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Alt 09.08.2022, 10:03   #87  
komnenos
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Ich habe nicht bezweifelt, dass gerade die ersten Abrafaxe-Jahrgänge eine Qualität haben, die an die letzten Digedags-Jahrgänge anknüpft. Die Einbrüche im Storytelling sehe auch ich erst später, mein Lesevergnügen hielt sich bis 1981 auf einem hohen Niveau.

Nein, was ich zum Ausdruck bringen wollte, war und ist, dass Hegen das nicht mehr gereicht hat und es ihn nicht mehr erfüllt hat. Im Lindnerbuch steht doch ganz klar, wie er sich äußert, dass man sich im Kreise drehte, immer wieder sich selbst zitierte. Und mit Anleihen aus der Hegenzeit ist gerade auch die erste Abrafaxeserie gespickt.

Hegen hatte also den Wunsch, etwas zu ändern, und die angerissenen Buchprojekte zeigen das ja auch. Wahrscheinlich spielten da auch nicht immer nur die Digedags eine Rolle. Er wollte noch andere spannende Geschichte(n) erzählen.
Und ja, wahrscheinlich spielte dabei auch sein Bedürfnis, sich als Künstler breiter zu präsentieren und mit den familiären Vorbildern mitzuhalten bzw. sie zu übertrumpfen eine Rolle.

Auf jeden Fall sehe ich seine Kreativität mit der Gestaltung der Digedags nicht erschöpft, das war das Brot-und Butter Geschäft und den Höhepunkt sehe ich heute als Erwachsener bereits im Peer Tyla Kapitel erreicht, aber das ist individuelle Geschmackssache.
Tatsache ist, wir wissen nicht, was aus dem Atelier unter Hegen nach 1975 gekommen wäre und ich bin der Meinung, es hätte sich was geändert im kreativen Sinne, nicht nur quantitativ.

Und ich denke auch, dass mit Sammelbänden, auch wenn es nur einige wenige pro Jahr gewesen wären, der Umsatz nicht eingebrochen wäre, denn Bücher hatten nun mal auch in der DDR einen anderen Preis als Hefte.
Dass das Team nichts Wesentliches geändert hat, ist auch klar. Und ja, Dräger hat sich natürlich reingehangen für das Spassmacherkonzept und später gab es auch viele Merchandising Aktionen, hätte Hegen sicher auch Spass dran gehabt, war aber zu seiner Zeit noch nicht so en vogue.
Aber das Brot und Butter-Geschäft reichte ihnen und ja auch (das muss man natürlich auch bedenken) den zahlreichen Lesern.

Ob Hegens Änderungen gerade bei der Leserschaft nur einmütigen Anklang gefunden hätte, darf gern bezweifelt werden. Als Erwachsener hätte ich an seinen Buchprojekten vielleicht mehr Spass als als Kind, wo ich jeden Monat dem neuen Heft entgegen fieberte und ich mit Büchern über Geschichtsepochen oder Baustile und Kulturrichtungen, vielleicht im Wechsel mit den Digedags (das ist jetzt wirklich spekulativ) nicht so viel hätte anfangen können.

So, damit habe ich mich jetzt wirklich ausreichend zu dem Thema geäußert, ich will auch Niemanden überzeugen, danke aber nochmal für die Argumente und das eine oder Andere Detail, was ich noch nicht kannte. Allein dafür lohnen sich schon solche Diskussionen, auch wenn man sich bei manchen Themen auch wie Hegen damals im Kreis dreht.
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