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Alt 08.04.2018, 16:04   #86  
Servalan
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Gelübde des Herzens (Deutschland 2003, teamWorX Television & Film Produktion der UFA GmbH im Auftrag der ARD Degeto Film), Drehbuch: Natalie Scharf, Regie: Karola Hattop, Kunstmaler: Michael Lenz, 86 min

Das bittersüße Liebesmelodram um eine trauernde Kunstrestauratorin und einen angehenden Mönch aus der Toskana verbindet Anleihen aus Im Namen der Rose und der Serie Die Dornenvögel. Glaube, Liebe, Hoffnung liefern mehr als einen netten Unterton, zumal der persönliche Verlust mit einer handfesten Glaubenskrise verbunden wird.
Bildgestalter Sebastian Richter nutzt die Gelegenheit, um in den Landschaftsaufnahmen klassische Gemälde anklingen zu lassen. Die Romanze bietet einen angenehmen Zeitvertreib, bleibt aber sonst brav und bieder.

Die 32jährige Sophie Schuhmacher lehrt am Kunsthistorischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität, wo sie im Auftrag ihres Doktorvaters, Professor Eduard Lemnitz, als Sachverständige Gemälde begutachtet und restauriert. Privat bereitet sie gerade ihre Hochzeit mit dem Geschäftsmann Florian Berger vor, dem eine standesamtliche Trauung genügt hätte.
Weil sie jedoch im Alleingang einen kirchlichen Termin vereinbart hat, geraten die beiden in Streit, und Florian flieht vor der Auseinandersetzung in sein Büro. Kurz darauf verunglückt er auf der regennassen, nächtlichen Straße.
Am Tag zuvor hatte sie mit Professor Lemnitz im Institut ein Gemälde aus der Hochrenaissance begutachtet, ihrem Spezialgebiet. Das Gemälde zeigt den Exodus aus Ägypten unter Moses und hat eine gewisse Nähe zu Raffael (1483 - 1520) oder dessen Werkstatt. Sophie zweifelt die Echtheit an. Die beiden werden von Luca Divale unterbrochen, der gerne die Expertise über ein unbekanntes Fresko in Siena einholen möchte. Wegen ihrer bevorstehenden Hochzeit lehnt Sophie zunächst ab; nach dem Verlust zweifelt sie an Gott und stürzt sich in die Arbeit.
Bei dem Gemälde handelt es sich um ein Kapellenfresko im Dominikanerkloster San Domenico del Monte bei Siena, das zum größten Teil übermalt worden ist und nur in Teilen freiliegt. Als einzige Frau im Männerkloster fordert Klostervorsteher Monsignore Costamagna Della Fina von ihr, sich strikt an die Regeln zu halten und gebührenden Abstand zu den Mönchen zu wahren. Costamagna spielt den kunsthistorischen Wert des Freskos herunter, denn er hält die Ziermalerei des 15. Jahrhunderts für eine Nachahmung spätbyzantinischer Motive.
Sophie dokumentiert ihre Forschungsarbeit mit der Digitalkamera. Durch die Jahreszahl 1498 wird Luca stutzig und erwähnt Sophie gegenüber, daß in jenem Jahr der Dominkaner Cavalese, ein Mönch des Klosters, als Ketzer auf dem Scheiterhaufen landete. Laut dessen Aussage sollten Mönche Frauen in der Umgebung geschwängert haben.


Die kunsthistorische Ebene ist eingängiger als der religiöse Unterton, der Brüche enthält, die von Laien übersehen werden können (oder sollen). Ihr Verlobter Florian scheint für seine Liebe ohne Glauben durch ein Gottesurteil bestraft worden zu sein. Lucas Schmachten kommt jedoch vom Glauben zur Liebe und eröffnet so das obligatorische Happy End. Dieses wird auf weiteren Ebenen gespiegelt, denn es gibt auch in der Gegenwart weitere (offene) Geheimnisse.

Geändert von Servalan (23.03.2024 um 11:55 Uhr)
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