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Alt 15.05.2017, 13:00   #33  
Servalan
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Apropos Schweiz und Kunstgeschichte:

Bruno Moser (Story) / Reto Glloor (Szenario) / Massimoi Milano (Zeichnungen) / Cuno Affolter (Vorwort) / Fabian Brändle (Nachwort): Vallat (Verlag bbb Edition Moderne AG 2004)

Auf 254 schwarzweißen Seiten entfaltet sich das Gesellschaftspanorama der Stadt Zürich im Kriegsjahr 1916. Den roten Faden liefert eine Spionagegeschichte, denn die neutrale Schweiz war ein bliebter Rückzugsort für Geheimdienstler jeglicher Couleur (siehe auch W. Somerset Maughams Ashenden, 1928).

Der Liebe wegen hat sich Charles Vallat, ein Kriminalbeamter aus Lausanne, nach Zürich versetzen lassen. Dort wird als Undercoveragent eingesetzt, um feindliche Agenten unter den Exilanten zu enttarnen. Er wohnt in der Spiegelgasse, einen Katzensprung vom berühmten "Cabaret Voltaire" entfernt. Natürlich treten auch historische Persönlichkeiten wie Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt als Lenin, auf, aber immer wieder kreist das Geschehen um die gerade entstehende Dada-Bewegung - es treten auf:
  • Hugo Ball (1886 - 1927)
  • Emmy Hennings (1885 - 1948)
  • Tristan Tzara (1896 - 1963)
  • Hans Arp (1886 - 1966)
Literaturgeschichtliche Paten sind zum einen (der für Krimis aus der Schweiz unvermeidliche Übervater) Friedrich Glauser. Der ehemalige Fremdenlegionär befand sich zeitweise in stationärer psychiatrischer Behandlung. Milano / Gloor / Moser nutzen das "Cabaret Voltaire" (und den Ersten Weltkrieg) ähnlich wie Glauser die Psychiatrie in Matto regiert (1936), einem Klassiker mit seinem Wachtmeister Studer, und den heraufziehenden Zweiten Weltkrieg im Schatten des Nationalsozialismus.
Und zum anderen Joseph Conrad, denn schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildet Zürich den Hintergrund für eine russische Gemeinde aus großbürgerlichen Kosmopoliten und Zarenkritikern. Manche vergleichen Conrads Under Western Eyes | Mit den Augen des Westens (1911) mit Dostojewski.
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