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Alt 17.12.2019, 18:18   #328  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 133 und 134
(= Der mächtige Thor 66)

Erscheinungstermin: 4/1979

Originalausgabe:
1) The mighty Thor # 148

Story-Titel:
1) Das Chaos!

Original-Storytitel:
1) Let there be Chaos!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Diese Geschichte ist etwas verwickelter als die vom Absorber (ab „Thor“ # 32), ähnelt ihr aber in der Grundstruktur ziemlich. Den Absorber hatte Loki mit außergewöhnlichen Kräften ausgestattet und gegen Thor in Stellung gebracht. Nun bekommt der Zerstörer Zauberkräfte, die eigentlich für Loki vorgesehen waren. Der Absorber war ein Gefängnisausbrecher mit Eisenkugel am Fuß; der Zerstörer dagegen ist ein Einbrecher mit Brecheisen. Er wendet bei seinen Brüchen gern rohe Gewalt an, aber sein Name weist doch voraus: Er soll letztendlich Thor zerstören.

Thor, Sif, Balder und Loki rangeln in New York, also auf der Erde, herum. Ohne sich für die Umstände zu interessieren, echauffiert sich Göttervater Odin über alle vier und nimmt zur Strafe auch den anderen ihre göttlichen Kräfte, wie er das zuvor schon mit Thor gemacht hat. Damit kann Loki erstmal seinen verhaßten Bruder nicht mehr beharken, denn Thors natürliche Kraft, die ihm geblieben ist, übersteigt seine eigene. Man kann hier noch einmal Odins Vorgehen in Frage stellen: Warum will er eigentlich, daß alle Götter in Asgard bleiben? War ja früher auch nicht so. Was hat er davon, ihnen ihre Kräfte zu nehmen? Daß Stan Lee und Jack Kirby etwas davon haben, liegt auf der Hand. Die Gefechte der Asen werden ein wenig auf den Boden der Tatsachen geholt (wenn man so will), und Thor bekommt es wie beim Absorber mit einem Gegner zu tun, der ihm überlegen ist.

Der Zerstörer wird zunächst mit einem eigenen Handlungsstrang eingeführt. Nachdem er bei einer reichen Familie eingestiegen ist, entkommt er der Polizei. Auf der Flucht stößt er auf Loki, der sich dem Zugriff Thors entzogen und in einer Wohnung verkrochen hat, um neue Ränke zu schmieden. Der Zerstörer sieht ihn nur als Opfer. Loki kommt gerade auf einen neuen Gedanken: Er ruft die Nornenkönigin zu Hilfe, die ihm neue Zauberkräfte verleihen soll. Doch der Zerstörer ist schneller. Er schlägt Loki k.o. und probiert dessen Helm auf. Da taucht die Nornenkönigin auf, hält ihn im Halbdunkel für Loki und stattet ihn mit den Kräften aus, die Loki erhalten sollte. Der Zerstörer merkt schnell, daß er Loki bei weitem überlegen ist, und macht sich sogleich auf zu neuen Beutezügen. Thor, Sif und Balder versuchen, ihn zu stoppen, bekommen aber ebenfalls die Macht des Zerstörers zu spüren. Sif und Balder werden kurzerhand weggezaubert – praktischerweise nach Asgard. Thor wird dagegen mit dem Brecheisen traktiert.

Sif und Balder eilen zu Odin und bitten ihn einzugreifen. Doch Odin denkt nicht daran, seine ungeschickten Anordnungen zurückzunehmen und Thor seine ganze Macht zurückzugeben. Eine ideale Stelle, um die Story mit einem Cliffhanger zu unterbrechen. Nachzutragen wäre noch, daß Sif und Balder zuvor ein paar Besonderheiten des Erdenlebens staunend kennengelernt haben. Vor allem den Flimmerkasten namens Fernsehen - , für sie nur mit Odins "Kosmosbetrachter" vergleichbar. Praktischerweise betrachten sie einen Spider-Man-Zeichentrickfilm, bevor der Zerstörer durch Breaking News ins Spiel kommt. Dieser fremde Blick auf menschliches Alltagsleben hat etwas, aber Lee und Kirby hätten da noch wesentlich mehr herausholen können.

Alles in allem ist die Episode nicht schlecht. Es zeigt sich deutlich, daß Lee und Kirby wieder an einer großen Fortsetzungsfolge werkeln, wie es das schon einmal bei der Geschichte um den verlorenen Nornenstein gab. In manchen Details ist diese Story enttäuschend, aber man kann darüber hinweglesen. Der Zerstörer ist ein Thor-Gegner von ähnlichem Kaliber wie der Absorber, daraus könnte noch einiges zu machen sein. Bei den Zeichnungen hat sich nach wie vor nichts geändert. Kirby setzt das Drama eindrucksvoll, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau der gleichzeitig erscheinenden "Fantastic Four", in Szene, Inker Vince Colletta hat Mühe, da mitzuhalten. Aber wegen seiner inzwischen entwickelten Routine fällt er wenigstens nicht dauernd negativ auf.

Geändert von Peter L. Opmann (17.12.2019 um 20:16 Uhr)
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