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Alt 19.01.2020, 00:24   #2115  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
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Heute war House Music im Empire.
Es war laut. Wirklich laut. House Music besteht eigentlich darin auf irgendeinen Höhepunkt zuzusteuern und das dann so lange wie möglich herauszuzögern, am besten mit einer Endlosschleife immer derselben Beats.
Ich war um 22:00 Uhr im Empire, holte mir ein Bier trank es an der Tanzfläche und ging dann, rüber zur nächsten. Dort liefen die 90er in Endlosschleife.
Als ich zurückkam waren schon vier Leute auf der Tanzfläche.
Vater House, seine Frau und seine zwei Töchter. Es kam mir jedenfalls so vor wie ein Familienabend. Er der typische übriggebliebene Housetänzer, ganz schwer zu schätzen, vielleicht 45 , vielleicht 55 Jahre alt.
Er hatte eine schwarze undurchsichtige Sonnenbrille, ein T-Shirt mit einer großen CD drauf, und die obligatorische Flasche Bier in der Hand. Er stand auf der Tanzfläche und macht immer dieselben tranceähnlichen Bewegungen. Dabei sah er wirklich cool aus. Seine Frauen tanzten um ihn herum oder standen auch wahlweise mal an der Tanzfläche.
An ihn kam nichts heran.
Ich tanzte auch zu den schnellen, lauten Beats. Klar, House ist schon immer meinem Tanzstil zugute gekommen. Man hat eine Grundbewegung und dazu kommen dann viele verschieden Variationen und Muster. Ich tanzte los, wollte Väterchen House beeindrucken, aber es war auf einem anderen Planeten. Was hier unten auf der Tanzfläche passierte, interessierte ihn gar nicht.
Da sah ich das junge Mädchen, das wie eine Zigeunerin aus einem John Sinclair Heft aussah. Jung, so um die 20 oder 25 Jahre alt. Sie hatte einen langen roten Rock an und eine weiße gerüschte Bluse. Sie ging an mir vorbei,sprach mit dem DJ und verschwand wieder.
Danach kam eine etwa 40 jährige Frau auf die Tanzfläche zu mir. Sie trug eine rote Winterjacke. Ehrlich, Winterjacke auf der Tanzfläche geht gar nicht. Sie tanzte ein bisschen vor mir. Sie schaute mich an und lachte. Ich lachte zurück. Dann ging sie wieder.
Nach einiger Zeit wechselte ich die Tanzfläche. Mich zog es zu den 90ern. House Musik kann nach einer Zeit doch ziemlich monoton werden.
Dort hatte ich die Tanzfläche für mich. Vorerst. Ich hatte noch nicht lange getanzt, da kam die Zigeunerin mit ihrer Mutter, denn dabei handelte es sich um die Frau in der Winterjacke zu mir auf die Tanzfläche. Die Frau hielt mir die Hand zum abklatschen hin. Klar , ich klatschte ab und die beiden waren wieder verschwunden.
Ich tanzte weiter. Ein paar gute Lieder aus den 90ern, die aber schon 1000 mal gespielt wurden. Mich reizte das neue.
Auf zur House Musik. Jetzt waren doch noch ein paar mehr Leute auf der Tanzfläche. Ich tanzte neben zwei Mädchen, bzw. Frauen, so um die 30 Jahre alt. Es war eine gute Atmosphäre auf der Tanzfläche. Nach einiger Zeit kamen aber keine neuen Leute mehr dazu und die Leute, die auf der Tanzfläche waren, verließen sie irgendwann. Schließlich gab es folgendes Bild. Ich mit einer der beiden Frauen auf der einen Seite der Tanzfläche und der House Pabst mit seinem Gefolge auf der anderen Seite.
Meine Tanzpartnerin war wirklich gut. Tolle ausdrucksstarke Bewegungen.
Sie tanzte mal vor, mal hinter mir. Wir bewegten uns miteinander und aneinander vorbei.
Wir kamen uns dabei so nahe wie es ging, ohne die unsichtbare Linie zwischen uns zu überschreiten, die uns zwang miteinander zu kommunizieren.
Sie hatte ein wirklich schönes Charaktergesicht. Es wirkte etwas verbrämt und kaukasisch.
Es ging dann aus, wie es immer ausgeht. Da keiner von beiden sich traute den anderen anzusprechen, verließ sie irgendwann die Tanzfläche.
Schade.

Auf der Rückfahrt hörte ich auf SWR2 dann zufällig das Märchen von dem Mädchen mit den Schwefelhölzern. Ich kannte das vorher noch nicht. Sehr schön gesprochen.

Geändert von Crackajack Jackson (19.01.2020 um 09:17 Uhr)
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