Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 27.01.2010, 15:23   #879  
michidiers
Mitglied
 
Benutzerbild von michidiers
 
Ort: Oldenburg
Beiträge: 3.052
SOLOMON KANE 1



Das Schloss des Teufels

von Scott Allie/Mario Guevara

Inhalt: Wir schreiben das 16. Jahrhundert. Den von Moral und Gerechtigkeit besessenen Puritaner Solomon Kane verschlägt es in den deutschen Schwarzwald. Dort gerät Kane an den gottesfürchtigen Baron von Staler und seine persischen Frau Mahasti, die eine kalte Trutzburg in den tiefen des Schwarzwaldes bewohnen. Grauenvolle Vorgänge geschehen. Mehrere Jünglinge werden erhängt im Wald aufgefunden, eine Bestie geht um und in einem ehemaligen Kloster auf dem Burggelände wurde vor Jahrhunderten der Teufel angebetet. Welche Geheimnisse umgeben dem gottesfürchtigen Baron, seiner verführerischen Frau und den Burggewölben?

Der Charakter Solomon Kane wurde schon in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von dem Autor Robert E. Howard erschaffen. Diese damals unvollendete und nur als Fragment erhaltene Story um das Schloss im Schwarzwald wurde 1978 von dem preisgekrönten Horrorautor Ramsey Campbell vollendet und liegt nun als neue Comicadaption vor.

Schon das Cover macht dem Betrachter einiges unmissverständlich klar. Mit dem verbissenen Solomon Kane ist nicht zu spaßen. Vor allem dann nicht, wenn man den Weg des Bösen eingeschlagen hat. Gleich in der Eröffnungssequenz demonstriert er uns sein tödliches Handwerk, eingefasst in einem Artwork von Zeichner Mario Guevara, welches die Szenerie atemberaubend einfängt. Erst in der folgenden ruhigere Sequenz setzt Scott Allie als Erzähler ein. Dieses abwechselnde Einsetzen von Zeichnung und Erzählung trägt die Story überwiegend bis zum Abschluss. Sie liest sich dabei aufgrund Allies Erzählart fast wie eine klassische Novelle.

Dem Artwork wird in dieser Story übrigens eine recht komplizierte Aufgabe gestellt. Sie hat einen in sich verbissenen Protagonisten, undurchsichtige Nebendarsteller und die morbid-dunkle Atmosphäre des Schwarzwaldes einzufangen und dem Betrachter rüberzubringen. Und das gelingt auf formidable Weise. Die Impressionen der kalten Burg, der nächtliche Wald sind atmosphärisch herrlich eingefangen und ziehen einen förmlich in die Geschichte hinein. Man scheint teilweise den nächtlichen und feuchten Wald förmlich zu spüren und dabei den malerisch-mystischen Sonnenaufgang über den Baumwipfeln herbeisehen. Der Wald wirkt so tief und dunkel, dass nicht einmal das Tageslicht ihn durchdringt, wie an einer Wand prallen die Strahlen der Sonne an seinem dichten Laubwerk ab.

Was einige Leser sicher vermissen werden, ist eine etwas genauere Charakterisierung des Solomon Kane. So bleiben die Motive seines Handelns im Unklaren. Auch der Widerspruch dieser Handlungen in sich, damit meine ich die Durchsetzung von Gottes Willen mit unbarmherziger Gewalt, wird nur am Rande behandelt. Das ist sicherlich ein Merkmal der „Pulp“- Story, als die Serie damals angelegt worden ist. Leser mit Ansprüchen an einer Charaktertiefe müssen diese in diesem Band vorerst noch zurückstellen.

Ob die vorliegende Story den Erzählungen Robert E. Howards gerecht wird, mag jeder für sich entscheiden. Ich bin für mich zu dem Entschluss gekommen, dass man diese Adaption frei von allen Altlasten lesen sollte, ohne sich darauf zu konzentrieren, wo und wie das Erbe Howard aus dem Jahre 1928 hier vielleicht noch weiterlebt. Wenn man dazu bereit ist, bekommt man eine hervorragende Erzählung mit einem passenden Artwork geboten, welches Lust auf mehr macht. Und gerade die Tatsache, dass der Handlungsort dieser Story sich in Deutschland befindet, ist sicherlich ein Leseanreiz mehr, zumal dies nicht das einzige Abenteuer von Gottes Schwert in unserem deutschen Schwarzwald ist.
michidiers ist offline   Mit Zitat antworten