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Alt 21.01.2022, 13:53   #122  
Servalan
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Egon Schiele: Tod und Mädchen (Österreich / Luxemburg 2016, Novotny & Novotny Filmproduktionen, Amour Fou Filmproduktion und Ulrich Seidl Film Produktion GmbH), Drehbuch: Hilde Berger und Dieter Berner nach ihrem biografischen Roman Tod und Mädchen: Egon Schiele und die Frauen, Regie: Dieter Berner, 110 min, FSK: 12, JMK: 14

Egon Schiele (1890 - 1918) zählt heute neben seinem Mäzen Gustav Klimt (1862 - 1918) und Oskar Kokoschka zu den bedeutendsten bildenden Künstlern der Wiener Moderne und ist dabei ein fester Teil der modernen Kunstgeschichte. Wegen seines frühes Todes könnte man ihn zum Club 27 zählen.
Schon in frühen Jahren entdeckten seine Kunstlehrer sein außerordentliches Talent und förderten ihn, sodass er sich 1906 mit 16 Jahren erfolgreich an der Akademie der bildenden Künste Wien bewerben konnte. Eines der beliebtesten Motive des österreichischen Expressionisten waren junge Mädchen, häufig auch Akte, wodurch er mit dem Gesetz in Konflikt geriet, angeklagt wurde und 24 Tage in Haft verbrachte. Alles in allem ist er eine ambivalente Person, die auch heute noch Kontroversen hervorruft.

So wurde der Filmtrailer von Facebook gesperrt, weil er Nacktbilder zeige. Der Filmverleih sieht in diesem Umstand eine „unzeitgemäße Parallele“.
Nachdem der erste Vorschlag Österreichs für den besten ausländischen Film bei der Oscarverleihung abgelehnt wurde, reichte das Land diesen Film als Alternativkandidaten ein. Weitere Nominierungen und Preise erhielt das Biopic beim Österreichischen Filmpreis 2017, der Romy 2017 und den New Faces Awards 2017.

Der Film setzt 1918 ein, als Schiele an der Spanischen Grippe leidet und nur unter großen Anstrengungen von seiner jüngeren Schwester Gerti mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt wird. In Rückblenden lernt das Publikum seine wichtigsten weiblichen Bezugsfiguren kennen: Da ist zuallererst Gerti, die ihm mit 14 Jahren als Aktmodell dient, sowie vier weitere junge Frauen.
Sein Modell Moa Nahuimir entdeckt er in einem Varieté, das lebende Bilder nachstellt; sie wird später als Moa Mandu ein Stummfilmstar. Desweiteren zeichnet er seine Ehefrau Edith Harms und deren Schwester Adele sowie seine Geliebte Wally Neuzil. Wie brisant seine provokanten Zeichnungen und Gemälde sind, thematisiert der Film, wenn sich seine Modelle im nachhinein ausgenutzt fühlen und sein väterlicher Freund Klimt unverhohlen ausspricht, dass er sich nicht traue, so junge Mädchen zu zeichnen, weil das zu gefährlich sei. Zugespitzt zeigt sich das in der Szene, als das Gericht Schiele zwar vom Vorwurf der Pornografie freispricht, aber ihm das Beweisstück, eine seiner Zeichnungen, nicht zurückgibt, sondern vor seinen Augen in Flammen aufgehen läßt.
Der Film endet mit seinem posthumen Triumph, als die Wiener Secession ihm seine 49. Ausstellung widmet.
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