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Alt 08.12.2019, 21:07   #314  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 131 und 132
(= Der mächtige Thor 65)

Erscheinungstermin: 3/1979

Originalausgabe:
1) Thor # 147

Story-Titel:
1) Der Zorn des Odin!

Original-Storytitel:
1) The Wrath of Odin!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Da isser ja wieder! Thor bekommt es mit seinem bösen, mißgünstigen Bruder Loki zu tun. Er hatte zwar vor fünf Ausgaben seine Finger im Spiel, als er den Superskrull gegen Thor mobilisierte, aber davon abgesehen spielte er seit dem Bruderduell und der Sache mit dem Nornenstein (Thor 34 und folgende) in der Serie keine Rolle mehr. Er war an einem Verbannungsort, von dem er jetzt unheilvoll zurückkehrt. Wieder mal handelt Odin schwer nachvollziehbar: Erst raubt er Thor fast alle seine Kräfte, dann fällt ihm plötzlich ein, Loki zu begnadigen, obwohl klar sein müßte – insbesondere einem solchen Obergott –, daß Loki die Schwäche Thors ausnützen wird, sich endlich an ihm zu rächen, was auch prompt geschieht.

Die Sache mit dem Zirkus des Schreckens (eigentlich wohl „Zirkus des Grauens“, wie ich in „Spinne“ # 131 an einem Miniposter sehe) ist schon beinahe erledigt. Thor befreit die unter dem goldenen Stier eingeklemmte Lady Python und stellt die Plastik an ihren Platz zurück. Dann wird er von der Polizei festgenommen und nach einem Verhör ohne Anstaltskleidung (also in seinem Thor-Kostüm) in eine Zelle gesperrt. Lady Python flieht dagegen mit Hilfe ihrer Schlange und schwingt sich zu ihren Kumpanen in einen Lastwagen; gemeinsam brausen sie davon. Sollte die Polizei sie aufhalten, will der Zirkusdirektor von seiner Hypnosekraft Gebrauch machen.

In diesem Augenblick wird Loki aus der Verbannung zurückgeholt. Balder und Sif protestieren zwar lautstark bei Odin, was den aber nur in Wut geraten läßt („Niemand darf das Wort Odins anzweifeln!“). Der Göttervater weiß zwar genau, in welch beklagenswerter Situation sein Sohn Thor steckt, aber er zeigt kein bißchen Mitleid. Odin – mal wieder völlig verbohrt und altersstarrsinnig. Loki hat natürlich nichts Eiligeres zu tun, als auf die Erde zu reisen und Thor als Hipster mit Sonnenbrille verkleidet per Kaution aus dem Knast zu holen. Thor hat sich gerade mit seinem Zellengenossen angelegt, der ihn verspottet hatte und handgreiflich geworden war. Thor hat Glück, daß er das Gefängnis verlassen darf. Schon nach kurzer Zeit wird ihm klar, wer da die Kaution für ihn hinterlegt hat. Loki wollte ihn wohl gern weiter hinters Licht führen, aber nun beginnt eine wüste Klopperei der beiden Brüder. Dabei macht Loki uns Lesern klar, daß beide zwar gleich stark sind, aber Thor im Gegensatz zu ihm ermüdet und auch über keinerlei Zauberkräfte verfügt. Trotzdem nimmt Thor den Kampf mutig auf. Es zeigt sich schnell, daß er Loki tatsächlich unterlegen ist. Da betreten Balder und Sif den Schauplatz, um ihrem Freund Thor zu helfen. Das aber bringt wiederum Odin auf die Palme. Nicht nur Thor, auch Balder und Sif haben sich ihm widersetzt – deshalb sendet er einen zauberischen Strahl zur Erde (worum es sich genau handelt, werden wir erst im nächsten Heft erfahren). Immerhin hat sich wohl auch Loki durch sein Erscheinen auf der Erde Odins Zorn zugezogen. Möglich, daß hier wieder eine längere Fortsetzungsfolge startet (ich habe aber noch nicht vorausgelesen).

Lee und Kirby haben hier ein recht verwickeltes Intrigenspiel aufgezogen. Ich habe nur zu bemängeln, daß die ganze Verwirrung allein von Odin angerichtet worden ist, der ja eigentlich alles durchschauen und gerecht entscheiden müßte. Er wird hier aber nur als Vehikel benutzt, um die Dramatik zu steigern. Kalkuliert wird offenbar, daß er als Nebenfigur beim Leser keine besondere Aufmerksamkeit erregt und daher wohl niemand hinterfragt, warum Odin so handelt. Das Cover ist diesmal gut gelungen – nur der einzelne Passant am linken Bildrand, der eigentlich der verkleidete Loki zu sein scheint, wirkt etwas deplatziert. Hätte Jack Kirby mehr Zeit gehabt, hätte er wohl einen Kreis von schaulustigen New Yorkern um die kämpfenden Nordgötter herum gezeichnet. Nach wie vor finde ich, daß die Zeichnungen unter dem Inking von Vince Colletta leiden, aber grobe Fehler sieht man inzwischen so gut wie keine mehr. Colletta ist aber immer noch nicht in der Lage, kleinere Fehler von Kirby auszubügeln.


Geändert von underduck (08.12.2019 um 22:37 Uhr) Grund: Coverfoto eingefügt
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