Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 24.01.2016, 18:59   #50  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
Benutzerbild von Detlef Lorenz
 
Ort: Ahrensburg
Beiträge: 3.487
Nach wie vor funktioniert mein Mailpostfach nicht, soll aber in den kommenden Tagen wieder gehen. Deshalb folgt heute ein abbildungsloser Artikel, der sich aber mit dem selben Thema wie der vorherige Beschäftigt. Eine Abbildung erfolgt später.


Fortsetzung Abenteuer der Weltgeschichte Nummer 7


Was bisher geschah: In der vorherigen Ausgabe spekulierte ich zur - möglichen – Übernahme des Regentenverlags durch Walter Lehning. Bisher bin ich deshalb noch nicht auf den Inhalt des Heftes eingegangen. Dabei verspricht der Titel, „Gesprengte Ketten, Spartakus – Rebell gegen Rom“, einiges an Spannung. Weniger wohl wegen des Titelhelden, als wegen „Rebell gegen Rom“. Rebellionen, Aufstände gegen die antike Supermacht kommen besonders in Deutschland immer gut an, hat es doch ein sogenannter Hermann Anno 9 geschafft, die Römer dauerhaft aus Germanien zu vertreiben, mehr oder weniger. Diesem Herman ist ein eigenes Heft der vorliegenden Reihe gewidmet (Heft 36). Einem breiteren Publikum wurde Spartakus erst mit der im Dezember 1960 in Deutschland aufgeführten amerikanischen Filmproduktion gleichen Namens, mit Kirk Douglas in der Hauptrolle. Der Film schreibt seinen Namen allerdings in der lateinischen Form mit einem „c“ an Stelle des hier verwendetem „k“. Ich werde hier die Schreibweise des Comics beibehalten.


Spartakus war wahrscheinlich Thrakischer* Herkunft. Er wurde zwischen 80 und 75 v.d.Z. als Sklave nach Italien verbracht und dort in die Gladiatorenschule nach Capua geschickt. Es gelang ihm 73 zusammen mit dem Kelten Krixos und einer Anzahl weiterer Gladiatoren zu fliehen. Rasch schlossen sich ihnen weitere Sklaven an und am Vesuv wurde ein römisches Heer geschlagen. Zwei weitere Niederlagen der Römer folgten. Krixos fiel allerdings. Spartakus beabsichtigte seine Leute in ihre Heimatgebiete zurück zu führen, nach einem erneuten Sieg gegen ein römisches Heer blieben sie allerdings in Italien. Sie zogen jetzt bis in den italienischen Stiefel nach Thurii, wo sie versuchten mit Hilfe von kilikischen Seeräubern das Land zu verlassen. Dies gelang nicht und nun endlich, nach vielen Niederlagen, gelang es dem römischen Heerführer Crassus Spartakus´ Heer vernichtend zu schlagen. Spartakus fiel in der Schlacht.** Man schreibt ihm auch den Versuch von sozialen Reformen zu, aber das ist zwar ungewiss, wurde aber gerne in der Neuzeit aufgegriffen. Der Spartakusbund (deren Anhängern im Dezember 1918 die KPD gründeten) sei hier genannt und auch für die Kinder- und Jugendspartakiaden in der DDR und anderen Ostblockländern wurde der Name des Spartakus für Wettkämpfe, die dem Klassenkampf auf der sportlichen Ebene austrugen, verwendet.


So weit in Kurzform etwas zu Spartakus, der im Grunde nur nach Hause wollte. Hans-Jürgen Linden*** hat im Heft Nummer 7 einen Teil der historischen Ereignisse aufgegriffen und in freier, melodramatischer Interpretation niedergeschrieben. „Einen Teil“ deshalb, weil mitten in der Story die Geschichte endet: nach einem erneuten siegreichen Gefecht verkündet Spartakus einen Marsch auf Rom. Die nächste Seite zeigt dann überraschenderweise eine Vorschau auf das nächste Heft … ob das Skript bis zum Tode des Titelhelden weiterging, ist mir nicht bekannt. Vermuten dürfte man es allerdings.



Lothar Linkert hat das Manuskript in gewohnt mäßigen Zeichnungen ausgearbeitet. Vielleicht hat er sich für die einzelnen Szenen zu viel Platz genommen und urplötzlich waren die Seiten für den vorgesehenen Raum im Heft erreicht und er musste abbrechen. Eher könnte ich mir aber vorstellen, dass in der Redaktion (Hans-Jürgen Linden?) wegen der zweiseitigen Vorschau und der zusätzlichen Verlagswerbung gekürzt werden musste.
Zur Sklaverei, speziell im Altertum, ein paar Worte: Die Sklaverei fand im Rom der Antike statt und lange davor und selbst heutzutage noch in allen Weltgegenden. Die Germanen hielten sich Sklaven, die Indianer, die Chinesen, die Inder und selbst in Ländern, deren Menschen wohl am meisten leiden mussten, in Schwarzafrika, hielten sie es nicht anders. Auch die Ächtung durch die UN hat sie bis auf den heutigen Tag nie richtig beenden können. Im Römischen Reich besaßen die Sklaven nicht unbedingt einen menschlicheren Status als in anderen Kulturen: immerhin hatten sie aber die Möglichkeit der Freilassung – durch den Besitzer -, oder des Freikaufens mit selbst erwirtschaftetem Vermögen. Auch konnten Sklaven und Freigelassene durchaus hohe Stellungen in der Gesellschaft erreichen. Zur Kaiserzeit gab es zudem vermehrt Gesetze zur Besserbehandlung von Sklaven, wozu grade die Aufstände und ähnliche Empörungen beigetragen hatten. Philosophen, wie Seneca, erkannten das Missverhältnis von der von ihnen postulierten inneren Freiheit jedes Menschen, das sich im Standesunterschied zwischen Herren und Sklaven manifestierte. Das alles ist natürlich keine Entschuldigung oder Beschönigung, Sklaverei ist und bleibt ekelhaft!

*In etwa das Gebiet des heutigen Bulgariens.
**Womit natürlich der Haupttitel „Gesprengte Ketten“ nur sehr bedingt zutreffend ist. Vom bereits erwähnten Hermann könnte man dies eher behaupten, Spartakus dagegen erhielt die ersehnte Freiheit nie, er fand nur Kampf und Tod.
***Ich gehe mal weiter von der Storyerstellung Lindens aus, auch wenn das Impressum ab diesem Heft nichts mehr dazu aussagt.

Geändert von underduck (29.01.2016 um 12:41 Uhr) Grund: Bild nachträglich eingefügt
Detlef Lorenz ist offline   Mit Zitat antworten