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Alt 06.10.2020, 21:16   #3135  
God_W.
Captain Rezi
 
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Alix Gesamtausgabe 4



Dieser vierte Band der Alix-Gesamtausgabe, zumindest was die Arbeiten seines Schöpfers Jacques Martin betrifft, enthält die Geschichten, die eine erwachsenere, reifere Periode einläuten. So steht es zumindest im mit 14 Seiten erneut recht umfangreichen, und auch informativen Vorwort von Patrick Gaumer geschrieben. Kann ich mir gut vorstellen, ist der kühne Gallier zu diesem Zeitpunkt doch schon mehr als 20 Jahre in der Comiclandschaft anzutreffen. Da will ich doch mal schauen, ob ich diese Meinung mittragen kann.



Band 10: Iorix der Große
Also zumindest optisch kann man den „reiferen“ Stil schon auf den ersten Seiten erkennen, wird doch deutlich mehr nackte Haut geboten als bisher, und so manches mal werden noch mehr Details bei dem von Intrigen und Völlerei geprägten Fest auf Seite sieben der Geschichte (25 in dieser Gesamtausgabe), lediglich von einer Schulter oder Vase bedeckt. Doch auch erzählerisch geht Martin noch weiter voran. Noch vielschichtiger wird die Geschichte erzählt und vor allem die Charaktere vollziehen richtige Wandlungen, wie hier das Paradebeispiel des Antagonisten. Zuerst nur etwas arrogant, dann enttäuscht, schließlich zornig durch verschmähte Liebe und selbst empfundene Demütigung begeht er erst Verrat und verfällt schließlich gänzlich dem Wahnsinn, Größenwahn und Sadismus. Beeindruckende Entwicklung und einer von Alix‘ bislang gefährlichsten Widersachern, genannt Iorix.
9/10



Band 11: Der Prinz vom Nil
Ich liebe das ägyptische Setting und was Jacques Martin daraus macht. Wundervolle Bilder mit dieser ganz besonderen, beinahe schon greifbaren Stimmung. Die hinterhältige Intrige und was wirklich dahintersteckt bietet Spannung bis zum Schluss und ich möchte dahingehend auch gar nicht spoilern. Was ich allerdings sagen kann ist, dass mich Enak, der mich ja schon des Öfteren störte, beim „Prinzen vom Nil“ extrem aufgeregt hat. Wie kann der dann seine angeblich ach so innige Freundschaft zu unserem Helden derart schnell über Bord werfen, ja sogar extremes Misstrauen aufbauen und sich blind in das vorgegaukelte, süße Leben verleiten lassen?!? Und Alix verzeiht das auch noch innerhalb weniger Panels? Ich meine, klar, er ist der edelmütige Held, aber nein, das fand ich von der Handlungsweise alles äußerst unrealistisch und in Schlichtheit in der Martin das dem Leser Präsentiert und einfach so zum „schlucken“ gibt wirklich ärgerlich.
6/10



Band 11: Der Sohn des Spartakus
Zurück im prachtvollen Rom ist das letzte Album dieses Bandes wieder ein absolutes Highlight. Sei es die rätselhafte Geschichte um den Sohn des berühmten Gladiatoren der ein ganzes Imperium herausforderte und die ständige Frage, ob die Informationen zu seiner Herkunft wirklich der Wahrheit entsprechen, oder auch die atemlose Hetzjagd durch, und unter der Stadt hindurch, die zu den fesselndsten Szenen der ganzen Reihe bislang gehört. Dazu kommt der ungeschönte Blick auf die Kluft zwischen Arm und Reich, mit dem der Künstler noch einen Schuss Sozialkritik in den wundervollen Abenteuercocktail gibt. Das Herzschlagfinale ist schließlich das Tüpfelchen auf dem i.
9,5/10

Macht in Summe 8/10 Punkte für diesen wundervollen Band, der abgesehen vom kleinen erzählerischen Schnitzer im Mittelteil wieder ein absolutes Musterbeispiel für den historischen Abenteuercomic liefert.



DEN Band 1: Die Reise nach Nirgendwo – Die phantastische Welt des Richard Corben 1



Es war unausweichlich, nach Conan dem Cimmerier und Sláine Mac Roth musste ich zwangsläufig irgendwann auch den dritten im Bunde der berühmtesten Barbaren der westlichen Hemisphäre näher kennenlernen. Die Rede ist von DEN, vormals bekannt unter dem weit gewöhnlicheren Namen David Ellis Norman und bei weitem der Freizügigste unter den Dreien. In einem deutschsprachigen Comic, der komplett in Großbuchstaben gehalten wurde kann der Name beim ein oder anderen Satz zwar für Verwirrung sorgen, aber man bekommt das dann schon hin.

Kult-Zeichner Richard Corben hat DEN Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrtausends für einen animierten Kurzfilm erdacht, später in den 70ern startete der muskelbepackte Glatzkopf (also DEN, nicht Corben) seinen Siegeszug in der Neunten Kunst. In seinem unvergleichlich plastischen und unverwechselbar teigigen Stil erweckt Corben das Land Nirgendwo und seine drallen Bewohner zum Leben. Verschiedenste Monstren, beeindruckende, an Azteken oder Maya erinnernde Bauten, mächtig ausgestattete Damen. Das sind die Hauptmerkmale, die diese ersten Schritte DENs in der für ihn (und uns) noch wenig bekannten Welt ausmachen. Koloriert in den für Corben so typischen, enorm kräftigen und fantastischen Farben glänzen sein Held, dessen Gegner und, vor allem, die weiblichen „Trophäen“ zumeist durch Nacktheit. Wenn man sich also an offen zu Schau gestellten Muskelbergen, üppigen Oberweiten oder an einem Helden mit zumeist umherbaumelndem Gemächt stört, so sollte man tunlichst die Finger von DEN lassen. Alle anderen Abenteurer erleben einen enorm kurzweiligen, äußerst trashigen Monster-Slasher mit ganz viel fürs Auge und zwar ziemlich abwechslungsreichem, aber auch recht dünnem Storygerüst.

6-6,5/10



Geschichten aus dem Hellboy-Universum 5



Die nächsten 600 Seiten Hellboy-Universum wollen entdeckt werden und was freue ich mich da drauf! In fünf Mundgerechte Happen hat Cross Cult den Band diesmal unterteilt und los geht es gleich mit einem (beinahe) Neuzugang.


Sir Edward Grey – Witchfinder: Im Dienst der Engel
Ehrlich gesagt wusste ich bis zum Nachwort von Mike Mignola nicht mehr, dass Sir Edward Grey bereits in Hellboy – Der Teufel erwacht einen kleinen Gastauftritt hatte, aber hey, das hat den Spaß beim Lesen nicht im Geringsten geschmälert. Mister Grey ist ein okkulter Detektiv, ein Van Helsing-Verschnitt wie er im Buche steht. Ob auf der Jagd nach Vampiren, Hexen oder Geistern, es herrscht nebelschwadendicke Gruselstimmung mit tollen Bildern, viktorianische Gassen mit dunklen Kutschen inklusive. Davon abgesehen hat der unvergessene Peter Cushing, zumindest optisch, einen tollen Gastauftritt. Ich liebe es!


B.U.A.P. – Hölle auf Erden: Die Teufelsmaschine
Endlich erfahren wir, wie es mit Fenix, dem Hobo-Girl-Medium aus „Hölle auf Erden 2: Götter und Monster“ weiter geht. Nach dem Schock-Finale vom letzten mal ist die ausgerechnet mit Agent Devon unterwegs. Als ob das alleine nicht schon brenzlig genug wäre geraten die beiden in recht, sagen wir mal außergewöhnliche Schwierigkeiten. Währenddessen arbeiten die Pseudo-Nazis des Zinco-Konzerns an einer – Ihr ahnt es sicher – Teufelsmaschine. Enorm spannend, blutig und pulp-triefend, also ein Riesenspaß!


B.U.A.P. – Hölle auf Erden: Der Schrecken von Pickens County
Eine äußerst gruselige Geister-Zombie-Story, die auch bei den X-Akten zu einer der besten Folgen gezählt werden würde. Dazu in einem Backflash mit Beteiligung des Großen Roten himself. In der zweiten Hälfte des Bandes ist Hellboy ebenfalls wieder mit von der Partie, wenn wir in einer Rückblende so etwas wie die Origin von J.H. O’Donnell miterleben dürfen. Ebenfalls top, wenn auch nicht ganz so stark wie die erste Hälfte von „Pickens County“.


B.U.A.P. – Hölle auf Erden: Die Rückkehr des Meisters
Was für ein Opener! Was für eine Schlacht! Und das auch noch vor der grandiosen Kulisse der schottischen Highlands! I love it! Aber wer ist dieser ominöse Meister dessen Rückkehr hier ansteht? Ich verrat nix.


Lobster Johnson: Satan riecht Lunte
ENDLICH wieder Lobster! Endlich wieder 50er Jahre Horror in allerbestem Pulp-Stil mit Nazis, Zeppelinen und sich zu gallertartigen Schleimklumpen auflösenden Menschen. Hach, es fühlt sich fast wie „nach Hause kommen“ an, und das war nur die erste von einem ganzen Schwung cooler Lobster Stories! Ob halb vergammelte Leichen, Cthuloide Monster, ob big trouble in New Yorks Chinatown oder Heimsuchungen aus dem alten Ägypten, hier wird alles geboten was das Herz begehrt – und mittendrin: Lobster Johnson.


Ein absoluter Knallerband und für mich die bislang besten 640 prall gefüllten Seiten aus dem Hellboy Universum. Mannigfaltige Ideen stimmungsvoll und kreativ umgesetzt, extrem abwechslungsreich und optisch toll in Szene gesetzt. So kann die Reihe gerne weitergehen!

9/10



DEN Band 2: Sturm über Nuvovum – Die phantastische Welt des Richard Corben 2



Jetzt geht Richard Corben aber in die Vollen. Fast kommt es mir so vor, als wäre er von dem Erfolg seines DEN-Erstlings dermaßen überrascht worden, dass er jetzt mal „ernsthaft“ an die Sache rangehen musste. Was Band eins noch recht lose konstruiert, wir gemeinsam mit DEN mitten is Abenteuer geworfen, so packt Corben gleich zu Beginn dieses zweiten Bandes eine ordentliche Schippe Worldbuilding aufs Tablett. Das Land Nirgendwo bekommt verschiedene Regionen, die neben „Süd-„ und „Ost-Nirgendwo“ ach teilweise mit fantasievollen Namen ausgestattet werden, die Wesen, die diese Ländereien bevölkern werden abwechslungsreicher und DENs Abenteuer wirken weniger wie einzelne Brocken, sondern mehr wie eine große Odyssee mit klarem Ziel. Alles Andere bleibt beim Alten. Farbenfroh und plastisch die Zeichnungen, drall, muskulös und nackt die Körper, blutig die Fights und teilweise gar eklig die Antagonisten. Klare Steigerung zu Band 1.

7,5/10



Echo des Wahnsinns – Geschichten aus dem H. P. Lovecraft Universum



Ja klar, bei Corbens DEN oder auch bei den Geschichten aus dem Hellboy Universum (und vielem Anderen mehr) schwingt häufig ein gewisser Hauch von Lovecraft mit, aber diese kleinen Häppchen reichen mir nun mal auf Dauer nicht, ab und an brauche ich einfach die geballte Ladung des Gentlemans aus Providence. Das so eine Breitseite Lovecraft auch mal ganz anders als gewohnt aussehen kann beweist dieses 114 Seiten starke Hardcover, in dem die kosmischen Schrecken sich mal nicht nur in Neuengland oder dem alten Ägypten ausbreiten. Nein, die Bedrohung durch die Großen Alten ist selbstverständlich zumindest global (wenn nicht sogar auf unser gesamtes Universum und die Zeitlinie ausgedehnt). Häufig beginnt der Horror in abgelegenen, ländlichen Gegenden, wo er sich ungestört ausbreiten kann und erst dann entdeckt wird, wenn alle Gegenmaßnahmen zu spät kommen. Auch in Europa gibt es sie, diese ruhigen, nahezu abgeschotteten kleinen Gemeinden und so ist der schleichende Horror natürlich auch in den österreichischen Alpen allgegenwärtig.

Einfach wundervoll wie zwölf verschiedene Zeichner in elf ganz unterschiedlichen Geschichten die Welt des H. P. Lovecraft in die europäische Bergwelt verorten. So manches mal in typisch gruseligem, verstörendem Stil, oft aber mit einem ganz großen Augenzwinkern und stellenweise sitzt den Künstlern der Schalk dermaßen im Nacken, dass ich lauthals loslachen musste. Als leuchtendes Beispiel sei hier nur die Szene einer Feilscherei in Mundart auf einem Bauern- und Flohmarkt genannt. Die zwei knorrigen alten Bergbauern zanken fleißig über den Preis eines alten Büchleins von dem, aufgrund eines Schlosses ohne Schlüssel, keiner von beiden weiß was drin steht. Das es sich dabei offensichtlich um eine Ausgabe von Abdul Al Hazreds Necronomicon handelt versteht sich von selbst… - Einfach nur köstlich!

Mehr will ich jetzt auch gar nicht verraten, denn der in Schwarz/Weiß(und manchmal blau) gehaltene Band ist sowohl erzählerisch, als auch optisch ein tolles kleines Überraschungspaket. Gänzlich unterschiedliche Artworks, Stories von klassischem Lovecraft-Style über makaber humorvoll zu brüllend lustig, von verstörend abgründig bis geradezu tragisch. Keine schwere Kost, für Lovecraft-Verhältnisse eher locker und vor allem sehr leicht zugänglich. Liest sich zügig weg, unterhält aber Prächtig und hält für Kenner eine Fülle von Anspielungen bereit. Für mich ein echtes Highlight.

9/10



DEN Band 3: Das Haus des Schweigens – Die phantastische Welt des Richard Corben 3



Die fulminante Eröffnungssequenz bietet uns DEN in seiner vollen Pracht und Stärke bei einem actiongeladenen Assault auf eine Festung, der mit Sequenzen gespickt ist, die direkt aus Alien³ oder Alien: Resurrection entsprungen sein können. Ein Action-Feuerwerk mit Gore-Anteil in bester Corben Manier. Dann – Cut. Was ist passiert? DEN ist faul und fett geworden, hat eine Ehefrau, die körperlich noch weitaus übler aufgestellt ist als er, aber immerhin scheint die deutlich die Hosen anzuhaben. Ein verweichlichter, übergewichtiger Duckmäuserich ohne Selbstachtung und eigenen Willen. Wird DEN den harten Weg zurück zu wahrer Stärke in Angriff nehmen, oder weiter in Erinnerungen an bessere Zeiten schwelgen und vor sich hinvegetieren?

Vollgepackt mit triefender Ironie gelingt es Corben sowohl die Story um seinen großen Helden noch spannender und schlüssiger als bislang fortzuführen und gleichzeitig eine äußerst witzige Persiflage auf selbigen und auf ein ganzes Genre, ach was sag ich, gleich auf mehrere Genres abzuliefern. Absolut unterhaltsam und der bisherige DEN-Höhepunkt.

8,5/10

VG, God_W.
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