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Alt 03.06.2018, 19:18   #57  
Phantom
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Zitat von 74basti Beitrag anzeigen
Hat irgendjemand das Heft mit Schwärzung oder das Protokoll der mündlichen Verhandlung?
Ich habe die CX 31 als einzelnes Heft, kein Sammelband, darin ist "bekannt durch seinen Comic-Schrott" geschwärzt - nein, genau genommen "geblaut": offenbar hat jemand mit einem blauen Filzschreiber (auch recht ungelenk) die Wörter überstrichen. Es ist aber kein Problem, trotzdem zu erkennen, was darunter steht.

Die Comixene habe ich Anfang der 80er bei Montanus im Zweier- oder Dreierpack verbilligt gekauft; es handelt sich also (wie wohl die Hefte in den Sammelbänden) um ein überzähliges Exemplar, das dann verramscht wurde.

Wenn ich mir das Heft so durchsehe, wurde damals allgemein mit recht harten Bandagen gekämpft. Über die Publikationen der Incos heißt es, dass "nur kleinlicher Hickhack und gernegroßes Wunschdenken vermittelt" werden. Über den Hethke-Band zu Hansrudi Wäscher heißt es, "wenn dieses Buch in der Reihe "Bibliothek der großen Comics" erscheint - welcher Comicschrott wird dann in Zukunft noch alles zwischen Buchdeckel gepresst werden?". Ein Leserbrief fordert "Können Sie dem comicverramschenden Condor Verlag nicht wenigstens klarmachen, dass man seit langer Zeit schon "der Comic" und nicht "das Comic" schreibt"? Hart auf hart, das macht Spaß.

Die Rezension von "Alles über Tarzan" (fälschlich "Alles für Tarzan" übertitelt) ist schon auch recht heftig. Allerdings muss man zugeben, dass H.B. manchmal auch recht hat: dass in "Alles über Tarzan" z.B. keine einzige Quellenangabe zu finden ist, ist schon ein Fehler: Wo kommen die Auflistungen der Zeitungscomics her? Alles selbst in Bibliotheken in den USA erarbeitet? Oder aus amerikanischen Sekundär-Veröffentlichungen zusammengepuzzelt?

Die Frage ist ganz allgemein, welchen Maßstab man an ein Fanprojekt stellen darf. Darf man da mit denselben Kriterien rangehen wie an eine wissenschaftliche Veröffentlichung? Heute würde ich sagen: durchaus ja, aber damals habe ich auch (allerdings unbedeutende) Artikel in Fanzines veröffentlicht, ohne Quellenangaben zu machen (ich fürchte, ich wollte die auch gar nicht preisgeben, weil ich daraus ja noch mehr Artikel machen wollte, und da wollte ich doch nicht, dass jemand anderes mir zuvorkommt). Erst an der Uni wurde mir richtig klar, was wissenschaftliches Arbeiten bedeutet, und dass Quellenangaben eine conditio sine qua non für seriöse Forschung sind. Jetzt kann man sich streiten, ob ein Fanzine Forschung ist. Und will man z.B. einem Fan, der weder Journalist noch Wissenschaftler ist, aber seine in der Freizeit mühsam angeeigneten Kenntnisse in einem Fanzine weitergeben will, vorwerfen, dass er vielleicht nicht wirklich gut schreiben kann? (Natürlich nicht, er sollte nur offen für Verbesserungsvorschläge sein.) Aber ich schweife ab, das ist ein ganz anderes Thema.

Insgesamt finde ich immer wieder erstaunlich, auf welch hohem inhaltlichen Niveau die Comixene vor immerhin 40 Jahren war. Über den Ton kann man natürlich streiten (muss man nach 40 Jahren aber vielleicht auch nicht mehr), aber die Informationsdichte war sagenhaft.
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