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Alt 23.04.2010, 19:50   #985  
michidiers
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So, von Berlin geht es in Richtung Fabletown in New York. Dort handelt meine nächste Lektüre:

Fables Sammelband 8



Arabische Nächte

Inhalt: Vor Jahrhunderten wurden die uns bekannten Märchengestalten aus der Märchenwelt von einem übermächtigen Feind vertrieben. Seitdem leben Schneewittchen, König Drosselbart und Co. unerkannt unter uns Menschen. Doch dieses Exil soll nicht ewig bleiben, die Fables unternehmen alles, um eines Tages wieder in ihre Welt zurückzukehren. Nachdem die Einwohner von Fabletown nun genau wissen, wer der Feind ist, gilt es Allianzen zu schmieden. Aus Bagdad treffen daher die Vertreter aus 1001 Nacht ein, doch wie gewohnt kommt alles ganz anders als geplant…

Abendland prallt auf das Morgenland, so könnte man vielleicht diesen Band bezeichnen, der mich bislang am stärksten beeindruckt hat. Autor Bill Willingham formt einen passenden Comic-Abguss der in der realen Welt bestehenden Kluft zwischen dem Westen und dem Orient. Wie in unserem realen Leben ist zunächst bei dem Aufeinandertreffen dieser Kulturen ein erster Kulturschock zu überwinden. Die verschiedenen kleinen und großen Eigenheiten dieser Welten lassen sich eben nicht so schnell unter einem Hut bringen.

Das merken auch die Bewohner von Fabletown und ebenso Aladin als Vertreter des Morgenlandes. Herrlich witzige bis bissige kulturelle Hindernisse sind da zu überwinden. Ob es die Sprachbarriere sei (die arabische Sprache wurde übrigens einzigartig schön in den Sprechblasen gelettert), oder der für die Vertreter von Fabletown nicht zu vereinbarende Harem, den Aladin und sein Gefolge mitbringt. Ferner sind die Muslime auch noch mit unbekannten Massenvernichtungswaffen ausgerüstet, wie zum Beispiel einem Dschinnh…, umgekehrte Verhältnisse zu unserer realen Welt.

Bis es am Ende dann doch irgendwie alles klappt, ist eine Menge Duplomatie und noch viel mehr Verständnis erforderlich, die beide Seiten dann an den Tag legen müssen. Was da die beiden Seiten zähneknirschend schaffen, kann übrigens zu einem Verhaltenshandbuch für unsere realen Osamas und Obamas und wie sie noch alle heißen mögen, werden.

Nach dieser tollen Metapher auf unser Weltgeschehen gibt es noch zum Abschluss eine ebenso gute zweiteilige Story über ein ausgefallenes Liebespaar. Das Problem dabei: beide Partner sind im Dienste des Feindes, der Mann als Holzsoldat und die Frau als hölzerne Sanitäterin. Nicht nur die fehlenden Geschlechtsteile und fehlende Zungen hindern beide daran, es den fleischlichen Konterparts gleichzutun…

Fazit: Die Serie wird immer besser. Diese Ausgabe bildet die bisherige Spitze in meiner persönlichen Fables-Skala. Wer der Serie noch nicht kennt, der sollte über einen Kauf wirklich nachdenken.

Geändert von michidiers (24.04.2010 um 20:56 Uhr)
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