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Alt 16.01.2010, 22:07   #18  
Manfred Schwab
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Standard Wigalois-Comic in der Warteschleife

Samstag, 16. Januar 2010

Wigalois-Comic in der Warte-Schleife.

Hallo Mittelalter-, Artusritter-, Fantasy-Abenteuer- und Comic-Fans, ihr erinnert euch:
Vor einem halben Jahr habe ich hier versprochen, dass es bald eine Art blonden fränkischen “Prinz Eisenherz” geben könnte. Die Vorlage für den Zeichner ist längst in bewährter Ping-Pong-Manier zwischen Gräfenberg, Castel Vittorio, Pöcking und Barcelona erarbeitet. Christof Ruoss vom Creativ-Studio COMICON und ich haben die 11 700 mittelhochdeutschen Verse des Wirnt von Gräfenberg in eine Bild-für-Bild-Beschreibung für ein Comic-Album auf 68 Seiten zusammengepresst. Alt-Comicmeister Pit Wiechmann stand uns mit Rat und Tat zur Seite. Der spanische Zeichner Isidre Monés hat das vorläufige Titelblatt und zwei Probeseiten geschaffen, der Figur des Glücksritters Wigalois ein Gesicht gegeben. Die Seiten waren letzten Sommer in der Festschrift zum Gräfenberger Bürgerfest, dem “Ritter-Wirnt-Boten”, abgedruckt. Seitdem warten Christof und Isidre auf den Startschuss, um die über 500 Einzelbilder des Pencil-Artworks zu schaffen und zum farbigen Album zusammenzufügen...


Doch während der Wigalois, unser mittelalterlicher Artusritter aus Wales (den Wirnt von Gräfenberg vor rund 800 Jahren auf der Gräfenberger Burg oder an einem benachbarten fränkischen Fürsten-Hof erfunden und zu Pergament gebracht hat), während dieser Glücksritter also unerschrocken von Abenteuer zu Abenteuer reitet, um ebenso berühmt zu werden wie sein Vater Sir Gawein und sich am Ende von der bezaubernden Prinzessin Larie die Königs-Krone von Korentin aufs jugendliche Helden-Haupt setzten zu lassen, dreht sich die Comic-Fassung des fränkischen Versepos weiter in der Warteschleife.

Kunst und Gunst: Ohne Moos nix los.

Um die mittelhochdeutsche Abenteuer-Geschichte ihrem jahrhundertelangen Winterschlaf zu entreißen und sie mit farbigen Bildern wiederzubeleben, bedarf es eben nicht nur des kunstsinnigen Fleißes und edlen Schweißes von Nach-Dichtern, Comic-Dramaturgen, Zeichnern, Inkern, Kolorierern, Blasen-Textern, Montierern, Datenverarbeitern, Druckern und Bindern, sondern zu allererst der Sponsoren und Finanzierer, die diese kreative Armee bezahlen, ohne dass das fertige Buch am Ende für die Comic-Fans unbezahlbar wird. Und eines gemeinnützigen Projektträgers, der das Ganze auf den Weg bringt. Denn schon im Mittelalter hieß es: Ohne Gunst keine Kunst. Oder wie wir sagen würden: Ohne Moos nix los!

Also, das Finanzkonzept steht ja längt, dank des erfahrenen Projekt-Managements von Julia Endres. Eine 5000-Euro-Spende der “Nürnberger Nachrichten” steht bereit, ein zinsloser Kredit zur Vorfinanzierung des Buchverkaufs ist zugesagt, ein öffentlicher Zuschuss in Aussicht gestellt. Es ist ja nicht so, dass die Milliarden nur noch zur Rettung von Zocker-Banken (oder Banden) fließen - ein paar kleine Brosamen sind trotz allem auch noch für die Kultur übrig geblieben. Schließlich sind Kreativität und Innovation heute wichtige Wirtschaftsfaktoren. Woran hakt’s also noch? Eigentlich nur am Mut eines gemeinnützigen Trägers, der das minimale Rest-Risiko einiger nicht verkaufter Bücher eingeht.

Dafür waren zuerst die Gräfenberger Altstadtfreunde gefragt, deren Vorsitzender sich von Anfang an für das Projekt stark gemacht und auch die Zustimmung seines Vorstands hatte, allerdings mit einigen Bedingungen. Die Bedingungen wurden weitgehend erfüllt, in der Zwischenzeit aber neue Vorstandsmitglieder zugewählt, und die Bedenkenträger überwogen schließlich. Man wollte sich lieber auf die Sanierung maroder historischer Bausubstanz konzentrieren. Das geistige Erbe, das die schöne mittelalterliche Stadtkulisse mit authentischem Leben füllen könnte, blieb auf der Strecke.

Ein Kulturverein wird gegründet.

Dann setzte sich der entsetzte Bürgermeister dafür ein, dass die Stadt die Projekt-Trägerschaft übernimmt. Er hatte den Image-Gewinn für das Ritter-Wirnt-Städtchen richtig eingeschätzt. Nicht so die Mehrheit seines Stadtrats. Denen zitterten ob des Schuldenbergs der Gemeinde die Knie, eine Möglichkeit zur Sanierung war vertan. Nun wollen einige beherztere Gräfenberger die Sache selber in die Hand nehmen: Am 22. Januar schreiten sie zur Gründung eines “Kulturvereins Wirnt von Gräfenberg”, der das Comic-Projekt durchziehen will. Darüber hinaus will er aber zur Förderung des kulturellen Lebens auch in anderen Bereichen der Kunst aktiv werden und vor allem eine Theatergruppe gründen, die gleichzeitig mit der Comicbuch-Präsentation ein Mundart-Theaterstück über das Leben des Ritter-Dichters Wirnt von Gräfenberg auf die Bühne bringen soll. Der Schauspieler Erich Ude, Ehrenmitglied des Staatstheaters Nürnberg, hat dafür seine Unterstützung zugesagt. Am Ende könnten in Gräfenberg in regelmäßigem Turnus mittelalterliche “Ritter-Wirnt-Festspiele” stehen, und das Epos des Dichters, der “Wigalois” würde dabei in zeitgemäßer Form wieder zum Leben erweckt. Stratford hat seinen Shakespeare, Wolframs-Eschenbach seinen Wolfram, und Gräfenberg aber seinen Ritter Wirnt.

Inzwischen hat sich aber auch noch eine andere Perspektive aufgetan: Das Kulturreferat des Landkreises Forchheim zeigt ein konkretes Interesse daran, das Comicalbum unter seine Fittiche zu nehmen. Für den Verlag und Vertrieb war es eh schon vorgesehen - nun könnte es auch noch die Projektträgerschaft übernehmen. Nach dem Motto: Den Gräfenberger Provinzlern, die immer nur nach Nürnberg (ihrer ehedem jahrhundertelangen Grundherrschaft) schielen, zeigen wir jetzt mal, was eine “Große Kreisstadt“ ist! Nur zu - wer’s letztlich anpackt, ist mir Wurscht. Hauptsache, “Die phantastischen Abenteuer des Glücksritters Wigalois” kommen endlich aus der Warteschleife heraus und in die Gänge. Ich hoffe, das hoffen noch einige Fans des COMIC-GUIDE mit mir. Bis bald also, wenn es Neues zu berichten gibt.

Manfred, euer Comic-Azubi

Geändert von Manfred Schwab (16.01.2010 um 22:24 Uhr)
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