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Alt 09.09.2018, 21:04   #312  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 60

Erscheinungstermin: 6/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 59
2) Submariner # 7

Story-Titel:
1) Das Zeichen des Hirnwäschers!
2) ohne Titel (Wählt den Mann namens Schicksal zum Präsidenten!)

Original-Storytitel:
1) The Brand of the Brainwasher!
2) For President… the Man called Destiny!

Zeichnungen:
1) John Romita / Don Heck / Mickey Demeo (= Mike Esposito)
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Das ist ein ungewöhnliches Cover. Vorne geht die Show weiter, während hinter dem Vorhang die Spinne eine Gefahr für Mary-Jane eindämmen muß. Es bringt die Verschränkung ihrer beiden Identitäten auf eine Weise zum Ausdruck, wie das bei DC-Helden nicht so leicht vorstellbar wäre. Ich habe begonnen, nach der Signatur von John Romita zu suchen, aber hier verzichtet er noch darauf. Innen läßt er sich wie gehabt von Don Heck helfen; ich habe aber das Gefühl, hier hat Romita doch einen größeren Teil selbst gezeichnet. Die Story dieses Hefts, bei der sich der Schurke erst im letzten Panel zu erkennen gibt und vorher alles ziemlich rätselhaft bleibt, ist wieder deutlich besser als die vorherigen Ausgaben; Stan Lee schreibt wieder eine spannende und verwickelte Einleitung.

Zunächst habe ich mich allerdings noch einmal an eine der letzten Ausgaben erinnert: Die von Doc Ock durchlöcherte Hauswand fiel mir wieder ein, die Sorgen, die Peter Parker sich machte, wie er das den Handwerkern erklären sollte. Aber das scheint kein Thema mehr zu sein. Möglicherweise hat er den Schaden einfach so gelassen, oder irgendwelche Leute haben das mit höchster Diskretion für ihn in Ordnung gebracht. Man weiß es nicht. Jetzt ist Peter, verkleidet als die Spinne, auf dem Weg, seine Tante im Krankenhaus zu besuchen, läuft dabei aber einer Polizeieinheit über den Weg, die vergeblich versucht, ihn zu schnappen. Als Tante May ihn zu Gesicht bekommt, geht es ihr unmittelbar besser – wie schön! Peter, der immerhin einige Tage lang vermißt war, meldet sich nun bei der Polizei zurück. Die unterzieht ihn einem sehr unangenehmen Verhör. Peter tischt ihnen die Geschichte auf, er sei von der Spinne entführt worden (wie schon Harry vermutete). Er will aber den Superheld keinesfalls als Gefahr darstellen, also erklärt er alles zu einem Mißverständnis.

Captain Stacy, der trotz Pensionierung noch auffällig aktiv ist, führt Peter seine Sammlung von Filmaufnahmen der Spinne vor. Es wird sofort klar, daß er hart daran arbeitet, die Spinne zu enttarnen. Gwen entspannt jedoch die Situation, die hereinkommt und Peter stürmisch um den Hals fällt. Sie zeigt zum ersten Mal ihre Liebe zu ihm ganz augenfällig. Bei der Polizei hat Peter mitbekommen, daß es Ärger wegen einiger Gangster gibt, die leichtfertig gegen Kaution aus dem Gefängnis entlassen wurden. Kurz darauf sehen wir einen verrückten Wissenschaftler, der wohl dahintersteckt. Als nächstes soll er Mary-Jane manipulieren, die gerade ein Engagement als Go-Go-Tänzerin in einem zweifelhaften Lokal namens „Schwarzer Kater“ ergattert hat (das wird aber hier so gezeigt, wie es ursprünglich gemeint war, ein Vortanzen, das nur die Stimmung beim Publikum heben soll, kein Striptease oder Tabledance). Der Plan der Bande ist, daß Mary-Jane bestimmte Gäste fotografieren und so willenlos machen soll (also im Prinzip die Masche des Zirkusdirektors). Die Fotografierten sind hochgestellte Persönlichkeiten der Stadt.

Am Abend ihres ersten Auftritts sind auch Peter und Gwen in dem Etablissement. Fotografiert wird auch ihr Vater, Captain Stacy, der aber einen starken Willen hat und von Gangstern „nachbehandelt“ werden muß. Obwohl das hinter den Kulissen geschieht, ruft das die Spinne auf den Plan. Auf vier actionreichen Seiten kämpft sie gegen die Finstermänner und befreit schließlich auch Mary-Jane aus ihrer Gewalt. Sie dringt nun zu dem verrückten Wissenschaftler vor, der gerade Captain Stacy einer Gehirnwäsche unterziehen will. Sie will dem Treiben ein Ende bereiten, aber da greift der Kingpin nach ihr.

Alles in allem eine ziemlich gelungene (Teil-)Geschichte, an der man nur bemängeln könnte, daß sich alles wieder in einem sehr engen Kreis von Personen abspielt. Kingpin – Mary-Jane – Captain Stacy – Gwen – Peter Parker. New York ist wieder mal ein Dorf. Jonah Jameson hat hier ausnahmsweise einmal keinen Auftritt; er muß wohl noch die Blamage mit dem Roboter verarbeiten.

Damals habe ich erstmals das erweiterte Williams-Programm richtig mitbekommen, Ich habe mir in diesem Monat „Frankenstein“ # 30 gekauft, eine eigenwillige Erfahrung für einen Elfjährigen. Unter der Checkliste sind wieder die beiden Anzeigen platziert. Dann gibt es in diesem Heft einen Kleinanzeigen-Markt (ich kenne glaube ich keinen der Inserenten) und – endlich – ein MMT-Porträt von Jack Kirby. Anlaß scheint Kirbys Rückkehr zu Marvel zu sein, wobei dem unbedarften Leser nicht klar wird, wo der „King“ eigentlich abgeblieben war. Der Schwerpunkt des Berichts liegt auf Nebensächlichkeiten wie, daß Kirby mit dem Bleistift zeichnet und auch an dem Design der Spinne beteiligt war. Mir eher unbekannt war, daß Kirby in seiner Anfangszeit an „Captain Marvel“ von Fawcett beteiligt war (wenn’s denn stimmt). Es war wieder so ein geheimnisvoll raunender Text, der einen Jungen wie mich schwer beeindruckte.

Geändert von Peter L. Opmann (09.09.2018 um 21:12 Uhr)
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