe dieses Monats; der redaktionelle Teil bietet also nichts Neues mehr. Mir fiel nur auf, daß die Monats-Checkliste mit den beiden Anzeigen (Sea-Monkeys und Marken-Paul) nun wieder auftaucht. Wohl weil diese Anzeigen nicht gebucht waren, war sie in der vorherigen Ausgabe ausgefallen. Die Checkliste so umzumontieren, daß sie ohne die Inserate erscheinen konnte, kam für Williams anscheinend nicht in Frage.

Geändert von Peter L. Opmann (08.09.2018 um 08:20 Uhr)
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