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Alt 13.05.2023, 13:31   #13  
Chelidoni
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Ich denke auch, dass der Blitz schon eindeutig als Zeichen für einen Zeitsprung gewertet werden kann.

Einerseits finde ich es schade, dass das die Erzählung zu dem ersten Luftderby für Frauen schon vorbei ist, denn das Thema hat mich wirklich angesprochen. Ja ich weiß, es gab viele ähnliche Aufrisse und Szenen und auf Dauer war es für den ein oder anderen vielleicht langweilig. Ich hätte trotzdem gerne noch ein paar Stationen des Rennens mehr gesehen (es wurden 12 Stationen übersprungen!). So richtig Spannung kam daher nicht auf, wer nun das Rennen gewinnen würde. Mit etwas Kreativität hätte man da bestimmt noch etwas daraus machen können. Auch das Gründungstreffen der „Ninety-Nines“ hat mir gefehlt. Wenn das Heft schon „Club der Pilotinnen“ heißt, hätte ich erwartet bei der feierlichen Gründung dabei zu sein nicht nur die Vorbereitungen mitzuerleben.
Andererseits sind 7 Hefte vielleicht auch ausreichend, wenn immer wieder auf demselben Thema herumgeritten wird und drumherum nicht viel passiert…

Die selbstsüchtige Mrs. Morgan hat mir auch sehr gut gefallen und ich hätte gerne noch länger etwas von ihr gesehen. Gerade als Frau war sie eine wichtige Figur in dieser Serie, damit nicht der Eindruck entsteht, dass alle Frauen emanzipiert und gut sind und nur die Männer die Är****.



Ich habe noch einen generellen Kritikpunkt zur Darstellung der Annabellas. Ich weiß nicht, ob das hier wirklich der passendste Ort dafür ist, aber da es mir in diesem Heft besonders aufgefallen ist, platziere ich es hier einfach mal.
Die Annabellas haben seit ihrem ersten Heft eine starke Verwandlung im Zeichenstil durchgemacht. Auch wenn der damalige Zeichenstil von Narciso nicht immer perfekt war und mir insgesamt damals nicht so gefallen hatte, so hatten die Zeichnungen der Annabellas doch im allerersten Heft viel Charakter und vor allem Weiblichkeit ausgestrahlt.
Zu den späteren Narciso-Heften kann ich noch nicht viel sagen. Ich hab die Sammelbände zwar hier, hab sie aber noch nicht gelesen. Ich bin auf die Annabellas erst wieder durch das hübsche Cover von Heft 29 gestoßen, das erste Heft mit Jens Fischer als Zeichner.
Der Zeichenstil war dann natürlich mit einem Mal komplett anders, aber die Annabellas hatten trotzdem insgesamt noch Charakter: Caramella etwas klein und pummelig, Bella schlank und nerdig und Anna burschikos und energiegeladen. Alle drei aber wirkten trotzdem noch weiblich. In der Ada-Lovelace-Serie kann ich diese Merkmale auch noch erkennen, in der Frida-Kahlo-Serie schon weniger.
Nun sind sich in der Pilotinnen-Serie die drei Annabellas äußerlich immer ähnlicher geworden und haben vor allem irgendwie ihre Weiblichkeit verloren. In den grauen Hosen und den Pullovern auf S.11-16 haben sie fast dieselben Proportionen. Sie werden immer „gnomiger“, was man gerade bei Annas Gesicht oft gut erkennen kann. Das Pferde-Bild auf S.18 ist zwar sehr schön dynamisch, aber die Annabellas sehen so pummelig und gnomenhaft aus, dass ich es nicht mehr schön finde. Ich sehe kaum noch Anna auf S.18-19, sondern mehr Dag. Nichts gegen Dag, er ist gut so wie er ist. Aber die Annabellas sind ja nicht die Digedags und auch nicht die Abrafaxe. Auch wenn sie charakterliche und storytechnische Ähnlichkeiten haben, sollten die Annabellas doch erkennbar weibliche Wesen mit Charakter bleiben. Sonst wird ja der Grundaufhänger des Annabella-Mosaiks, nämlich der Wunsch nach weiblichen Haupthelden in den Mosaik-Geschichten, ad absurdum geführt.
Ich weiß, ich bin als erwachsene Frau nicht mehr ganz in der Zielgruppe, aber diese „Vergnomisierung“ der Hauptheldinnen gefällt mir gar nicht und nimmt den Schwung heraus. Die Annabellas haben meiner Meinung nach an Sympathie verloren und auch an der Fähigkeit, dass sich Mädchen mit ihnen identifizieren können.
Ich würde mir wieder etwas von der früheren Spritzigkeit der Annabellas zurückwünschen. Zum Beispiel könnte man damit anfangen, wieder Wimpern zu zeichnen. Ich weiß ja, es gibt Kritik an gezeichneten Wimpern: Alle Menschen haben Wimpern, warum sollten also nur bei Frauen welche gezeichnet werden oder nur bei Männern keine. Dennoch werden bei Frauen die Wimpern im realen Leben nunmal stärker betont und stark betonte Wimpern dadurch von der Allgemeinheit als weiblicher wahrgenommen.
Feinere Striche, mehr Unterschiede in den Proportionen und Schattierungen würden den Annabellas ebenfalls gut tun.


Manchmal schleifen sich ja auf Dauer Dinge ein oder vereinfachen sich, so auch Zeichenstile. Vielleicht ist es auch hier so passiert. Vielleicht wird auch manchmal von Zeichnern oder Redaktion der Blick von weiter weg auf die Gesamtserie der Annabellas gewagt und vielleicht gibt es hier und da neue Ideen, wie man die Figuren der Annabellas zum Positiven weiterentwickeln könnte (?). Ich bin jedenfalls gespannt, welchen Weg die Annabellas noch gehen werden, storytechnisch und zeichnerisch.
Vielen Dank fürs Lesen ! (es ist doch länger geworden als ich anfangs plante )
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