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Alt 09.08.2022, 17:30   #92  
kathleen
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Ein weiterer Punkt der in diesem Zusammenhang erwähnenswert ist, ist die ewige Plagiatsdiskussion. Diese steht aus meiner Sicht eng mit der weiteren Entwicklung der Abrafaxe in Zusammenhang. Hier im Forum wird immer über Nostalgie, persönliche Vorliebe, Kindheitssozialisation etc. gesprochen und dabei eine profesionelle und unabhängige Einschätzung der Thematik außen vorgelassen. Das ist subjektiv sicher legitim, objektiv sollte man aber zumindest einmal zur Kenntnis nehmen, dass es 1976 juristisch bestellte Gutachten gab, die aus meiner Sicht ohne besagte Voreinnahmen Stellung zur Thematik bezogen. Es gab mindestens drei Gutachten von bekannten Künstlern und Grafikern der DDR, welche allesamt Mitglieder der Akademie der Künste waren und zumindest in der DDR einen außerordentlichen Ruf hatten. Ich spreche von Werner Tübke, Paul Rosie und Klaus Wittkugel. Alle drei kommen übereinstimmend zu der Erkenntnis, dass es sich offensichtlich beim Abrafaxemosaik um ein Plagiat und einen Eingriff am Urheberrecht des Herrn Hegenbarth handelt. Ich möchte jetzt aus Zeitgründen nicht ganz ausführlich werden, aber Herr Tübke sieht als Maler einen "zeichnerischen Qualitätsabfall durch das nachahmende Kollektiv", Herr Wittkugel bestätigt ein Plagiat "am künstlerischen Bild und an den Hauptfiguren" und ist "sehr enttäuscht, dass ein so renomierter Verlag wie der VJW solche Methoden aufwenden muß". Paul Rosie ist sogar der Meinung, dass "dieses Kollektiv nichts nennenswert Eigenes und Neues einzusetzen in der Lage ist" und "nichts anderes zu planen gedachte" und ohne Einwilligung des Herrn Hegenbarth dessen Gestaltungsprinzipien übernimmt. Ebenso wird hier eindeutig ein Plagiat bestätigt sowohl an den Hauptfiguren, als auch an der Gesamtaufmachung mit der Mutmaßung, dass der Verlag beabsichtigt die Leser keinen Bruch merken zu lassen. Diese Aussage mit dem sanften Übergang ist auch in Verlagsinterna so dokumentiert als Absicht, quasi ein vorsätzliches Plagiatseingeständnis (um die Leser nicht merken zu lassen wie sie ihrer geliebten Digedags beraubt wurden). Das nur mal als Beispiel wie 1976 die anwaltliche Seite von Herrn Hegenbarth beweisführend aggierte und zwar ohne Fansicht oder besagter Nostalgie. Wäre es so abwegig mit dem Plagiat, hätte es niemals einen Vergleich gegeben (und der Verlag hatte seinerzeit als Staatsorgan sicher andere Möglichkeiten jemanden mundtot zu machen). Interesant finde ich aber unabhängig vom Plagiat die künstlerische Einschätzung der neuen Heftserie. Stellt euch mal vor die hätten die Hefte der Abrafaxe ab Mtte der 80er Jahre als Basis ihrer Gutachten gehabt. Wahrscheinlich wären die Urteile noch vernichtender ausgefallen wage ich hier mal zu mutmaßen.
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