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Alt 27.04.2022, 09:35   #5116  
michidiers
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HERZL





von Camille de Toledo (Autor), Alexander Pavlenko (Zeichnungen)


Klappentext: Das moderne Israel entstand in der Welt des alten Europa Ende des 19. Jahrhunderts. 1882 bricht Ilya Brodsky mit seiner Schwester Olga auf der Flucht vor Pogromen vom Stetl in Russland auf. In Wien kreuzen sich ihre Wege mit denen des jungen Theodor Herzl, der inmitten der alten k. u. k.-Welt entgegen allen Widerständen den Traum eines modernen jüdischen Staats entwirft. Ilya Brodsky erzählt von dieser für ihn wie das ganze 20. Jahrhundert bedeutenden Begegnung: Warum ergreift der mondäne, ganz Habsburgisch geprägte Herzl plötzlich Partei für seine jüdischen Schwestern und Brüder im Osten Europas? Welche Träume, welche Gründe haben Herzl dazu geführt, ein »kommendes Land« zu entwerfen, wo schließlich alle vor der Verfolgung in ihren Heimatländern sicher sein sollten? Wie ist der zionistische Traum beschaffen, der bei Anbruch des 20. Jahrhunderts der sich anbahnenden Verwerfungen auf dem alten Kontinent die Stirn bieten wollte?

In dem vorliegenden Comic „HERZL“ zeichnen der französische Autor Camille de Toledo und der russischer Zeichner Alexander Pavlenko die wichtigsten Abschnitte von Theodor Herzls beruflichem und privatem Leben und Wirken nach. Verwoben wird diese Comicbiografie mit der fiktiven Lebensgeschichte des aus Galizien geflüchteten Ilya Brodsky, Journalist einer jüdischen Arbeiterzeitung aus London, dessen eigene Familiengeschichte sich mit denen von Theodor Herzl deckt und Herzls Ideen somit zum zentralen Punkt in Brodskys Gedankenwelt werden.

Die mitunter groben, in braun, schwarz und weiß gehaltenen Zeichnungen erinnern ein wenig an Holzschnitte, passen sich aber optimal der düsteren, ja traurigen Grundstimmung des vorliegenden Werkes an. Da oftmals die Geschichten beider Personen parallel erzählt werden, zudem die beiden Handlungsfäden mehrere zeitliche Sprünge vor und zurück macht, muss man schon ziemlich aufpassen, nicht den Faden zu verlieren.

Fazit: Herzl ist wohl einer der Comics, der den Titel einer Graphic Novel verdient, mit 25 Euro für -352- Seiten auch alles andere als teuer geraten.

Nachtrag: Der 1904 im Alter von nur 44 Jahren verstorbene Herzl konnte die Realisierung seines Traums nicht mehr erleben. Es sollte noch viele Jahre vergehen, bis David Ben Gurion am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel verlas, übrigens unter einem Bild von Theodor Herzl:


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